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Titel: Brennende Berge
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aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 88
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[88] Brennende Berge. Reisende, welche in früheren Zeiten die den Europäern schwer zugängliche Hochebene von Turkestan besuchten, brachten uns die seltsame Kunde, daß es dort Berge gebe, die lichterloh brennen. In Europa war man mit der Erklärung dieser eigenartigen Nachricht schnell fertig und sagte sich, jene Reisenden hätten Vulcane in ihrer Thätigkeit gesehen oder von solchen gehört. Freilich stimmte diese Deutung gar nicht überein mit den später gesammelten Ergebnissen der Naturforschung über den geologischen Bau Centralasiens, die von thätigen Vulcanen in jenen Gegenden nichts zu berichten wußten, bis in jüngster Zeit die Fabel von den brennenden Bergen mit allen Ehren als erwiesene Wahrheit ihren Einzug in die Wissenschaft gehalten.

Erst vor Kurzem sah der bekannte Reisende Kisselew im östlichen Turkestan dieses seltsame Naturschauspiel. Dort lodert nämlich seit längerer Zeit der Berg Bai-fur-chan (türkisch Zemch-dagh), während der benachbarte Kizil-dagh, der Feuerberg, von dem dasselbe früher berichtet wurde, nunmehr vollständig erloschen ist. Wir wissen heute auch, daß die Selbstentzündung der Stein- und Braunkohle, aus welchen jene Berge fast ausschließlich zusammengesetzt sind, die Ursache dieser gigantischen Feuersbrünste bildet.

Zu derselben Zeit, im vorigen Jahre, beobachteten zwei Franzosen, Bonvalot und Capus, dieselbe Erscheinung an der westlichen Grenze Turkestans. Nachdem sie vom Thal des Yagnau-Flusses aus auf steilem Pfade einen gegen 3000 Meter hohen Bergrücken erklommen, bot sich ihnen der überwältigende Anblick des in furchtbarer Majestät flammenden Kou-dagh.

Nur der obere Theil des Berges bildete ein Flammenmeer, aus dem dichte Rauchwolken emporstiegen, während die Luft der Umgegend mit erstickenden schwefligen Dämpfen erfüllt war.

Es liegt wahrhaftig etwas Dämonisches, Großartiges in dieser Naturerscheinung, die noch keinen Künstler gefunden, der sie in düstern Farben oder poetischen Worten verherrlicht hätte.