« Kapitel B 19 Beschreibung des Oberamts Vaihingen Kapitel B 21 »
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Unter-Riexingen.
Gemeinde III. Kl. mit 1071 Einw., wor. 3 Kath. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Hohen-Asberg eingepfarrt.
Auf der rechten Seite der Enz und zu beiden Seiten der Glems, welche den Ort in zwei Gruppen theilt und sich einige 100 Schritte unterhalb desselben mit der Enz vereinigt, liegt zwei Stunden östlich von der Oberamtsstadt der ziemlieh große, unregelmäßig angelegte Ort. Die Lage desselben, auf zwei zwischen Enz und Glems ziemlich flach auslaufenden Bergrücken ist uneben, aber freundlich und angenehm; dagegen entstehen in Folge der nahen Gewässer nicht selten Frühlingsfröste, kalte Nebel und Thaue, welche auf den Obst- und Weinbau nachtheilig einwirken. Hagelschlag kam in neuerer Zeit selten vor. Die meist mit steinernen Unterstöcken versehenen Gebäude sind, wenige ausgenommen, einfache, | ländliche Wohnungen, und lagern sich, hinter Obstbäumen versteckt, an den wohl unterhaltenen, seit 1840 gekandelten, theilweise abgehobenen und verbreiterten Ortsstraßen. Die beiden, durch die Glems getrennten Ortstheile sind mittelst einer steinernen und einer hölzernen Brücke in Verbindung gesetzt; letztere ließ die Gemeinde im Jahr 1852 an der Stelle des früheren Stegs mit einem Aufwand von 3000 fl. erbauen. Am östlichen Ende des Dorfs steht als eine besondere Zierde des Orts, wie der nächsten Umgegend, das dem Freiherrn von Leutrum-Ertingen gehörige Schloß mit seinen namhaften Nebengebäuden und ausgedehnten, schönen Gartenanlagen, welche das Schloß umgeben und noch eine Strecke weit an den Enzthalgehängen fortziehen. Das Schloß, im Styl des vorigen Jahrhunderts erbaut, enthält drei Stockwerke und lehnt sich mit einem seiner Seitenflügel an einen alten viereckigen Thurm, den Rest einer früheren Ritterburg, außer welchem auch im Inneren und Äußeren der Flügelgebäude noch Manches an die Architektur des Mittelalters erinnert. Der Thurm, dessen Höhe 92’ beträgt, ist ganz massiv und an den Ecken aus Bossagen erbaut. Die Mauern desselben haben in den unteren Theilen eine Dicke von 10’, und verjüngen sich gegen oben, so daß sie auf der Zinne nur noch 3’ betragen. Der Thurm hatte nie einen steinernen Einbau, sondern war ein sog. Mantel, in seinem Inneren mit hölzernen Böden und Leitern versehen; seine gegenwärtigen Treppen, durch die er wieder zugänglich gemacht wurde, verdankt er dem im Jahr 1852 verstorbenen Freiherrn Carl Friedrich Ludwig v. Leutrum. Mit Ausnahme des obersten mit Fenstern versehenen Stockwerks hat er nur Schußscharten. Von der Zinne, aus der eine Tanne malerisch emporwächst, genießt man eine sehr freundliche Aussicht in das Enzthal und über die Hochebene hinweg bis nach Nußdorf.

Auf der linken Seite der Glems, beinahe am westlichen Ende des Dorfs, steht die Pfarrkirche, deren Langhaus, laut einer über dem Haupteingang angebrachten Inschrift, 1628 erweitert wurde; an der südlichen Seite desselben befinden sich noch germanische, in den Bogentheilen gefüllte Fenster, während die nördliche, im Widerspruch mit dem übrigen Gebäude, geradlinige, zum Theil ovale Lichtöffnungen hat. An der Ostseite steht der viereckige, mit einem Zeltdach versehene Thurm, dessen unterstes Stockwerk die Stelle des Chors vertritt. Von den zwei Thurmglocken ist eine 1700, die andere 1840 gegossen worden.

Etwa 1/8 Stunde südwestlich von Unter-Riexingen steht auf einer freundlichen Anhöhe zwischen dem Enz- und dem Glems-Thale eine zweite Kirche zu unserer lieben Frauen, zu der früher eifrig | gewallfahrtet, daher noch ein zu ihr führender Weg, der liebe Frauenweg, oder Nonnenpfad genannt wird. Dieselbe soll im spanischen Erbfolgekrieg theilweise zusammengeschossen worden sein; wahrscheinlicher ist, daß dieses schöne Denkmal mittelalterlicher Baukunst allmälig zusammenfiel, weil demselben seit langer Zeit keine Erneuerung mehr zu Theil wurde. Das in den edelsten Verhältnissen im rein germanischen Style erbaute Langhaus, nebst dem dreiseitig schließenden Chor, ist durchgängig mit Strebepfeilern besetzt, zwischen denen schlanke, in den Bogentheilen geschmackvoll gefüllte Spitzbogenfenster angebracht sind, die zum Theil noch an die Übergangsperiode von dem romanischen in den germanischen Baustyl erinnern. An der Südseite des Schiffs, in der Nähe des spitzbogigen Eingangs, befindet sich eine überaus schöne Wandnische, und unter derselben das Wappen der Herren Osterbrunn. Von dem viereckigen, gegen oben in ein Achteck übergehenden Thurm, steht gleichsam nur noch der Rumpf, indem ihm das obere Stockwerk und Dach fehlt; ebenso ist das Dach und Deckengewölbe des Langhauses zusammengestürzt, so daß Wind und Wetter sowohl von oben, als durch die hohlen Fensterräume täglich mehr zerstörend einwirken. An den Außenseiten der Kirche sind mehrere Grabdenkmale aus dem 16. und 17. Jahrhundert angebracht, betritt man aber das Innere derselben, so überrascht die Menge von Monumenten, welche theils auf dem Boden, theils an den Wänden vorhanden sind. Die liegenden Grabdeckel, zwischen denen jetzt die verschiedenartigsten Unkräuter rücksichtslos wuchern, sind meist mit Wappen der adeligen Familien v. Sternenfels, v. Nippenburg, v. Enzberg, v. Winterstetten etc. geziert, theils gehören sie Geistlichen an, und sind mit Kreuz und Kelch versehen. Besonders schön ist das im germanischen Geschmack gearbeitete Denkmal einer geb. v. Berg, welche 1512 starb, außer demselben stehen noch an den Wänden: ein knieender Ritter (ein Herr v. Nippenburg) von 1543; ein ähnlicher (gleichfalls ein Herr v. Nippenburg) von 1544, eine Frau in altem Costüm von 1576 etc.; die Inschriften, besonders die Namen, sind unleserlich geworden. Im Chor, dessen schönes Kreuzgewölbe nahen Einsturz droht, befindet sich auf dem Boden liegend das älteste Denkmal der Kirche mit dem Wappen der Osterbrunne und der Umschrift: ANNO DNI. MCCCLXXXXIIII OB.… OSTERBRVNN DE RVXINGEN; in der Nähe desselben liegt ein Grabdeckel, auf dem eine Frau abgebildet ist, mit der Jahrszahl 1547. An den Chorwänden stehen folgende Denkmale: 1) ein größeres, von dem sich noch ein knieender Ritter erhalten hat mit der Umschrift anno dom. 1584 starb d. 11. Januar der | edel und vest Jacob Christoff Schenk von Wintersteten zu Unter-Riexingen. Anno dom. 1577 d. 22. Nov. starb die edel und tugendsam Fraw Fraw Anastasia Schenkin, geb. von Gundelsheim sein ehliche hausfraw. 2) Ein Ritter auf einem Hund stehend mit der Inschrift: Anno dom. 1583 † etc. Hans Conrad von Nippenburg etc. Unter dem Chor befindet sich eine von Außen noch zugängliche Krypta. An den Wänden des Langhauses und des Chors zeigen sich noch Spuren früherer Wandmalereien, die aber bald vollends verschwunden sein werden. Nur eines der Gemälde hat sich noch an der Innenseite des südlichen Einganges erhalten; dasselbe stellt einen knieenden Mann vor, der eine Armbrust hält und zu dessen Füßen ein Hund liegt, hinter ihm ist ein Wappen angebracht und oberhalb des Bildes steht Jos 1418.

Um die Kirche liegt der mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz, der noch von der Gemeinde benützt wird; auf demselben stehen neben anderen Denkmalen zwei schön ausgeführte Monumente, das eine dem im Jahr 1852 verstorbenen Carl Friedrich Ludwig Freiherr v. Leutrum-Ertingen von und zu Nippenburg, das andere dem im Jahr 1846 verstorbenen Eduard Ludwig Herrmann Freiherr v. Leutrum etc. (Sohn des ersteren) gewidmet.

Das gut erhaltene Pfarrhaus und das minder ansehnliche Schulhaus stehen in der Nähe der Pfarrkirche; letzteres enthält zugleich die Wohnung des Schulmeisters und Lehrgehilfen. Neben der Volksschule besteht auch eine Industrieschule.

Beide Kirchen, wie das Pfarr- und das Schulhaus, hat die Stiftungspflege zu unterhalten.

Das Rathhaus, mit Thürmchen und Glocke auf dem First ist, seines ziemlich hohen Alters ungeachtet, noch gut erhalten und entspricht seiner Bestimmung. Ein massives Gemeindebackhaus wurde im Jahr 1836 erbaut. Die bei den Schloßgebäuden stehende Kelter ist Eigenthum des Freiherrn v. Leutrum, und von diesem an die Gemeinde verpachtet; vor derselben befindet sich ein sehr geräumiger Platz, und überdieß ist noch ein großer freier Raum innerhalb des Orts, auf der sog. Egart, vorhanden.

Der Ort wird mittelst fünf Pumpbrunnen das ganze Jahr hindurch hinlänglich mit Trinkwasser versehen; die nahe Enz und die durch das Dorf fließende Glems treten nicht selten aus, und schaden nicht nur den Thalgütern, sondern auch den tiefer gelegenen Wohnungen. Von mehreren auf der Markung vorhandenen Quellen sind die bedeutendsten: ob der Hälden, am Frauenweg, in den Hochstämmen etc.

Die Ortseinwohner sind körperlich gesund und erreichen nicht | selten ein hohes Alter, jedoch zeigt sich unter ihnen etwas Neigung zum Kretinismus. Sie stehen, obwohl sparsam und fleißig, in ihren Vermögensumständen zurück, so daß die Zahl der Minderbemittelten und sogar Armen überwiegend ist. Der vermöglichste Bürger besitzt 36–40 Morgen Felder, während der häufigste Besitz 6–8 Morgen beträgt; die Güter sind meist in 1/41/2 Morgen zerstückelt. Der Güterbesitz des Freiherrn v. Leutrum besteht in 280 Morgen zerstreut liegender Felder und 200 Morgen Wald; erstere sind in 8 Partieen an Bürger verpachtet.

Die Nahrungsquellen der Einwohner sind Feldbau, Viehzucht und Weinbau; viele suchen auch ihr Auskommen durch Taglohnarbeiten zu sichern, wozu ihnen die nahegelegenen, ausgedehnten landwirthschaftlichen Betriebe auf dem Pulverdinger Hof und zu Hochdorf willkommene Gelegenheit bieten.

Obwohl der Feldbau mit vielem Fleiß und mit Anwendung zweckmäßiger landwirthschaftlicher Neuerungen betrieben wird, so ist doch der Ertrag etwas geringer, als in den benachbarten Markungen, indem der Boden im Allgemeinen nur mittelfruchtbar, theilweise unfruchtbar genannt werden darf. Derselbe besteht in der Zelg Horn, welche die ergiebigste ist, aus Dilluviallehm, während er in den übrigen Markungstheilen sich als schwer, thonig und häufig steinig herausstellt; nicht selten macht sich der unterlagernde Lettenkohlensandstein geltend und liefert einen leichten, nicht sehr ertragreichen Sandboden. Die Thalebenen sind mit fruchtbaren Alluvionen überlagert. Auch die klimatischen Verhältnisse sind nicht die günstigsten, indem wegen der Nähe der beiden Flüsse Frühlingsfröste, kalte Nebel und Thaue heftig auftreten, und nicht selten dem Obst und Weinstock Schaden bringen. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Als Getreide werden hauptsächlich Dinkel und Hafer angebaut; letzterer gedeiht nicht besonders gerne und wird meist mit Wicken gemengt, dagegen entspricht der Gerstenbau mehr den natürlichen Verhältnissen. In der zu 2/3 angeblümten Brache zieht man außer den gewöhnlichen Brachgewächsen viel Welschkorn, Mohn, etwas Winterreps, und in neuerer Zeit Zuckerrüben; nach der Ernte wird häufig die weiße Rübe auf den Stoppelfeldern angepflanzt; Hanf zieht man für den Selbstbedarf in eigenen Ländern. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird in 6–7 Scheffel Dinkel, 2–31/2 Scheffel Gerste, 31/2 Scheffel Hafer etc. angegeben, die Preise eines Morgens gehen von 50–300 fl. An Getreide werden etwa 500 Scheffel Dinkel und 80 Scheffel Gerste nach Außen verkauft. Die Wiesen, von denen etwa 60 Morgen bewässert | werden können, sind durchgängig zweimähdig, und ertragen per Morgen 26 Centner Heu und 8 Centner Öhmd; ihre Preise bewegen sich von 160–300 fl. per Morgen. Die Obstzucht, welche sich hauptsächlich mit Mostsorten beschäftigt, und nur von Seiten des Freiherrn v. Leutrum auch auf Tafelobst ausgedehnt wird, ist beträchtlich, liefert aber wegen der häufigen schädlichen Fröste nur mittelmäßigen Ertrag, der meist im Ort verbraucht wird; nur die häufig gepflegten Zwetschgen erlauben einen nicht unbeträchtlichen Verkauf nach Außen. Es ist nicht nur eine Gemeindebaumschule vorhanden, sondern es werden auch viele Jungstämme in den Weinbergen gezogen. Der Weinbau ist ziemlich bedeutend, verliert übrigens gegenwärtig an Ausdehnung, indem geringere Lagen ausgestockt und zum Futterkräuterbau benützt werden. In der üblichen Bauweise zieht man hauptsächlich Trollinger, Elblinge, Silvaner und Affenthaler, und erzeugt einen rothen, haltbaren Wein; der durchschnittliche Ertrag eines Morgens ist in geringen Lagen 2 Eimer, in guten aber, zu denen hauptsächlich die Hochstämmer und die Leichthalde gerechnet werden, 3 Eimer. Der Eimer kostete im Jahr 1846 46–55 fl., 1847 21–33 fl., 1848 20–34 fl., 1849 12–24 fl., 1850 14–20 fl., 1851 17–20 fl., und 1852 24–40 fl.; dagegen erzielt der Freiherr v. Leutrum, der hauptsächlich Rißling und Traminer pflegt, und den Wein besonders gut behandeln läßt, häufig einen noch so hohen Preis als die übrigen Weinbergbesitzer. Die geringsten Preise eines Morgens Weinberg sind 150 fl., die höchsten 300 fl. Der Wein wird größtentheils im Ort selbst verbraucht, der übrige findet Absatz in der Umgegend und in das Strohgäu.

Die mit einer rothbraunen Landrace sich beschäftigende, ziemlich ausgedehnte Rindviehzucht wird durch zwei gute Zuchtstiere, welche die vier Widdumgutsbesitzer zu unterhalten haben, nachgezüchtet; der Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten ist nicht unbedeutend. Die Zucht der Schweine ist gering, indem die Ferkel meist auf dem Vaihinger Markt gekauft und zum Selbstverbrauch gemästet werden. Was die Schafzucht betrifft, so wird diese von den Ortsbürgern nicht betrieben, die Brach- und Stoppelweide ist an einen Pachtschäfer um jährliche 400 fl. verliehen, wovon die Gemeinde 317 fl., den Rest aber der Freiherr v. Leutrum bezieht; außerdem hat die Ortskasse für die Pferchnutzung eine jährliche Einnahme von 300 fl. Von Geflügel werden viele Gänse gezogen und verkauft, auch wird ein kleiner Handel mit Eiern getrieben.

| Das Fischrecht in der Enz und Glems gehört dem Staat, welcher es um 20 fl. jährlich verpachtet hat.

Außer den für den örtlichen Bedarf arbeitenden Gewerben befinden sich im Ort vier Schildwirthschaften, zwei Krämer, und eine Mühle mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang.

Vicinalstraßen gehen nach Markgröningen und Ober-Riexingen; die Entfernung zur nächsten Eisenbahnstation Groß-Sachsenheim beträgt 11/2 Stunde.

Außer den schon angegebenen Einnahmen aus Weide und Pferch bezieht die Gemeinde noch etwa 100 fl. jährlich aus 40 Morgen Gemeindewaldungen und etwa 200 fl. Pacht aus Gemeindegütern; sie besitzt aber nicht nur kein Kapitalvermögen, sondern hat noch 12.000 fl. Schulden, so daß jährlich 1000–1400 fl. Gemeindeschaden umzulegen sind. Neben der an einem Deficit leidenden Stiftungspflege ist eine eigene Almosenpflege mit 6500 fl. Capital vorhanden (s. Tab. III).

Unter-Riexingen, ein ehemaliger Unteramtssitz[1], hatte seinen Ortsadel, doch hatte Württemberg schon in früher Zeit Antheil; zehen Unter-Riexinger, mit dem Schultheißen als elften an der Spitze, verschrieben sich am 26. Sept. 1396, sich von der Herrschaft Württemberg nicht mehr zu entfremden, wie dies um diese Zeit manche württembergische Orte thaten (Sattler Gr. 2 Beil. Nr. 12, Stälin Wirt. Gesch. 3, 363). Von den Herren von Riexingen kam ein Haupttheil durch Heirath wahrscheinlich an die Herren von Urbach, einen anderen Hauptheil mit der vorderen Burg trug den 20. Sept. 1437 Seifried Osterbronn von Riexingen dem Grafen Ludwig von Württemberg gegen Eignung von Zehntantheilen in Laufen und einen Hof in Horkheim zu Lehen auf (Steinhofer 2, 798). Beide Hälften erwarb Schwarzfritz von Sachsenheim, und zwar die Urbach’sche von Bernolds von Urbach sel. Kindern für 4500 fl., hierauf 1447 auch die lehnbare Hälfte von Seifried Osterbronn, und wurde von Württemberg damit belehnt. Übrigens hatten die Herren von Sachsenheim auch früher schon Güter allhier, von denen sie einiges an das Kloster Rechentshofen veräußerten, wie den 1. Mai 1379 Friz von Sachsenheim von seinem väterlichen Erbe ein kleines Gut, des Junckherrn Renhart Hepel von Sickingen Gütchen genannt (Mone 5, 81).

| Hohe und Niedergerichtsbarkeit gehörte der jeweiligen Ortsherrschaft.

Die eine lehnbare Hälfte verkaufte Martin von Sachsenheim 1493 an Ludwig von Nippenburg, welchen Württemberg den 18. Juni 1493 damit belehnte (Scheffer 75). Nachdem mit einem späteren Ludwig von Nippenburg im Jahr 1646 der Mannsstamm dieser Familie erloschen war, fiel solche Hälfte heim. Württemberg belehnte den württembergischen Obrist und Hofmarschall Anton von Lützelburg damit, erkaufte aber den 4. Mai 1681 von dessen Sohn, Ernst Friedrich von L., eben diese Hälfte mit dem Schloß gegen ein jährliches Leibgeding (Sattler Herz. 11, 153), so daß Württemberg jetzt die Hälfte des Dorfes zu vollem Eigenthum besaß.

Die andere allodiale Hälfte von Unter-Riexingen verkaufte Schwarzfritz von Sachsenheim im Jahr 1465 an Konrad von Winterstetten nebst der Hälfte der Kirche, dem Kirchensatz, Pfründen, Kaplaneien und Meßneramt zu Unter-Riexingen und allen ihren Rechten und Zugehörden. Von der Familie Winterstetten kam solche Hälfte im Jahr 1561 nach dem Tode Jacob Christophs von Winterstetten an dessen Schwester Anna, verehlichte von Remchingen, und von deren Erbin, Margarethe von Remchingen, verehlichten von Gemmingen durch Testament an die Gebrüder von Sternenfels[2]. Ein jüngerer Sprosse letzterer Familie, Bernhard von Sternenfels, verkaufte im Jahr 1682 seinen Antheil am Dorf (1/16) an Philipp Konrad Schertel von Burtenbach auf Heutingsheim, welcher ihn den 2. August 1687 an Württemberg veräußerte (Sattler Herzoge 11, 153). Ein größerer Antheil (31/216), welchen Esther Maria von Sternenfels verehelichte Schertel ererbt hatte, kam am 11. November 1714 durch Kauf für 15.300 fl. gleichfalls an Württemberg (Scheffer 206).

Auf solche Weise erhielt Württemberg 1646–1681 und 1687–1714 25/32 des Orts; am Ende des 18. Jahrhunderts werden von den Einwohnern 570 als württembergisch, 176 als edelmännisch, 76 als gemeinschaftlich angegeben (Binder 929). Der württembergische Antheil blieb übrigens nach dem Vergleich von 1769 der Ritterschaft Kantons Neckarschwarzwald steuerbar (Cramer Nebenstunden 112, 601).

Die Burg und 7/32 des Orts behielten die von Sperberseck. | Johann Philipp der letzte dieses Geschlechts († 1708) vererbte beides an seine zweite Tochter Anna Margaretha und deren im Jahr 1717 geheirateten Gemahl Ernst Friedrich von Leutrum-Ertingen, badischen Geh. Rath und Landvogt zu Sausenberg und Röteln, † 1760. Dessen Sohn Ludwig Christoph († 1765 kinderlos) verkaufte es im Jahr 1763 (Moser Verm. Nachrichten von rittersch. Sachen 438) an den titulirten preußischen Geheimenrath Joh. Fried. Erasmus v. Hopfer (einen nobilitirten württembergischen Magister, Hofgerichtsassessor zu Tübingen, Erben des Mutterbruders seiner Gemahlin, des reichen Tübinger, dann Gießener Canzlers Christoph Matth. Pfaff † 1760). Nach Hopfers Tode (1787) erhielt dessen hiesigen Besitz seine zweite Tochter, Christine Friederike, verheirathet an den Reichskammergerichtsprocurator zu Speier, Dr. Christian Jacob Freiherr v. Zwierlein, später an den k. k. Generalmajor und Gesandten Aug. Freiherr v. Steigentesch (auch Lustspieldichter, † 1826). Indeß gingen in Folge der Unterwerfung der reichsritterschaftlichen Besitzungen unter die Souveränität im Jahr 1805–6 dieser edelmännische Antheil am Stab und die Coepiscopalrechte an die Krone Württemberg über.

Genannte Frau v. Steigentesch überließ das Gut vermittelst in Hannover am 11. April 1815 abgeschlossenen Vertrags ihrer Tochter aus erster Ehe, Louise Eleonore, Gattin des Freiherrn, nachherigen Grafen Friedrich Franz Dietrich v. Bremer, hannöverischen Staatsministers, vorbehaltlich einer Leibrente von jährlichen 2720 fl., und diese zugleich wieder, unter Vorbehalt derselben Rente von der Zeit ihres Heimfalls an, zunächst als Pachtbesitzung ihrer einzigen Tochter Friederike Sophie Louise Eleonore († 1819), welche im Jahr 1814 den Freiherrn Carl v. Leutrutm-Ertingen zu Nippenburg († 1852) geehlicht hatte. So kamen die Burg und 7/32 des Orts wieder an die freiherrliche Familie v. Leutrum, welcher obige jährlichen 2720 fl. nach dem Ableben der Gräfin v. Bremer heimfielen. Der Eigenthümer, der Sohn des genannten Freiherrn Karl, ist Adolph Friedrich Philipp Balduin, k. würt. Kammerherr und Legationsrath a. D.

An hiesiger Kirche bestunden im 15. Jahrhundert die Caplaneien zu den Altären Allerheiligen, zu St. Johannes dem Täufer und zu St. Johann dem Evangelisten.

Was den Pfarrsatz betrifft, so wurde im Jahr 1739 zwischen der Herrschaft Württemberg und der Leutrum’schen Mitherrschaft verglichen, daß ersterer zwölfeinhalb Sechszehntheile, letzterer dreieinhalb Sechszehntheile zuständig seien. Württemberg hat seitdem, nach festgesetztem Turnus, dreimal nach einander, und der Patron | jedesmal den vierten Pfarrer, ersteres überdieß außerordentlicher Weise noch jeden sechszehnten Pfarrer zu ernennen.

Gefällberechtigt waren zur Zeit der Ablösungs-Gesetze von 1848/49 und erhielten in Folge der Vollziehung derselben an Ablösungs-Capitalien die Finanzverwaltung für Zehnten 576 fl., für andere Gefälle 15.623 fl. 56 kr., die Pfarrei für Zehnten 2528 fl., der Freiherr v. Leutrum-Ertingen für Gefälle 5616 fl. 52 kr.


  1. Bezüglich der ältesten Geschichte, bei welcher sich zwischen Ober- und Unter-Riexingen nicht unterscheiden läßt, wird auf Ober-Riexingen verwiesen; eine Hauptburg der Herren von R. bestund freilich in Unter-Riexingen.
  2. Von dem Truchsessen Johann von Höfingen erkaufte Johann Walther von Sternenfels einen Hof im Jahr 1617.
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