« Kapitel B 17 Beschreibung des Oberamts Ravensburg Kapitel B 19  »
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18. Gemeinde Wolpertsschwende,

bestehend aus 18 Parzellen mit 964 kathol. Einwohnern.

Der Gemeindebezirk liegt an der nördlichen Grenze des Oberamts-Bezirks gegen die Oberämter Saulgau und Waldsee, auf der Hochfläche der östlichen Seite des Schussenthals und deren Abstufungen, zum Theil auch in dem Schussenthal und in dessen Seitenthälern. Ein Theil gehört noch zum Altdorfer Wald. Der Bezirk gehörte zu dem Gebiet der vorm.| Reichsstadt Ravensburg (als Besitzung ihres Spitals), mit Ausnahme der Parzellen Kögel, Krummensbach, Mucken und Vorsee, welche Weingartisch waren. Die Ravensburger Orte kamen mit Ravensburg 1810 von Bayern, die Weingartischen mit Weingarten an die Krone Würtemberg. Von denjenigen Weingartischen Orten, welche unter Ravensburgischer Hoheit standen, kam die Grundherrschaft durch den Kauf i. J. 1810 (s. S. 157) von Nassau-Oranien an den Freiherrn von Ratzenried, nachher Gr. von Beroldingen. Der ganze Bezirk gehört in die Pfarrei Wolpertsschwende, er hat 2 Schulen, zu W. und zu Mochenwangen. Den Groß-Zehnten hat mit folgenden Ausnahmen in dem ganzen Bezirk das Spital Ravensburg, den Kleinzehnten, den Heu-, Obst- und Blutzehnten die Pfarrstelle zu beziehen, in dem H. Weiden hat die königl. Kammer Groß- und Klein-Zehnten, zu Mochenwangen der Graf von Beroldingen den Großzehnten und von 2 H. der Freiherr von Rehling den Kleinzehnten zu beziehen.
  • 1) Wolpertsschwendi, neuerlich Wolpertsschwende, ehemals auch Wolferts- , Wolfhartsschwendi, ein kath. Pfarrdorf 33/4 St. nördlich von Ravensburg auf der Höhe mit 267 Einw., G. H. Spital Biberach, mit Ausnahme eines Guts, das zur k. Kammer gehört. Das Patronatrecht ist königlich.

    W. liegt am Rande der Hochfläche über dem Schussenthal, 1773 P. F. hoch über der Meeresfläche. Man hat von da, besonders von dem Kirchhofe oder dem Pfarrhaus aus, eine ganz herrliche Aussicht, s. S. 20. Der Ort hat ein neues schönes Schulhaus, ein stattliches Wirthshaus, ehemals Amtshaus, eine zweite Schildwirthschaft und ein Bad, das Gangolfsbad, s. u. Im Übrigen verräth das Aussehen des Orts nicht den größten Wohlstand. Im Jahr 1834/35 ward hier durch künstliches Wasser-Getriebe die Führung einer tief am Berges-Abhang entspringenden Quelle, hinauf auf das Plateau des Pfarrdorfs, unternommen. Die Pfarrkirche zum heil. Gangolf hat die alte Kreuzesform und ist mit einem sehr alten Sattelthurme versehen. Die Baulast der Kirche hat die vermögliche Kirchenpflege und aushülflich der Spital Ravensburg als Zehentherr, die des Pfarrhauses die Pfarrstelle und der Spital, der es 1792 neu erbaute. In den Pfarrsprengel gehören außer sämmtlichen Gemeinde-Parzellen noch 2 von der Gemeinde Baindt,| 1 von der Gemeinde Blitzenreute und 4 aus dem Oberamte Saulgau. Bis 1812 gehörten auch Buchsee und O. Springen, jetzt bei Blitzenreute, dahin, dagegen Kögel in die Pfarrei Altdorf. Die Pfarrei ist sehr alt, sie kommt schon in dem Streite über Neubruchzehnten mit dem Kloster Weingarten 1236 vor, s. Grünkraut. Im J. 1412 war Ulrich von Königsegg, Pfarrer oder Kirchherr von Wolpertsschwende, und in der Theilung mit seinen Brüdern wurde ihm die Kirche mit allen Rechten überlassen. In der Pfarrkirche wird ein eisernes Kreuz aufbewahrt, das bei Prozessionen vorgetragen wird. Es ist nach der Sage in dem Gangolfsbrunnen gefunden worden und wird das Gangolfskreuz genannt. Das Kreuz enthält die Namen mehrerer Heiligen, deren Reliquien in 4 Öffnungen sich befanden, und die Jahrszahl 1281.

    Der Ort war eine Welfische Besitzung. Nach seiner Erhebung zum Bischof von Constanz (934) vertauschte der heil. Conrad, ein Glied des Welfischen Hauses, die von seinem Vater ererbten Güter auf dem rechten Ufer der Schussen, nämlich Alidorf (Aulendorf), Wolpoteswende, Berg und Fronhofen an seinen Bruder Rudolph. S. Neug. Episc. Const. p. 282). Später hatte der Ort seine eigenen Edelleute, welche ihren Sitz auf der benachbarten Burg Hatzenthurm, wozu W. gehörte, gehabt zu haben scheinen, und Welfische Vasallen waren. Übrigens scheint auch in W. selbst vordem eine Burg gestanden zu haben. Ob die Brüder Hawin, Conrad und Albrecht von Wolvoldesschwendi, die Stifter des Klosters Ochsenhausen, und andere Herren v. W., welche nach ihnen noch erscheinen, unserm W. angehört haben, möchte zu bezweifeln seyn; wahrscheinlicher ist, daß sie von Wolfhartsschwendi oberhalb Memmingen im Königreich Bayern waren, das auch seinen eigenen Adel hatte. Unser W. wird, wie Aulendorf, später im Besitze der von Königsegg gefunden; 1363 kaufte der Spital Ravensburg von Eberhard und Luitold von Königsegg und Hatzenthurm die Gerichtsbarkeit über das Dorf W. sammt etlichen Höfen darin um 676 Pf. und 1419 verkaufte Hans v. Königsegg ebenfalls an das Spital die Veste Hatzenthurm nebst Zugehör, ferner Kirche und Kirchensatz von W. um 700 Goldgulden. Von dieser Zeit an blieb das Spital im Besitze, s. o. und Hatzenthurm.

    Das Gangolfs- (Wolfgangs-) Bad, liegt unterhalb des Dorfs am Hange. Es besteht in einem neuen, nach dem Brand des alten 1826 erbauten Gebäude, hat eine gute Einrichtung, freundliche Zimmer und eine herrliche Aussicht. Etwas höher als das Bad steht in geringer Entfernung die Gangolfs-Kapelle, in und| neben welcher die Badequellen ihren Ursprung haben, s. S. 10 u. 81. (Also wieder eine Kapelle bei einer Quelle. Vergl. Beschreibung des O. Amts Blaubeuren, S. 32 u. 118.) Die Kapelle wird von der Pfarrkirchenpflege und durch Gutthätigkeit unterhalten. Das Bad wird von Gästen aus der Nachbarschaft, jedoch nicht zahlreich besucht. Bad und Kapelle verdanken ihren Ursprung der St. Gangolfs-Legende und dem frommen Glauben an sie. Die Kapelle ist sehr alt; aber die Zeit ihrer Erbauung ist unbekannt. Bemerkenswerth ist die alterthümliche Form der Kapelle, die, einen Anbau im Hintergrunde abgerechnet, ein Sechseck bildet. Die Allmanden des Orts sind theils mit „Nutzen und Eigenthum“ vorlängst unter die Bürger vertheilt, theils den Nicht-Gemeindern um geringe Pachtzinse verliehen.
  • 2) Bruggen, H., 19 Einw. G. H. Spital R. S. Hatzenthurm.
  • 3) Göringen, H. mit 6 Einw. G.H. Graf von Beroldingen, vorm. Weingarten, s. o. Das Kloster W. kaufte den Hof 1341 von dem Stadtamman Fr. v. Hundpiß zu Ravensburg.
  • 4) Hänsel, H. mit 6 Einw., s. o.
  • 5) Haller, W. mit 32 Einw. G.H. Spital Ravensburg.
  • 6) Hatzenthurm, W. mit 79 Einw. Der Weiler hat seinen Namen von dem merkwürdigen Thurm, wovon schon vorn, S. 87 eine Beschreibung gegeben ist. An den Thurm war eine Burg angebaut, welche sichtbar einen spätern Ursprung hatte, jetzt lehnen sich armselige Hütten an die Ruinen an. Die Burg war einst der Sitz eines adeligen Geschlechts, der Thurm reicht in ferne, wahrscheinlich römische Zeiten hinauf. Im J. 1490 sollen die von Ankenreute die Burg bewohnt haben, ohne Zweifel als Ravensb. Burgvögte. In den Urkunden ist auch noch von einer „untern Burg“ zu Hatzenthurm die Rede. 1367 verkaufte Eberhard von Kunssegg (Königsegg) genannt v. Hatzenthurn, und seine ehliche Hausfrau Elsbeth v. Stadgen (Stadion) an die Wittwe Weber in Ravensburg ihren Theil der Burg und des Burgstalls zu dem Hatzenthurm, d. i. die untere Burg mit Zugehörung, die Hälfte der Höfe Brugg, Segelbach, die Mühle zu Krummensbach um 600 Pfd. H. Im J. 1461 verkauft Ursula Arnoldin von Ravensburg, Klosterfrau in Löwenthal an den Spital Ravensburg den Halbtheil des Hofs, den man nennt „die unter Burg“ zunächst an des Spitals Hof in Hatzenthurm gelegen, mit allen Rechten um 430 Pfd. H. und 1463 verkaufte Jörg Schütz, jetzo zu dem Hatzenthurn gesessen, und seine Frau Ursula Krölin die andere Hälfte des Guts zu der untern Burg zu dem Hatzenthurn an den Spital.|
  • 7) Kögel, H. mit 7 Einw., s. o.
  • 8) Krummensbach, W. mit 1 nicht betriebenen Mühle, 13 Einw., an dem Krummensbach. G.H. Graf v. Beroldingen und Präsenz Ravensburg.
  • 9) Mochenwangen, W. mit 185 Einw., am Austritt der Schussen aus dem Mochenwanger Wald mit einer bedeckten Brücke, einer kleinen Kirche, einer Schule, einer Schildwirthschaft, einer Mahl- und einer Ölmühle und einer Hanfreibe, vorm. Ravensb. G.H. Spital Ravensburg, Fürst von Salm, von 2 H. Gr. von Beroldingen und die Kirche zu Wolpertsschwende. Mit der Kirche ist eine Kaplanei verbunden, welche 1728 von M. Cl. Eleon. Freifrau von Thurn, geb. v. Heidenheim gestiftet worden ist. Von 1834/35 ward sie theils aus Kräften der kirchlichen Gemeinde, theils aus Collecten zu einer Pfarrkirche erweitert und fast ganz neu hergestellt. Kaum war dieß vollbracht, so fuhr (während dem Wetter-Geläute!) ein Blitzstrahl in Thurm und Kirche, der jedoch nur beschädigte, aber nicht zündete. – Noch ist aber die Erhebung zu einer Pfarrei erst im Werk. 1442, Freit. vor St. Martin, verkaufte Hans Ital Humpiß an Hans v. Neidegg den halben Theil des Gerichts und Gut zu M. um 225 Pfd. H., die andere Hälfte besaß Neidegg schon vorher, und 3 Nov. 1561 verkauften Hans Rudolph von Enzberg, der eine Neidegg zur Frau hatte, und Elis. v. Honburg, geb. von Neidegg das Ganze an den Spital zu R. um 401 Pfd. Die Mühle hatte Friedr. v. Waldburg 1190 dem Kloster Weingarten geschenkt.
  • 10) Moosehren, W. mit 40 Einw., am Krummensbach. G.H. Spital R., s. o.
  • 11) Mucken, sonst auch Muckenhäusle genannt, Weiler mit 26 E., s. o.
  • 12) Niedersweiler, W. mit 95 Einw. G.H. Spital Ravensb.
  • 13) Segelbach, W. mit 46 Einw. G.H. Spital und Präsenz R. Der Ort scheint ehemals seinen eigenen Adel gehabt zu haben. Konrad v. S. wird 1362 Bürger in R. 1377 wird Kunz von Segelbach mit andern von K. Karl IV. mit dem O.Forstamt über den Altdorfer Wald und dem Zoll zu Rav. Namens der Stadt belehnt. Hans, der Segelbacher zu R. verkaufte 1406 einige Güter zu Wolpertsschwende an das Spital R. S. auch Hatzenthurm.
  • 14) Steinhausen, H. mit 5 Einw. G.H. Spital R. Bei dem Hof soll eine Burg der Herren v. Steinhausen gestanden haben.
  • 15) Stroppel, H. mit 8 Einw. G.H., wie P. 14.|
  • 16) Vorsee, W. an dem Vorsee, mit 94 Einw., s. o. 1090 schenkte Hg. Welf dem Kl. Weingarten ein Gut in Forchsee mit dem See Schreckensee. In späterer Zeit waren die von Leimnau im Besitze. 1367 verkaufte Berthold von Leimnau zu Ravensburg 3 Höfe und 6 Sölden mit dem Vogtrecht an Weingarten, an eben dasselbe verkauft 1430 J. Keller von Ravensb. 1 H. und 2 Sölden nebst dem Weiher, welche er 1400 von Benz von Leimnau erkauft hatte. In der Gegend von Vorsee verschanzten sich die Altdorfer 1632, sie wurden aber von den eindringenden Schweden überwältigt, und mehrere Hundert zusammengehauen.
  • 17) Weyden, Wyden, Hof mit 20 Einw., G.H. Spital Ravensb., s. o.
  • 18) Ziegelhütte, W. von 2 H., ohne Ziegelh. mit 16 Einw. Deßgl.