« Kapitel B 1 Beschreibung des Oberamts Oehringen Kapitel B 3 »
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Adolzfurth,


Gemeinde III. Klasse, 842 Einw., wor. 31 Kath. a. Adolzfurth, Pfarrdorf mit Marktrecht, 727 Einw., b. Hahnenbusch, Weiler, 19 Einw., c. Hälden, Weiler, 84 Einw., d. Hammerschmiede, in neuerer Zeit Wiesenthal genannt, Weiler, 4 Einw., e. Hohenacker, Weiler, 8 Einw. – Ev. Pfarrei; die Katholiken sind nach Pfedelbach eingepfarrt.

An der westlichen Grenze des Oberamtsbezirks liegt 11/2 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt, auf der rechten Seite der Brettach, der ziemlich ansehnliche, etwas gedrängt angelegte Ort. Einerseits lehnt sich an den Ort die freundliche, wiesenreiche, ziemlich breite Thalebene der Brettach, andererseits fruchtbares, leicht ansteigendes Ackerland, das sich allmählig bis zu dem rothen Berg erhebt, von dem man eine liebliche Aussicht genießt und an dessen Fuß, streng genommen, Adolzfurth liegt. Die etwas von der Thalsohle zurücktretenden Höhen (Ausläufer des Mainhardter Waldes) sind theils mit Reben bepflanzt, theils mit Waldungen bestockt. Durch den Ort führt, ziemlich erbreitert, die Vicinalstraße von Brettach über Geddelsbach nach dem nur 1/4 Stunde nordwestlich von Adolzfurth gelegenen Bretzfeld, wo eine Eisenbahnstation sich befindet; überdieß sind Vicinalstraßen nach Oehringen, Schepbach und Unter-Heimbach angelegt. Auf der Markung führen 6 steinerne und 2 hölzerne Brücken über die Brettach.

Was den Ort selbst betrifft, so sind die Gebäude im allgemeinen freundlich und nähern sich theilweise mehr den städtischen als den bäuerlichen Wohnungen. Die an der südlichen Seite des Orts gelegene Pfarrkirche wurde 1618 von dem berühmten Baumeister Heinrich Schickard im einfachen Spitzbogenstil erbaut; sie hat an dem mit einem halben Sechseck schließenden Chor, wie auch an dem Langhause, spitzbogige Fenster ohne Füllungen; der viereckige Thurm trägt ein schlankes Zeltdach. Das Kirchengebäude ist gelb getüncht; das Innere desselben wurde 1862 renovirt und enthält nichts Bemerkenswerthes. Von den drei Glocken ist die größte 1733, die mittlere 1819 und die kleinste 1851 gegossen worden. Die Unterhaltung der Kirche steht der Gemeinde zu.

Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (nordöstlich) des Orts.

Das zunächst der Kirche gelegene Pfarrhaus, welches der Fürst v. Hohenlohe-Waldenburg zu unterhalten hat, ist massiv aus Steinen| erbaut, mit gepaarten Fenstern versehen und stammt vermuthlich aus der gleichen Zeit wie die Kirche.

Das 1812 erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und in dem untern Stockwerke die Gelasse für den Gemeinderath. Die Schule besuchen auch die Kinder der Parzellen und im Ganzen beträgt die Schülerzahl 90–100.

Ein Armenhaus und mit demselben unter einem Dache ein Schafhaus, ist vorhanden; außerhalb des Orts bestehen 2 Keltern, eine mit 2, die andere mit 3 Bäumen.

Am südwestlichen Ende des Orts liegt, umgeben mit freundlichen Gartenanlagen, das Schlößchen, an welches sich ein ummauerter Hofraum anschließt; es ist mit einem Graben, der unter Wasser gesetzt werden konnte und über den eine Zugbrücke führte, rings umgeben. Das Gebäude diente früher als Wohnung des herrschaftlichen Amtmanns für das Amt Ohrnthal und ist nunmehr im Besitz des pens. Major v. Kober.

Mit gutem Trinkwasser, das aus vielen Pumpbrunnen gewonnen wird, ist der Ort hinreichend versehen.

Die im allgemeinen betriebsamen Einwohner finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau, Weinbau und Viehzucht; ihre Vermögensverhältnisse haben sich neuerer Zeit in Folge der günstigen Jahrgänge wesentlich gebessert, indessen trifft man hier nicht die wohlhabenden Bauern wie auf dem Hohenlohischen Flachlande; der begütertste Bürger besitzt 30 Morgen, worunter 3–4 Morgen Weinberge, etwa 6 Einwohner besitzen 20 Morgen und die übrigen 2–10 Morgen. Im Armenhaus sind gegenwärtig sechs Personen untergebracht.

Was die Gewerbe betrifft, so sind diese etwas beträchtlicher als in den eigentlichen Bauernorten, auch bestehen zwei Kaufläden, vier Schildwirthschaften, eine Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, und eine, jedoch nicht bedeutende Pulvermühle.

Die Bodenverhältnisse der, mit Ausnahme der Thalebene, ziemlich unebenen, mittelgroßen Markung sind sehr gut und bestehen im Thal aus fruchtbaren Alluvialbildungen, an den Ausläufern gegen das Thal aus Diluviallehm und an den Gehängen der Hügelzüge aus einem dem Weinbau günstigen Keupermergel.

Im üblichen Dreifeldersystem, mit beinahe vollständig angeblümter Brache, wird der Ackerbau gut betrieben; man baut vorzugsweise Dinkel und überdieß Haber, Gerste etc. Von den Handelsgewächsen gedeiht der Hanf sehr gut und wird im Ort selbst versponnen, während der unbedeutende Hopfenertrag nach Außen verkauft wird. In| der Brache zieht man Futterkräuter, Kartoffeln, Angersen etc.; der Reps will nicht gedeihen. Die durchschnittliche Ernte eines Morgens beträgt an Dinkel 8–10 Scheffel, an Gerste 5–6 Scheffel und an Haber 5–6 Scheffel. Die Güterpreise (Äcker und Wiesen) bewegen sich von 400–600 fl. Getreidefrüchte und Futter werden nur wenig nach Außen abgesetzt.

Der ausgedehnte Wiesenbau liefert vortreffliches Futter und zwar durchschnittlich 30 Centner Heu und 15 Centner Öhmd per Morgen.

Die Obstzucht, welche sich mit gewöhnlichen Kernobstsorten und Zwetschgen beschäftigt, liefert reichlichen Ertrag und läßt in günstigen Jahrgängen einen Verkauf, sowohl an Obst als an Most, nach Außen zu.

Der auf 189 Morgen betriebene Weinbau liefert einen röthlichen, milden Wein, der nicht nur in der Umgegend, namentlich in Oehringen, sondern auch in den Gegenden von Hall, Urach, Reutlingen etc., abgesetzt wird. Im Jahr 1858 wurden 1000 Eimer und 1859 800 Eimer Wein auf der Markung erzeugt. Die besten Lagen sind der obere und mittlere Berg, der Neuenberg, der Langenberg und das Greuth. Der Wein kostete in den Jahren 1859 40–49 fl., 1860 18–21 fl. 30 kr., 1861 50–64 fl., 1862 52–60 fl. und 1863 39–45 fl. 30 kr. Die Preise der Weinberge bewegen sich von 600–800 fl. per Morgen.

Die Rindviehzucht ist namhaft und beschäftigt sich vorzugsweise mit einem tüchtigen Neckarschlag; mit Vieh, namentlich auch mit Rindern, wird Handel getrieben; Ochsenmastung findet nicht statt.

Ein Pachtschäfer läßt den Sommer über 150, den Winter über 200 Stück Bastarde auf der Markung laufen und entrichtet hiefür mit Einschluß der ihm zustehenden Pferchnutzung 300 fl. an die Gemeinde.

Die Schweinezucht ist unbedeutend; die meisten Ferkeln (hessische) werden von Außen bezogen und theils für den eigenen Bedarf, theils auf den Verkauf gemästet.

Über das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungspflege siehe Tabelle III.

Auf einer Bergspitze (Schloßberg) im Walde „Sandrain“ bei Hohenacker stand eine Burg, von der noch Graben und Wall sichtbar sind.

Zehnten und Gefälle bezogen Hohenlohe-Waldenburg, die| Freiherren von Weiler und Gemmingen, sowie auch Hohenlohe-Bartenstein (unbedeutend).

Adolzfurth (alt Adelhartsfurt) kam zum Theil im 14. Jahrhundert an Hohenlohe. Heinrich der Marschalk von Adolzfurth wird genannt 1317.

Frau Adelheid und ihr Sohn Degenhard verkaufen ihren Antheil an Adolzfurth an Hohenlohe unter Bürgschaft Burkhards und Konrads von Weiler und Krafts von Eschenau 1335.

Langhans von Wunnenstein, Edelknecht und seine Hausfrau Luitgard verkauften 1333 und 1335 ihren Antheil an Adolzfurth an Kraft von Hohenlohe. Am 3. Mai 1336 zu Ulm freite Kaiser Ludwig der Baier, auf Bitte Krafts von Hohenloch, dessen „Stadt Adelhartsfurth“ und gab ihr alle die Fryheit der Reichsstadt Hall (Hanselmann 2, 118).

Adolzfurth kam bei der Theilung der Hohenlohe’schen Landestheile 1555 an Hohenlohe-Waldenburg und bei der Theilung dieses Zweiges 1688 an Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Hahnenbusch, liegt 1/2 Stunde südöstlich von dem Mutterorte an einem östlichen Abhange gegen das Heimbachthal. Es sind drei wohlhabende Familien hier ansäßig, von denen die begütertste 25 Morgen besitzt; auch ist eine Ziegelei daselbst.

c. Hälden, besteht aus einzeln stehenden Häusern, die sich auf sommerlichen Vorhügeln am Abhange gegen das Brettachthal freundlich lagern und 3/4 Stunden südöstlich von dem Mutterort entfernt liegen.

Die Einwohner, welche sich in mittelmäßigen Vermögensverhältnissen befinden, treiben Feld- und Weinbau; der begütertste Bürger besitzt 12 Morgen.

d. Hammerschmiede, liegt 1/4 Stunde südöstlich vom Mutterort, an der Einmündung des Heimbachs in die Brettach. Der Ort hat seinen Namen von einer vor etwa 6 Jahren abgegangenen Hammerschmiede, die H. Bletzinger gehörte. Nunmehr ist dieselbe, nebst einem in verschiedenen Markungen zerstreut liegenden Gut, im Besitz des Freiherrn von Hügel, der hier eine Traubenzucker- und Stärkefabrik einrichten ließ, die jedoch nur zeitweise betrieben wird. Seit 1864 heißt der Ort Wiesenthal.

e. Hohenacker, hat eine freie, hohe Lage auf einem schmalen Bergrücken, etwa 1/2 Stunde südlich vom Mutterort. Die von| Feldbau sich nährenden Einwohner bestehen aus vier Familien, worunter zwei wohlhabende mit 20–30 Morgen Grundbesitz.


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