Der Hexenhammer (1923)/Zweiter Teil, Erste Frage, Kapitel 2

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Von der Art, das gotteslästerliche Hexenhandwerk zu betreiben.

Kapitel 2.

Die Art aber, ihr gotteslästerliches Handwerk auf Grund eines ausdrücklichen Treuepaktes mit den Dämonen zu betreiben, ist verschieden, da auch die Hexen verschieden bei der Ausübung ihrer Hexereien zu Werke gehen. Um dies zu verstehen, ist zuerst zu bemerken: Wie die Hexen in dreifacher Art auftreten, wie im ersten Teile des Werkes festgestellt ist, nämlich solche, die schädigen, aber nicht heilen können, solche, die heilen, aber auf Grund eines besonderen Paktes mit dem Teufel nicht schädigen, und solche, die schädigen und heilen: Ebenso gibt es auch unter den Schädigenden eine erste Klasse, in welcher alle die Hexen sind, welche alle übrigen Hexereien auszuführen vermögen, welche die anderen nur zum Teil vollbringen. Wo also ihre Weise beschrieben wird, ist zugleich Klarheit geschaffen über die anderen Arten. Es gehören aber dahin diejenigen, die gegen die Neigung der menschlichen Natur, ja aller Tiere, die Kinder der eigenen Art verschlingen und zu verzehren pflegen.

Und das ist die schlimmste Sorte, was Hexenwerk betrifft. Sie sind es nämlich, die sich auch mit unzähligen anderen Schädigungen befassen: sie nämlich schicken Hagelschlag, böse Stürme und Gewitter, verursachen Unfruchtbarkeit an Menschen und Tieren, bringen auch die Kinder, die sie nicht verschlingen, den Dämonen dar, wie oben steht, oder töten sie sonst. Doch dies trifft nur die Kinder, die nicht durch das Naß der Taufe wiedergeboren sind; wenn sie jedoch, wie sich zeigen wird, auch wiedergeborene verschlingen, dann geschieht das nur mit Zulassung Gottes. Sie verstehen auch Kinder, die am Wasser spazieren gehen, ohne daß es einer sieht, vor den Augen der Eltern in das Wasser zu werfen; die Rosse unter den Reitern scheu zu machen, von Ort zu Ort durch die Luft zu fliegen, körperlich oder nur in der Vorstellung, die Geister der Richter und Vorsitzenden zu bezaubern, daß diese ihnen nicht schaden können; sich und anderen auf der Folter Verschwiegenheit zu bewirken; die Hände derer, die sie fangen wollen, und ihre Herzen mit gewaltigem Zittern zu treffen; das anderen Verborgene zu offenbaren; auch die Zukunft vorherzusagen nach des Teufels Unterweisung, was jedoch auch eine natürliche Ursache haben kann (siehe die Frage: ob die Dämonen die Zukunft vorauswissen können? Sent. 2. dist. 12.); Abwesendes wie gegenwärtig zu sehen, den Sinn der Menschen zu ungewöhnlicher Liebe und Haß zu wandeln; bisweilen, wenn sie wollen, durch Blitzschlag, gewisse Menschen oder auch Tiere zu töten; die Zeugungskraft oder auch die Fähigkeit das Beilager zu halten, wegzunehmen; Frühgeburten zu bewirken; die Kinder im Mutterleib durch bloße äußerliche Berührung zu töten; bisweilen Menschen und Tiere durch den bloßen Blick, ohne Berührung zu behexen und den Tod zu bewirken; die eigenen Kinder den Dämonen zu weihen: Kurz, können, wie vorbemerkt, alles Verderbliche, was andere Hexen nur zum Teil bereiten können, ausführen, falls Gottes Gerechtigkeit derlei zuläßt. Das wissen die in jene oberste Klasse gehörigen Hexen auszuführen, aber nicht umgekehrt. Das jedoch ist allen gemeinsam, daß sie mit dem Dämon fleischliche Unflätereien treiben.

Aus ihrer Art, ihr Hexenhandwerk zu betreiben, soweit sie der ersten Klasse angehören, kann jeder leicht die Art der anderen Hexen entnehmen.

Solche Hexen aber gab es unlängst vor dreißig Jahren in der Nachbarschaft von Savoyen nach der Berner Herrschaft zu, wie Nider in seinem Formicarius erzählt; jetzt aber in der Lombardei, nach der Herrschaft des Herzogs von Oesterreich zu, wo der Inquisitor von Como, wie im vorigen Teile gesagt ist, in einem Jahre einundvierzig Hexen einäschern ließ, und zwar war das das Jahr des Herrn usw. 85; er ist auch jetzt noch immer eifrigst mit Inquirieren beschäftigt.

Die Art aber des Bündnisses mit dem Teufel ist eine doppelte: einmal feierlich, mit ebenso feierlichem Gelübde, dann privatim, was zu jeder Zeit und Stunde mit dem Dämon geschehen kann. Die erste, feierliche Art geschieht, wenn die Hexen an einem festgesetzten Tage nach einem bestimmten Sammelplatze kommen, wo sie den Teufel in angenommener Menschengestalt sehen; und während er sie zur Treue gegen sich ermahnt, gegen zeitliches Glück und langes Leben, empfehlen ihm die Anwesenden die aufzunehmende Novize. Findet der Dämon, daß die Novize oder der Schüler geneigt ist, den Glauben und den allerchristlichsten Kult zu verleugnen und die dicke Frau (so nennen sie die allerheiligste Jungfrau Maria) und die Sakramente nie mehr zu verehren, dann streckt der Dämon die Hand aus; und ebenso die Novize oder der Schüler; und diese versprechen mit Handschlag, dies zu halten. Nachdem der Dämon diese Versprechungen empfangen hat, fügt er sofort hinzu: „Das genügt noch nicht,“ und wenn der Schüler fragt, was denn noch weiter zu tun sei, fordert der Dämon noch die Huldigung, die darin besteht, daß (die Novize oder der Schüler) mit Leib und Seele für alle Zeit ihm angehöre und nach Kräften auch andere, beiderlei Geschlechts, zu gewinnen suchen wolle. Endlich fügt er noch hinzu, sie sollten sich Salben aus den Knochen und Gliedern von Kindern, und zwar besonders von solchen, die durch das Bad der Taufe wiedergeboren sind, bereiten, wodurch sie alle ihre Wünsche mit seinem Beistande erfüllt sehen würden.

Von dieser Art haben wir Inquisitoren – und die Erfahrung ist Zeuge – vernommen in der Stadt Breisach, in der Diözese Basel, indem wir darüber vollständig von einer jungen, aber bekehrten Hexe unterrichtet wurden, deren Tante in der Diözese Straßburg eingeäschert worden war; sie fügte auch hinzu, daß die Art, wie ihre Tante sie zuerst zu verführen versucht hatte, folgende war. An einem Tage nämlich hatte sie mit ihr die Treppe hinaufzugehen und in die Kammer zu treten. Hier erblickte sie fünfzehn junge Männer in grünen Kleidern, so wie die Reiter zu gehen pflegen; und die Tante sagte zu ihr: „Wähle dir einen von diesen Jünglingen aus, und wen du willst, den will ich dir geben, und er wird dich zur Braut machen!“ Und als jene sagte, sie wolle gar keinen, ward sie arg von der Tante geschlagen, willigte darum ein und schloß das Bündnis auf die angegebene Weise. Sie sagte aus, daß sie öfters in der Nacht über weite Strecken mit ihnen geflogen sei, ja sogar von Straßburg nach Köln.

Das ist übrigens diejenige, bei deren Erwähnung im ersten Teile wir versprachen, wir wollten darlegen, ob die Hexen wahr und körperlich von den Dämonen von Ort zu Ort getragen würden: und zwar wegen der Worte des Kanons Episcopi XXVI, 5, wo der Text meint, es geschehe nur in der Einbildung, während sie jedoch bisweilen wirklich und körperlich ausfahren. Denn als jene Hexe gefragt ward, ob sie nur in der Einbildung und Phantasie, von den Dämonen getäuscht, ausführen, antwortete sie, auf beide Weisen, wie denn auch der wahre Sachverhalt ist, wie weiter unten über die Weise, örtlich auszufahren, erklärt werden wird.

Sie sagte auch, daß der größte Schaden bereitet würde von den Hebammen, weil sie meist die Kinder zu töten oder den Dämonen preiszugeben hätten. Sie sei von ihrer Tante furchtbar geschlagen worden, weil sie einen versteckten Topf öffnete, in dem sie viele Köpfe von Kindern fand. Und noch vielerlei berichtete sie, nachdem sie, wie billig, einen Eid geleistet, daß sie die Wahrheit aussagen wollte. Ihren Berichten über die Art des Bündnisschließens wird unbedenklich Glauben geschenkt, auch um dessentwillen, was der erwähnte Johannes Nider, jener hervorragende Gelehrte, der sich noch zu unseren Zeiten durch wunderbare Werke hervorgetan, in seinem Formicarius erwähnt, und zwar nach dem Berichte eines Inquisitors der Diözese der Aeduer (?), der in eben dieser Diözese viele der Hexerei Angeklagte inquirierte und einäschern ließ. Er sagt nämlich: „Aus dem Munde des erwähnten Inquisitors habe ich erfahren, daß im Herzogtum Lausanne einige Hexen die eigenen Kinder gekocht und gegessen hatten.“ Die Art aber, solche Kunst zu lernen, war, wie er sagt, die, daß die Hexen in eine festgesetzte Versammlung kamen und durch ihre Macht den Dämon wahrhaftig in der angenommenen Gestalt eines Menschen erblickten. Ihm hatte der Schüler notwendig das Versprechen zu geben, das Christentum zu verleugnen, niemals das Abendmahl anzubeten und das Kreuz mit Füßen zu treten, wo er es heimlich tun könnte.

Es folgt ein anderes Beispiel von demselben. Es ging allgemein das Gerücht, wie der Richter Petrus in Boltingen berichtet, daß im Berner Lande dreizehn Kinder von Hexen verzehrt worden seien, weshalb auch die öffentliche Gerechtigkeit ziemlich hart gegen solche Meuchelmörder verfahren sollte. Als nun Petrus eine gefangene Hexe fragte, auf welche Weise sie die Kinder verzehrten, antwortete sie: „Die Weise ist die folgende: Besonders stellten wir den noch nicht getauften Kindern nach, aber auch den getauften, besonders wenn sie nicht mit dem Zeichen des Kreuzes oder durch Gebete geschützt werden. (Leser, merke, daß sie auf Betreiben des Teufels deshalb besonders den Ungetauften nachstellen, damit sie nicht getauft werden.) Diese töten wir, wenn sie in der Wiege oder an der Seite der Eltern liegen, durch unsere Zeremonien, und während man glaubt, daß sie erdrückt oder sonst aus einem Grunde gestorben sind, stehlen wir sie heimlich aus der Gruft und kochen sie in einem Kessel, bis nach Ausscheidung der Knochen das ganze Fleisch fast trinkbar flüssig wird. Aus der festen Masse machen wir Salben, um unsere Wünsche, Künste und Fahrten bequem ausführen zu können, die flüssige Masse aber füllen wir in eine bauchige Flasche; wer hiervon unter Hinzufügung etlicher Zeremonien trinkt, wird sofort Mitwisser und Meister unserer Sekte.“[WS 1]

Es folgt mit Bezug hierauf noch eine andere, deutlichere und klarere Weise. Ein junger Mann nämlich, der samt seinem Weibe, einer Hexe, gefangen worden war und getrennt von ihr in einem besonderen Turme verwahrt wurde, sagte vor dem Berner Gerichte aus: „Wenn ich für meine Taten Verzeihung erlangen könnte, würde ich alles, was ich von der Hexerei weiß, gern offenbaren, denn ich sehe, daß ich werde sterben müssen.“ Und als er von den anwesenden Gelehrten gehört hatte, er könne jedwede Verzeihung erlangen, wenn er wahrhafte Reue empfände, da ging er freudig in den Tod und berichtete von den Arten der ersten Befleckung. Er sprach: „Die Ordnung, in der auch ich verführt bin, ist die folgende: Zuerst muß der zukünftige Schüler am Sonntage, bevor das Weihwasser geweiht wird, mit den Meistern in die Kirche gehen und dort vor ihnen Christum, den Glauben, die Taufe und die allgemeine Kirche verleugnen. Darauf muß er dem Magisterulus, d. h. dem kleinen Magister (denn so und nicht anders nennen sie den Dämon) die Huldigung darbringen. (Hier ist zu bemerken, daß diese Art mit den anderen, erwähnten übereinstimmt). Es hindert nicht, daß der Dämon, wenn ihm die Huldigung dargebracht wird, bisweilen zugegen ist, zuweilen aber auch nicht: denn in dem Falle handelt er listig, indem er die Disposition des zukünftigen Schülers wohl bemerkt; der vielleicht, als Novize, bei jenes Anwesenheit, aus Furcht zurücktreten möchte, während der Dämon andererseits meint, daß er durch seine Bekannten und Freunde sich leichter bewegen lassen könnte. Darum nennen sie ihn auch dann, wenn er abwesend ist, kleiner Magister, damit (der Novize) nur eine kleine Meinung von dem Magister bekomme und daher weniger erschrocken sei. – Endlich trinkt er aus der oben erwähnten Bauchflasche, worauf er sofort im Innern fühlt, wie er die Bilder unserer Kunst betreffs der Hauptriten dieser Sekte erfaßt und bewahrt. Auf diese Weise bin ich verführt worden und auch mein Weib, die, wie ich glaube, so verstockt ist, daß sie lieber den Feuertod aushält, als die kleinste Wahrheit eingestehen will. Aber ach! wir sind beide schuldig!“ – Wie der junge Mann ausgesagt, so fand sich alles in voller Wahrheit bestätigt: den vorher bußfertigen Mann sah man in großer Zerknirschung sterben; seine Frau aber wollte, wiewohl von Zeugen überführt, die Wahrheit durchaus nicht gestehen, auch auf der Folter nicht; auch nicht im Angesichte des Todes; sondern als der Henker den Scheiterhaufen angebrannt hatte, fluchte sie ihm mit häßlichen Worten und ward so eingeäschert.

Darin besteht also die feierliche Art, das Teufelsbündnis zu schließen: die andere, die private, geschieht auf verschiedene Weisen. Bisweilen nämlich tritt der Dämon zu solchen Männern oder Weibern, die in eine körperliche oder zeitliche Bedrängnis geraten sind; manchmal tut er das sichtbar, manchmal redet er durch Mittelspersonen: und wenn sie nach seinem Rate handeln wollten, verspricht er, würde alles nach Wunsch und Lust gehen. Von kleinen Anfängen geht er jedoch aus, wie im ersten Kapitel gesagt ist, daß er sie allmählich zu Größerem führe. – Hier könnten noch mancherlei Taten und Vollbringungen aufgezählt werden, die wir bei der Inquisition gefunden haben, aber weil dieser Stoff keine Schwierigkeiten bietet, müssen wir uns der Kürze befleißigen und zur nächsten Erklärung kommen.




Zur Erklärung der zu leistenden Huldigung ist noch einiges vorzubringen.

Darüber aber, daß der Teufel eine Huldigung empfängt, ist noch einiges zu bemerken, nämlich weshalb und wie verschieden er das tut.

Erstens: Mag nämlich der Teufel dies hauptsächlich tun, um die göttliche Majestät noch mehr zu beleidigen, indem er eine dieser zugehörige Kreatur für sich in Anspruch nimmt, und zwar zur größeren Sicherheit, daß sie einst verdammt werde, wonach er am meisten trachtet, so haben wir doch oft gefunden, daß er diese Huldigung zugleich mit dem Gelöbnis nur für eine gewisse Reihe von Jahren angenommen und bisweilen nur das Gelöbnis, die Huldigung aber auf bestimmte Jahre aufgeschoben habe.

Wir dürfen sagen, daß das Gelöbnis in gänzlicher oder aber teilweiser Ableugnung des Glaubens besteht; in gänzlicher Ableugnung, wenn, wie oben gesagt ist, der Glaube vollständig abgeleugnet wird; in teilweiser, wenn auf Grund des Paktes (die Hexe) gewisse Zeremonien gegen die Satzungen der Kirche zu beobachten hat, z. B. am Sonntage fasten, am Freitage Fleisch essen, bestimmte Verbrechen bei der Beichte verheimlichen und dergleichen. Die Huldigung aber besteht, wie wir sagen können, in der Uebergabe von Leib und Seele.

Weshalb aber derlei getan werde, dafür können wir vier Ursachen von seiten des Dämons angeben. Wenn nämlich, wie im ersten Teile des Werkes erklärt wird, (bei der zweiten Hauptfrage, ob die Dämonen die Herzen der Menschen zu Haß und Liebe verwandeln könnten), es sich zeigte, daß er nicht in das Innere des Herzen dringen kann, da dies Gott allein zusteht, jener aber durch Vermutungen zu ihrer Kenntnisnahme gelangt, wie bald weiter unten klar werden wird, so macht sich jener schlaue Feind, wenn er merkt, daß eine Novize, die er angreift, sich nur schwer überreden läßt, mit freundlichen Worten an sie heran und verlangt nur wenig, um sie dann allmählich zu Größerem zu verleiten.

Die zweite Ursache: Da nämlich unter denen, die den Glauben ableugnen, eine Verschiedenheit anzunehmen ist, indem die einen mit dem Munde, die anderen aber mit Mund und Herz ableugnen, so gibt der Teufel, um zu erproben, ob sie sich ihm mit dem Herzen ebenso wie mit dem Munde gelobten, eine bestimmte Reihe von Jahren, damit er in dieser Zeit nach Worten und Taten prüfe.

Die dritte Ursache: Wenn er nämlich in diesem Zeitraume erkennt, daß sie zur Ausführung irgendeiner Tat nicht recht willfährig ist und ihm nur mit dem Munde, aber nicht mit dem Herzen anhängt, und vermutet, daß die göttliche Barmherzigkeit ihr durch die Wache eines guten Engels förderlich sein werde, die der Dämon aus vielerlei erkennen kann, dann versucht er, sie fallen zu lassen und mit zeitlichem Kummer heimzusuchen, um entweder so oder aus ihrer Verzweiflung Gewinn ziehen zu können.

Die Wahrheit des Gesagten ist klar. Denn wenn man nach dem Grunde fragt, woher es komme, daß gewisse Hexen, unter jedweden, auch den furchtbarsten Folterqualen, auch nicht die geringste Wahrheit eingestehen; item, woher es komme, daß, wenn der Zwang Gottes durch Vermittlung eines heiligen Engels nicht dazu kommt, daß die Hexe gezwungen werde, die Wahrheit zu gestehen und das Verbrechen der Verschwiegenheit zu meiden, daß dann durch die Hilfe des Dämons geschieht, was auch immer sich ereignet: Verschwiegenheit oder Geständnis der Taten. Das erste geschieht bei denen, die, wie er weiß, mit Herz und Mund den Glauben abgeleugnet und ebenso die Huldigung geleistet haben; deren Beharrlichkeit ist er sicher, während er umgekehrt andere im Stich lassen wird, ohne sie zu schützen, darum, daß er weiß, daß solche ihm nur sehr wenig nutzen.

Die Erfahrung hat uns oft gelehrt und aus den Geständnissen aller derer, die wir haben einäschern lassen, ist es klar geworden, daß sie selbst zur Begehung von Hexentaten nicht willig gewesen waren; und das sagten sie nicht in der Hoffnung, loszukommen, da sich die Wahrheit aus den Schlägen und Prügeln abnehmen ließ, die sie von den Dämonen bekamen, wenn sie ihnen nicht auf den Wink gehorsam waren; hatten sie doch sehr oft geschwollene, bläulich angelaufene Gesichter.

Ebenso, daß sie nach der Ablegung des durch die Folter erpreßten Geständnisses der Verbrechen immer ihr Leben durch einen Strick endigen wollen, das wird als wahr hingestellt durch unsere Praxis. Denn immer werden nach erfolgtem Geständnis der Verbrechen von Stunde zu Stunde Wächter abgeschickt, die darüber wachen. Man fand die Hexen dann bisweilen infolge der Lässigkeit der Wachen an einem Riemen oder am Kleide aufgehängt. Dies bewirkte wie gesagt der Feind, damit sie nicht durch Zerknirschung oder sakramentalische Beichte Verzeihung erlangen möchten, und die er nicht hatte verlocken können, mit dem Herzen (sich ihm zu weihen), so daß sie leicht bei Gott hätten Verzeihung finden können, so sucht er sie endlich durch Verwirrung des Geistes und schrecklichen Tod in die Verzweiflung zu stürzen. Freilich ist in Frömmigkeit anzunehmen, daß sie mit Gottes Gnade durch wahre Zerknirschung und aufrichtige Beichte auch Verzeihung erlangt hätten, wo sie nicht freiwillig jenen Unflätereien angehangen.

Danach ist klar, was in den Diözesen von Straßburg und Konstanz, und zwar in Hagenau und Ravensburg vor kaum drei Jahren geschehen ist. Nämlich in der ersten Stadt hing sich eine (Hexe) an einem schlechten und zerreißlichen Kleide auf. Eine andere, mit Namen Walpurgis, war wegen der Hexerei der Verschwiegenheit wundersam berühmt, indem sie andere Weiber unterwies, wie sie sich solche Verschwiegenheit dadurch verschaffen mußten, daß sie einen Knaben, und zwar einen erstgeborenen, im Ofen kochten. – Diese Taten und Geschehnisse sind noch ganz neu; und ebenso ist es mit den in der zweiten Stadt Eingeäscherten, von denen hin und wieder gelegentlich die Rede sein soll.

Es gibt noch eine vierte Ursache, warum die Dämonen bei gewissen Hexen die Huldigung aufschieben, bei anderen aber nicht: Darum nämlich, weil sie die Lebensdauer des Menschen leichter als die Astronomen erkennen und ihnen eher das Ziel des Lebens vorschreiben oder das natürliche Ende durch einen Zufall, auf die Weise, wie oben gesagt, beschleunigen können.

Dies wird kurz erklärt durch die Taten und Vollbringungen der Hexen, wobei zunächst der Scharfsinn des Dämonen in solchen Dingen hergeleitet wird. Denn weil nach Augustinus De natura daemonum sieben Ursachen angegeben werden, deshalb schließen auch die Dämonen ziemlich gut auf die Zukunft; nicht als ob sie dieselbe bestimmt wissen könnten: Erstens, weil sie stark sind bezüglich der Handlung ihres Verstandes durch ihren natürlichen Scharfsinn; daher sie auch ohne Untersuchung wissen, die doch bei uns etwas Notwendiges ist. Zweitens, weil sie wegen langer Erfahrung und durch Eingebung höherer Geister mehr wissen als wir. Daher wird aus Isidorus von den Gelehrten oft angeführt, daß die Dämonen durch dreifachen Scharfsinn stark sind: durch natürlichen Scharfsinn, lange Erfahrung und Eingebung höherer Geister. Drittens, wegen der Schnelligkeit ihrer Bewegung, so daß sie mit wunderbarer Schnelligkeit im Westen weissagen können, was im Osten zu geschehen hat. Viertens, wie sie durch ihre Macht mit Zulassung Gottes Krankheiten bringen, die Luft vergiften und Hungersnot verursachen können, so können sie das auch vorhersagen. Fünftens, weil sie aus Anzeichen genauer den Tod vorhersagen können, als der Arzt, der den Urin sieht und den Puls (befühlt). Denn wie dieser aus Anzeichen auf etwas im Kranken schließt, was der gemeine Mann nicht beachtet, so findet auch der Dämon das, was kein Mensch von Natur sieht. Sechstens, weil sie aus den Anzeichen, die von der Seele des Menschen ausgehen, schlauer als (selbst) ein kluger Mann auf das schließen, was in der Seele ist oder sein wird. Sie wissen nämlich, welche Instinkte wahrscheinlich folgen werden, und folglich welche Taten. Siebentens, weil sie die Taten der Propheten und ihre Schriften besser kennen als die Menschen, und von ihnen vieles in der Zukunft abhängt; deshalb können sie daraus vieles von der Zukunft vorhersagen. – Das wird auch berührt XXIV, 4, Sciendum. Daher ist es kein Wunder, wenn der Dämon die natürliche Lebenszeit der Menschen wissen kann, mag es anders sein mit einem zufälligen Ende, welches (z. B.) durch Einäscherung einträte, die der Dämon am Ende ja bezweckt, wenn er, wie gesagt, die Hexen nicht willig findet und nun ihre Umkehr und Besserung fürchtet, während er andere, die er willig weiß, auch bis zum natürlichen Ende, bis zum Tode verteidigt.

Nun wollen wir noch in beider Beziehung Beispiele und Geschehnisse anführen, die von uns gefunden worden sind.

In der Diözese Basel nämlich gab es in einem Dorfe am Rheine mit Namen Oberweiler einen gut beleumundeten Leutepriester, mit der Ansicht oder vielmehr dem Irrtume, es gebe keine Hexerei in der Welt, sondern nur in der Meinung der Menschen, die derlei Taten schlechten Weibsstücken zuschrieben. Ihn wollte Gott dermaßen von seinem Irrtume heilen, daß auch noch andere Wege der Dämonen, den Hexen die Lebensdauer vorzuschreiben, ans Licht kämen. Denn als er einmal in Geschäften eilig über die Brücke schritt, kam ihm zum Unglück ein altes Weib entgegen, der er am Brückenkopf keinen Platz machen wollte, daß sie hinüberginge; sondern er schritt großspurig einher und stieß zufällig die Alte in den Dreck, weshalb sie empört in Schmähreden ausbrach und ihm zurief: „Warte, Pfaff, du sollst nicht ungestraft hinübergehen.“ Mochte er auch die Worte nur wenig beachten, so fühlte er doch in der Nacht, als er aufstehen wollte, unterhalb des Gürtels, daß er behext war, so daß er sich fortan immer von einigen Männern führen lassen mußte, wenn er die Kirche besuchen wollte. So blieb er drei Jahre unter der häuslichen Pflege seiner leiblichen Mutter. Als nach dieser Zeit jene Alte erkrankte, die er auch wegen der schmähenden Worte, mit denen sie ihm gedroht, immer im Verdacht gehabt hatte, sie müßte ihn behext haben, so traf es sich, daß sie in ihrer Krankheit zu ihm schickte, um zu beichten. Obwohl der Priester grob sagte, sie solle dem Teufel, ihrem Meister, beichten, so ging er doch auf die Bitten seiner Mutter, mit den Armen auf zwei Bauern gestützt, nach ihrem Hause und setzte sich zu Häupten des Bettes, in welchem die Hexe lag. Die beiden Bauern wollten von außen am Fenster horchen, ob sie die dem Leutpriester angetane Hexerei beichtete. Die Stube war nämlich zu ebener Erde. Nun traf es sich, daß, wenn jene auch während der Beichte mit keinem Worte ihre Hexentat erwähnte, sie doch nach Vollendung der Beichte sagte: „Weißt du auch, Pfaff, wer dich behext hat?“ Und als er mit freundlichem Tone sagte, er wüßte es nicht, fuhr sie fort: „Du hast mich im Verdachte, und mit Recht; wisse, ich habe dich behext (aus dem und dem Grunde, wie oben gesagt ist).“ Als nun jener um Befreiung bat, sagte sie: „Siehe, die gesetzte Zeit ist gekommen, und ich habe zu sterben; doch ich will es so einrichten, daß du wenige Tage nach meinem Tode geheilt wirst.“ Und so geschah es. Sie starb an dem vom Teufel bestimmten Tage, und der Priester fand sich dreißig Tage danach in der Nacht aus einem Kranken wieder gesund geworden. – Der Priester heißt Pfaff Häßlin, jetzt in der Diözese Straßburg.

Aehnliches ereignete sich in der Diözese Basel, auf dem Gute Buchel, nahe bei der Stadt Gewyll. Ein Weib, das endlich gefangen und eingeäschert worden, hatte sechs Jahre lang einen Incubus im Bette gehabt, sogar an der Seite ihres schlafenden Mannes; und zwar dreimal in der Woche, am Sonntag, Dienstag und Freitag, oder anderen noch heiligeren Zeiten. Sie hatte aber dem Teufel ihre Huldigung so dargebracht, daß sie ihm nach sieben Jahren mit Leib und Seele anheimgefallen wäre. In seiner Liebe rettete sie Gott jedoch: denn im sechsten Jahre eingefangen und dem Feuer übergeben, hat sie ein wahres und ganzes Geständnis abgelegt und wird wohl von Gott Verzeihung erlangt haben, denn sie ging gar willig in den Tod mit den Worten, daß, wenn sie auch loskommen könnte, sie doch lieber den Tod wünschte, wenn sie nur der Macht des Dämons entginge.




Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Sekte.