Der Hexenhammer (1923)/Erster Teil, Siebente Frage

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Ob die Hexer die Herzen der Menschen zu Liebe oder Haß reizen können, siebente Frage.

Es wird gefragt, ob die Dämonen durch die Hexen die Herzen der Menschen zu ungewöhnlicher Liebe oder Haß wandeln und reizen können? Und der Beweis wird geliefert, daß sie es nicht können, nach dem Vorausgeschickten. Dreierlei ist am Menschen: Wille, Verstand und Leib. Wie Gott den ersteren durch sich selbst zu leiten hat, weil „das Herz des Königs in der Hand des Herrn ist“, so muß er den Verstand durch einen Engel erleuchten und den Leib selbst durch den Einfluß von Himmelskörpern leiten.

2. Ferner können die Dämonen nicht innerhalb der Körper, sie verwandelnd, sein; noch weniger also in der Seele, indem sie deren Kräften Liebe oder Haß einflößen. Das ist klar aus der Folgerung: Weil sie von Natur größere Macht haben über Körperliches als über Geistiges. Daß sie sie nicht verwandeln können, hat sich oben an mehreren Stellen gezeigt, weil sie keine substantielle oder akzidentielle Gestalt verleihen können, außer mit der Beihilfe eines anderen Agens, wie auch jeder andere Künstler. Ebendarauf bezieht sich auch Episc. XXVI, 5 am Ende: „Wer da glaubt, ein Geschöpf könne in einen besseren oder schlechteren Zustand verwandelt werden außer vom Allschöpfer, ist schlimmer als ein Heide und Ungläubiger.“

3. Ferner: Jedes Agens erkennt seine Wirkung aus dem Vorsatz. Wenn also der Teufel die Herzen der Menschen zu Haß oder Liebe reizen könnte, so könnte er die inneren Gedanken der Seele sehen, was gegen das geht, was in dem Buche De eccles. Dogmatibus gesagt wird: „Der Teufel kann die inneren Gedanken nicht sehen.“ Ebenso heißt es dort: „Nicht alle unsere bösen Gedanken werden vom Teufel erregt, sondern bisweilen tauchen sie aus der Bewegung unseres freien Willens auf.“

4. Ferner: Liebe und Haß betreffen den Willen, der in der Seele wurzelt: Also können sie vom Teufel durch keine Kunst verursacht werden: Es gilt die Folgerung, daß „in die Seele schlüpfen“, wie Augustinus sagt, dem allein möglich ist, der sie geschaffen hat.

5. Ferner: Wenn man sagt, daß er die inneren sensitiven (Kräfte) und folglich also den Willen bewegen könne, so gilt das nicht, weil die sensitive Kraft würdiger ist als die nährende. Nun kann der Teufel kein Werk der nährenden Kraft schaffen, daß er also etwa Fleisch oder Knochen schüfe: Also kann er auch keinen Akt der inneren Kräfte der Seele verursachen.

Aber dagegen: Der Teufel soll nicht nur sichtbar, sondern auch unsichtbar die Menschen versuchen; dies wäre aber falsch, wenn er nicht innerlich, bezüglich der Seele und ihrer Kräfte etwas verursachen könnte. Außerdem sagt Damascenus in seinen Sententiae: „Alle Bosheit und alle Unreinheit ist vom Teufel ersonnen;“ und Dionysius, de div. nom. 4: „Die Menge der Dämonen ist sich und anderen die Ursache alles Uebels.“

Antwort. Hier ist zuerst eine Untersuchung über den (Begriff) Ursache zu geben; zweitens, wie der Dämon die inneren Kräfte der Seele, die innere sensitive genannt werden, verändern kann; und so wird drittens die Untersuchung geschlossen werden.

Bei dem ersten Punkte ist zu erwägen, daß „Ursache von etwas“ zwiefach also genannt werden kann, einmal direkt und dann indirekt. Indirekt, wenn z. B. irgendein Agens eine Neigung zu einer Handlung verursacht; man nennt das dann gelegenheitgebend und indirekt die Ursache der Wirkung, wie wenn man sagt, daß der, welcher Holz sägt, der Gelegenheitgeber der Verbrennung desselben ist; und auf diese Weise können wir sagen, daß der Teufel die Ursache aller unserer Sünden ist, weil er selbst den ersten Menschen zum Sündigen angereizt hat, aus dessen Sünde im ganzen Menschengeschlechte eine gewisse Geneigtheit zu allerlei Sünden gefolgt ist. Und so sind zu verstehen die Worte des Damascenus und Dionysius.

Direkt aber nennt man etwas die Ursache von etwas, insofern es direkt dabei handelt: Und in diesem Sinne ist der Teufel nicht die Ursache jeglicher Sünde. Denn nicht alle Sünden werden auf Antreiben des Teufels begangen; sondern einige auch aus der Freiheit des Willens und der Verderbtheit des Fleisches, weil, wie Origenes sagt: „Auch wenn der Teufel nicht wäre, würden die Menschen Verlangen nach Speise, Liebesgenüssen und derartigem haben, wobei viel Zügellosigkeit herrscht, und zwar am meisten infolge der vorangenommenen Verderbtheit der Natur, wenn nicht durch die Vernunft solches Verlangen gezügelt wird.“ Aber ein derartiges Verlangen zu zügeln und in Ordnung zu bringen, unterliegt dem freien Willen, worüber auch der Teufel weniger Macht hat.

Aber weil wir auf Grund dieser Unterscheidung nicht entscheiden können, wie bisweilen Liebeswahn oder Liebesraserei erregt werden kann, ist weiter zu bemerken, daß der Teufel, mag er auch nicht direkt, indem er den Willen des Menschen zwingt, die Ursache dieser ungewöhnlichen Liebe sein können, es doch sein kann durch das Mittel der Ueberredung, und zwar dies wiederum zwiefach: Nämlich sichtbar und unsichtbar. Sichtbar, wenn er z. B. in irgendeiner menschlichen Gestalt den Hexen selbst sinnfällig erscheint und sinnfällig mit ihnen redet und zur Sünde überredet, wie er die ersten Eltern im Paradiese in der Gestalt einer Schlange und Christum in der Wüste versuchte, indem er ihm sichtbar in einer gewissen Gestalt erschien. Und weil es nicht zu glauben ist, daß er nur so den Menschen überrede, weil daraus folgen würde, daß infolge der Anleitung des Teufels keine anderen Sünden geschähen, außer denen, zu denen der Teufel sichtbar erscheinend überredet, so muß man sagen, daß er auch unsichtbar den Menschen zum Sündigen anreizt, was zweifach geschieht: Durch das Mittel des Ueberredens und durch das Mittel des Disponierens. Durch das Mittel des Ueberredens, wenn z. B. der erkennenden Kraft etwas als gut dargestellt wird: Und das kann auf dreifache Weise geschehen, weil es dargestellt wird mit Bezug auf den Verstand, oder mit Bezug auf den inneren, oder mit Bezug auf den äußeren Sinn. Was den Verstand betrifft (so ist zu sagen): Weil der menschliche Verstand von dem Verstande eines guten Engels unterstützt werden kann, oder, wie Dionysius sagt, etwas zu erkennen ist durch das Mittel einer wie immer beschaffenen Erleuchtung (des Betreffenden), aus dem Grunde, weil, wie „einsehen“ nach dem Philosophen „etwas leiden“ ist, deshalb (der gute Engel) in den Verstand eine Erscheinung eindrücken kann, woraus dann die Handlung des Einsehens folgt. Und wenn man sagt, daß auch der Teufel dies durch seine natürliche Kraft tun könne, welche, wie aus dem Vorhergehenden ersichtlich, nicht vermindert ist, so ist zu sagen, daß er es nicht kann durch das Mittel der Erleuchtung, sondern durch das Mittel der Ueberredung. Der Grund: Weil der Verstand des Menschen von der Beschaffenheit ist, daß, je mehr er erleuchtet wird, er desto mehr das Wahre erkennt, und je mehr er das Wahre erkennt, er sich desto mehr vor Täuschung hüten kann; und weil der Teufel diese Täuschung endgültig bezweckt: Deshalb kann alle seine Ueberredung nicht Erleuchtung genannt werden, mag man sie auch Eingebung nennen, insofern er durch irgendeinen Eindruck auf die sentitiven [sic! sensitiven] inneren oder äußeren Kräfte, wo er dann sichtbar überreden würde, etwas einprägte, wodurch die intellektuelle Erkenntnis überredet würde, irgendeine Handlung zu vollbringen.

Ueber das wie, nämlich, wie es geschehen kann, daß er einen Eindruck auf die inneren Kräfte hervorbringen kann, ist zu bemerken, daß die körperliche Natur naturgemäß dazu geschaffen ist, von einer geistigen örtlich bewegt zu werden. Das zeigt sich an unseren Leibern, die von den Seelen bewegt werden, ferner an den Himmelskörpern. Aber sie ist nicht geschickt dazu geschaffen, von ihr unmittelbar geformt zu werden, und zwar reden wir hauptsächlich von Formen, sofern sie nach dem foris manendo, nicht nach dem informando so genannt werden. Daher ist es nötig, daß irgendein körperliches Agens dazu komme, wie bewiesen wird Metaph. 7: „Eine körperliche Materie gehorcht natürlicherweise immer guten oder schlechten Engeln bezüglich der örtlichen Bewegung,“ und wenn das feststeht, daß die Dämonen auf diese Weise durch örtliche Bewegung Samen sammeln, vereinigen oder bei Ausführung gewisser wunderbaren Taten anwenden können, wie es bei den Zauberern Pharaos gegeschah [sic! geschah], wo sie Schlangen erzeugten, und zwar wirkliche Tiere wobei sie den gehörigen Passiven die gehörigen Aktiven gesellten, so hindert nichts, daß alles, was auch immer aus der örtlichen körperlichen Bewegung der Materie erfolgen kann, durch die Dämonen geschehe, außer wenn sie von Gott gehindert werden.

Wenn dies wiederum feststeht und wir einsehen wollen, wie er die Phantasie des Menschen und die inneren sensitiven Kräfte durch die örtliche Bewegung zu Erscheinungen und heftigen Handlungen reizen kann, so ist zu bemerken, daß z. B. der Philosoph in seinem Buche de somno et vigilia die Ursache der Erscheinung der Träume durch örtliche Bewegung erklärt; deshalb, weil, wenn ein Geschöpf schläft, das meiste Blut nach dem Hauptsitze des Fühlens hinabsteigt und zugleich die Bewegungen oder Eindrücke mit hinabsteigen, die aus den voraufgegangenen Bewegungen der sensibeln (Kräfte) zurückgeblieben und im Geiste oder den sensibeln inneren Kräften aufgespeichert worden sind, welche die Phantasie der Einbildung ausmachen, was, wie sich zeigen wird, nach S. Thomas dasselbe ist. Es ist nämlich die Phantasie oder die Einbildung gleichsam die Schatzkammer der durch die Sinne aufgenommenen Formen. Daher kommt es, daß sie das Fassungsvermögen, d. h. die die Gestalten aufbewahrende Kraft, so bewegen, daß sie in der Phantasie frisch erscheinen, als wenn eben erst der Hauptsitz des Sensitiven von den Außendingen selbst frisch gereizt würde.

Wahr ist, daß nicht alle dies sehen; aber wenn jemand sich bemühen wollte, hätte er die Zahl und Betätigung der inneren Sinne zu betrachten, die nach Avicenna de anima fünf betragen, nämlich den gemeinen Sinn, die Phantasie, die Einbildung, die Meinung und das Gedächtnis; nach dem Heiligen Thomas I, 79 jedoch sind es nur vier, weil er Einbildungskraft und Phantasie nur für eine gelten läßt. Aus Furcht vor der Weitschweifigkeit unterbleibt eine Erklärung; auch deshalb, weil an sehr vielen Stellen davon gehandelt wird. Nur darüber (soll einiges bemerkt werden), daß gesagt worden ist, die Phantasie sei eine Schatzkammer von Gestalten, und es jemandem scheinen könnte, das sei die Gedächtniskraft. Unterscheide, daß Phantasie die Schatzkammer oder der Aufbewahrungsort der durch den Sinn aufgenommenen Formen ist, das Gedächtnis aber der Schatz der Intentionen, die durch den Sinn nicht aufgenommen werden. Wer einen Wolf sieht, flieht nicht wegen der Häßlichkeit der Farbe oder der Gestalt, welches von den äußeren Sinnen aufgenommen und in der Phantasie aufgespeicherte Formen sind, sondern er flieht, weil jener ein Feind seiner Natur ist; und das hat er durch eine gewisse Intention und Wahrnehmung der Meinungskraft, welche jenen als schädlich, den Hund als Freund erkannt hat. Der Aufbewahrungsort jener Intentionen ist das Gedächtnis, weil aufnehmen und behalten in der Körperwelt auf gewisse Prinzipien zurückgeführt wird: Denn feuchte (Körper) nehmen leicht auf, aber behalten schlecht; umgekehrt ist es aber mit den trockenen.

Zur Sache. Was sich bei Schlafenden bezüglich der Erscheinungen von Träumen (durch Bewegung) der Geister ereignet, d. h. der im Aufbewahrungsorte aufgespeicherten Gestalten, und zwar durch natürliche körperliche Bewegung, wegen der Bewegung des Blutes und der Säfte nach jenen Hauptpunkten, d. h. nach den inneren sensitiven Kräften hin, und zwar sprechen wir von einer örtlichen, inneren Bewegung im Kopfe und der Zellen des Kopfes — dies kann auch infolge einer ähnlichen durch die Dämonen bewirkten örtlichen Bewegung geschehen und nicht nur bei Schlafenden, sondern auch bei Wachenden, in denen die Dämonen die inneren Geister und Säfte bewegen und erregen können, so daß die in den Aufbewahrungsorten aufgespeicherten Gestalten aus den Schatzkammern zu den sensitiven Hauptsitzen, d. h. zu jenen Kräften, nämlich der Einbildungskraft und Phantasie, herausgeführt werden, so daß solche sich irgendwelche Dinge einzubilden hat; und eine solche wird eine innere Versuchung genannt werden.

Und es ist kein Wunder, daß der Dämon das durch seine natürliche Kraft vermag, wenn jedweder Mensch, wenn er wacht und im Gebrauche der Vernunft ist, durch freiwillige Erregung der aufgespeicherten Gestalten aus seinen Schatzkammern oder Aufbewahrungsorten derartige Gestalten durch sich selbst heraufführen kann, so daß er sich nach Wunsch irgendwelche Dinge vorstellt. Steht das fest, so ist auch die Sache mit dem Liebeswahne klar. Denn weil die Dämonen, wie gesagt, derartige Gestalten bewegen können usw., tun sie es zwiefach: Einmal ohne Hemmung des Gebrauches des Verstandes, wie von der Versuchung gesagt ist und durch das Beispiel von dem freiwilligen Anhangen, das bisweilen vorkommt; manchmal aber so, daß der Gebrauch der Vernunft gänzlich gehemmt ist: Und auch das können wir mit Beispielen belegen vermittels gewisser natürlicher Defekte wie bei Gehirnkranken und Trunkenen; weshalb es nicht verwunderlich ist, daß die Dämonen mit Gottes Zulassung den Gebrauch der Vernunft hemmen. Und solche heißen arreptitii, und daher arreptitius von arripio, arripis, weil arreptum (besessen) vom Teufel; und zwar in doppelter Weise: Entweder ohne Hexe und Hexerei oder mit ihr und mit[1] Hexerei; denn wie der Philosoph in dem erwähnten Buche sagt, weil jemand in seiner Leidenschaft (schon) von Aehnlichkeit bewegt wird, wie der Liebende durch geringe Aehnlichkeit (jemandes) mit der geliebten Person, und so auch der Hassende, deshalb stacheln die Dämonen, welche durch die Handlungen der Menschen erfahren, welchen Leidenschaften sie mehr ergeben sind, sie zu so ungewöhnlicher Liebe oder Haß an, indem sie um so stärker und wirksamer das, was sie erstreben, in ihre Einbildung einprägen, je leichter sie das können. Aber sie können es um so leichter, je leichter auch der Liebende die aufgespeicherte Gestalt zum Sitze des Fühlens, d. h. zur Vorstellung herausführt und je entzückter er bei der Betrachtung jener verweilt.

Mit Hexerei jedoch (geschieht derlei), wenn er derartiges durch die Hexen und auf Bitten der Hexen wegen des mit ihnen eingegangenen Paktes besorgt, worüber ausführlich zu berichten bei der Menge sowohl auf geistlichem als auch weltlichem Gebiete nicht möglich ist. Denn wie viele Ehebrecher lassen nicht die schönsten Weiber und entbrennen für andere, gar scheußliche?

Wir kennen ein altes Weib, das nacheinander drei Aebte, wie alle Brüder des betreffenden Klosters bis auf den heutigen Tag laut und offen berichten, nicht nur in solcher Weise behexte, sondern auch tötete. Einen vierten hatte sie schon auf ähnliche Weise verrückt gemacht, was sie selbst auch offen eingesteht; scheut sich auch nicht, laut zu sagen: „Ich habe es getan und tue es noch; und sie werden nicht von der Liebe zu mir lassen können, denn sie haben so viel von meinem Kote gegessen,“ wobei sie die Menge durch Ausstrecken der Arme angibt. Ich gestehe aber, daß uns die Macht noch nicht zustand, sie zu strafen, und über sie zu inquirieren, weshalb sie noch am Leben ist.

Und weil am Anfange der Unterscheidung gesagt wurde, daß der Teufel unsichtbar den Menschen zum Sündigen ansporne nicht nur durch das Mittel der Ueberredung, wie gesagt ist, sondern auch durch das Mittel des Disponierens, so wird das so erklärt, wenn es auch vielleicht nicht zur Sache gehört. Durch eine ähnliche Erregung der Geister und Säfte nämlich macht er einige mehr geneigt zum Zürnen oder zur Begehrlichkeit oder ähnlichem. Denn es ist offenbar, daß, wenn der Körper irgendwie disponiert ist, der Mensch mehr zu Begehrlichkeit, zum Zorn und ähnlichen Leidenschaften geneigt ist; und wenn sie sich erheben, dann wird der Mensch zum Beistimmen disponiert.

Aber weil es schwer ist, über das Vorhergehende zu predigen, deshalb ist es in leichterer Weise zur Belehrung des Volkes zu erklären; und durch welche Mittel solche Behexte geheilt werden können, wird im dritten Teile behandelt werden.

Der Prediger stellt über das oben Gesagte folgendermaßen eine Untersuchung an: Ob es gut katholisch sei, zu behaupten, daß die Hexen imstande wären, die Gemüter der Menschen zu ungewöhnlicher Liebe zu fremden Frauen zu reizen und ihre Herzen so zu entflammen, daß sie durch keine Ablenkung, nicht durch Schläge, Worte oder Taten zum Ablassen gezwungen werden können; daß sie gleichermaßen zwischen ehelich Verbundenen Haß erregten, daß sie nicht imstande seien, durch Gewährung und Erfüllung der ehelichen Pflichten für Nachkommenschaft zu sorgen; daß sie im Gegenteil bisweilen in tiefer Nacht durch weite Länderstrecken zu ihren Geliebten eilen müssen.

Wenn er will, kann er darüber einige Argumente aus der vorhergehenden Untersuchung entnehmen; wenn nicht, dann sage er bloß, daß diese Untersuchungen auf Schwierigkeiten stoßen bezüglich der Liebe und des Hasses. Denn weil diese im Willen ihren Grund haben, der in seinem Handeln immer frei ist und nicht durch irgendeine Kreatur gezwungen werden kann, außer von Gott, der ihn lenken kann, deshalb scheint der Dämon, so wenig wie eine Hexe durch dessen Kraft, den Willen zu Liebe oder zu Haß zwingen zu können. Item, weil der Wille wie auch der Verstand subjektiv in der Seele existiert, und in die Seele schlüpfen nur dem möglich ist, der sie geschaffen hat, deshalb stößt die Frage auf Schwierigkeiten, mit Bezug auf die Entwicklung der Wahrheiten in ihren einzelnen Teilen.

Doch abgesehen hiervon ist zuerst zu reden von der Liebesraserei und dem Haß, zweitens von der Behexung der Zeugungskraft.

Erstens: Mag auch gegen den Verstand und Willen des Menschen der Dämon nicht unmittelbar handeln können, so sind die Dämonen doch nach allen Theologen — Sent. 2, von der Kraft der Dämonen, gegen den Körper und die Kräfte des Körpers, oder die dem Körper angefügten, seien es äußere oder seien es innere Sinne zu handeln — imstande, mit Zulassung Gottes so zu handeln. Dies beweisen Autorität und Grund, die (d)er (Prediger), wenn er will, aus der vorhergehenden Frage entnehmen kann; wenn nicht, dann bringe er als Autorität und Grund Job 2. Hier sagt Gott zu dem Dämon: „Siehe, in deiner Hand (d. h. Macht) ist Job;“ und zwar war er es mit dem Körper, was klar ist, da er ihm (Macht über) die Seele nicht geben wollte, daher er sagte: „Aber seine Seele bewahre,“ d. h. laß sie ungeschädigt. Grund: Weil er ihm den Leib gab, gab er ihm auch Macht über alle dem Körper angefügten Kräfte: Welche sind fünf äußere und vier innere, nämlich gemeiner Sinn, Phantasie oder Vorstellung, Meinung und Gedächtnis.

Wenn es nicht anders klargemacht werden kann, gebe er das Beispiel von den Schweinen und Schafen, wo die Schweine vermöge des Gedächtnisses in den Stall heimkehren können; und die Schafe durch natürliche Vorstellung den Wolf und Hund unterscheiden: Den einen als Feind, den anderen als Freund ihrer Natur.

Folglich, wenn alle unsere intellektuelle Erkenntnis ihren Ursprung im Sinne hat (da nach dem Philosophen de anima 2 ein Verstehender Bilder der Vorstellung schauen muß), so kann der Dämon, wie er imstande ist, die innere Phantasie zu wandeln, auch den Verstand verdunkeln; und zwar wird das kein unmittelbares Einwirken sein, sondern ein Einwirken unter Vermittlung der Erscheinungen. — Item gebe man nach Gefallen Beispiele, daß nur Bekanntes geliebt wird: Vom Golde, welches der Geizige liebt, weil er dessen Wert kennt, usw. Darum wird durch Verdunkelung des Verstandes auch der Wille in seinen Affekten verdunkelt. Dies aber kann der Dämon tun entweder ohne Hexe oder mit Hexe, ja, es kann sich ereignen durch bloße Unvorsichtigkeit der Augen. Wir werden von den einzelnen (Fällen) Beispiele geben. Denn wie es Jac. 1 heißt: „Ein jeder wird versucht, gereizt und gelockt von seiner Begehrlichkeit; die Begehrlichkeit aber, wenn sie empfangen hat, gebiert sie die Sünde, die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert sie den Tod.“ Sichem, als er die Dina ausgehen sah, um die Weiber des Landes zu sehen, verliebte sich in sie, raubte sie und schlief bei ihr, und seine Seele wuchs zusammen mit ihr: Genesis XXXIV; und die Glosse: „Einer schwachen Seele ergeht es so, wenn sie, wie Dina, mit Vernachlässigung eigener Geschäfte die anderer besorgt: Sie wird verführt durch den Umgang und wird eines Sinnes mit den Verführten.“

Zweitens, daß derlei bisweilen auch ohne Hexe, durch Versuchung der Dämonen im allgemeinen geschieht, wird so erklärt. Ammon liebte seine sehr schöne Schwester Thamar, und er war so sehr weg in sie, daß er wegen seiner Verliebtheit krank ward: Könige II, 13. Wer möchte wohl zu solch schändlicher Unzucht herabsinken, der nicht gänzlich verdorben und schwer vom Teufel versucht ist? Daher dort die Glosse: „Dies ermahnt uns, und deshalb hat es Gott zugelassen, daß wir immer vorsichtig handeln, daß nicht Laster in uns herrschen, und der Fürst der Sünde, der einen falschen Frieden schließt mit den Gefährdeten, uns nicht unversehens tötet, wenn er uns bereit findet.“

Von dieser zweiten Art der Liebe ist das Buch von den heiligen Vätern voll, welches berichtet, daß, wenn sie sich auch aller Versuchung der fleischlichen Lust entzogen hätten, sie doch mehr als glaublich ist, von der Lust nach Weibern versucht wurden. Daher sagt auch der Apostel Korinther II, 12: „Mir ist gegeben der Stachel meines Fleisches, der Engel des Satans, der mich mit Fäusten schlage,“ wo die Glosse sagt: „Er ist mir gegeben zur Versuchung durch die Lust.“ Die Versuchung aber, der man widersteht, ist keine Sünde, sondern eine Art Prüfung der Tugend: und dies wird verstanden von der Versuchung durch den Feind, nicht durch das Fleisch, welche immer zum wenigsten verzeihliche Sünde ist, auch wenn man ihr nicht nachgibt.

Der Prediger kann, wenn er Lust hat, noch einige Beispiele anführen.

Von dem dritten Punkte, daß Liebeswahnsinn aus Hexentaten der Dämonen komme, ist oben gesprochen, und von dieser Versuchung reden wir. Und wenn jemand sagte, wie man unterscheiden könne, daß nicht vom Teufel, sondern allein durch Hexenkunst eine solche ungewöhnliche Liebe entstehe, so ist zu sagen: Auf viele Weisen. Erstens, wenn ein also Versuchter ein schönes, ehrbares Weib hat und von dem anderen (Weibe, das er liebt) das Gegenteil feststeht usw. Zweitens, wenn die Urteilskraft der Vernunft gänzlich gebunden wird, daß er nicht durch Schläge, Worte, Taten oder auch Ablenkungen dazu gebracht werden kann, von ihr zu lassen. Drittens: Besonders, wenn er sich nicht halten kann, so daß er manchmal unerwartet sich auch über eine weite Länderstrecke, ungeachtet der Rauheit des Weges, wie es aus dem Geständnisse solcher ein jeder erfahren kann, (zur Geliebten) begeben muß, am Tage wie bei Nacht; wie nämlich Chrysostomus über Matth. 21 sagt, von der Eselin, auf der Christus ritt, daß, wenn der Dämon den Willen des Menschen durch Sünde einnimmt, er ihn nach Gefallen zieht, wohin er will. Er gibt das Beispiel von dem Schiffe auf dem Meere, das das Steuer verloren hat und vom Winde umhergeschleudert wird, und wie wer auf dem Rosse machtvoll sitzt und ein König, mit dem Besitze eines Gewaltherrschers. (?)

Viertens erkennt man es daran, daß sie unerwartet und plötzlich ausfahren und bisweilen sich verwandeln, daß ihnen nichts widerstehen kann. Es folgt auch aus dem üblen Leumunde der Person selbst.

Bevor wir zur nächsten Frage übergehen, über die Behexung der Zeugungskraft, die dann angefügt ist, sind zuvor die Argumente zu lösen.

Als Antwort zu den Argumenten ist betreffs des ersten, daß der Wille des Menschen von Gott regiert wird, wie der Verstand von einem guten Engel, zu sagen, daß da die Lösung klar ist. Wie nämlich der Verstand nur von einem guten Engel zur Erkenntnis des Wahren erleuchtet wird, woraus Liebe zum Guten folgt, weil Wahres und Seiendes zusammenfallen, so kann der Verstand auch von einem bösen verdunkelt werden zur Erkenntnis des (nur) scheinbar Wahren, und zwar durch Vermischung der Gestalten in den Sitzen des Sinnes, d. h. den (oben) vorgeführten inneren sensitiven Kräften und Mächten, woraus eine ungewöhnliche Liebe zum scheinbar Guten folgt, nämlich körperlicher Ergötzung, welche solche denn auch suchen.

Ueber das zweite Argument: Daß sie innerhalb der Körper, sie verwandelnd, nicht sein können, ist teils wahr, teils nicht, und zwar hinsichtlich der dreifachen Verwandlung. Sie können sie nämlich nicht verändern in der Weise, daß sie irgendeine Form hervorbrächten, sei sie substantiell oder akzidentiell, was auch mehr eine Hervorbringung als Verwandlung zu nennen ist – ohne Mithilfe eines anderen Agens oder auch ohne göttliche Zulassung. Wenn wir aber von qualitativer Veränderung, wie Hervorbringung von Gesundheit oder Krankheit sprechen, so können sie, wie aus obigem hervorgeht, verschiedene Krankheiten, sogar bis zur Bindung der Vernunft hervorbringen und so ungewöhnliche Liebe und Haß bewirken.

Es kann auch die dritte Art der Veränderung noch hinzugefügt werden, die geschieht, wenn ein guter oder schlechter Engel in den Körper schlüpft, so wie wir sagen, daß Gott allein in die Seele schlüpfen kann, d. h. in die Wesenheit der Seele. Aber wenn wir sagen, daß ein Engel in den Körper schlüpft, besonders ein schlechter, wie bei Besessenen, da schlüpft er nicht in den Kreis der Wesenheit des Körpers, da so nur der hineinschlüpfen kann, der das Dasein gibt, nämlich Gott Schöpfer, und wird gehalten gleichsam, als habe er eine innere Macht der Seele. Doch sagt man, er schlüpfe in den Körper, wenn er etwas an dem Körper wirkt, weil er dort ist, wo er arbeitet, wie Damascenus sagt; und dann arbeitet er innerhalb der Grenzen der körperlichen Quantität und der Grenzen der körperlichen Wesenheit.

Daraus ergibt sich, daß der Körper Grenzen hat im doppelten Sinne: Der Quantität und der Wesenheit, und ist ein Unterschied wie zwischen suppositum und Natur. Wie sie also in den Körper schlüpfen können, so auch in die den körperlichen Organen angehefteten Kräfte; und folglich können sie Eindrücke machen auf die Kräfte; daher folgt per Akzidens eine solche Handlung und ein solcher Eindruck auf den Verstand, da sein Objekt die Vorstellung ist, wie Farbe, Aussehen, wie es heißt de anima 3, und folglich weiter auf den Willen, weil der Wille seine Objekte empfängt vom Verstande nach seiner Auffassung des Guten, je nachdem der Verstand etwas erfaßt, als wahrhaft gut oder (nur so) scheinend.

Bezüglich des dritten Argumentes, die Gedanken des Herzens zu erkennen, gibt es ein zwiefaches Erkennen, entweder an ihrer Wirkung, oder wie sie im Verstande leben. Auf die erste Weise kann nicht nur ein Engel, sondern auch ein Mensch das erkennen; ein Engel, wie sich zeigen wird, freilich genauer. Bisweilen nämlich wird der Gedanke nicht nur an der äußeren Handlung erkannt, sondern auch an der Veränderung der Miene. So können auch die Aerzte gewisse Erregungen der Seele durch den Puls erkennen. Daher sagt auch Augustinus in dem Buche de div. daemon., daß, wenn sich gewisse Anzeichen aus der Seele am Körper finden, man mit ganzer Leichtigkeit manchmal die Neigungen der Menschen erkennt, selbst wenn sie nicht mit Worten ausgedrückt, sondern bloß im Gedanken erfaßt sind, wiewohl er in dem Buche Retract. sagt, es sei nicht zu bestimmen, wie dies geschehe. Ich glaube, er berichtigt das für den Fall, daß jemand meinen sollte, der Dämon erkenne die Gedanken im Verstande.

Auf die zweite Weise können die Gedanken, wie sie im Verstande, und die Erregungen, wie sie im Willen sind, erkannt werden: und so kann Gott allein die Gedanken des Herzens und die Erregungen des Willens erkennen. Der Grund davon ist: weil der Wille einer vernunftbegabten Kreatur allein Gott unterliegt und er allein an ihm handeln kann, der da ist sein Hauptziel und letztes Ende, deshalb ist das, was im Willen ist oder vom Willen allein abhängt, Gott allein bekannt. Es ist aber offenbar, daß allein vom Willen abhängt, daß jemand etwas getan wissen will; denn wenn jemand im Zustande des Wissens ist oder in demselben Sinnesgestalten hat, gebraucht er sie, wie er will.

Es wird auch aus dem, was gesagt ist, bewiesen, daß ein Engel nicht in die Seele schlüpfen und deshalb infolge seiner Natur nicht sehen kann, was in der Seele ist; und zwar, so lange es im Innern der Seele ist. Wenn daher so argumentiert wird: der Dämon kann die Gedanken der Herzen nicht sehen; also kann er auch die Herzen oder Gemüter der Menschen nicht zu Liebe oder Haß reizen, so wird gesagt, daß, wie er sie erkennt, nämlich an den Handlungen, und zwar schärfer als der Mensch, er so auch schärfer zu Liebe oder Haß reizen kann, durch Erregung von Phantasiegebilden und Verdunkelung des Verstandes.

Es ist auch einiges den furchtsamen Gewissen und Tugendhaften zu ihrem Troste zu sagen, daß die äußere sinnliche und körperliche Veränderung, welche die Gedanken des Menschen begleitet, manchmal so schwach und unbestimmt ist, daß der Teufel durch sie zu einer sicheren Erkenntnis des Gedankens nicht gelangen kann, besonders wenn sie zuweilen Studien oder guten Werken obliegen; und solche beunruhigt er dann mehr im Schlafe, wie die Erfahrung lehrt. Manchmal ist sie so stark und bestimmt, daß er durch sie die Gedanken bezüglich ihrer Art erkennen kann, so z. B. Gedanken über Neid, oder über Ueppigkeit. Aber ob er durch sie die Gedanken mit Sicherheit bezüglich aller Umstände erkennen könne, wie über den oder jenen, wollen wir zweifelhaft lassen, wie wir es auch (in unseren Quellen so) finden; nur ist es wahr, daß er aus den Handlungen solche Umstände nachträglich erkennen kann.

Viertens ist das klar: Mag es nur Gott zukommen, in die Seele zu schlüpfen, so kann es doch einem guten oder schlechten Engel zukommen, in den Körper und folglich in die dem Körper angefügten Kräfte auf die erwähnte Weise zu schlüpfen; daher sie Liebe und Haß in einem solchen Menschen verursachen können. Auf das andere, daß die fühlende Kraft würdiger sei als die schaffende, sie jedoch von ihm nicht verändert werden kann, ist zu sagen, daß er im Gegenteil auch über die schaffende Kraft (Einfluß zu üben) vermöchte, so daß etwas schneller oder langsamer zu Knochen oder Fleisch gemacht würde: aber dazu wirkt er nicht so mit wie zum Hindern oder Antreiben der inneren oder äußeren sensitiven Kräfte, und zwar um seines eigenen Vorteils willen, den er sich aus der Täuschung der Sinne und der Blendung des Verstandes am meisten verschafft.

  1. Meine Texte lesen hier absque.