<<< Rock >>>
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aus: Christliche Symbolik
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[276]
Rock.

Der bunte Rock, den Jakob seinem geliebtesten Sohne Joseph hatte machen lassen, der seiner Brüder Neid erregte und mit Blut besprengt dem Vater gebracht wurde, ist alttestamentalisches Vorbild des heiligen Rockes unsers Heilandes, der den Schergen zu Theil wurde und um den sie würfelten. [277] Nach den Apokryphen ist der ungenähte Rock des Heilandes von der heiligen Jungfrau Maria schon auf der Flucht in Aegypten aus der reinen Wolle eines Lammes für das Christkind gewebt worden und mit demselben gewachsen. Er hat das heilige Kind schon in seiner Jugend vor allen Elementen geschützt, im brennenden Ofen und im tiefen Wasserbrunnen lebend erhalten. Vgl. Hofmann, Apokryphen S. 190.

Als der Heiland am Kreuz hing, wurde sein Rock, wie bei Hinrichtungen üblich war, den Kriegsknechten zur Beute überlassen; weil das Gewand aber ohne Nath war, zertheilten sie es nicht, sondern würfelten, wer es besitzen solle. Matth. 27, 25. Joh. 19, 23. Hierin liegt eine tiefsinnige Symbolik. Der Rock bedeutet als äusseres Kleid des Heilandes die Kirche, die eben so wenig je getrennt und in Stücke zerrissen werden soll, wie der heilige Rock, und die zwar in fremde Gewalt fallen, aber doch nicht aus ihrem Zusammenhange gerissen werden noch die Eigenschaft, einziges Eigenthum ihres ursprünglichen Herrn zu seyn, verlieren kann.

Daran nun zu erinnern, war im Jahr 1844, als die Fluthen des Unglaubens am höchsten wogten und unberufene Schergen von allen Orten um das Erbe der Kirche würfelten, die rechte Zeit gekommen, und dadurch erhielt die Ausstellung des zu Trier als hochverehrte Reliquie aufbewahrten heiligen Rockes eine weltgeschichtliche Bedeutung. Mehr als eine Million andächtiger Wallfahrer knieten vor dem heiligen Zeichen, um die zu beschämen, die das Wesen selbst nicht mehr achteten.

Im gleichen Jahr wurde die Geschichte des heiligen Rockes ausführlich beschrieben von Marx, v. Hammer und Andern. Von der Hagen aber gab das altdeutsche Gedicht heraus, in welchem die Legende desselben enthalten ist. Hier nur ein kürzester Auszug daraus. Herodes soll befohlen haben, den ihm verhassten Rock in’s Meer zu versenken, aber eine Sirene brach den Steinsarg auf, worin er ruhte, und nun spülten ihn die Wellen an’s Ufer, wo ihn ein Pilger [278] fand. Als dieser aber die Blutflecken nicht auswaschen konnte, ahnte er, dass es ein Kleid sey, das kein Sünder tragen dürfe und gab es dem Meere zurück. Ein Wallfisch verschlang den Rock, wurde aber vom jungen Orendel gefangen. Orendel war ein Sohn des Königs Eigel von Trier und ausgefahren, um die schöne Brida, die Herrin des heiligen Grabes, zu freien. Allein er litt im Klebermeer Schiffbruch, entkam nackt und bloss und diente nun bei einem Fischer, mit dem er den Wallfisch fing. Mit dem Rock angethan, hat er übermenschliche Kraft, siegt in jedem Kampfe, gewinnt auch die schöne Königin, erfährt aber durch einen Engel, wessen das Kleid gewesen, das er trage, und entsagt sofort allem irdischen Glück, und sowohl er als Brida widmen sich dem Himmel. So kam der heilige Rock nach Trier. Vgl. die Sage vom heiligen Rock, herausg. von H. von der Hagen, 1844. Nach Anderen war es die heilige Helena, Mutter Constantins des Grossen, die den heiligen Rock nach Trier brachte.

Ein schönes altes Kirchenlied lautet:

Qui coelos implet lumine
Ornat quoque sideribus
Et quem adorant angeli,
Vestitu privant milites.

Qui vestit volatilia
Diversisque coloribus
Et ornat agros roseis,
Ipse privatur vestibus.
 
Precamur ergo cernui
Te creatorem saeculi,
Jam sic privatus vestibus
Nos indue virtutibus. Amen.