« Kapitel B 21 Beschreibung des Oberamts Tettnang [[Beschreibung des Oberamts Tettnang/|]] »
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22. Gemeinde Unter-Meckenbeuren,
bestehend aus 23 Parzellen mit 1507 Einwohnern.

Der Bezirk, der früher einen Theil des Östreichisch-Montfortisch-Tettnangischen Landwaibelamts bildete, liegt zum größeren Theil im Schussenthal, die beiden Landstraßen von Ravensburg nach Tettnang und nach Friedrichshafen führen durch denselben. Die Parzelle Ottmarsreute liegt von der Gemeinde getrennt in dem Gemeinde-Bezirk Liebenau. Ackerbau und Viehzucht sind die Hauptnahrung, in einigen Parzellen wird auch Wein gebaut. Auch der Gewerbsbetrieb ist hier nicht unbedeutend, es sind, mit Ausnahme von Tettnang, daselbst die meisten Gewerbtreibenden unter allen Bezirken, im Ganzen 122 mit 22 Gehülfen, namentlich 50 Leinen- und 3 Baumwollenweber, 7 Korbmacher, 1 Büchsenmacher, 1 Schirmmacher, 1 Siebmacher. Auch befinden sich 3 Schildwirthschaften in dem Bezirke. Stark ist das Verhältniß der unehelichen Geburten, 1:42/10. Die Gemeinde gehört zum Cameralamt Tettnang, und ist unter die 4 Pfarreien Brochenzell, Tettnang, Kehlen und Ober-Eschach (Oberamt Ravensb.) vertheilt. Innerhalb der Gemeinde befindet sich kein Pfarrsitz; eine Schule ist zu Ottmarsreute, außer ihr besuchen die Kinder die betreffenden Pfarrschulen. Die Zehnten bezieht größtentheils der Staat von den Klöstern Weingarten, Weißenau und Kreuzlingen her, sodann die Pfarreien Brochenzell und Kehlen, die Kaplaneien, die Meßnerei und der Spital zu Tettnang. Die Gefälle hat ebenfalls größtentheils der Staat, sodann die Stadtpfarrei, die Kirchenbaupflege und die Meßnereien zu Tettnang, die Kirchenpflegen Eisenbach und Kehlen, der Spital Friedrichshafen etc. etc.

  • 1) Unter-Meckenbeuren, D. mit 206 k. Einw., Fil. von Brochenzell, früher bis 1811 von Ober-Eschach, 1 St. nördlich von Tettnang, an der Landstraße von Ravensburg nach Friedrichshafen, mit einer Schildwirthschaft. Das Dorf ist gut gebaut, hat eine freundliche Lage und schöne Obstgärten. Die Güter sind größtentheils allodificirte Lehengüter. U.-M. gehörte als eine Welfische Schenkung zu der Weingartischen Propstei Hofen. Johannes von Ramsperg, Propst zu Hofen, verkaufte es aber im Jahr 1530, nebst dem Hof zu Reuti, um 3100 fl. an den Grafen Haug v. Montfort, und so wurde es mir Zugehör ein Theil der Grafschaft Tettnang. Die von Montfort waren übrigens schon von frühern Zeiten her im Besitze von Gütern in Ober- und Unter-Meckenbeuern und den dazu gehörigen Höfen Brugg, Bechlingen, Fünfehrlen, Hirschach, Kratzerach, Motzenhaus, Moos, Reute, Schindelhof, Siglishofen und Walchesreute.|
  • 2) Bechlingen, W. mit 50 k. Einw., Filial von Tettnang, an der Landstraße von Ravensburg nach Tettnang, bestehend aus 2 Bauerngütern und 6 Sölden. Vergl. auch S. 84.
  • 3) Brand, W. m. 107 k. Einw., Fil. von Brochenzell, mit Unter-Meckenbeuern fast zusammenhängend, an der Landstraße von Ravensburg nach Friedrichshafen. Im Jahr 1780 wurde von Östreich, als damaligem Landesherren, ein Waldtheil zum Ausstocken und Cultiviren lehensweise abgegeben; auf die urbar gemachten Plätze wurden Häuser gebaut, und so nach und nach dieser Weiler gebildet. Die Plätze sind nun alle allodificirt.
  • 4) Brugg, W. mit 31 k. Einw., Fil. von Brochenzell, an der Schussen, bestehend aus 3 Bauernhöfen. Von 1714 bis 1754 war der Ort als Montfortische Pfandschaft im Besitze des Klosters Weingarten.
  • 5) Buch, W. mit 133 k. Einw., Fil. von Kehlen, an der Landstraße von Ravensburg nach Friedrichshafen. Die Einwohner treiben neben ihrem Landbau auch Leinenweberei.
  • 6) Fünfehrlen, W. mit 66 k. Einw., Fil. von Tettnang, an der Landstraße von Tettnang nach Ravensburg; der Spital Tettnang hat hier ein Lehen.
  • 7) Habacht, H. mit 20 k. Einw., Fil. von Tettnang, aus 2 Sölden bestehend.
  • 8) Hirschach, W. mit 35 k. Einw., Fil. von Tettnang, an der Landstraße von Ravensburg nach Tettnang, aus einem Bauernhof und 3 Sölden bestehend. Die Zehnten daselbst hatte Montfort als Lehen vom Hochstift Constanz.
  • 9) Hohenreute, W. m. 22 k. Einw., Fil. v. Ober-Eschach, bestehend aus 1 zinseigenen Gut, 1 herrschaftl. Lehenhof und 1 Sölde. 1564 kommt Philipp, Schenk v. Winterstetten, bei Graf Haug v. Montfort, als seinem gnädigen Herren, um die Erlaubniß ein, auf dem Hof zu Hohenreute, den er von Joh. Roschach v. Lindau erkaufte und der in der Herrschaft Tettnang hoher und forsteilicher Gerichtsbarkeit gelegen, ein Wohnhaus für sich zu bauen, was ihm unter der Bedingung verwilligt wird, daß das Gut die Eigenschaft eines Montfortischen Meierhofes behalte.
  • 10) Höll; W. mit 57 kath. Einw., Fil. von Tettnang, an der Landstraße von Tettnang nach Ravensburg. Die Einwohner sind lauter Söldner, welche sich auf herrschaftlichem Boden ansiedelten. Unter Östr. Herrschaft war daselbst eine Zollstätte.
  • 11) Kau, W. mit 186 k. Einw., Fil. von Tettnang, ein ausgedehnter weitläufiger Weiler, der zum Theil an die Straße von Friedrichshafen nach Tettnang stößt. Der Weiler ist erst seit 1780 durch Ausrodung eines Theils des Tettnanger Waldes (Gehau, Kau?) entstanden. 1806 bestanden daselbst 24 herrschaftl. Lehengüter und 2 eigene Güter; die ersteren sind nun bis auf 5 allodificirt. Die Einwohner sind meistens Weber, darunter einige Baumwollenweber.
  • 12) Kratzerach, W. mit 21 k. Einw., Fil. von Tettnang, aus 2 Bauernhöfen bestehend.
  • 13) Moos, W. mit 24 k. Einw., Fil. von Tettnang, aus 3 Bauernhöfen bestehend. 1365 verkauft Graf Heinrich v. Montfort sein Gut zu Obermoos und zu Niedermoos bei Tettnang an seinen Schreiber, Mäcken den Keller, um 248 Pfd. Heller, und Hans Keller von Tettnang übergibt 1427 seiner Schwester Sohn,| dem Conrad von Hornstein, vor dem Hofgericht zu Rottweil das halbe Dörflein Moos und Untermoos. Später muß aber die Grundherrschaft wieder an Montfort gekommen seyn.
  • 14) Motzenhaus, W. mit 21 k. Einw., Fil. von Tettnang, bestehend aus 3 Sölden, wovon 2 vormals dem Kl. Kreuzlingen gehörten.
  • 15) Ober-Meckenbeuren, W. mit 154 k. Einw., Fil. von Tettnang, in dem Schussenthale, mit bedeutender Obstzucht. – Graf Albrecht von Werdenberg verkauft 1333 an Graf Wilhelm v. Montfort die Vogtei zu Meckenbeuren dem Dorf, nebst 2 Leibeigenen und der Vogtei über mehrere Höfe und Güter.
  • 16) Ottmarsreute, W. mit 49 k. Einw., Filial von Ober-Eschach, an der Straße von Ravensburg nach Tettnang, ganz von dem Gemeindebezirk getrennt und von der Gemeinde Liebenau umgeben. Es ist daselbst eine Filialschule mit einem 1833 neu erbautem Schulhause.
  • 17) Pfingstwaid, W. mit 34 k. Einw., Fil. von Tettnang, an der Landstraße von Tettnang nach Friedrichshafen.
  • 18) Reute, W. m. 128 k. Einw., Fil. v. Kehlen, an der Landstraße von Ravensburg nach Friedrichshafen, unweit der Schussen mit 1 Schildwirthschaft. Der Weiler liegt zerstreut und die einzelnen Theile führten verschiedene Namen: Unter-Reuti, Immenbuch, Heimbach etc. Im Jahr 1804 bestand der Ort in 4 Meersburgischen, 1 Kreuzlingischen und 1 Fabriklehen von Kehlen, dann aus Tettnangischen Erb- und Schupflehen.
  • 19) Schindelhof, H. mit 9 k. Einw., Fil. von Kehlen, an der Schussen, ein herrschaftl. Schupflehenhof. 1503 kauft Peter Geßler, Pfarrherr zum Eglofs, von Michael Beck, Schulmeister zu Tettnang, die Zehnten vom Schindelhof mit Bewilligung Ulrichs von Montfort, als Lehensherrn und stiftet ihn zur St Georgen-Pfründe zu Tettnang.
  • 20) Schübelbeer, H. mit 5 k. Einw., Fil. von Kehlen, eine Sölde mit Schankgerechtigkeit, so nahe an Sibratshaus, daß es mit Unrecht als besondere Parzelle gezählt wird.
  • 21) Siebratshaus, W. mit 47 k. Einw., Fil. von Kehlen, an der Schussen und der Landstraße von Tettnang nach Friedrichshafen, mit 1 Schildwirthschaft, bestehend aus 4 Bauernhöfen und 4 Sölden, ein Bauernhof gehört als Lehen dem Bayerischen Religionsfond zu Lindau.
  • 22) Siglishofen, W. mit 33 k. Einw., Fil. v. Kehlen, an der Landstraße von Ravensburg nach Friedrichshafen und an der Schussen, aus 2 Bauernhöfen und 2 Sölden bestehend. Daselbst war ein fürstl. Constanzisches Kunkellehen, das Marquard Jacob Humpiß von Waldrams besaß.
  • 23) Walchesreute, W. mit 69 k. Einw., Fil. von Tettnang; an der Landstraße von Tettnang nach Friedrichshafen. Ein Hof war vormals Lehen des Klosters Hofen.