« Kapitel B 9 Beschreibung des Oberamts Schorndorf Kapitel B 11 »
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Haubersbronn.
Gemeinde III. Kl. mit 1006 Einw. a. Haubersbronn, Pfarrd. mit 974 Einw., wor. 1 Kath. b. Mezlinsweiler 32 Einw. – Ev. Pfarrei; ohne die Parc. b. Filial von Steinenberg.


Der Gemeinde-Bezirk liegt in dem anmuthigen Wieslaufthal und an den dasselbe umgebenden Berggehängen, da, wo dieses in das Remsthal ausläuft. Jenes Thal ist hier von Weinbergen, Äckern, Ländern und Wiesen mit Obstbäumen umgeben, reich an trefflichem Quellwasser, und hat milde, gesunde Luft und größtentheils äußerst fruchtbaren, mehr schweren als leichten Boden, mit vorherrschendem tiefgehendem Humus, auf einzelnen Stellen mit sumpfiger Unterlage. Die Wieslauf| fließt durch den Bezirk, um sich etwa 1/2 Stunde oberhalb Schorndorf in die Rems zu ergießen, nachdem sich mit ihr der von Osten herkommende Rindersbach vereinigt hat. Die große Krümmung, welche die Rems unterhalb der Urbacher Brücke gemacht, wurde 1818 von den Gemeinden Schorndorf, Ober-Urbach und Haubersbronn mit einem Aufwand von mehr als 2500 fl. abgegraben und ein neues Bett gebildet. Außer Kalk- und Sand-Steinen findet sich Mergel, der zu Düngung der Felder dient.

Mit Ausnahme eines kleinen, der Stiftungspflege Ober-Urbach zustehenden Geldzinses, gebühren alle Grundgefälle dem Staat, woran 107 fl. 31 kr. Geld-, 11 Sch. 5 S. 2 V. Frucht- und 2 E. 6 I. Wein-Gefälle, 71 fl. 18 kr. Heuzehenten, und 14 fl. 26 kr. steuerartige Abgaben für 4372 fl. 47 kr. abgelöst wurden, so daß noch 532 fl. 7 kr. und 112 Sch. 1 S. Frucht für den Zehenten zu entrichten sind.

a. Das Pfarrdorf Haubersbronn – früher Hauppersbronn, Haupelsbronn u. Hauprechtsbronn, wahrscheinlich von dem Quellenreichthum der Gegend her – ist an einem östlichen, in das Wieslaufthal verlaufenden Abhang des Welzheimer Waldes angebaut, liegt jedoch eben, 1 Stunde nordöstlich von Schorndorf, an der von da nach Welzheim führenden Staatsstraße, ganz nahe an der Wieslauf, über welche eine steinerne Brücke führt. Durch den obern Theil des freundlichen und ziemlich reinlichen Dorfes fließt der zuvor erwähnte Rindersbach, welcher hier eine Mühle treibt. Die Gemeinde zählt 147 Haupt- und 17 Neben-Gebäude, unter ersteren einige ansehnliche. – Die im untern Theile des Dorfes stehende geräumige und wohlerhaltene Kirche zum h. Wendel scheint, wie der Chor und die oberen gothischen Fenster des 1726–1728 erweiterten Schiffes zu erkennen geben, vor der Reformation erbaut worden zu seyn und hat einen achteckigen hohen zugespitzten Thurm. Daneben steht frei und angenehm das Pfarrhaus. Das Rathhaus wurde 1835 erbaut. Der Kirche gegenüber liegt ein altes großes Gebäude, einst ein Edelsitz, der 1612 einem Ulrich von Gaisberg gehörte. Die Einwohner (1630 – 750, 1655 – 135, 1717 – 408, 1730 – 576, 1773 – 540, 1807 – 694, 1812 – 765, 1828 – 900) nähren sich vom Weinbau, Ackerbau und Holzhandel und sind in mittelmäßigen Vermögensverhältnissen. Die Markung hat an Baufeld 604/8 M. Gärten, 7414/8 M. Äcker, worunter 230 M. nicht zelglich gebaut werden, 5273/8 M. Wiesen und 1744/8 M. Weinberge; also kommen etwa 11/2 M. Grundbesitz auf den Kopf. Von 1791–1819 sind 40 M. Weide cultivirt und unter die Bürger mit der Bedingung vertheilt worden, daß davon immer die Hälfte mit Klee angebaut werden muß. Dazu kamen 1840 weitere 11 M. und 8 M. die mit Obstbäumen besetzt wurden. Der landwirthschaftliche Zustand ist befriedigend, und namentlich| die Gülle-Einrichtung (s. o. S. 37) gut. Dinkel, Weizen und Ackerbohnen werden hauptsächlich gebaut. Futterkräuter sind der ewige und der dreiblätterige Klee. Flachs und Hanf wird ziemlich, Reps wenig gebaut. Die vielen Wiesen sind ergiebig und liefern größtentheils gutes, zum Bedarf hinreichendes Futter. Die Weinberge liegen alle an Bergen auf der Sommerseite. Es kommen 3200 Stöcke auf den Morgen, namentlich Sylvaner, Drollinger und Elblinge. Der Wein, der meist in die Umgegend verkauft wird, ist von mittlerer Güte, zart, aber nicht auf’s Lager. Der höchste Ertrag wird auf 7–8 E. vom M. angegeben. Der Preis 1 M. Ackers ist 150–500 fl., Wiese 250–600 fl., Weinbergs 200–600 fl. – Die Obstzucht ist in neuerer Zeit durch die Bemühungen des verstorbenen Schultheißen Bürkle in Aufnahme gekommen und noch im Zunehmen. Das Obst geräth gerne; die Hauptrücksicht wird auf Mostobst genommen.

Die Rindviehzucht wird gepflegt; der Limpurger Schlag ist vorherrschend, die Haltung von Simmenthaler Farren wird verpachtet. Von eigentlichen Gewerben sind außer einer Bierbrauerei und der Mahlmühle nur die Weber zu erwähnen. Viele Einwohner geben sich mit Holzhandel ab, indem sie auf dem Welzheimer Walde Brenn- und Bau-Holz und Schnittwaaren aufkaufen und hauptsächlich in Stuttgart absetzen. Dieser Handel hat aber in letzterer Zeit abgenommen und gewährt nur noch einen kleinen Nutzen. Vor Herstellung der Kunst-Straße nach Welzheim war beständig großer Holzmarkt im hiesigen Ort, weil die Welzheimer Bauern ihr Holz selbst hierher brachten.

Das verhältnißmäßig bedeutende Gemeinde-Vermögen besteht in 241 M. Grundeigenthum, 17.666 fl. verzinslichen und 3376 fl. unverzinslichen Forderungen, worauf nur 1000 fl. Schulden haften. Nur die Parzelle Metzlinsweiler legt 250 fl. Gemeindeschaden um. Der schon erwähnte Schultheiß Bürkle erwarb sich vielfache Verdienste um die Gemeinde. Bei seinem Amtsantritte war sie arm, bei seinem Tode 1835 besaß sie 20.000 fl. Capitalien; in den 20 Jahren seiner Amtsführung ist kein Gant in Haubersbronn vorgekommen. Das Stiftungsvermögen beträgt 1706 fl.; auch besteht ein Armenhaus. Die Pfarrei hat keine Filialien und das Patronat ist landesherrlich. An der schon 1614 genannten Schule stehen ein Schulmeister und seit 1812 ein Gehilfe. Der Schulfonds hat 33 fl. Einnahme. Seit 1821 besteht für Mädchen eine Industrieschule. Der Begräbnißplatz wurde vor 150 Jahren außerhalb des Dorfes angelegt.

Die älteste Schreibart des Orts ist von Hûgbertesbrunnin in einer Urkunde vom 15. April 1447 Huppernbrunnen. Hiesige Hofgüter gehörten zu den ältesten Besitzungen des in der Mitte des 12. Jahrhunderts gestifteten Klosters Elchingen, welche, einschließlich der| Kaplanei, Herzog Ulrich i. J. 1536 von genanntem Kloster ertauschte (s. Ober-Urbach).

Die Kellerei besaß 13 und die Frühmesse Welzheim 2 Lehen, welche den ganzen Bestand des Ortes 1500 bildeten. In den Frucht- und Wein-Zehenten theilten sich die Kellerei, die geistliche Verwaltung (wegen der Frühmesse Grunbach), die Constanz’sche Pflege und das Kl. Lorch; der kleine Zehente gehörte dem Kl. Lorch und der Pfarrei Schorndorf.

Von den 150 Bürgern, welche der Ort vor dem dreißigjährigen Krieg besaß, waren 1651 nur noch 5 vorhanden. Die Gemeinde hatte 17.100 fl. Schulden, wegen welcher 10 neu hereingezogene Einwohner wieder weg wollten. Noch 1654 dienten viele Weinberge zur Weide.

Im Dezember 1688 legten die Franzosen unter Melac, nach ihrem Fehlversuch auf die Festung Schorndorf, mehrere Häuser in Asche.

Erst im J. 1565, bis wohin der Ort nach Schorndorf (nicht nach Ober-Urbach, wie Binder 262 sagt), eingepfarrt war, wurde aus der vormaligen Kaplanei eine wirkliche Pfarrei errichtet; indeß hatte der Ort bereits einige Zeit einen Diaconus gehabt.

b) Metzlinsweiler, Weiler auf der Markung von Haubersbronn, 1/4 St. nordwestlich von diesem, über dem rechten Ufer der Wieslauf gelegen. An der Wieslauf ist eine nicht unbedeutende Mühle. Die übrigen Verhältnisse theilt dieser Ort, ursprünglich ein Hof, mit Haubersbronn, mit dem er in politischer Hinsicht stets verbunden war. In kirchlichem Verband aber steht er mit dem nahen Steinenberg.

Am 27. Jan. 1357 erkauften die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg den Hof Metzlinsweiler mit Mühle, Weingarten und allem Zugehör vom Kl. Adelberg um 900 Pfd. Hllr. Er blieb bei der Kellerei; den Wein- und großen Zehenten aber hatte die Constanz’sche Pflege Schorndorf zu erheben.


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