Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Der Maler
Untertitel:
aus: Sämmtliche Schriften. 1. Theil: Fabeln und Erzählungen, Erstes Buch. S. 121-122
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1769
Verlag: M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1746/48
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Bearbeitungsstand
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S. 121
S. 122


[121] Der Maler.

Ein kluger Maler in Athen,
Der minder, weil man ihn bezahlte,
Als, weil er Ehre suchte, malte,
Ließ einem Kenner einst den Mars im Bilde sehn,

5
Und bat sich seine Meynung aus.

Der Kenner sagt ihm frey heraus,
Daß ihm das Bild nicht ganz gefallen wollte,
Und daß es, um recht schön zu seyn,
Weit minder Kunst verrathen sollte.

10
Der Maler wandte vieles ein:

Der Kenner stritt mit ihm aus Gründen,
Und konnt ihn doch nicht überwinden.

Gleich trat ein junger Geck herein,
Und nahm das Bild in Augenschein.

15
O! rief er, bey dem ersten Blicke,

Ihr Götter, welch ein Meisterstücke!
Ach welcher Fuß! O, wie geschickt
Sind nicht die Nägel ausgedrückt!
Mars lebt durchaus in diesem Bilde.

20
Wie viele Kunst, wie viele Pracht,

Ist in dem Helm, und in dem Schilde,
Und in der Rüstung angebracht!

Der Maler ward beschämt gerühret,
Und sah den Kenner kläglich an.

25
Nun, sprach er, bin ich überführet!

Ihr habt mir nicht zuviel gethan.
[122] Der junge Geck war kaum hinaus:
So strich er seinen Kriegsgott aus.

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Wenn deine Schrift dem Kenner nicht gefällt:

30
So ist es schon ein böses Zeichen;

Doch wenn sie gar des Narren Lob erhält:
So ist es Zeit, sie auszustreichen.