Die Heinrichs-Linde in Braunschweig

Textdaten
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Autor: C. St.
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Titel: Die Heinrichs-Linde in Braunschweig
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 255
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[241] [255] Deutschlands merkwürdige Bäume. Nr. 5. Die Heinrichs-Linde in Braunschweig. (Mit Illustration S. 241.) Als in Braunschweig, nach der Rückkunft Herzogs Karl II. von Paris, in den ersten Tagen des Monats September 1830 die Unruhen ausbrachen, welche am 7. September mit der Flucht des „Souverains“ und dem Brande des Residenzschlosses endeten, da wurde, um den murrenden Arbeitern Verdienst zu verschaffen, höchsten Ortes der Abbruch der an der Südseite des Domes stehenden mittelalterlichen Gebäude beschlossen, welche zu dem von Heinrich dem Löwen im Jahre 1170 neu begründeten Stifte St. Blasii gehörten. Nachdem dann der letzte Rest der Stiftsgebäude weggeräumt war, entstand dort der Wilhelmsplatz, dem am 18. Oktober v. J. heimgegangenen Herzoge zu Ehren so benannt.

An der Westseite desselben steht, als letztes Ueberbleibsel des ehemaligen Domkirchhofes, ein alter mächtiger Lindenbaum, an den, gebannt von dem Zauber der Sage, man im Sturmjahre 1830 die Axt nicht zu legen wagte. Dieser Sage zufolge soll Heinrich der Löwe den Baum mit eigener Hand gepflanzt haben, weßhalb er vom Volksmunde die „Heinrichs-Linde“ genannt wird und, wie der von diesem mächtigen Fürsten einst vor seiner Burg aufgestellte eherne Löwe, zu dem Wahrzeichen der Stadt Braunschweig gehört. Ist auch jene Sage unverbürgt, so steht doch unzweifelhaft fest, daß dieser Baum, dessen Stamm einen Umfang von nahe 20 Fuß hat, so alt ist wie der Dom selbst, dessen südliche Giebel er in jedem Lenz mit frischem Grün bekränzt. Seine Berühmtheit reicht ins Mittelalter zurück, und von seiner Popularität zeugt es, daß man ohne nähere Bezeichnung von der „Linde in Braunschweig“ sprach und daß damit Jedermann in Niedersachsen wußte, welche Linde gemeint sei.

Wie für das Herzogthum Braunschweig, so ist das Jahr 1830 auch für den berühmten alten Baum verhängnißvoll geworden. Man hatte ihn damals zwar vor einem jähen Tode bewahrt, aber seitdem nichts für seine fernere Erhaltung gethan. So lange die Linde, geschützt durch die sie umgebenden Gebäude, ihre Wurzeln in dem lockeren, fruchtreichen Boden des Domfriedhofes ausstreckte, trug sie in jedem Sommer eine über 70 Fuß hohe üppige Laubkrone. Nachdem sich aber das Straßenpflaster um ihren Stamm her fester und immer fester schloß, da begann die Krone abzusterben, und jetzt ist, wie unser Bild zeigt, der eine ihrer beiden mächtigen Hauptäste fast vollständig verdorrt. Dem weiteren Fortschreiten dieses Absterbens hat man durch eine theilweise Entfernung des Straßenpflasters und durch Zuführung von Wasser in dürrer Jahreszeit zu wehren gesucht, ein zu der ferneren Erhaltung des Baumes Hoffnung gebendes Resultat scheint aber erst dadurch erzielt worden zu sein, daß man vor zwei Jahren den nördlichen Theil des Wilhelmsplatzes nach dem Dome zu in eine Rasenfläche mit Bosquetanlagen verwandelt hat, in welche auch die alte Linde mit aufgenommen ist. – C. St.