Textdaten
<<< >>>
Autor: Paul Kummer
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der letzte Gast
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 51, S. 806–808
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Stubenfliege (Musca domestica)
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[806]
Der letzte Gast.
Von P. Kummer.


Die ersten Schneeflocken stöberten vom grauen Novemberhimmel und drinnen dampfte die Schüssel, um die meine Kinder saßen wie die Oelzweige. Ich sprach von der Wehmuth und Freude, mit welcher der erste Schnee das Gemüth berühre, aber der Jubel überwiege, denn hinter diesem flockigen Vorhange, der vor die Sommerfreuden falle, thuen sich das Christfest und die Schlittenbahn, die duftende Hyacinthe am Fenster und alle die unaussprechliche Traulichkeit der Winterszeit auf. Ich protestirte gegen die Worte Walter’s von der Vogelweide, der blos ein Dichter sei, wo er spreche: „Könnt’ ich verschlafen im Winter die Zeit, wach’ ich derweilen, so ist es mir leid!“ So ich, als meine brave Gattin mir freudig eifrig einfiel: „Aber seht nur, mit dem ersten Schnee zugleich der letzte Gast!“ Eine letzte Fliege saß, wie ein Spatz am Fenstersims, am Rande der Schüssel und streckte den Rüssel und leckte, als ob sie Fug und Recht und Sitz und Stimme da habe, wo die Familie sich versammelt, – die letzte von den Myriaden ihres Geschlechts, die längst verschwunden waren. Und wie der Onkel Tristram Shandy’s – in des berühmten englischen Humoristen Lorenz Sterne gleichnamigem Roman – als man in seiner Gegenwart eine Fliege tödten wollte, sagte: „Thut ihr nichts, der Schöpfer hat sie auch geschaffen,“ und sie ergriff und zum Fenster hinausfliegen ließ, so nahm ich den letzten Gast in Schutz und hieß ihn achten und ehren. Er hat sich nachmals am warmen Ofen gütlich gethan und ist da noch manchmal gesehen.

Ich liebe sie, die ehrliche Stubenfliege, nicht nur als Mensch, dem sie ein Mitgeschöpf ist, sondern auch als wissenschaftlicher Dipterensammler, der das Leben und die Eigenschaften der Dipteren (Zweiflügler) fleißig beobachtet hat und um deswillen die Stubenfliege vor unzähligen anderen ihres Gleichen zu berühmen weiß. Ich liebe sie, die ein Weltbürger ist und keinem Orte eines Erdtheiles fehlt, wo irgend nur Menschen sich angesiedelt haben. Wohin ich in und außerhalb Deutschlands nur je gekommen bin, habe ich sie gefunden und bin an die Heimath erinnert worden. Sie proclamirt die Freizügigkeit als ein göttliches Recht. Und so findet sie sich in den Colonistenhäusern Australiens, in den Missionsstuben am Cap der guten Hoffnung, in den Werkstätten der Chinesen und in den Stuben und Ställen der Pflanzer Amerika’s. Sie achtet auch nicht Hoch oder Niedrig: in den Sälen der Fürsten findet sie sich ein und fühlt sich nicht wohler, als in der dumpfig niedrigen Wohnung des Tagelöhners; und sie fragt nicht nach dem Ansehen der Person: die wackere Magd im Gehöfte umschwebt sie in gleicher Zuthulichkeit, wie die sammetne Dame inmitten ihrer elegantesten Soirée, und der Arbeit des Gelehrten schaut sie mit derselben Ausdauer zu, wie dem ehrsamen Handwerker bei seiner Mühe. Das Alles ohne Scheu. Du kannst dich ihr auf Spannenweite nahen, und sie fliegt nicht auf, wie andere Fliegenarten, die Bombyliden, Sylphiden etc., die, auf Blumen saugend, schon auf mehrere Schritte die leiseste Nähe des Menschen fliehen; du kannst sie wegjagen, und sie kommt wieder; du kannst einen ganzen Schwarm, der auf schwarzem Pelzwerke lagert, aufscheuchen, und in wenigen Minuten ist dies von Neuem furchtlos von ihm in Besitz genommen. Sie sind nicht klug, wie die Schlangen, denn sie entziehen sich der Gefahr deiner Hand und deiner ledernen Waffe nicht, selbst nachdem sie an gefallenen Cameraden deren Gefährlichkeit kennen gelernt, sondern sie sind nur ohne Arg, wie die Tauben. Sie vertrauen dem Menschen, in dessen wohnlichen Schutz sie sich begeben haben und mit dem sie seit Jahrtausenden zusammengelebt, und sind durch ihr Benehmen ein Loblied auf die menschliche Nachsicht und Güte.

Du meinst: Wären sie blos Gäste! ich ehre den Gast, wofern er das Gastrecht nicht verletzt. Aber geradezu unleidlich ist das Betragen der Stubenfliege, drum mag ich sie nicht. Ihr Sündenregister? Nichts leichter zu geben als das! Sie beschmutzen die goldenen Bilderrahmen, die Spiegel, sind unreinlich, wo wir Reinlichkeit lieben. Sie stechen oft auf schmerzliche Weise. Sie legen ihre Eier in das Fleisch und andere Speisen. Sie summen auf das Störendste, wenn schon die Hitze uns plagt. Sie hindern selbst den kürzesten Mittagsschlaf, – ich mag sie nicht, mich ärgert nicht nur zuweilen, sondern stets die Fliege an der Wand, in der Luft und wo sie nur sein mag.

Gemach, mein Bester, rechne der ehrlichen Stubenfliege – musca domestica – nicht zu, was zumeist Andere verschulden. Vielleicht kennst du sie gar nicht; eine einfache Lupe genügt, sie von den nächstverwandten Fliegen zu unterscheiden. Der Rüssel ist nur wenig vorstehend, abwärts gerichtet; die vierte Flügellängsader beugt nicht bogenförmig, sondern winkelig zur dritten Längsader auf; die Schienen der mittleren Beine sind auf der Innenseite ohne Borsten; die Stirn des Männchens ist nie so schmal, daß sich die Augen berührten. Nun kann sie deiner Kenntniß nicht entgehen; die Vergehen, die du ihr schuld giebst, sind groß, aber du wirst finden, sie treffen sie kaum oder gar nicht. Gut, [807] sie soll die goldenen Rahmen und selbst die Titelschildchen deiner Bücher verunreinigen, es mag dies ein dunkler Flecken an ihr sein. Aber keine Uebertreibung der Anklage! Hast du sie auch auf der That ertappt? Sieh’ sie genau an nach obigen Kennzeichen; sicherlich ist sie es selten, zumeist ist der Thäter eine kleinere Art mit gelbem Hinterleibe und schwarzer Mittelstrieme darauf, die vierte Flügellängsader beugt vorn gar nicht zur dritten auf; kurz, es ist ein ganz anderer unsauberer Geist, die gemeine Homalomyia canicularis[WS 1]; ihr Werk sind hauptsächlich die Tüpfelreihen, über die du schmälst.

An sich selbst ist die Stubenfliege vor Allem ein Muster der Reinlichkeit. Betrachte sie, wie sie mit Behendigkeit die vorderen Beinchen erhebt und Backen, Stirn und Fühler putzt, dann ebenso die Hinterbeinchen und mit ihnen, die mit dichtgereihten Härchen besetzt sind, wie mit einer Bürste bald von oben, bald von unten die Flügel streicht und jedes Stäubchen abbürstet. Wie wir den Faulen zur Ameise schicken, so können wir zum Unreinlichen sprechen: „Gehe hin zur Fliege und lerne von ihr!“

Und stechen soll die Stubenfliege? Eher wird die Sonne aus ihrer Bahn weichen. Sie kann es eben nicht, denn ihr fleischiger, vorn saugnapfartiger Rüssel ist nur zu mattem Saugen von Flüssigkeiten oder von löslichen Stoffen, wie Zucker, die sie durch einen Saft aus ihrem Rüssel flüssig macht, eingerichtet. Fange den lästigen Gast, und du wirst eine zwar ähnliche, aber breitere graue Fliege mit ausgespreizteren Flügeln erkennen und am Kopf einen stets wagerecht vorgestreckten, hornigen, nadelförmigen Rüssel. Es ist Stomoxys calcitrans. Tödte sie, wenn du für den geringen Stich mit dem Augenblicksschmerze den Tod für eine angemessene Strafe hältst.

Wie die Stubenfliege dir nicht durch Stechen gastrechtbrüchig zu nahe kommt, so auch deinen Speisen nicht mit ihren Eiern. Sie ist anspruchslos: Kehricht, Düngerstätten, schon in Fäulniß übergegangene vegetabilische und animalische Substanzen sind die Geburts- und Kindheitsstätten, aus denen die beflügelte Psyche sich emporschwingt. Und sie ist eine Wohlthäterin deiner Gesundheit damit, denn ihre Larven nähren sich von den fauligen Substanzen und ersparen dir das immerhin unbewußte Einathmen der daraus sich mannigfach entwickelnden Miasmen. Die Uebelthäter sind vielmehr Andere, denen man auf den ersten Blick alle Rücksichtslosigkeit zutraut. Die Fleischvorräthe sucht die nicht Eier, sondern gleich lebendige Maden gebärende stahlblaue Schmeißfliege, Calliphora vomitoria, und mit ihr in gleicher Tactlosigkeit die Fleischfliegen, Sarkophagen, welche durch ihre Größe – einige Arten sieben Linien lang – und die braun, schwarz und weiß schillernden Würfelflocken auf dem Hinterleibe an Fenstern, sonnigen Mauern und Gartenzäunen genugsam auffallen. Nur die Naschhaftigkeit ist Sache der Stubenfliege. Kaum ist das Mittagsmahl aufgetragen, so sitzt sie da, aber sie leckt bescheiden nur am Rande der Schüssel und findet am zahlreichsten erst sich ein, wenn die Teller leer sind und Niemand nach den daran hängen gebliebenen Atomchen von Saft mehr fragt. Kaum ist beim Kaffee die Zuckerdose geöffnet, so sieht es der lustige Chor und lagert drauf und schleckt und leckt und saugt. Wie manche Laune regen sie da an, sie drängen sich weg gegenseitig, sie setzen sich schelmisch aufeinander, sie putzen sich und sind unermüdlich.

Du gönnst dem Canarienvogel beim Kaffee sein Zuckerstückchen, warum nicht ihnen, die nur wenig wollen? Und ob sie auch ein unbescheidenes Theil nähmen, sie bringen es wieder ein, wenn du sie nur in Dienst zu nehmen weißt. Ich will dabei ein alterprobtes Mittel meiner wirthlichen Gattin verrathen. Steht ein Dienstmädchen im Verdacht, sich an der Zuckerdose eigenmächtig das Leben zu versüßen, oder sind die Kinder auf die Probe zu stellen, ob sie im Geheimen von der verbotenen Frucht gekostet haben, so sperrt sie einfach eine Fliege in die Zuckerdose. Ist das Thier beim Oeffnen am folgenden Tage noch drinnen, so war der Verdacht ungegründet und die Prüfung bestanden. Was oft alle Weisheit Salomonis nicht an das Licht bringt, das fördert so die kleine Fliege zu Tage!

Daß sie aber durch ihr Summen Dich störe, das Nervensystem durch die Unablässigkeit unerträglich aufrege, du glaubst es selber kaum und weißt, daß die blaue Schmeißfliege, die in gewitterschwüler Luft wie toll umher summt, es auch nur ist, welche, in der Stube eingeschlossen, jenes lästige, monotone Summen hervorbringt. Wohl hat auch die Stubenfliege, wie es das Merkmal aller Zweiflügler ist, an Stelle eines zweiten, hinteren Flügelpaares zwei Schwingkölbchen, geknöpfte Nietchen, welche wir als unausgebildete Hinterflügel ansehen müssen, mit denen die Thierchen beim Fliegen gegen die dürren Glasflügel schlagen, wodurch zumeist das Summen und Schwirren entsteht, das draußen in Feld und Wald uns so wohlgefällt. Die durch den Flügelschlag schnell gepeitschte Luft kommt nicht minder in Betracht. Aber bei der Stubenfliege sind die Theilchen zu klein, die Flügel zu zart. Du müßtest dich absolut anstrengen, um dich dadurch stören zu lassen.

Allein ganz rein können wir sie doch nicht waschen. Was eine Tugend ist, wird an ihr zum Fehler: ihre Zutraulichkeit, ihre liebkosende Nähe. Unsere Freundschaft hält ihrer Freundschaft nicht die Wage, und darum wird sie uns lästig. Sie umfliegt uns und wir wollen Ruhe haben; sie zeigt sich uns massenhaft und wir hätten an einer einzigen genug; sie wischt und leckt uns den Schweiß von der Stirn und macht es so eifrig und berührt mit ihren rauhen Füßchen unsere Haut, daß es uns geht wie jenem Herrn in der Thierfabel mit seinem Esel Baldewein; wir wollen ausruhen und in der Hitze die Augen schließen, sie läßt es nicht zu. Freilich, das Mittagsschläfchen zu stören, das wiegt am schwersten! Aber wie wäre sie befriedigt, wenn wir einen Schleier über das Gesicht legten und sie uns blos umschweben könnte!

Sonderbare Thiere, die auch akrobatische Künstler ohne Gleichen sind! Du hast schon oft dein Verwundern gehabt, wenn du müßig auf dem Sofa lagest und der Fliege zusahest, die an der Decke die Füße nach oben gerichtet mit vollendeter Seelenruhe hing oder ging, oder die an der spiegelglatten Fensterscheibe auf und ab spazierte und selber nicht ahnte, daß sie damit das so feststehende Gesetz der Schwerkraft zu Schanden zu machen drohe. Leihe dir jedoch von einem Freunde ein Mikroskop, wenn du leider dies wichtige Aufklärungsinstrument noch nicht selber besitzen solltest, und sieh’ dir die Füße der Fliege an! Der Fuß der Fliege, der Tarsus, besteht aus sechs Gliedern, von denen das letzte mit einem wunderbaren Apparate versehen ist, durch welchen die Sache ihre Erklärung erhält. Es sind daselbst nämlich zunächst zwei hornartige bewegliche Krallen, wie Vogelkrallen, angebracht, mit denen das Thierchen an kleinsten Erhöhungen, also auf allen rauhen Flächen sich anklammern kann. Daneben aber sind zwei dünnhäutige Expansionen, die Haftläppchen, von denen man früher meinte, dieselben wirkten als Sauger und bei jedem Tritte sauge die Fliege damit sich fest, am bequemsten an glattesten Flächen. Die Oberfläche der Haftläppchen ist mit feinen Härchen besetzt, und bei Anwendung stärkerer Mikroskope hat man an den Enden dieser Härchen geringe Erweiterungen erkannt, welche durch ausschwitzenden Saft feucht erhalten werden und somit alle als Saugscheiben dienen. Dergestalt ist es eine ganze Anzahl von Saugern, die an jedem Haftläppchen wirken, und die Haftläppchen selbst haben als Zweck nur, Träger der Saughaare zu sein und vielleicht auch, die Krallen vor dem Abgenutztwerden zu schützen.

Nimm außerdem noch die Lupe zur Hand und betrachte die ganze Fliege einmal, wie es denn billig zu fordern ist, daß Jeder die gewöhnlichsten Dinge um sich her, so weit sich’s thun läßt, kenne. Es kann dir der akrobatische Künstlerschmuck auch am Kopfe der Stubenfliege nicht entgehen, die zwei Federbüsche, welche das Thierchen hin und her bewegt. Es sind die gefiederten Fühlerborsten, die seitwärts am obersten eirunden Gliede der dreigliederigen Fühler oder Antennen stehen. Diese Antennen und Federn haben aber nicht nur Schönheits-, sondern für den Sammler auch Werth zur systematischen Bestimmung einer Fliege. Die Natur pflegt nur das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden. Und jene Antennen und Antennenborsten sind im vollen Sinne des Wortes Fühler, durch welche das Thierchen äußere Wahrnehmungen macht. Farben und Formen nimmt die Fliege durch das aus zahlreichen Prismen zusammengesetzte Auge wahr, worüber viel zu sagen wäre. Aber womit hört sie, riecht sie etc.? Aus der Analogie mit andern Insecten läßt sich abnehmen, daß auch bei der Fliege äußere Einwirkungen, wie Schall, Gerüche, durch die Antennen empfunden, aufgefangen werden. So zieht der Käfer bei einem Geräusche seine Fühler zusammen, nachdem er sie aufhorchend gewissermaßen erst spitzte. Ich habe oft Ichneumonen, jene Schlupfwespengattung, beobachtet, wenn sie eine Raupe [808] an einem Baumstamme gefunden hatten, die sie auserkoren, ihre Eier hineinzulegen. Bedenklich schritten sie auf derselben auf und ab, mit den gesenkten Fühlern die Oberfläche der Raupe wählig betastend und prüfend, sei es, an welcher Stelle sie am besten ihre Eier ablegen könnten, sei es, was ich als wahrscheinlicher anzunehmen Gründe habe, ob schon eine andere Schlupfwespe ihre Eier abgesetzt habe. Außerdem sind bei den Fühlern am Grunde des dritten Gliedes sehr feine Oeffnungen zu beobachten und auch der anatomische Bau der Fühler ist nicht so ganz einfach, so daß durch dieselben eine Vermittelung äußerer Einwirkungen stattfinden kann. Aber die Fühler geben als der Sitz der feinsten Empfindungsmasse, wie der Schwanz und das Ohr bei vielen Vierfüßlern, die Empfindung, Freude, Unmuth, Furcht etc. kund. Der mißmuthige Maikäfer hat die Schnurrblättchen zusammengelegt, doch je munterer er wird und je mehr er zum Fliegen sich anschickt, desto lebhafter fahren dieselben auseinander. Ich meine, bei den Fliegen ähnliche Gemüthsandeutungen mannigfach beobachtet zu haben.

Sind wir zu Ende? Bewahre, kaum angefangen haben wir! Wir haben von dem Flügelgeäder, den Beinen, dem Auge, dem Innern, von der Verwandtschaft mit den Würmern, denen die Fliege in den ersten Entwickelungsstufen zweifelsohne angehört, noch nichts gesagt. Es ist jedoch genug, wenn der werthe Leser erkannt hat, daß das elende Insect nicht uninteressant ist und mehr Geheimniß darin steckt, als unsere Weisheit sich träumen läßt. Aber was sich wissen läßt von den alltäglichsten Naturdingen um uns her, das sollte, je nach seinem Vermögen, Jeder wissen.

Durch das Wissen wird auch die rechte Würdigung kommen, und man wird von der ganzen Natur zuletzt mit klarem Bewußtsein sprechen können: „ich liebe sie!“ Mit dem „letzten Gaste“ schwindet uns dann eine wundersame Welt von drolligen, traulichen Lebewesen wieder einmal dahin.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Jetziger Name „Fannia canicularis“