Die Katzenmühle bei Buchholz

Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Die Katzenmühle bei Buchholz
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 467-469
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[467]
525) Die Katzenmühle bei Buchholz.[1]
Bechstein, Deutsches Sagenbuch S. 524. Poet. beh. v. Ziehnert. Bd. II. S. 21 sq.

Bei Buchholz befindet sich eine Mühle, welche noch bis jetzt die Katzenmühle von folgender Begebenheit her genannt wird. Im 15ten Jahrhundert soll daselbst ein wohlhabender Müller gelebt haben, der auf den Gedanken kam, sein Haus durch den Anbau eines Stalles zu vergrößern. Kaum war [468] derselbe fertig und die Mülleresel – denn für diese war er bestimmt – eingezogen, so mußten die armen Thiere auch wieder heraus, denn der Teufel hatte hier seinen Sitz aufgeschlagen und litt sie nicht darin. Zwar versuchte ihr Herr sie anfangs mit Gewalt wieder hineinzubringen, allein wollte er sie nicht von dem Bösen zerrissen sehen, so mußte er wohl oder übel dem Letzteren den Stall allein überlassen, und derselbe trieb nun darin jede Nacht sein Wesen mit Poltern und Rumoren, daß dieser Teufelslärm oft sogar das Geklapper der Mühlräder übertönte. So verging manches Jahr, da pochte es einst im tiefen Winter, als schon Alles im Schlafe lag, an das verschlossene Thor, und als der schlaftrunkene und übelgelaunte Müller fragte, wer denn so spät noch Einkehr begehre, da erfuhr er, daß es zwei Bärenführer seien, die mit ihren Bären von Cunnersdorf herübergekommen wären und ein Obdach suchten. Nun war er im Ganzen ein gastfreier Mann und gewährte ihnen also ihre Bitte, allein für ihre Thiere behauptete er keinen andern Aufenthaltsort zu haben, als den Stall, wo der Teufel seinen Sitz aufgeschlagen. Das kümmerte aber die Bärenführer nur wenig, sie meinten, er solle denselben nur öffnen, ihre Bären würden sich den Bösen schon vom Halse zu halten wissen. Der Müller that, wie sie ihm hießen, und glaubte nun, nachdem er ihnen die Sache gesagt habe, keine Schuld zu haben, wenn die Bärenführer am andern Morgen ihr Vieh todt fänden. Er ging also zu Bette und wartete der Dinge, die da kommen sollten. Als nun die Mitternachtsstunde schlug, da erhob sich auch in dem Stalle ein gräulicher Lärm, wie er noch niemals gehört hatte, es war ein Stoßen und Balgen, ein Brummen, Brüllen und Kreischen, daß ihm das Herz im Leibe zitterte. Indeß waren aber auch die Bärenführer von dem Mordspectakel aufgeweckt und man beschloß nachzusehen, ob denn die Thiere noch am Leben seien. Allein wie staunten sie, als sie, nachdem die Thüre geöffnet war, die Bären ganz ruhig an ihren Tatzen saugen, den Teufel aber in aller Eile verschwinden sahen. Darob freute sich der [469] Müller nicht wenig, er setzte also den Bärenführern noch ein treffliches Frühstück zum Abschied vor und gab ihren Thieren einen derben Sack voll Brod mit auf den Weg, um sich für ihre erfolgreiche Bekämpfung des Teufels dankbar zu bezeigen. Wirklich ließ sich seit diesem Tage der Teufel in dem Stalle nicht mehr spüren, und so konnten denn die Mülleresel ruhig wieder in denselben einziehen. Da traf es sich, daß einst am späten Abend, als der Müller eben nach Hause kam, der Gottseibeiuns in seiner fürchterlichen Gestalt plötzlich vor ihm stand und sprach: „ei! sagt mir doch, sind denn die beiden großen Katzen noch im Stalle drin?“ Ja „freilich,“ antwortete jener, „die Katzen sind und bleiben da.“ Da verschwand der Böse mit grimmigem Brüllen in den Wald und ward seitdem nicht mehr gesehen, der Name Katzenmühle blieb aber dem Orte bis auf unsere Zeit herab.


  1. Ich habe in meinen Sagenkreisen des Mittelalters S. 492 und 86, schon darauf hingewiesen, daß diese Sage sonderbar genug (sie findet sich auch bei Mühlenhoff, Sagen von Schleswig und Holstein Nr. 346 S. 257. Dieselbe Sage kommt auch in der Mark und in Norwegen vor, s. Hagen a. a. O. Bd. III. S. LXXII sq.) denselben Gegenstand betrifft, den ein altdeutsches Gedicht aus dem 13. Jahrhundert erzählt, das Schretel und der Wasserbär betitelt (bei Hagen, Gesammtabenteuer Bd. III. S. 257 sq., Mone, Quellen u. Forsch. Bd. I. S. 281 sq. und Haupt, Zeitschr. f. deutsches Alt. Bd. VI. S. 174 sq., cf. Grimm, Irische Elfenmärchen S. CXIV).