« Kapitel B 7 Beschreibung des Oberamts Oehringen Kapitel B 9 »
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Eschelbach,
mit Eichberg, Weiler,
Gemeinde III. Klasse. 551 Einw., wor. 2 Kath. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Pfedelbach eingepfarrt.

Der ziemlich weitläufig angelegte, mit Obstgärten umgebene, freundliche Ort liegt romantisch in einem kleinen Wiesenthälchen am Fuß der Waldenburger Berge, deren mit Reben bepflanzten Ausläufer sich bis zu dem Ort hinziehen. Durch das Dorf fließt der Eschelbach und treibt daselbst eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang. Das nöthige Trinkwasser liefern 6 laufende Brunnen.

Die 1667 in einem einfachen Styl erbaute Pfarrkirche liegt, wie auch das Pfarr- und Schulhaus, am südwestlichen Ende des Orts; sie hat geradlinige, oben etwas gebogene Fenster, einen viereckigen mit Zeltdach gedeckten Thurm und in ihrem Inneren nichts Bemerkenswerthes.

Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (nordöstlich) des Orts.

Das Pfarrhaus ist klein und in minder gutem Zustande. In| dem 1840–41 erbauten Schulhause befindet sich ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Rathhaus ist keines vorhanden und die Gemeinderathssitzungen werden in einem gemieteten Lokale abgehalten.

Eine Kelter mit vier Bäumen besteht.

Die meist ansehnlichen Bauernwohnungen verrathen die Wohlhabenheit der Einwohner, welche in der Ergiebigkeit des Feld- und Weinbaus, wie durch eine tüchtige Viehzucht bedingt ist. Die Gewerbe sind ganz unbedeutend und dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Die mittelgroße Markung ist, soweit sie für den Ackerbau benützt wird, ziemlich eben und hat einen fruchtbaren, theils aus Lehm, theils aus den Verwitterungen des unteren Keupermergels bestehenden thonigen, etwas schweren Boden. Der Weinbau wird mit wenig Ausnahmen an den aus Keupermergeln bestehenden Abhängen der Waldenburger Berge mit gutem Erfolg getrieben. Der hier erzeugte Wein hat wegen der häufig angebauten Muskateller-Traube einen gewürzhaften Muskatellergeschmack und ist nebenbei sehr feurig; er wird viel in die Hallische Gegend ausgeführt. Die besten Lagen sind Heiligenholz und Merzenloch. Der Morgen erträgt durchschnittlich drei Eimer Wein und kostet 200–800 fl. Die Preise eines Eimers waren in den Jahren 1846 65 fl., 1857 70 fl., 1860 50 fl., 1861 60–70 fl., 1862 60–70 fl., 1863 50–60 fl. Die Eschelbacher Weine sind die theuersten im Oberamtsbezirk.

Im üblichen Dreifeldersystem wird der Ackerbau umsichtig getrieben; man baut die gewöhnlichen Getreidearten und von diesen hauptsächlich Dinkel und Gerste; der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt an Dinkel 7 Scheffel, an Gerste 31/2 Scheffel, an Haber 51/2 Scheffel, an Weizen 21/2 Scheffel und an Roggen 21/2 Scheffel. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 150 bis 400 fl. und die eines Morgens Wiese von 300–600 fl.

Der ausgedehnte Wiesenbau liefert durchschnittlich 35 Centner Futter per Morgen.

Die Obstzucht ist beträchtlich und erlaubt einen namhaften Verkauf von Obst und Obstmost.

Die aus Laubhölzern bestehenden Waldungen gehören der standesherrlichen Gutsherrschaft, mit Ausnahme von wenigen Morgen, welche Eigenthum von Privaten sind.

An Weiden besitzt die Gemeinde 40 Morgen, welche nebst| der Brach- und Stoppelweide, von den Ortsbürgern für Schafe benützt wird.

Die Rindviehzucht ist in Anbetracht des ausgedehnten Weinbaus ziemlich gut; dagegen wird Schweinezucht nicht getrieben.

Eine Vicinalstraße führt nach dem nur 1/2 Stunde nordwestlich gelegenen Neuenstein und vermittelt daselbst die Verbindung mit der Oehringen–Haller Eisenbahn und Landstraße. Die Entfernung zu der westlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt 13/4 Stunden.

Über das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungspflege siehe Tabelle III.

Grundherrliche Abgaben, Zehnten und Gefälle flossen an Hohenlohe-Waldenburg; der Fürst ist Kirchen- und Schulpatron und hat das onus fabricae. Filialien sind Eichberg 1/4 Stunde und Kesselfeld 1/2 Stunde entfernt. In der Kirche des letzteren Orts wird eine jährliche Kirchweihpredigt und Betstunden gehalten.

Im Jahr 1365 übergab Wolf vom Stein an den Heiligen von Eschelbach einen Zehnten.

Die Herren von Eschelbach waren Bürger in Hall. 1384 verkaufen Ulrich von Eschelbach ux. Katharine Schneewasser und ihr Sohn Hans an Gräfin Anna von Hohenlohe ihr Haus und Hofrait zu Neuenstein, im 15. Jahrhundert lebte Walther von Eschelbach, Hans 1513; 1459 verkaufte Hans Lesch seinen Antheil an Eschelbach nebst der Vogtei und zwei Theilen des Gerichts an Graf Kraft von Hohenlohe.

Eschelbach gehörte zum Oberamt Waldenburg.

Die alte Kirche wurde 1667 unter der Regierung des Grafen Philipp Gottfried von Waldenburg abgebrochen, neu aufgebaut und den 27. Sept. 1668 eingeweiht.

Schon im 14. Jahrhundert hatte es eine Pfarr- und Frühmesse.

Zu der Gemeinde gehört:

b. Eichberg, Weiler, liegt 1/4 Stunde südöstlich von dem Mutterort an einem gegen Westen geneigten Abhange der Waldenburger Berge, von dem man eine freundliche Aussicht genießt. Die Kinder besuchen die Schule in Eschelbach.


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