« Kapitel B 2 Beschreibung des Oberamts Tübingen Kapitel B 4 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Bebenhausen mit Waldhausen.

Gemeinde III. Klasse mit 238 Einwohnern, worunter 5 Katholiken. Dorf, Filial von Lustnau; die Katholiken sind nach Tübingen eingepfarrt.[1] Der Ort ist der Sitz eines Forstamts, eines Revieramts und einer Postexpedition. Eine Stunde nordöstlich von Tübingen gelegen.

Geht man von Lustnau das enge waldige von Norden her ziehende Goldersbachthal hinauf, so gelangt man nach dreiviertel Stunden in eine größere Thalweitung, in welche von Westen her das obere Goldersbachthal, von Norden das stille Seebachthälchen mündet. Auf der sanften Erhebung eines Rückenausläufers zwischen beiden Thälern tritt uns, umsäumt von dichter Waldung, mit seinen hohen Steinbauten und zierlich durchbrochenen Glockenthürmen das Kloster Bebenhausen entgegen, an seinem Fuße das freundliche, noch ummauerte Klosterdorf; es liegt im Süden und Westen der Abtei und ist samt einigen Grundstücken von der ausgedehnten äußeren Ringmauer des Klosters umgeben. Diese Mauer ward im Jahr 1267 (Gabelkhover Miscell., Handschr. der k. öff. Bibl. hist. nr. 16b S. 65, nicht 1260) durch Abt Eberhard zu bauen angefangen und von Abt Friedrich († 1305) mit Befestigungsthürmen nebst Graben und Wall umgeben, ist 3 bis 4′ dick, 20′ hoch, mit einem Umgang versehen und auf allen Seiten noch ziemlich erhalten. An sie wurde im fünfzehnten Jahrhundert gegen Süden eine Mauer gebaut, die noch heute steht und in Trapezform einen großen Garten umgibt, worin das von König Friedrich erbaute, im Jahr 1861 abgebrochene große Jagd-Zeughaus, gegenüber einem älteren, mehrere Jahrzehnte früher abgetragenen, stand. Von den zwei Thoren der äußeren Ringmauer erhielten sich Reste von dem oberen, das am sog. Gasthaus gegen den Schönbuch| hin, lag; das untere, das Lustnauer Thor ward samt der angrenzenden Mauer abgerissen. Dieses Thor hieß der Kohlthurm, weil darin der Kohlenvorrath aufbewahrt wurde; außerhalb demselben lag die Haila-Kapelle. 1305–1320 als Andachtsort für Frauen erbaut von Haila, einer frommen Frau in Reutlingen, nach Gabelkhover gestorben unter Abt Ulrich v. Eßlingen. Thurm und Kapelle wurden 1823 abgetragen. In der Nähe soll auch nach Zeller (Merkwürdigkeiten der Universität Tübingen 1743) die uralte Bebo-Kapelle gestanden sein, welche der Sage nach die Herren von Lustnau dem frommen Bebo, der hier im Walde als Einsiedler gelebt, erbaut haben sollen. Die innere noch fast ganz erhaltene Ringmauer ist gegen 6′ dick, über 30′ hoch, noch theilweise mit hölzernem Laufgang versehen und umschließt in unregelmäßigem Viereck die Abtei selbst; einige der Klostergebäude wachsen aus ihr hervor. An ihrer Südostecke steht ein halb abgebrochener runder Thurm, der sogenannte grüne Thurm, weiterhin an der Ostseite, der andern Ecke zu, ein halbrunder, und an ihrer Westseite der große viereckige Thorthurm, der nach einer Abbildung von 1744 (bei Höslin) noch um ein hölzernes Stockwerk höher war, der sog. Schreibthurm; von einer noch in diesem Jahrhundert hier befindlichen Kanzlei so genannt. Derselbe hat einen weiten, tonnengewölbten Durchgang, den Haupteingang in das Kloster, und zeigt deutlich, daß er mehreremal verändert wurde. Den Steinmetzzeichen seines ersten Geschosses zu Folge stammt er aus der Zeit der ersten Anlage; an seiner Außenseite tieft sich in der Höhe eine große Flachnische ein, die in geschweiften blumengeschmückten Spitzbogen ausgeht, von zwei hohen Spitzsäulen flankirt wird und worin mehr als lebensgroß ein Relief steht, darstellend Christus am Kreuz von harter Körperbildung, daneben knieend und wehklagend Johannes, Maria und zwei Geistliche; das ganze Werk war bemalt. Die bemalten Wappenschilder über und unter dem Relief enthalten, von links nach rechts, folgende Wappen, oben die Fische, die Hirschhörner, das Pfälzerwappen (Ulrichs Gemahlin Sabina); unten Reichsadler (verwischt Bebenhausen, Fridingen), Tübingen. Zwei herrliche Lindenbäume umrahmen mit ihren hohen Wipfeln den reichbelebten Thurm. Die innere Ringmauer soll 1270 begonnen worden sein (Annal. Bebenh. im Württ. Jahrb. 1855b, 190). Durch den Schreibthurm und durch den weiten Rundbogen, westlich vom grünen Thurme, geht der Eingang in die Abtei. Einige vor der zweiten Mauer stehende Gebäude sind wegen ihres Alters erwähnenswerth: die Klostermühle an der Südostecke, mit alterthümlichen Rund- und Spitzbogenfensterchen,| sodann das nördlich gelegene, jetzt Herrn Rektor Wolff in Stuttgart gehörige sehr alte Haus, das sog. Gasthaus; wahrscheinlich die alte Taberna des Klosters, deren Brunnen schon die Stiftungsurkunde von 1191 nennt. Daneben die alte Hundelege des Klosters, welche 1857 abgebrochen wurde. Betrachten wir die innerhalb der inneren Ringmauer stehenden Bauten, so finden wir, außer einigen zerstreuten Gebäulichkeiten ohne Bedeutung, erstens die Hauptanlage des Klosters, die ein festgeschlossenes Ganzes bildet; sodann östlich von ihr durch eine zweistöckige Halle verbunden, das Herrenhaus und das Krankenhaus, und südlich von der Hauptanlage steht, einst durch eine hölzerne Galeriebrücke verbunden, das frühere Abthaus, das jetzige Forstamtsgebäude. Die Hauptanlage gruppirt sich streng um den rechteckigen Kreuzgang, an dessen Nordseite die Kirche liegt.

Die Erbauungszeit der Abtei umfaßt drei und ein halbes Jahrhundert, von 1188, dem Jahre der Gründung an bis weit in das sechszehnte Jahrhundert hinein und dabei lassen sich mindestens vier Bauperioden unterscheiden. Die erste Anlage war schon sehr ausgedehnt. Das Material ist der in der Nähe brechende Keupersandstein.

Die zu Ehren Gottes und der h. Maria erbaute Kirche, welche ursprünglich die ganze Nordseite des Klosters einnahm, erlitt gar viele und wesentliche Veränderungen, ist aber jetzt nur noch zur Hälfte ihrer ursprünglichen Länge vorhanden. Sie ward im spätromanischen Stil erbaut von 1188 an (1227–28 ganz vollendet), als dreischiffige, flachgedeckte Pfeilerbasilika, deren noch einmal so hohes Mittelschiff sich gegen Osten in ein rechteckiges Querschiff und rechteckigen Chor von gleicher Höhe und ebenfalls flachgedeckt entwickelte, so daß die Haupttheile der Kirche ein vollkommenes hohles lateinisches Kreuz bildeten. Der von den Seitenschiffen begleitete lange Arm des Kreuzes zählte einst neun Arkadenbögen; jetzt nur noch drei; die ganze innere Länge der Kirche betrug damals 191′, jetzt 100′; die Breite der Kirche beträgt 60′, die Breite des Mittelschiffes 25′, die eines Seitenschiffes 14′; die Länge des Querschiffes 74′, die Breite 221/2′. Die ganze äußere Länge der Kirche beträgt 8mal die lichte Mittelschiffbreite. Von den vorderen Theilen erhielt sich nur die zum Abschluß des nördlichen Kreuzgangs nothwendige Umfassungsmauer des südlichen Seitenschiffes bis zur Höhe der Fensterbänke und das daran stoßende Stück der Westmauer, der früheren Façade. Diese südliche Umfassungsmauer wird in der Nähe der Südwestecke, von der jetzigen Hausflur der Revierförsterswohnung aus durchbrochen von| einem spätromanischen mit zwei gewirtelten Säulen geschmückten Portale, in dessen gedrückt spitzbogigem Bogenfelde eine große Lilie zwischen zwei kleineren Blumen ausgemeißelt ist; ein ganz ähnliches Portal, nur rundbogig, geht auf dieser Seite bei der Nordostecke des Kreuzganges in die Kirche; in seinem Bogenfelde sind mit dem Cirkel beschriebene Rosetten eingegraben. Über dem Portal an der Südwestecke ist die Mauer bis zum alten Kranzgesimse, unter dem ein Zahn- und Rundbogenfries hinläuft, erhalten. Man sieht hier noch ein vollständiges schmales Rundbogenfensterchen und östlich davon einen großen Rundbogen, über dem noch Spuren eines flachen Giebels; offenbar ging hier ein Gang vom Kreuzgang auf die alte Westempore der Kirche.

Betrachten wir zuerst die jetzige Kirche von außen, so treten uns trotz aller gothischen Eingriffe die drei kurzen (östlichen) Kreuzarme noch mit dem ganzen Ernst der einfachen, romanischen Anlage entgegen. Die drei Façaden dieser Kreuzarme sind in und unter ihren rechtwinkligen Giebeln mit einem Zahn- und Rundbogenfriese umkränzt; derselbe klare Schmuck zieht sich um die einst fensterlosen, jetzt leider von großen spätgothischen Fenstern durchbrochenen Seitenwände. Ganz erhalten ist allein die nördliche Giebelseite; das eng und sorgsam gefugte reinliche Quaderwerk zeigt hier unter dem Friese zwei schlanke Rundbogenfenster. Lichtöffnungen in Form eines griechischen Kreuzes durchsetzen die Flächen der Giebelfelder, deren Spitzen am Chor durch ein Steinkreuz, an den Querarmen durch kugelförmige Aufsätze gekrönt werden. An die südliche Giebelseite ist das Kloster angebaut, die östliche dagegen wird belebt von einem gewaltig großen Prachtfenster, das die gothische Maßwerksarchitektur in ihrer herrlichsten Entfaltung zeigt, und über der Kreuzung erhebt sich, einem großartigen Kuppelthurm ähnlich, der achteckige, steinerne Dachreiter (Glockenturm), der unter dem Abte Peter von Gomaringen durch den Laienbruder Georg von Salmansweiler 1407–9, als ein Muster von Zierlichkeit und dabei kühner und fester Konstruktion in dem prächtigen, schon etwas manierirten Stile damaliger Zeit erbaut wurde. Die Spitze seiner herrlichen Kreuzblume schwebt 130 Fuß über dem Boden der Kirche. Der Thurm geht von den vier Pfeilern der Kreuzung an mittelst hoher Zwickelgewölbe ins Achteck über; von hier aus erhebt er sich 15′ hoch als steiler achteckiger massiver Pyramidenrumpf, der aus großen übereinander vorkragenden Quadern gebildet ist, und hierauf erst, als auf einem kleineren Achteck, wächst der eigentliche Thurm, ganz durchbrochen als hohes senkrechtes achteckiges Geschoß in die| Höhe, in Wimperge und Spitzsäulen ausgehend und über sich den auch ganz durchbrochenen Steinhelm tragend. Acht Freipfeiler, die von den Kanten des Pyramidenrumpfs aufsteigen, umkränzen ihn und schlagen kleine Strebebogen zum inneren Pfeilerkreis hinüber. Das Innere des achteckigen Geschosses hat ein sehr schönes Sterngewölbe, dessen acht ganz frei vortretende Rippen kaum geneigte Steinplatten, den Boden der oberen Galerie, tragen. Der Thurm steckt jetzt bis zum Ende des Pyramidenrumpfs, also zu 1/5 zwischen den hohen Dächern der Kirche. Ursprünglich gingen nur vier niedere Verbindungsgänge mit Satteldächern von den zurücktretenden großen Dächern herüber. Im Jahre 1850 wurde der Thurm von Architekt Lang tüchtig restaurirt.

Im Innern der Kirche, das jetzt ganz gewölbt ist, erhielten sich von der romanischen Anlage noch die schlichten quadratischen Pfeiler mit ihren ungegliederten Arkadenbögen, welche außer den vom Querschiff in die Seitenschiffe führenden, schon gedrückt spitzbogig sind, und ferner die niedrige rundbogige Doppelkapelle, die an der Ostwand des linken Querschiffes sich öffnet und die romanische Bauweise in ihrer ganzen strengen Schönheit gibt. Die kräftige Halbsäule, die vor dem Trennungspfeiler der Kapelle steht, hat ein schönes Palmblätterkapitell, und das hohe schräge Kämpferband darüber, das die kleinen Tonnengewölbe trägt, ist schachbrettartig ausgemeißelt. Die Kämpfer der ersten Arkadenpfeiler haben denselben sehr wirksamen Schmuck. Außen ist die Doppelkapelle mit einem Pultdache bedeckt, die geraden Sprossenfenster ihrer Ostwand sind zu groß und stammen aus späterer Zeit. Am südlichen Querschiff stand einst die gleiche Doppelkapelle, ihre Stirnbogen, sowie der Mittelpfeiler, sind in der Wand noch erhalten.

Unter Abt Konrad von Lustnau, der namhafte Bauten ausführen ließ, ward im Jahre 1335 das große Prachtfenster eingesetzt; damals muß auch das schöne, im innern Bogenfeld mit Maßwerk gefüllte Pförtchen durch die Giebelwand des nördlichen Querschiffes gebrochen worden sein. Zugleich mit der Erbauung des Glockenthurmes (1407–9) entstand ohne Zweifel die noch erhaltene Überwölbung des Chores und des Querschiffes mit schönen Sterngewölben, deren Schlußsteine mit prächtigen Blätterkränzen geschmückt sind, und damit die Ostecken des Chores nicht ausweichen, führte man später gegen sie zwei mächtige Strebepfeiler. Das Einspannen der Gewölbe verlieh zugleich auch den Mittelpfeilern, die den Thurm tragen, einen weiteren Halt. Wann jene starken,| schönkapitellirten gothischen Halb- und Ecksäulen an die südlichen Pfeiler der Vierung angesetzt wurden, ist nicht mehr zu ermitteln; vielleicht trugen sie eine ältere Empore.

Aus der spätesten gothischen Zeit stammt der große Umbau der Kirche; damals wurden die drei Schiffe des Langhauses mit gurtenlosen, im Hochschiff flachen, in den Seitenschiffen steilen Kreuzgewölben überspannt, jene großen Fenster in die Chor- und Querschiff-Wände eingebrochen, die ganze Süd- und Westseite der Kirche mit schlichten Strebepfeilern und großen, unschön gefüllten Spitzgbogenfenstern aufgeführt, sodann an die Ostseite des Chores eine niedrige polygone Kapelle ausgebaut, welche das Prachtfenster verkürzt; das Netzgewölbe dieser Kapelle ward später herausgeschlagen.

Das ganze Innere der Kirche ist jetzt leider mit weißer Tünche bedeckt; alte Malereien schimmern noch hindurch; an den Gewölbekappen des Chores und des Querschiffes erkennt man noch, ganz ähnlich wie im Kapitelsaale, Flammen, aus denen natürliche Pflanzen hervorranken.

An der Nordseite des Chors wurde vor einigen Jahren eine große halbzerstörte Freske aufgedeckt: Maria schützt mit aufgehobenem Mantel eine Menge neben ihr knieender kleiner Mönche und Nonnen gegen tödtliche Pestpfeile; links sind noch Kopf und der aufgehobene Arm eines nicht ganz lebensgroßen nackten Heiligen erhalten. Das Bild stammt aus früher gothischer Zeit; darunter ist eine noch ältere Malerei. Auch sonst finden sich Spuren von Fresken.

An der Ostwand des rechten Querschiffes steht über dem Seitenaltar ein tüchtiges Tafelbild, die Kreuzabnahme Christi durch den heil. Bernhard von Clairvaux, daneben kniet ein Abt in schwarzer Kleidung mit einem Hündchen. Das Bild stammt aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Auf dem Altare des Mittelschiffes steht ein lebensgroßes hölzernes Kruzifix. Die große reich figurirte Kanzel besteht aus Stein und Stuck und ist im plumpsten Renaissancestil gehalten. Sie wird getragen von einem kolossalen Ritter, angeblich dem Bilde des Stifters, Pfalzgraf Rudolph I. und stammt aus der Zeit des ersten evangelischen Abts Eberhard Bidembach (1560–1597). Die kleine Orgel steht im Chore. Eine alte Empore hat die Kirche im südlichen Arm des Querschiffes; ihre Brüstung ist mit biblischen Geschichten bemalt und auf ihr steht ein merkwürdiges hölzernes Krucifix aus gothischer Zeit. Eine zweite neuere Empore befindet sich zwischen zwei Pfeilern des südlichen Nebenschiffes mit gleichfalls bemalter Brüstung (Bildern mit Sinnsprüchen). Auf dem Boden sind viele, zum Theil unleserliche| Grabplatten aus der letzten katholischen und dann der evangelischen Zeit; an den Wänden und Pfeilern umher hängen die Epitaphien verstorbener evangelischer Prälaten. (Eb. Bidembach † 1597. Joh. Stecher † 1611. Jak. Hailbronner † 1618. Joh. Cunrad Zeller † 1683. Joh. Andr. Hochstetter † 1720. Christian Hochstetter † 1725. Friedrich Stockmayer † 1749).

Am Eingang in den Chor links steht die Grabplatte des Abtes Johann von Fridingen († 1534); er ist in flachem Relief lebensgroß dargestellt, hat in der linken Hand ein Buch woraus er liest, in der rechten den Abtstab. Über dem Portale, das vom Schiff in den Kreuzgang führt, ist bemerkenswert das gut gemalte Epitaphium des 1527 am 7. Januar gestorbenen Wendel von Hailfingen, des letzten seines Geschlechtes. Der Ritter kniet vor dem dornengekrönten Christus. Das prachtvolle Maßwerk des großen Chorfensters ist noch mit trefflichen gemalten Scheiben, die mit dem Fenster selbst gefertigt wurden, erfüllt; es sind immer wechselnde natürliche Pflanzen, Rosen, Reben, Disteln u. s. w. Die in der Mittelrosette befindlichen Wappen, das von Tübingen, Württemberg, Mömpelgard, Cisterz sind, was ihre Behandlung, sowie auch die sie umgebenden Rauten beweisen, später eingesetzt. Das ganze Fenster hatte einst gemalte Scheiben und muß, da die hinteren Kreuzarme früher nur durch wenige schmale Rundbogenfenster Licht bekamen, dem Eintretenden durch die tiefe dämmernde Halle hindurch einst zauberhaft entgegen geleuchtet haben.

Auf dem Glockenthurm hängen vier Glocken. Die kleinste ohne Inschrift; zwei mit den Evangelistennamen, die eine hievon mit frühgothischen Majuskeln und mit dem Beisatz: o rex glorie christe veni cum pace, die andere mit spätgothischer Schrift; die vierte aus dem Jahr 1625 von Nicolaus von Campen zu Stuttgart gegossen, mußte 1864 als zersprungen umgegossen werden.

An die alte Ostwand des südlichen Querschiffes stößt jetzt statt der alten romanischen Doppelkapelle die im spätgothischen Geschmack erbaute Sakristei; sie wird von zwei Netzgewölben überspannt, deren Schlußsteine das Wappen von Tübingen und das des Sebastian Lutz, des letzten Abtes von Bebenhausen zeigen; in einem ihrer rechteckigen Sprossenfenster sind zwei schöne Glasgemälde eingesetzt, die Wappen der Äbte Johann von Fridingen 1493–1534 und Sebastian Lutz, dieses mit der Unterschrift: Sebastianus Lutz Abt zu Bebenhausen und Denenbach 1550.

An die Südwand desselben Kreuzarmes schließt sich eine weitere Kapelle, nach Crusius die Sakristei, von Klunzinger die Todtenkapelle| genannt, vermuthlich die alte Krypta, an; sie liegt einige Stufen tiefer als die Kirche, auf gleicher Höhe mit dem Kreuzgang und ist von zwei gothischen Rippenkreuzgewölben bedeckt, zwischen denen noch ein Streifen des alten romanischen Tonnengewölbes sich erhielt. An der Südwand ist ein bemalter Engel, der zwei Wappenschilde hält, eingemauert; an der Ostwand steht noch der alte steinerne Altartisch des dem heil. Benedikt geweihten Altares; ein weiter jetzt vermauerter Rundbogen geht gegen die jetzige Sakristei hin; unter der Tünche sind noch Spuren von sehr alten Malereien. Ob hier die Kapelle zu suchen, in welcher Abt Konrad von Lustnau im Jahre 1353 bestattet wurde, muß dahin gestellt bleiben, da kein Denkstein vorhanden ist.

An die ganze ursprüngliche Länge des westlichen Kreuzarmes der Kirche ist gegen Süden der große Kreuzgang angebaut, um den sich die verschiedenen anderen Klosterräume reihen; er mißt 136′ auf 123′. Gehen wir von seiner nordöstlichen Ecke, wo er an das südliche Querschiff stößt, gegen Süden hin, umher, so finden wir die verschiedenen Räume in der Folge, die zugleich der Zeitfolge vollkommen entspricht. Zuerst kommt der noch von dem Stifter selbst in spätromanischem Geschmack erbaute Kapitelsaal (im Volk die Geißelkammer genannt), beinahe ein Quadrat, 39′ lang, 37′ breit; seine neun kräftigen Rippenkreuzgewölbe, von einander geschieden durch schwere rundbogige Quergurten, werden von 4 starken, derb und eigenthümlich kapitellirten Rundsäulen getragen. An seiner nordöstlichen Ecke baut sich gegen Osten eine kleine tonnengewölbte Kapelle an, deren Ostwand von schön profilirtem spätromanischem Rundfenster durchbrochen wird. Hier befand sich ehedem ein Altar Johannes d. T. Die Decke des Kapitelsaales ist noch gothisch bemalt mit verschiedenen natürlichen Pflanzen, und zwar aus dem Jahre 1528, diese Jahreszahl steht an dem mittleren der drei östlichen Gewölbefelder zwischen den Wappen von Bebenhausen und Fridingen. Der ganze Raum wird im Osten durch schlichte Rundbogendoppelfenster, gegen den Kreuzgang hin durch später gothisch veränderte, dämmernd erhellt. Eine Reihe von Grabplatten bedeckt den Boden des Kapitelssaales, des ehrenvollsten Bestattungsortes im Kloster. Gerade vor der Johanneskapelle sind drei Gräber, das nördliche dasjenige des Stifters, des Pfalzgrafen Rudolph I., das südliche dasjenige seiner Gemahlin, der Pfalzgräfin Mechtildis, das mittlere dasjenige ihrer Kinder. (Tubingius bei Sattler Grafen IV. 386). Eine Anzahl weiterer Grabplatten, von welchen eine das Tübinger Wappen alter Form trägt, die anderen| unbezeichnet sind, bedeckt ohne Zweifel Sammel-Gräber von Gliedern der pfalzgräflichen Familie (Crusius ad annum 1219). Bei diesen fand auch als besonderer Wohlthäter des Klosters Wernher von Bernhausen und seine Gattin Bertha von Justingen eine Stelle. Von Gräbern der Äbte sind folgende mit Inschriften bezeichnet: Berthold † 1223, Friedrich † 1305, Petrus von Gomeringen † 1412, Heinrich von Hailfingen † 1432, Johannes von Deckenpfrund † 1460, Wernher von Tübingen † 1473 und Bernhard von Magstatt † 1473. Zwei weitere Grabplatten haben einfache Kreuze.

Südlich vom Kapitelsaale liegt, gleichfalls am Kreuzgang, eine ganz ähnliche Halle, mit einem besonderen Ausgang auf den alten Thorweg, also vielleicht das ursprüngliche Parlatorium; auf den Thorweg folgt ein dritter ähnlicher, dießmal rechteckiger und sechssäuliger Raum, der weit über die Südostecke des Kreuzganges hinausragt. Beide Räume, der erstere 38′ lang, 371/2′ breit, der andere 55′ lang, 371/2′ breit, haben etwas weniger gedrückte Verhältnisse, als der Kapitelsaal; ihre Quergurten sind schon spitzbogig: die Ausführung ihrer Einzelformen ist bedeutend roher. Auch die Umfassungsmauer dieser drei Hallen ist noch die alte romanische. Außen an der Ostseite des Kapitelsaals umrahmen in einen Rundbogenfries ausgehende Lisenen die tiefeingeschrägten Rundbogenfenster und ein romanischer Strebepfeiler fängt hier den Schub des Gewölbes auf; nahe dem kräftigen Sockel stehen zwischen der Johanneskapelle und der Kirche einige sehr alte Inschriften; auch romanische Steinmetzzeichen sind hier häufig.

Der in das Kloster führende lange tonnengewölbte Thorweg, dessen eine Fortsetzung in der Richtung der nördlich vom Kloster liegenden Nebengebäude den schon genannten spätgothischen Verbindungsgang bildet, ist gegen Außen nur durch den kräftigen Wulst des Sockels, der sich um seinen Rundbogen herzieht, ausgezeichnet. In der Mitte der auch noch ganz romanischen Südmauer des Klosters baut sich das große Sommerrefektorium an, das im Jahre 1335 Abt Konrad von Lustnau errichten ließ, als eine der schönsten und heitersten Hallen gothischer Baukunst. Der rechteckige, 84′ lange und halb so breite Saal hat in seiner Mittelaxe nur drei außerordentlich schlanke, 14″ im Durchmesser haltende Achteckspfeiler, von denen, wie von drei Palmbäumen, die feinen Rippen der reichen Sterngewölbe sich aus einander schwingen. Der fröhliche festliche Eindruck der Halle wird noch erhöht durch die zarten schwungvollen| Malereien, welche die Kappen der Gewölbe mit heiteren Blumenranken, worauf verschiedene Thiere des Waldes sich schaukeln, erfüllen, und die Rippen selbst durch lebhafte Muster hervorheben. Auf den kleinen runden Schlußsteinen sind treffliche Darstellungen auf Goldgrund, ein herrlicher, strenggebildeter Christuskopf am Schlusse des Saals, dem beim Eingang eine segnende Hand entspricht; ferner symbolische Bilder eines Löwen, Einhorns, Pelikans, Phönix, Mose, Elias, David, Paulus und sechs musicirende Engel. Wo die Gewölberippen an den Wänden zusammenstrahlen, werden sie von schönen, auch al fresco gemalten Engeln gehalten. Die Malerei stammt aus der Zeit der Erbauung der Halle und ist für uns ein seltenes unschätzbares Vorbild für gothische Deckenbemalung. Große, zierlich gefüllte Maßwerkfenster spenden reichliches Licht; in den Zwickelchen der Maßwerke sind noch Reste farbiger Gläser. Im Spitzbogenfeld der Thüre prangt ein ebenfalls aus der Zeit der Erbauung stammendes Temperabild auf Goldgrund, Maria’s Verherrlichung durch ihre personificirten Tugenden darstellend; das bis auf die obersten Theile erhaltene Bild wurde 1862 durch Maler Bentele erneuert. Das Mittelportal des Straßburger Münsters hat dieselbe Darstellung, nur in Stein ausgeführt, über sich. Hieraus, sowie aus dem für diese Zeit schon sehr vorgeschrittenen Stile, ließe sich schließen, der Baumeister könnte der Straßburger Bauhütte angehört haben.

Am Äußern der hohen Halle fangen schlanke, einst gekrönte Strebepfeiler den Schub der Gewölbe auf. Über dem südlichen, reich gegliederten Steingiebel sitzt ein überaus anmuthiges und kühnes durchbrochenes Glockenthürmchen. Selbst der Dachstuhl, aus lauter kernhaften Eichenstämmen gezimmert, ist noch der alte und durch seine so leichte als sichere Art sehr bemerkenswerth. Das Refektorium der ersten Anlage stund auf derselben Stelle, hatte dieselbe Breite und gewiß auch dieselbe Länge, die sich schon aus dem Verhältniß ergibt, und auch eine Säulenreihe in der Mittelaxe; Spuren von Rundbögen und von den Kapitellen jener Säulen sind noch an der Nord- und Westmauer zu sehen. An dem Portale ist außen gegen den Kreuzgang hin noch das alte halbrunde Bogenfeld erhalten; es sind darin wieder mit dem Cirkel beschriebene Rosetten eingemeißelt. Von der alten Ostmauer steht nur noch der Anfang, dagegen ist die westliche Wand, so weit sie an die alte Küche stößt, noch romanisch, wie auch ihre Steinmetzzeichen beweisen; ein jetzt vermauerter Eingang führte in diese Küche; zwei niedere achteckige Steinpfeiler stützen hier den gewaltigen Rauchmantel; in ihrer Südwand befanden sich einst zwei weite flachgesprengte Schalterfenster.| Ein ähnliches geht in das an den westlichen Flügel des Kreuzganges stoßende Winterrefektorium. Dieses, das sogenannte Rebenthal, 771/2′ lang, 34′ breit, hat seinen Eingang vom Westflügel des Kreuzganges aus und ist mit leichtgesprengter Balkendecke überlegt, deren drei Unterzüge an ihren Enden auf steinernen Konsolen, in der Mitte auf hölzernen Freipfosten ruhen. Balken wie Pfosten sind sehr zierlich geschnitzt; sie waren von jeher an ihren Ornamenten farbig bemalt; der neue, etwas zu derbe Anstrich erstreckt sich leider über die ganze Decke. An den Wänden, ausgenommen die östliche, ziehen fast verblichene Fresken von großer Trefflichkeit aus dem Schluß des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts hin; die noch am besten erhaltenen sind an der nördlichen Wand und zeigen auf der linken Seite eine Stadt mit einer Kirche, an deren Mauer das Wort CALATRAVIA sich findet. Von dort aus bewegt sich ein Zug von Mönchen mit einer Fahne gegen die Mitte hin, wo ein anderer ähnlicher Zug hält, der von den Schiffen auf der rechten Seite des Bildes herzukommen scheint. (Das Bild wird sich ohne Zweifel auf den im Jahr 1158 aus dem Cistercienserorden entstandenen Ritterorden von Calatrava beziehen, ist übrigens so beschädigt, daß es nicht möglich ist, den dargestellten Vorgang genauer zu erkennen.) Die Konsolen bestehen aus wappenschildhaltenden Engeln; auf den Schildern der südlichen Wand sind aufgemalt die Wappen von Württemberg, Fridingen, Bebenhausen, Tübingen, auf den übrigen die des deutschen Reiches, der sieben deutschen Kurfürsten und (neben Württemberg) das Wappen von Ulrichs Gemahlin Sabina. An dem nördlichen Freipfosten stehen die Wappen von Fridingen und Bebenhausen und die Jahreszahl 1513. Durch eine niedrige Thüre tritt man in das nördlich anstoßende Sprachzimmer, Parlatorium, eine Halle mit sechs Achteckspfeilern, in der die schweren Formen des romanischen Kapitelsaales doch mit spätestem gothischem Beigeschmack wiedergegeben sind, ein merkwürdiges, vereinzelt stehendes Beispiel von Nachahmung des romanischen Stiles in jener Zeit; an einem der spitzbogigen Quergurten steht 1530, wohl das Jahr der Vollendung. Die Decke ist auch wie im Kapitelsaale mit Flammen und Blumen, aber lange nicht so fein wie dort, bemalt. Auf dem Südgiebel des Winterrefektoriums, das samt dem Parlatorium außen ein einfaches zweistockiges Haus mit geraden Sprossenfenstern bildet, sitzt ein zierlich durchbrochenes spätgothisches Glockenthürmchen. Parlatorium und Winterrefektorium wurden begonnen von Abt Bernhard Roggenbuch, aber erst unter Abt Johann von Fridingen vollendet.

| Dem ganzen Klosterbau ist außer dem Sommerrefektorium, das durch zwei Stockwerke geht, ein zweites Stockwerk aufgesetzt. Über den drei romanischen Hallen befindet sich das Dorment, das in seiner jetzigen Einrichtung aus dem Schluß der katholischen Zeit stammt. Hier zieht sich zwischen 28 Zellen (die im Durchschnitt 81/2 Fuß Breite auf 10 Fuß Tiefe und jede ein Fenster haben) ein erhöhter Mittelgang hin, flachgedeckt und mit in halber Höhe quer hindurchgehenden Bundbalken. Die Decke, sowie die Wände bis zu den freien Balken herab und diese selbst sind mit zierlich geschnitztem gothischem Holzwerk vertäfelt, das herrliches Blumen- und Maßwerk zeigt; dasselbe ist theilweise noch bemalt und steht auf blauem oder rothem Grunde. An den jetzt weißgetünchten Wandflächen unterhalb des Getäfels sind noch Spuren von alter Malerei (Pflanzengeranke) und Inschriften zu sehen; auf dem Fußboden erhielten sich verschiedene, sehr schöne Fliese. In der Mitte der westlichen Wand des Getäfels sind die Wappen von Tübingen, Bebenhausen und Fridingen groß aufgemalt und dabei die Jahreszahl 1511. Außen steht an der Ostseite des Dorments über einem der geradegestürzten Fenster 1513, dazwischen das Wappen von Cisterz, und über einem Fenster an der Südseite des Verbindungsganges steht 1515, dazwischen das Wappen von Bebenhausen.

Gerade über der Kapelle des Kapitelsaales liegt das frühere Bibliothekzimmer, das eine blau bemalte, mit Sternen besetzte und durch einige Schlußrosetten verzierte ebene Holzdecke hat und auch an den Wänden noch Spuren von Bemalung zeigt; außen steht über dem östlichen Fenster des Gemaches 1516, dazwischen das Tübinger Wappen.

Der Kreuzgang ist in seinen vier Flügeln noch gut erhalten und wurde in den letzten Jahren wieder vollkommen hergestellt. An den Wänden oder Schlußsteinen finden sich folgende Inschriften: auf der Westseite: Wernher v. Tübingen . . . zwischen 1460–71; Südseite: Bernhard von Magstatt 1473 und Johann von Fridingen 1496; Ostseite: B. M. mit Abtsstab 1481.

Seine Formen zeigen sämtlich die späteste Ausbildung des gothischen Stiles; nur die dem Kapitelsaal gegenüberliegende Umfassungsmauer stammt mit ihren angelegten Rundsäulen bis zur Höhe der Fensterbrüstung aus frühgothischer Zeit, ebenso ein kleiner Theil an der Nordwestecke, dem Parlatorium gegenüber, und muß noch der spärliche Rest des ambitus monachorum sein, den Friedrich († 1305) errichtete. Trotz der oft mageren und schlaffen Bildung der einzelnen Formen machen diese Hallen durch ihre schönen Verhältnisse und ihre reichen, lebhaft bewegten Netz- und Sterngewölbe, von deren vielen| Schlußsteinen schöne Blätterkränze oder Heiligenbilder herabgrüßen, einen prächtigen Eindruck und vollends früher, da sie noch in ihrem Farbenschmucke prangten, der noch jetzt durch die Tünche leuchtet und die immer wechselnden Maßwerkfenster noch mit gemalten Wappenschildern geziert waren.

Gegenüber dem Eingang in das Sommerrefektorium liegt der große vieleckige Ausbau der Brunnenkapelle; außen ist er, gleich dem Kreuzgange, von schlichten, mit einem Blumengiebel geschmückten Strebepfeilern gestützt, innen von einer hohen, reich sich verschlingenden Netzgewölbe-Kuppel bedeckt. Der alte, mehrschalige Brunnen, der hier stand, ist verschwunden; über der mittleren der drei Pforten, die in die Kapelle führen, steht im Kreuzgang 1481. Westlich von der Kapelle deckte man in dem jetzt freundlich angelegten Klostergärtchen den alten runden Ziehbrunnen auf und fand darin noch die Reste des gothischen Steingalgens; der Brunnen ward jedoch wieder zugedeckt; ein ganz ähnlicher, an dem die zwei Pfeiler des Steingalgens noch erhalten sind, steht westlich vom Winterrefektorium im Garten des Revierförsters. Im nördlichen Arm des Kreuzganges sind an beiden Enden der Arkadenwand große Weihwasserbecken aus Stein, mit herrlichem Blattwerk umlegt, angebracht. An der gegenüberliegenden Wand, an der der Kirche, sind die Maße der Gräber Christi und Mariä in schwarzen Linien eingeritzt. Auf dem Boden des Kreuzganges erhielten sich verschiedene schöne Fliese. Wie in dem Kapitelsaal, so finden sich auch auf den zwei an die Kirche stoßenden Seiten des Kreuzgangs, der Ost- und Nordseite, eine Reihe von Gräbern; auf der Ostseite von der Kirchenthüre bis zum Eingang des Kapitelsaals 12 mit Zahlen versehene Sammelgräber für die benachbarten adeligen Familien (Hailfingen, Hefingen, Herter etc.); auf der Nordseite Einzelgräber mit Inschriften, die bis gegen das Ende des dreißigjährigen Kriegs heruntergehen.

Vor dem Chor der Kirche umschließt eine niedere Mauer den malerisch verwilderten Herrenkirchhof; es stehen daselbst nur wenige Grabsteine und meist aus unseren Tagen. An der Südwand des Chores liegt ein sehr großes verwittertes Grabmal mit dem Flachbild eines Abtes und einer theilweise noch erkennbaren Inschrift, wonach diese Platte einst das Grab des Abtes Werner von Gomeringen, † 1393, bezeichnete. Forstmeister Tscherning las noch: Ao 1393 pridie Calendis Octobris obüt D. Wernerus de Gomeringen XVIII abbas in Bebenhusen. Cuius anima requiescat in pace.

An der Außenwand der Sacristei sind kurze Inschriften zum| Gedächtniß des Abts Lupold von Eßlingen, † 1300, und seines Bruders, des Abts Ulrich, † 1320. Außer diesen sieht man hier noch einige fast gänzlich zerstörte Epitaphien. Die Grabesinschrift der frommen Haila von Reutlingen, welche nach den Annales Bebenhusani nebst ihrer Großmutter hinter dem Hochaltare bestattet wurde, ist dicht an der Erde und halb verdeckt von dem großen südlichen Strebepfeiler der Chorecke. Man liest noch: t haila de (Ruteli) ngen .... et ava eius (hanc) (ca) pellam in p(orta) c(onstruxit.) Nördlich von der Kirche und getrennt von ihr liegt der zweite, ebenfalls ummauerte Friedhof.

Das Herrenhaus, östlich vom eigentlichen Kloster gelegen und durch den zweistockigen spätgothischen Gang damit verbunden, ward laut der lateinischen Inschrift an seiner Südwestecke 1532 von Abt Johann von Fridingen errichtet und ist ein zweistockiges Steinhaus mit zierlichen, geradegestürzten, gedreiten Fenstern. Im Erdgeschosse tragen elf eichene Achteckspfeiler (früher waren es sandsteinerne, wovon sich noch einige Trommeln erhielten) das starke Gebälk; unter dem Boden dehnen sich die großen, gewölbten Klosterkeller aus. Erleuchtet wird dieses Erdgeschoß durch große, rechteckige Fenster an der westlichen Wand und durch schmale, tiefe, gedrücktspitzbogige an der östlichen. Die Form dieser Fensterchen, wie auch die häufig an ihnen vorkommenden Steinmetzzeichen beweisen, daß die Ostwand aus der letzten Zeit der ersten Anlage herrührt. Den südlichen Theil des Erdgeschosses nimmt die jetzige Winterkirche ein, ein freundlicher, rechteckiger Raum. An der Westseite des Herrenhauses baut sich ein halbachteckiger, steinerner Treppenthurm an, dessen Wendeltreppe in den oberen Stock führt, in Gelasse, die theilweise noch Vertäfelungen aus der Renaissancezeit haben und jetzt für die Schule und den Schullehrer eingerichtet sind. Die jetzige Schule, ein nach den noch vorhandenen Inschriften früher mit Bildern aus der Geschichte Davids gezierter Raum, auf der Südseite, heißt in den alten Beschreibungen das Fürstengemach. Es wurde, laut einer Inschrift, erst im September 1550 durch den Abt Sebastian Lutz vollendet. Nordwärts vom Herrenhause stehen noch einige alte steinerne Gebäude, zunächst der Kloakenraum, weiterhin das Bandhaus (die Küferwerkstätte), Scheunen und Stallungen u. s. w.

Östlich vom Herrenhaus erhebt sich über dem Hofe, mit der östlichen Umfassungswand auf der Ringmauer ruhend, die sogenannte Speisung, ein großes, dreistockiges Wohnhaus, jetzt der Frau Kanzleirath Kapf gehörend. Es ist ohne Zweifel das frühere Krankenhaus| des Klosters, die Infirmaria tam lignea, quam lapidea, welche nach den Annales Bebenhusani Abt Friedrich zwischen 1281–1305 erbaute; der untere Stock mit seinen großen Stuben heißt noch heute das Bad. Das hohe untere Geschoß des ausgedehnten Gebäudes ist von Stein, die zwei oberen Stockwerke haben kräftigen Eichenholzbau. Gegen die Südostecke hin liegt im mittleren Stock ein großer Saal mit schöner, leicht gesprengter, gothisch geschnitzter Balkendecke; weiter südlich lag die alte, sehr hohe Conventstube, in sie wurde ein Zwischenboden hineingezogen und hier oben, in einem nur 4′ hohen Gemache, erhielt sich noch die schöne, bemalte, ebene Holzdecke und Fresken an den Wänden; sie zeigen meist reiches Blumengeschlinge und gegen die Ost- und Nordecke hin Heiligenbilder mit Spruchbändern; an der westlichen Wand steht die Inschrift: abbas reynhardus dapifer de heffingen natus solarium istud construere procuravit ac tali pictura ornavit anno 144 .... dictum est ....

Reynhardus war Abt 1432–56. Im unteren Stock, gegen die Südostecke hin, liegt ein Zimmer mit leichtgesprengter Balkendecke, ähnlich der im großen Saale, nur noch schöner geschnitzt; die Balkenenden sind mit Blättern und Blumen geschmückt; ein Steinpfeiler an der östlichen Wand trägt ein herrliches Laubwerkskapitell. Südlich stößt daran ein Raum mit äußerst anmuthigem, gedreitem Fenster gegen Osten. An der Nordostecke desselben Stockwerkes liegt wieder ein kleiner Saal mit reicher Balkendecke; an seinen Wandkonsolen sind die Wappen von Württemberg, Tübingen, Bebenhausen, Hailfingen, Gomeringen angebracht. Gegen den Hof heraus haben die Riegelwände des Hauses noch Spuren von Bemalung, gothisches Blumengeschlinge. Der oberste Stock des Hauses ward erst in neuerer Zeit aufgesetzt. Das die Speisung und das Herrenhaus verbindende alte Gebäude enthält an seinem Südende, jetzt in Ställe und Heuböden getheilt, die von Abt Johann von Fridingen nach einer Inschrift am Eingang im Jahr 1507 erbaute, sehr große 40 Fuß in’s Gevierte haltende Abtsküche, in deren Mitte eine Steinsäule vier große Rundbögen trägt.

Das Forstamtsgebäude, südlich vom Ostflügel des Klosters gelegen, strebt mit seiner äußeren Front aus der südlichen inneren Ringmauer hervor und steht ohne Zweifel auf den Grundmauern des alten Abtsgebäudes; es war noch vor wenigen Jahren durch eine hölzerne, brückenartige Galerie mit dem Dormente verbunden und in der protestantischen Zeit die Wohnung des Prälaten; 1807–1816 diente es als Jagdschloß. Sein oberer Stock ist von Holz. Gegen Norden baut sich an das eigentliche stattliche Gebäude ein Flügel an,| der noch aus alter Zeit stammt und in seinen unteren Räumen Spuren von gothischer Bemalung der Wände zeigt.

Der zwischen dem Forstamtsgebäude und dem grünen Thurm gelegene Forstgarten muß an die Stelle früherer Abtshäuser getreten sein; man fand dort schon Grundmauern und Schutt von Gebäuden und eine Menge schöner Fliese. Der grüne Thurm hatte in seinem, jetzt abgebrochenen, oberen Stockwerk einen merkwürdigen alterthümlichen Saal. Seinen Namen führt er von den grün glasirten Ziegeln, mit denen er gedeckt war.

Das Kloster ist eine Stiftung des Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen († 1219), welcher in der nächsten Nähe seiner Stammburg ein Kloster – dereinstige Grablege für sich und sein Haus – haben wollte, nachdem seine Voreltern bereits Blaubeuren und Marchthal gestiftet hatten. Seine Gemahlin Mechthild und seine Kinder gaben hiezu ihre Zustimmung. Kaiser Friedrich I. ertheilte seine Genehmigung; sein Sohn Herzog Friedrich von Schwaben schenkte am 1. Juni 1187, in Tübingen selbst anwesend, in Vollmacht seines Vaters und in eigenem Namen der werdenden geistlichen Pflanzung für deren Bedarf das Beholzungsrecht im Reichswald Schönbuch und gestattete seinen Dienstleuten sich und ihre Güter ihr hinzugeben. Der Grund und Boden des künftigen Klosters gehörte aber dem Bischof von Speier und war demselben noch abzutauschen. Letzteres geschah seitens des Pfalzgrafen mittelst Abtretung der Kirche zu Meimsheim und einiger anderer Besitzungen, wobei mehrere speierische Dienstmannen eidlich bezeugen, daß dieser Besitz für das Bisthum nützlicher sei, als der abgetretene; Kaiser Friedrich I. und dessen Sohn Kaiser Heinrich VI. bestätigten dieß im März 1188 auf dem Mainzer Reichstage. Im Jahr 1189 war der Bau so weit vorgeschritten, daß Pfalzgraf Rudolf Prämonstratensermönche einführen konnte, an deren Stelle er jedoch 1190 Cistercienser aus dem Kloster Schönau bei Heidelberg berief, dessen Abt noch bis zur Reformation die Visitation in Bebenhausen hatte. Einer der Berufenen, Diepold, wurde der erste Abt in Bebenhausen. Am 30. Juli 1191 gewährte der Stifter Pfalzgraf Rudolf dem neuen Kloster bei den Vorschriften des Cistercienserordens entsprechende Befreiung von vogteilichen Lasten, gestattete, wie oben Herzog Friedrich von Schwaben, seinen Dienstleuten sich ins Kloster aufnehmen zu lassen und dahin Stiftungen zu machen, und sicherte demselben die Benützung eines bestimmten Bezirkes auf der nordwärts gelegenen Waldfläche des Schönbuchs. Kaiser Heinrich VI. selbst gestattete am 28. Mai 1193 seinen Dienstleuten| mit beweglichem und unbeweglichem Gut das Kloster zu beschenken, und unter dem 29. Juni d. J. denselben, darein einzutreten, bestätigte auch am letzteren Tage das Beholzungsrecht im Schönbuch. Pabst Innocenz III. nahm am 18. Mai 1204 das Kloster in seinen Schutz, namentlich für dessen Güter Eck, Aglishart, Weil im Schönbuch, Altdorf, Offenhausen, Ittingshausen (abgegangen bei Degerloch), Vesperweiler, Hochdorf, Walddorf und ertheilte ihm verschiedene Privilegien.

Wiewohl der Pfalzgraf seine Stiftung noch 30 Jahre hauptsächlich durch seine Mildthätigkeit emporblühen sah, wurden doch erst ein Jahrzehnt nach seinem Tode die Gebäude in ihrer ursprünglichen Gestalt vollendet. Um 1246 litt das Kloster hart durch Kriegsbedrückungen, doch stieg im Lauf des 13. Jahrhunderts die Zahl der Mönche auf 80, die der Laienbrüder auf 40 (Mone Zeitschr. 20, 236. Unter dem Jahr 1362 werden 100 Mönche angegeben. Crusius Annal. Suev. 3, 272.)

Ein Lieblingskind der Tübinger Pfalzgrafen zog diese Anstalt viele Lebenssäfte aus diesem rasch verarmenden Geschlechte, welches derselben selbst seinen Stammsitz Tübingen in den Jahren 1301 bis 1302 als Pfand zu Händen geben mußte.

Ein ansehnlicher Güterbesitz, durch Schenkungen und Ankäufe angewachsen, erscheint bereits in der Bulle Pabst Gregors IX. vom 8. März 1229 und mehrte sich – zumal im ersten Jahrhundert und darüber noch sehr ansehnlich. Der Bestand in der letzten katholischen Zeit wurde durch die Reformation zum württemb. Klosteramt Bebenhausen, dessen zum jetzigen Oberamt Tübingen gekommene Orte I. 5 aufgeführt sind, wozu noch gehörten aus dem jetzigen Oberamt Böblingen: Altdorf, Breitenstein, Neuweiler und Weil im Schönbuch; aus dem O.-A. Freudenstadt: Vesperweiler, Antheil an Oberwaldach; aus dem O.-A. Herrenberg: Reusten, Roseck, Unterjesingen, Theile von Öschelbronn; aus dem Oberamt Ludwigsburg: der Erlachhof, Fuchshof und Schafhof (auf deren Stelle 1704 die Stadt Ludwigsburg gegründet wurde); endlich aus dem O.-A. Urach: Aglishardt. (Die einzelnen, zum Theil nicht bleibend gewordenen Besitzungen s. in Württemb. Jahrb. 1846 b, 174–188, Weiderecht im Schönbuch, für alles Vieh, dem Grafen Eberhard von Tübingen abgekauft 1293. Mone Zeitschr. 14, 338). Übrigens war das Kloster nicht allein auf dem Lande, sondern auch in den Städten angesessen, hatte seine Höfe in Tübingen, Stuttgart, Eßlingen, Reutlingen, Ulm (in dieser Stadt von 1292–1390) und Weilderstadt;| es erhielt von dem Pfalzgrafen Eberhard von Tübingen den 7. Okt. 1294 für seinen Tübinger Hof Freiheit von allen Abgaben und Diensten und von dem Grafen Eberhard von Württemberg und seinem Sohn Ulrich den 11. März 1305 für sein Stuttgarter Eigenthum Befreiung von aller Steuer, Bet und Dienstbarkeit, letztere um 100 Pfd. Heller (Mone 14, 363. 15, 353); auch genoß es durch kaiserliche Privilegien des 13. Jahrhunderts in den vier genannten Reichsstädten Steuerfreiheit, was in Ulm besonders für den Weinhandel, welchen das Kloster dort trieb (Cleß B. 358), vortheilhaft war. Einverleibte Pfarreien besaß es z. B. seit 1326 die von Tübingen, Oberkirch und Altingen.

Päbstliche Vergünstigungen erhielt es unter anderen von Pabst Gregor IX. mittelst obiger Bulle vom 8. März 1229, wonach neben anderem die Mönche nur vor einem geistlichen, nie vor einem weltlichen Richter sollten belangt werden können; von Pabst Nikolaus IV., welcher unterm 15. Mai 1291 die Mönche auch weltliche Güter mit Ausnahme der Lehen erben ließ; und von Pabst Bonifacius VIII., welcher unter dem 13. April 1295 befahl, daß kein Geistlicher oder Laie, welcher Klage führte, sich unterstehen sollte, Mönche oder Laienbrüder gefangen zu nehmen, klösterliches Vieh oder Güter zu pfänden.

Über ihre Klosterstiftung besaßen gemäß der obigen Urkunde vom 30. Juli 1191 die Pfalzgrafen wirklich keine Vogtei. Am 8. Juli 1305 nahm K. Albrecht das Kloster mit Personen und Sachen in seinen besonderen Schutz, befreite es von allen Leistungen an seine Landvögte und Amtleute und gebot den Bürgern von Eßlingen, Reutlingen und Weil, demselben auf Verlangen in Nöthen beizustehen. Damals hatte es bereits durch einen Pfalzgrafen von Tübingen selbst, Gottfried von Tübingen-Böblingen, großen Schaden erlitten, als derselbe am 5. August 1280 mit bewaffneter Macht eingefallen war, wofür er jedoch strenge büßen mußte. Einige Jahre darauf fühlte es die schwere Hand des gewaltthätigen Grafen Eberhard des Erlauchten von Württemberg (Mone Zeitschr. 20, 236) und mußte z. B. 1309 und 1318 zu bedeutenden Verkäufen schreiten. Gegenüber den immer zu befürchtenden Eingriffen von Seiten der Tübinger Pfalzgrafen ließ sich das Kloster am 4. Nov. 1317 von den Söhnen des ebengenannten Gottfrieds, Wilhelm, Heinrich und Gottfried, eidlich versprechen, sie werden es, seine Kirche, Leute, Güter in Städten, Dörfern, Höfen und auf dem Lande schirmen, und selbst ihm kein Leid thun. Bald darauf, am 28. Oct. 1318 nahm Graf Rudolf von Hohenberg das Kloster in seinen Schutz,| ausdrücklich nur auf so lange, als es den Mönchen gefallen würde, und nicht als sein Schirmvogt, sondern als sein Förderer und Beschützer. K. Ludwig der Baier that am 6. Mai 1330 demselben die Gnade, daß es seine Güter in Tübingen oder wo sonst gelegen auch ferner mit gleicher Freiheit wie bisher besitzen dürfe.

Indeß erwuchsen die Grafen von Württemberg, besonders seit dem Ankauf Tübingens im Jahr 1342, immer zu größerem Ansehen, während die Pfalzgrafen von Tübingen in der Geschichte Bebenhausens verschwinden, nachdem sie 1344 noch auf das, beim Verkauf Tübingens vorbehaltene Recht der Hundelege in Bebenhausen und das Gejaid im Schönbuch für 250 Pf. Heller gegen das Kloster verzichtet hatten. Immerhin begannen Graf Ulrich von Württemberg († 1344) und seine Söhne Graf Eberhard und Ulrich zunächst damit, daß sie unter dem 14. März 1343 dem Kloster einen Schirmbrief und eine Bestätigung seiner Besitzungen, namentlich seiner zwei Tübinger Höfe, und deren Steuer- und Dienstfreiheit, und am 21. März 1348 aller ihm im Schönbuch zustehenden Freiheiten ausstellten. K. Karl IV. selbst bestätigte am 27. Januar 1348 die Privilegien. Nichtsdestoweniger versetzte dieser Kaiser bald darauf die Klostervogtei an die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg. Die Rücklösung dieser Pfandschaft an das Reich erfolgte übrigens bereits im Jahr 1361 und es gelang dem Kloster, welches in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts manches auszustehen hatte,[2] noch lange sich im unmittelbaren Verhältnisse zum Reiche zu erhalten. Deutsche Kaiser ertheilten am 20. Juni 1431 und 23. Sept. 1450 wiederholte Freiheitsbriefe. Das Reich forderte noch das 15. Jahrhundert über außerordentliche Hülfe und die Äbte wurden auf die Reichstage berufen. Erst die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, in welchem Württemberg überhaupt seine landesherrlichen Rechte ausdehnte, machte aus dem Abte von B. allmählig einen Zugewandten dieser Herrschaft, bei deren vorübergehender Theilung im Jahr 1442 die württembergischen Ansprachen an das Kloster in den Theil des Grafen Ludwig (Uracher Linie) aufgenommen worden waren.

| Am 30. Mai 1498 beherbergte das Kloster den jagdlustigen König Maximilian und vom 27.–28. Nov. 1530 dessen Sohn K. Ferdinand, damaligen Herzog von Württemberg,[3] unter dessen Regierung im Bauernkrieg des Jahres 1525 die sich einlagernden Bauern arg hausten.

Die Reihe der katholischen Äbte, so weit sie sich aus Steininschriften und sichern Belegen beurkunden läßt, ist die folgende, wobei von einigen in die früheste Zeit gesetzten, welche blos in jungen Aufzeichungen vorkommen,[4] Umgang genommen wird:

Dipold 1190, 1191. Ludwig 1211. Bruno 1216. Berthold † 1223 Mai 1. Konrad 1226–1228, welcher 1226 als Subdelegat des Kardinalbischofs Kuno von Porto (eines Uracher Grafen) zum Kreuzzuge anfeuern half. Peter 1240, 1242. Berthold (von Münsingen) 1245 † 1262. Eberhard (von Reutlingen) 1262–1281. Friedrich 1281, wird Abt in Schönau 1299. Lupold (von Eßlingen) 1299 † 1300, Okt. 31. Friedrich abermals 1300–1303 (noch Mai 15. Mone Zeitschr. 15, 215).[5] Ulrich, Lupolds Bruder 1303 (schon Nov. 30. Eb. 15, 217) † 1320, Febr. 6. Konrad von Lustnau 1320, † 1353, Dec. 8,[6] Werner von Gomeringen um 1357, † 1393, Sept. 30. Peter von Gomeringen 1393 † 1412, Jan. 14. Heinrich von Hailfingen 1412, † 1432, Juli 31. Reinhard Truchseß von Höfingen 1432, † 1456, Aug. 23. Johann (von Deckenpfronn) 1456, † 1460, Dec. 27. Werner (von Tübingen) 1461, dankt ab 1471. Bernhard Rockenbuch (von Magstatt) 1471 † 1493, Mai 11. Johann von Fridingen (ein Adelicher) 1493 † 1534, Dec. 21. (Klunzinger 13).

Die Einführung der Reformation wurde 1535 dem Herzog Ulrich erleichtert, weil damals das Kloster ohne Abt war. Die Mönche erhielten Leibgedinge, und viele zogen, mit Wegzehrung versehen, in’s| Ausland, in’s Kloster Stambs in Tirol und in’s Kloster Thennenbach im Breisgau. Bei dem Umschlag, welchen der für die Protestanten unglückliche Schmalkaldische Krieg von 1546 brachte, wurde von den in letzteres Kloster geflohenen Mönchen ihr allda Abt gewordener alter Bebenhauser Mitbruder, Sebastian Lutz gen. Hebenstreit (von Tübingen), am 17. Nov. 1547 zum Abt in Bebenhausen gewählt, worauf er mit Herzog Ulrich ein Übereinkommen traf. Am 6. Juli 1551 bestätigte K. Karl V. die Freiheitsbriefe seiner Vorgänger für das Kloster. Abt Sebastian verwaltete sein Amt, bis ihn Herzog Christoph 1560 zur Ruhe setzte (Binder 60).

In diesem Jahr bestellte letzterer in Eberh. Bidembach den ersten evangelischen Abt (seine Nachfolger bei Binder 61). Der Amtsverband der Klostergemeinde blieb, in den Bebenhäuser Gebäuden selbst wurde eine Klosterschule eingerichtet. In Zeiten des dreißigjährigen Krieges 1630–32 und 1634–48 waren wieder Mönche im Besitze des Klosters unter dem Abte Joachim. Durch den westphälischen Frieden von 1648 mußten sie wieder den Protestanten weichen; Abt wurde 1650 der vortreffliche Joh. Val. Andreä. Das hiesige Klosteramt, dessen Sitz in Lustnau war, bestund bis 1807, die Klosterschule gleichfalls bis 1807. Unter König Friedrich diente B. zum königlichen Jagdschloß; er feierte hier am 9. Nov. 1812 mit großem Glanze das von Matthison beschriebene Dianenfest. In der Organisation von 1810 wurde B. der bleibende Sitz des Oberforstamts Tübingen (jetzigen Forstamts Bebenhausen), es hatte aber schon seit 1807 nach Verlassung Waldenbuchs, des früheren Sitzes, der Oberforstmeister allhier gewohnt.




Der Ort Bebenhausen besteht aus wenigen, südlich und westlich vom Kloster in Obstbaumgärten zerstreut liegenden Häusern und ist, wie schon oben bemerkt, von den äußeren Ringmauern des Klosters umgeben. Seine Lage in dem stillen, rings von Wald umschlossenen Thalgrunde ist geschützt; doch ist es im Ganzen kälter als in dem nahen Neckarthal, und Frühlingsfröste schaden stärker. Seine Straßen sind noch von Klosterzeiten her gepflastert.

Die Gelasse für den Gemeinderath sind in einem Privathause gemiethet.

Die Schule, sowie die Wohnung des Schulmeisters ist, wie schon bemerkt, im Herrenhaus eingerichtet; die Kinder von Waldhausen besuchen auch die hiesige Schule.

Das Gemeindewasch- und Backhaus ist in Einem Gebäude vereinigt.

| Das hier befindliche Armenhaus wird nicht benützt und ist vermiethet.

Die Wasserleitungen, die in früheren Zeiten gutes Trinkwasser in Menge hereinführten, sind meist in Abgang gekommen. Der Ort hat 3 laufende und 4 Pumpbrunnen.

Die Markung ist reich an gutem Wasser; viele Quellen speisen namentlich den Goldersbach, der, den Arabach, den Seebach und andere kleinere in sich aufnehmend, über die Markung fließt und stets Wasser in Fülle hat. Eine Viertelstunde westlich vom Ort entspringt eine Schwefelquelle, deren Wasser früher in das Kloster geleitet worden sein soll; ihr Gehalt ist sehr schwach.

Die Dämme von 3 größeren Weihern, welche einst für das Kloster angelegt waren und welche z. B. die Gadner’sche Karte von 1593 noch alle angibt, sind im Seebachthale noch jetzt sichtbar. Ein kleinerer See lag innerhalb der Klostermauern bei der Mühle.

Die Staatsstraße von Dettenhausen nach Tübingen geht hier vorüber; ferner eine Vicinalstraße nach Entringen, eine zweite auf den Einsiedel. Über den Goldersbach führen 3 von der Gemeinde zu unterhaltende, kleine, steinerne Brücken.

Die Einwohner sind ein gesunder Menschenschlag, ein Mann zählt gegenwärtig 94 Jahre; eine gewisse Behaglichkeit hat sich bei ihnen aus der Klosterzeit her noch erhalten; ihre Tracht ist die städtische.

Die Einwohner waren ursprünglich alle Kloster-Offizianten und wurden erst im Jahr 1523 als Gemeinde konstituirt, wobei ihnen die Feldmarkung nebst den nöthigen Gebäuden käuflich überlassen wurde.

Ein berühmter Bebenhäuser ist Karl Friedrich (v.) Kielmeyer, geb. 22. Okt. 1765, Sohn des Jagdzeugmeisters, Zögling der Hohenkarlsschule in Stuttgart, genialer Naturforscher und ausgezeichneter Professor in den verschiedensten Zweigen derselben, 1790–1794 an genannter Universität in Stuttgart, 1796–1817 in Tübingen. Im Jahr 1817 kam er als Staatsrath und Direktor der wissenschaftlichen Sammlungen nach Stuttgart, wo er am 24. Sept. 1844 starb.

Haupterwerbsquellen der Einwohner sind Feldbau und Waldarbeiten; die Handwerker arbeiten nur für die örtlichen Bedürfnisse.

Eine Mühle mit 3 Mahl- und 1 Gerbgang, ferner eine Sägemühle, die zugleich einen Mahlgang hat, 3 Schildwirthschaften, worunter eine Brauerei, und 1 Kramladen bestehen.

Im Goldersbach werden viele Krebse gefangen.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren; der begütertste Bürger hat 40, der Mittelmann 5–6, der weniger bemittelte| 1–2 Morgen Grundeigenthum. Weil der landwirthschaftlich benützbare Boden im Verhältniß zur Bevölkerung gering ist, wurde den Ortsangehörigen bisher ein Stück Staatswaldgrund (371/2 M.), die sogenannte Mauterswiese, auf Lustnauer Markung, pachtweise zum Anbau überlassen.

Der Boden eignet sich in der Thalebene gut für den Wiesenbau; die Ackerfelder haben meist einen schweren Thonboden. Auf der Markung Waldhausen sind die Bodenverhältnisse günstiger für den Feldbau und bestehen dort aus ziemlich düngerbedürftigem Lehm, dem Liaskalk zur Unterlage dient.

Die Landwirthschaft ist in Bebenhausen unbedeutend, in Waldhausen aber verhältnismäßig von Belang, und zweckmäßige Ackergeräthe, wie der flandrische Pflug, die eiserne Egge etc. haben dort Eingang gefunden; auch eine Dreschmaschine befindet sich in Waldhausen. Man baut die gewöhnlichen Cerealien, besonders Dinkel und Gerste, letztere sehr viel in Waldhausen; von Brach- und Handelsgewächsen Kartoffeln, Angersen; in Waldhausen sehr viel dreiblättrigen Klee und Reps, weniger Flachs und Hanf; in Bebenhausen ziemlich viel Hopfen, der jährlich 40–50 Centner liefert. Die Einwohner von Waldhausen treiben Handel mit Klee- und Runkelrübensamen; auch verkaufen sie ziemlich viel Getreidefrüchte, namentlich Gerste, auf der Schranne in Tübingen.

Der sehr ausgedehnte Wiesenbau bildet in Bebenhausen den Hauptzweig der Landwirthschaft und liefert reichlich gutes Futter.

Die Obstzucht ist unbedeutend und beschäftigt sich meist mit Mostsorten und Zwetschgen; in Waldhausen werden überdieß auch viel Kirschen gezogen und in günstigen Jahren nach außen abgesetzt.

Die Rindviehzucht ist nur in Waldhausen, wo man schon Simmenthaler Vieh hält, von Bedeutung und erlaubt dort einigen Handel mit Vieh, namentlich mit Stieren, und Butterverkauf. Ein Zuchtstier ist in W. ausgestellt.

Schafzucht wird nicht, und Schweinezucht nur für den eigenen Bedarf getrieben.

Der zur Gemeinde gehörige, ansehnliche Hof Waldhausen hat 1/4 Stunde südlich von Bebenhausen auf der Hochebene zwischen den Thälern des Neckars und des Golderbachs eine freie, sehr freundliche Lage, die eine überraschend schöne Aussicht an die Alb, von den Lochen bis zur Limburg gestattet. Mit Trinkwasser und einer Wette ist der Ort versehen.

Die Einwohnerschaft bilden 5 wohlhabende Bauernfamilien, von| denen die begütertste 140 Morgen, die am wenigsten begüterte 30 Morgen Grundeigenthum besitzt.

An Alterthümern sind zu nennen altgermanische Grabhügel auf der Kirnberg-Ebene, bei der Mauterswiese und südöstlich von Waldhausen. Nördlich von Bebenhausen wurden römische Münzen, Gefässefragmente etc. aufgefunden.

Ursprünglich gräflich Tübingisch ging der Ort (seit ein paar Jahrhunderten ein bloßer Hof) theils mittelbar, theils unmittelbar an das Kloster Bebenhausen über. Einen Theil, welcher – wohl durch Heirat mit einer Tübinger Gräfin – an die Grafen von Zollern gekommen war, hatte das Kloster Hirschau um 1105 von einem Grafen Friedrich (sicherlich von Zollern) ertauscht. (Cod. Hirs. 35 b.) Güter des Vogtes Friedrich von Gomeringen und den Antheil des Klosters Blaubeuren, welches ohne Zweifel dessen Stifter, die Tübinger Grafen, damit beschenkt hatten, erkaufte das Kloster Bebenhausen, jene im Jahr 1270, diesen im Jahr 1271 (Mone Zeitschr. 3, 213. 216). Geschenkt erhielt Bebenhausen von dem Grafen Rudolf von Tübingen, dem Enkel des Stifters dieses Klosters, am 5. August 1274 (nicht 2. August 1270, s. Württ. Jahrb. 1855, b. 176) all dessen hiesigen Besitz (cuncta praedia in oppido W. et omnia jura advocatie inibi habita) und am 28. August 1276 die anstoßende, für Holzfällung und Weiden taugliche Anhöhe Gaisbühl (Mone 3, 214. 322). Im Tausch erwarb es hiesige Zehnten 1283 von der Tübinger Pfarrkirche. (Eb. 3, 432.)



  1. Literatur: Annales monasterii Bebenhusani von dem dortigen Mönch Ulrich von Baldeck † 1518 (für altere Zeiten mehrfältig ungenau, zuletzt h. in Württemb. Jahrb. 1855 b, 174–185). Pfaff Gesch. des Kl. B. in Württemb. Jahrb. 1846 b, 148–188. Graf Darstellung des schwäbischen Klosters B. in 11 Kupfertafeln. Tübingen. 1828 Fol. Klunzinger artistische Beschreibung der vormaligen Cisterzienser-Abtei B. Stuttgart 1852. 8. Leibnitz die Cisterzienserabtei B. aufgenommen und beschrieben. Supplement zu dem Werke: die Kunst des Mittelalters in Schwaben. Stuttgart 1858, Fel. Lorent Denkmale des Mittelalters in Württemberg. Photographisch Abtheilung 1. dargestellt. S. 67–122. Urkunden bei Besold Doc. red. 351–445, Reyscher Sammlung altwürttemb. Statutarrechte 173–208, im Würt. Urk. Buch 2, 248 und später und bei Mone Zeitschr. für die Gesch. des Oberrheins in Bd. 3. 4. 13–20 bis jetzt von 1188–1327 herabreichend.
  2. Am 31. October 1362 räumte der Bischof Heinrich von Constanz dem Kloster, weil es durch den Krieg des Kaisers wider die Grafen von Württemberg mit Schulden schwer belastet wurde, die Kirche zu Bondorf ein zum bequemeren Unterhalt der Mönche und am 26. Mai 1392 überließ der Graf Eberhard von Württemberg den Fronhof und Kirchensatz zu Magstatt zum Ersatz der Schäden und Feuersbrünste, welche das Kloster in seinen Kriegen erlitten hatte.
  3. Bei seinen öfteren Aufenthalten in Tübingen (s. T.) machte Ferdinand wohl wiederholte Ausflüge nach Bebenhausen, aber im März 1525, in welchem ihn eine ehemalige Inschrift im dortigen Bibliothekzimmer sich in diese Einsamkeit zurückziehen läßt (Würt. Jahrb. 1846 b, 168), wie überhaupt vom Nov. 1524 bis Juli 1525 befand er sich in Insbruck.
  4. Auch diese geben Crusius Annal. Suev. pars 2, 498. Würt. Jahrb. 1855 b, 188.
  5. Nach seinem hiesigen Grabstein starb er am 5. Januar 1305; er muß also sich vor seinem Ableben zur Ruhe gesetzt haben, wenn die in Folgendem angeführte Urkunde richtig datirt ist.
  6. Post ipsum Heinricus quidam Nicrorotemburgensis. Sed propter dissolutionem vitae suae et contractionem magni aeris alieni, cum suo conventu expulsus fertur, nec inter abbates numeratur. Crusius Annal. Suev. pars 2, 498.
« Kapitel B 2 Beschreibung des Oberamts Tübingen Kapitel B 4 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).