<<< Ecce homo >>>
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Ecce homo,

der Kunstname für die Bilder, welche den Heiland darstellen, wie er zum Spott als angemasster König der Juden nackt mit einem Purpurmantel angethan, mit einem Dornenkranz gekrönt und einem Rohrstab als Scepter in den zusammengebundenen Händen dem Volke zur Schau ausgestellt wurde. Die tiefste Erniedrigung des höchsten Wesens, gleichsam der moralische Mord, der dem physischen vorherging; daher auch hier die psychische Seite des Opfers besonders hervorleuchtet. Zugleich geht hier die sittliche Verblendung und Umnachtung des Volkes der Finsterniss der Natur vorher, die den Tod Jesu verhüllte. Sie hatten den König aller Könige vor Augen und erkannten ihn nicht und spotteten seiner.

In einem richtigen Gefühl stellen die Kirchenmaler den Heiland in diesem Zustande gelassen, demüthig, mit gesenkten Augen dar, sich betrübend und für die ganze Menschheit die Scham empfindend, welche vielmehr ihr geziemt hätte. Nur von einem modernen Maler ist mir bekannt, dass er den Heiland als ecce homo mit erhobenem Haupte stolz und trotzig [222] dargestellt hat, Hübner in Düsseldorf. W. Füssli II. 561. Das ist unschicklich.

Alttestamentalische Vorbilder des ecce homo in der biblia pauperum waren: 1) die Verspottung des Noah durch Cham, 2) des kahlen Elisa durch die bösen Knaben. Vgl. Heinecken, Nachrichten von Künstlern II. 124.