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Der Erbe des Göttlichen
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Inhaltsübersicht.

Einleitung. Beim Empfang der göttlichen Lohnverheißung 1 Mos. 15, 1 spricht und fragt Abraham; eigentlich hätte er sprachlos vor Freude, schweigend den Inhalt der ihm zuteil gewordenen Offenbarung überdenken sollen (§§ 2–4), aber als treuer Diener durfte er freimütig reden (§§ 5–9). Das Gebot: „Schweige und höre“ (5 Mos. 27, 9) gilt nur für Unwissende; Moses als treuer Diener und Freund Gottes darf es sogar wagen, sich überlaut zu äußern und ihm Vorwürfe zu machen (§§ 10–21). Ebenso Abraham, der Freimütigkeit mit Ehrfurcht und tiefster Demut verbindet (§§ 22-30).

[217]
A. Wer ist Erbe der göttlichen Dinge?

I. § 31–65 zu 1 Mos. 15, 2–3: Abrahams Entgegnung zur Lohnverheißung.

1. Die Frage: „Was willst du mir geben?“ ist eine Danksagung für empfangene Wohltaten (§ 31–32); in den Worten „ich gehe kinderlos von hinnen“ liegt der Wunsch, kein unfruchtbares Leben zu führen, statt der vergänglichen Güter ein unsterbliches Gut, die himmelanstrebende Tugend, zu besitzen und zu verbreiten, würdige Erben zu hinterlassen (§§ 33–38), und ein solcher kann wohl der Sohn der Masek nicht sein (§ 39).
2. Unter Masek ist (zufolge der etymologischen Deutung des Wortes) die uns allen anhaftende, von allen geliebte Sinnlichkeit zu verstehen, die die meisten Menschen als ihre Herrin, die Weisen aber, die wahrhaft Lebenden, als Dienerin ansehen (§§ 40-53).
3. Sohn der Masek ist Damaskos Elieser. Damaskos bedeutet „Blut des Kleides“, d. i. das im Blute sich zeigende Leben des Körpers, denn „Blut ist die Seele alles Fleisches“ (3 Mos. 17, 11), durch Blut lebt der Körper und der vernunftlose Seelenteil. Elieser bedeutet: „Gott ist meine Hilfe“, denn der Körper lebt und besteht durch die Hilfe Gottes. Auch Moses nennt seinen zweiten Sohn Elieser, denn die Hilfe Gottes rettet ihn aus der Hand Pharaos, des mächtigen Feindes der Tugend und Gottesfurcht (§§ 54–62).
4. Natürlich kann nicht der Sohn der Sinnlichkeit, der nach sinnlichen Genüssen strebende, der ersehnte Erbe sein, sondern derjenige, in dem der reinste Geist, die Vernunft, allein herrscht und den Körper und die Sinnlichkeit für nichts achtet. Da ich, fragt Α., einen Sohn dieser Art nicht habe, „soll etwa mein Hausgeborener mich beerben?“ (§§ 63–65).

II. §§ 66–74 zu V. 4: Die Beantwortung der Frage.

1. „Sogleich“, d. h. ihn unterbrechend, „drang zu ihm die Stimme Gottes“, in seine Seele und erfüllte sie. „Nicht dieser wird dich beerben,“ sondern der aus dir herausgeht“, der Geist, der aus dem Körper, der Sinnlichkeit, dem Sprachvermögen auswandert und sich selbst entflieht (ekstatisch nach der Weise der Propheten) (§§ 66–70).
2. Wie diese Auswanderung erfolgt (§§ 71–74).[218] III. §§ 75–89 zu V. 5, der den Beweis dafür enthält, daß der „Hinausgegangene“ der Erbe ist.
1. „Zum Himmel“, zur Schatzkammer der göttlichen Güter, nach 5 Mos. 28, 10 (§§ 75–76); „blicke empor“, denn der „Hinausgegangene“ sieht, während die anderen blind sind, da sie das Böse statt des Guten wählen; sie sehen zur Erde hinab, jener „empor“ zum Himmel und auf das Manna, die göttliche Weisheit, die Nahrung der Seele (§§ 77–80).
2. Erklärung der scheinbaren Tautologie „hinausführte er ihn nach außen“; man kann zugleich außen und innen sein, außen mit der Seele und innen mit dem Körper und umgekehrt (§§ 81–85).
3. „So“ soll deine Nachkommenschaft sein, gleich an Zahl und glückselig wie die Sterne; die Seele des Weisen soll ein Ebenbild des Himmels sein (§§ 86–89).

IV. §§ 90–95 zu V. 6: Abrahams Gottvertrauen.

1. Warum dieses betont und gerühmt wird (§§ 90–93) und
2. warum es ihm als Gerechtigkeit angerechnet wurde (§§ 94–95).

V. §§ 96–99 zu V. 7: „Ich habe dich herausgeführt aus dem Lande der Chaldäer“, d. h. aus dem Lande der Weltvergötterung; „um dir das Land als Erbe zu geben“, d. h. die rechte Weisheit und Gotteserkenntnis; das ist das verheißene Erbe.

VI. §§ 100–101 zu V. 8: Die Frage „woran soll ich erkennen“? enthält keinen Zweifel an der göttlichen Verheißung; A. will nur wissen, wie er zur Weisheit gelangen könnte.

VII. §§ 102-129 zu V. 9. Gottes Antwort.

1. „Nimm“, sagt er, nicht „gib“, denn alles ist sein Eigentum; und ferner: Nimm „für mich“, nicht für dich, d. h. hüte sorgfältig die dir anvertrauten Güter: Seele, Sprache und Sinne und verwalte sie gut (§§ 102–108).
2. Wie man diese Güter behandeln soll und nicht behandeln darf (§§ 109-111).
3. „Nehmet für mich“ finden wir auch bei der Anfertigung des Stiftszeltes, das ein Bild der göttlichen Tugend und Weisheit auf Erden ist (§§ 112-114).
4. Hier sollen „Erstlinge“ Gott geweiht werden, anderswo das „Ende“, denn Anfang und Ende sind Gottes Werk (§ 113–124).
5. Nachträgliche Erklärung der schon § 106 kurz erwähnten allegorischen Deutung von Kalb, Widder und Ziege, sowie der[219] beiden Tauben. Dazu über die Namen Sepphora und Phua (§§ 125–128).

VIII. § 129–132 zu V. 9: „Er nahm ihm alles dieses“, d. h. er bewahrte für ihn sorgfältig die ihm anvertrauten Güter. (Gott) „teilte“ mit seinem Logos als Teiler die Seele, Sprache und Sinneskraft; „das Beflügelte“, die göttliche und die menschliche Weisheit, „teilte er nicht“.

B. Die Teilung in Gleichheiten und Gegensätze (§§ 133–229).

I. Die Tätigkeit des teilenden Logos bei der Weltschöpfung (§§ 133–166).

1. Teilung der formlosen Weltsubstanz in die Elemente und der aus diesen entstandenen Geschöpfe (§§ 133–140).
2. Die Teilung „mitten durch“ in zwei völlig gleiche Stücke. Zwei Dinge können einander gleich sein an Zahl, Größe und Wert, sowie nach proportionalem Verhältnis; doch hinsichtlich ihres Anteils an der göttlichen Meisterschaft sind alle Dinge einander gleich, z. B. der Mensch dem Weltganzen (§§ 141–160).

II. Die Gleichteilung in der Bibel (§§ 161–206).

1. Moses als Lobredner der Gleichheit scheidet scharf zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, wie Gott bei der Schöpfung Licht und Finsternis (§ 161–163).
2. Beispiele für Gleichteilung: Der Mensch in männlich und weiblich (§ 164), die Jahreszeiten in die kalte und warme, die Schöpfungstage in drei vor, drei nach der Sonne (§ 165), die wohltätige und strafende Eigenschaft Gottes (§ 166), die zwei Gesetzestafeln (§§ 167–173), die beständigen Opfer und das priesterliche Mehlopfer (§ 174), die Schaubrote (§ 175), die zwei Smaragdsteine mit den Namen der zwölf Stammväter (§ 176), die Berge des Segens und des Fluches (§ 177f.), die beiden Sühneböcke (§ 179), die bezeichneten Herden Jakobs und die unbezeichneten Labans (§ 180f.), die Teilung des Opferblutes (§§ 182–185), die Teilung der Doppeldrachme, des Schekel (§§ 186–190).
3. Beispiele für proportionale Gleichheit: Das Manna (§ 191), das Pascha-Lamm (§ 192f.), die Zuteilung des Landes an seine Bewohner (§ 194).
4. Zahlenmäßig gleich sind: die Geschenke der 12 Fürsten und die Anteile der Priester an den Opfergaben (§ 195);[220] gleich an Gewicht die Bestandteile des Räucherwerks (§§ 196–200).
5. Der heilige Geist des „Vollkommenen“ scheidet die Lebenden von den Toten, die heiligen Gedanken von den unheiligen (§§ 201–202); die Wolke als schützende und abwehrende Waffe zwischen dem ägyptischen und dem israelitischen Lager (§ 203f.); ebenso der Logos als Friedensbote und Fürsprecher in der Mitte zwischen dem Schöpfer und seinen Geschöpfen (§§ 205–206).

III. Die Teilung in Gegensätze (§§ 207–215).

1. Mit Anlehnung an V. 10: „Er legte die Stücke einander gegenüber“ werden allerlei Gegensätze aufgezählt (§§ 207–212).
2. Zwei Gegensätze bilden eine Einheit; wird diese geteilt, werden jene sichtbar. Dieser heraklitische Lehrsatz sei in dem obigen Schriftwort enthalten (§§ 213–214).

IV. §§ 215–229: Nachtrag zu „Logos als Teiler“.

1. Von den sechs Tierhälften rückt der teilende Logos je drei auseinander und stellt sich als siebenter in die Mitte (§ 215).
2. Ebenso ist der siebenarmige Leuchter selbst der siebente zwischen je drei Armen (§ 216); er ist von reinem Gold, dem Sinnbild der Natur (§ 217); wie er selbst, sind auch seine wichtigsten Teile siebenfach, ein Abbild des siebenflammigen Planetenchors, dessen Mitte die Sonne einnimmt (§§ 218–225). Auch auf die Ähnlichkeit mit der Seele hat man hingewiesen, zu ihren sechs Teilen tritt als siebenter der teilende Logos (§ 225). Daran knüpft sich die allegorische Deutung der im Heiligtum befindlichen Geräte, und die Beantwortung der Frage, warum für den Leuchter kein Maß angegeben ist (§§ 226 bis 229).
C. Über 1 Mos. 15, 10–18.

I. §§ 230–236 zu V. 10c: „Und die Vögel teilte er nicht“, den Geist über uns – den Logos, das Ebenbild Gottes – und den Geist in uns – das Abbild des Logos (§§ 230–231). Unser Geist ist unteilbar, der vernunftlose Seelenteil besteht aus sieben Teilen; ebenso ist im Himmel die Fixsternsphäre ungeteilt neben sieben Planetenkreisen (§§ 232–233). Beide Geister, in die Höhen emporstrebend, teilen und zerlegen alles, obwohl selbst unteilbar wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem Schöpfer (§§ 234–236).

[221] II. §§ 237–248 zu V. 11: Es kamen Vögel herab auf die Körper und der Weise setzte sich zu ihnen.“

1. Die „herabsteigenden Vögel“ sind Seelen, die zur Strafe zur Erde geschickt werden, dagegen können die „Kriechtiere“ – die emporstrebenden Seelen, wenn sie sich läutern, den Himmel erlangen (§§ 237–240).
2. Man kann auch die herabsteigenden Vögel mit den schlechten Gedanken vergleichen, die die Vernunft unterdrücken und sich auf die Körper stürzen, während die guten Gedanken aufwärtsstreben (§§ 240–242).
3. Wenn die Freunde des Körpers – die Untugenden – über die Freunde der Seele – die Tugenden – herfallen und sie bekämpfen, setzt sich der Weise zu ihnen und beendigt den Streit (§§ 243–248).

III. §§ 249–265 zu V. 12: „Gegen Sonnenuntergang fiel eine Ekstase über Abraham.“

1. Die vier Arten der Ekstase: Wahnsinn, Bestürzung, Stille des Geistes, prophetische Begeisterung (§ 249); Beispiele der ersten und zweiten Art (§§ 250–251). Dazu in Paranthese allegorische Erklärungen zu den § 251 angeführten Bibelstellen (§§ 252–256); dann ein Beispiel für die dritte Art der Ekstase (§ 257).
2. Die vierte Art ist die Abrahams, der ausdrücklich Prophet genannt wird (§ 258). Jedem Weisen und Gerechten bezeugt die Schrift prophetische Kraft (§§ 260–262).
3. „Gegen Sonnenuntergang“, d. h. als das menschliche Licht, die Vernunft „unterging“ und Dunkel ihn umgab, überfiel ihn die Ekstase, ging das göttliche Licht auf (§§ 263–265).

IV. §§ 266–274 zu V. 13 und 14.

1. „Es wurde zu A. gesprochen“, denn der Prophet spricht nicht selbst, ein anderer spricht aus ihm (§ 266). „Fremdling wird dein Same sein in einem fremden Lande“ – der Schlechte „wohnt“ im Körper, der Tugendhafte „weilt“ (§ 267). Die irdische Behausung bringt „Knechtschaft“, Abhängigkeit von den Affekten, bis Gott die Erlösung aus den Banden des Körpers herbeiführt (§§ 268–273).
2. Der Auszug erfolgt mit „Gepäck“, d. h. mit den aus dem Studium der Wissenschaften gewonnenen Tugenden, Selbstbeherrschung und Liebe zur Beschaulichkeit (§ 274).

[222] V. §§ 275–292 zu V. 15: „Du wirst zu deinen Vätern gehen, mit Frieden genährt im schönen Greisenalter“.

1. Die Vollkommenen leben nicht in „Knechtschaft“, sondern in Frieden und Freiheit (§ 275), sie sterben nicht, sondern „gehen“ in den Himmel, da ihr Geist unsterblich ist (§ 276).
2. „Zu den Vätern“, d. h. nicht zu den verstorbenen Vorfahren, sondern nach einer Ansicht zu Sonne, Mond und Gestirnen, nach anderer zu den Urideen, nach dritter zu den vier Elementen, in die der Körper sich auflöst, während die Seele zu Äther zurückkehrt (§§ 277–283).
3. „Mit Frieden genährt“ war A. nicht, denn er hatte unter vielen Kämpfen und Widerwärtigkeiten zu leiden; aber bei allegorischer Erklärung sind alle Kämpfe Beweise des Friedens, Förderer seiner Seelenruhe (§§ 284–289). Ihm, der solchen Frieden hatte, wird ein schönes – nicht langes, sondern verständiges Leben verheißen (§§ 290–292).

VI. §§293–306 zu V. 16: „Im vierten Zeitalter werden sie hierher zurückkehren, denn noch nicht voll sind die Sünden der Amorräer.“

1. „Zeitalter“ wird als Lebensalter gedeutet. Im ersten Lebensalter ist die Seele ohne Kenntnis des Guten und Bösen; im zweiten erzeugt sie von selbst Böses oder lernt es von andern; im dritten wird sie erzogen und herangebildet, im vierten ist die Erziehung, die Rückkehr zur Tugend und Weisheit, vollendet (§§ 293–299).
2. Amorräer sind Sprecher; ihre Irrtümer, Trugschlüsse, scheinbar richtigen Behauptungen müssen streng geprüft und widerlegt werden, um die Wahrheit aufzudecken (§§ 300–306).

VII. §§ 307–312 zu V. 17.

1. „Beim Sonnenuntergang entstand eine Flamme“, d. h. erst beim Sterben ist die die Seele erleuchtende Tugend gesichert (§ 307); solange noch die „Amorräer“ herrschen, sind wir wie „ein in Rauch gehüllter Ofen“ (§§ 308–310). Oder die Seele des Wißbegierigen gleicht einem Ofen, auch sie kocht Speisen, die unvergänglichen Tugenden (§ 311). „Die Feuerfackeln, die zwischen den Stücken hindurchgehen“, sind die Entscheidungen Gottes (§ 112).

VIII. §§ 313–316 zu V. 18. Das „Land“, das hier verheißen wird, ist (wie § 98) die „wahre“ Weisheit und Gotteserkenntnis (§§ 313–314). Das Land, dessen Früchte der Weise genießt, reicht „von dem Flusse [223] Ägyptens bis zum großen Euphrat“, d. h. sein Bildungsgang beginnt mit dem Studium dessen, was sterblich ist am Menschen, des Körpers, der Sinne und der Affekte, und endet mit dem klaren Begreifen der Weisheit Gottes (§§ 315–316).

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