Der gestrige Abend
[130]
Der gestrige Abend.
Selig! selig! die, so ganz versunken
Im Gefühl der Liebe, dir im Arme lag:
Ach, sie lauschte hoher Wonne trunken
Auf des Herzens stärkern Schlag.
Mit der reinsten Liebe sanft die Brust durchbebt,
Und mich mehr, als Amors Neuvermählte,
Zu Elysium erhebt.
Frey von jedem sinnlichen Verlangen,
Fühlt ich Trauter! ach, von dir umpfangen
Unsrer Seelen Sympathie.
[131]
Nein, nie fühlt’ ich, was ich dort empfunden!
Unaussprechlicher hat Liebe nie beglückt!
Ward mein Geist der Welt entrückt.
Und durchdrungen von dem reinsten Feuer
Hob die Sterbliche zur Göttin sich empor:
Du allein beseltest meine Leyer
Dir erthönen diese Silbersaiten,
Und mit einer nahmenlosen Lust
Fühlen wir, der Liebe Eingeweihten,
Schon den Himmel in der Brust.