Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Das Heugütel
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. S. 40
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Erscheinungsort: Dresden
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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634) Das Heugütel.
S. Köhler, Aberglauben im Voigtlande. S. 475.

Gewisse Leute hatten einmal sehr mageres Vieh, bis sie ein Heugütel[1] bekamen. Da wurde es mit dem Vieh besser. Das Heugütel aber ist der Geist eines ungetauften Kindes. Sie wußten, daß sie ein Heugütel im Hause hatten, denn sie streuten Asche auf den Boden unter dem Dache und da sahen sie seine Fußtapfen. Als Weihnachten kam, sagten sie: „nun wollen wir doch auch dem Heugütel etwas zum heiligen Christ geben!“ und sie gaben ihm ein Röckchen und ein Jäckchen. Da sagte das Heugütel: „nun habt Ihr mir ein Röckchen und ein Jäckchen gegeben, das ist zu viel, nun muß ich ausziehen!“ Und das Heugütel zog fort und das Vieh wurde wieder mager. Alte Leute im Voigtland glauben noch an das Heugütel und dringen darauf, daß neugeborene Kinder schnell getauft werden, damit sie nicht zu Heugüteln werden. Auch findet man die Redensart, wenn ein Kind seine kleinen Fußtapfen hinterläßt: „Du bist ja ein Heugütel.“


  1. Ist dasselbe Wesen wie das oben (Bd. I. Nr. 561) erwähnte Gütel oder Jüdel des Erzgebirges. In Oberösterreich heißt Göd das Taufkind und im Oberungarischen ist Gödchen = Pathenkind. Im Reußischen kennt man das sogenannte Futtermännchen statt des Heugütels (s. Eisel, Sagenb. d. Voigtl. Nr. 123).