Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: Der Rappe des Comturs
Untertitel:
aus: Gedichte
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons,
S. 307–308
Kurzbeschreibung:
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[307]
Der Rappe des Comturs.


Herr Konrad Schmid legt’ um die Wehr,
Man führt’ ihm seinen Rappen her:
„Den Zwingli laß ich nicht im Stich,
Und kommt ihr mit, so freut es mich.“

5
Da griffen mit dem Herren wert

Von Küsnach dreißig frisch zum Schwert:
Mit Mann und Roß im Morgenrot
Stieß ab das kriegbeladne Boot.
Träg schlich der Tag; dann durch die Nacht

10
Flog Kunde von verlorner Schlacht.

Von drüben rief der Horgnerthurm,
Bald stöhnten alle Glocken Sturm,
Und was geblieben war zu Haus,
Das stand am See, lugt’ angstvoll aus.

15
Am Himmel kämpfte lichter Schein

Mit schwarz geballten Wolkenreihn.
„Hilf Gott, ein Nachtgespenst!“ Sie sahn
Es drohend durch die Fluten nahn.
Wo breit des Mondes Silber floß,

20
Da rang und rauscht’ ein mächtig Roß

Und wilder schnaubt’s und näher fuhr’s …
„Hilf Gott, der Rappe des Comturs!“
Nun trat das Schlachtroß festen Grund,
Die bleiche Menge stand im Rund.

25
Zur Erde starrt’ sein Augenstern,

Als sucht’ es dort den todten Herrn …
Ein Knabe hub dem edeln Thier

[308]
Die Mähne lind: „Du blutest hier!“

Die Wunde badete die Flut,

30
Jetzt überquillt sie neu von Blut,

Und jeder Tropfen schwer und rot
Verkündet eines Mannes Tod.
Die Comturei mit Thurm und Thor
Ragt weiß im Mondenglanz empor.

35
Heim schritt der Rapp das Dorf entlang,

Sein Huf wie über Grüften klang,
Und Alter, Wittwe, Kind und Maid
Zog schluchzend nach wie Grabgeleit.