« Kapitel B 1 Beschreibung des Oberamts Neuenbürg Kapitel B 3 »
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Arnbach,
Gemeinde III. Kl. mit 460 Einw., worunter 2 Kath. – Pfarrfilial von Gräfenhausen.


Am nördlichen Saume des Schwarzwaldes liegt 1/2 Stunde nordwestlich von Neuenbürg und 1/4 Stunde südwestlich von dem Mutterort das freundliche stille Dorf, welches an dem Anfang des mit 2 kleinen Thälchen beginnenden anmuthigen Arnbachthales, theils im Thale selbst, theils an den Abhängen desselben weitläufig hingebaut ist. An den reinlich gehaltenen, theils gepflasterten, theils gekandelten Ortsstraßen lagern unregelmäßig die hinter Obstbäumen versteckten ländlichen, nicht selten Wohlhabenheit verrathenden Wohnungen, an denen häufig die Weinrebe malerisch hinaufrankt. Das im nördlichen Ortstheil gelegene ansehnliche Rathhaus wurde in den| zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts neu erbaut und befindet sich in gutem Zustande. Neben dem Rathhaus steht das mit Thürmchen und Uhr versehene Schulhaus; in demselben befindet sich ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Seit 1850 besteht auch eine Industrieschule. Ein Gemeinde-Waschhaus befindet sich im Ort und eine Gemeinde-Kelter mit einem Baum außerhalb desselben.

Der Ort hat Überfluß an nie versiegendem gutem Quellwasser, das vier laufende und ein Pumpbrunnen liefern; überdieß entspringt aus mehreren Quellen im und am Ort der Arnbach, der jedoch in ganz heißen Sommern vertrocknet. Im Ort ist eine Wette angelegt und nördlich von Arnbach bestand ein Weiher, der längst in Wiesengrund umgewandelt wurde.

Die im Allgemeinen geordneten und sehr emsigen Einwohner befinden sich in erfreulichen Vermögensumständen; ihre Haupterwerbsquellen sind der Feldbau, namentlich die Obstzucht und der Handel mit Holz. Arme, die einer Unterstützung von Seiten der Gemeinde bedürftig wären, befinden sich nicht unter den Einwohnern, vielmehr können Mehrere einen Theil ihres Getreides verkaufen. Der größte Güterbesitz beträgt 18–20 Morgen, der mittlere 6–8 Morgen, und der geringste 1/4–1 Morgen. Die Güterparcellen sind mit wenig Ausnahmen nur 1/41/2 Morgen groß. Der für den Feldbau benützte Theil der mittelgroßen, ziemlich eben gelegenen Markung ist im Verhältniß zur Zahl der Einwohner zu klein, daher dieselben viele Güter auf angrenzenden Markungen anzukaufen genöthigt waren.

Der Boden, aus den Verwitterungen des bunten Sandsteins bestehend, ist ein leichter, Dünger bedürftiger Sandboden. Das Klima wie in dem Mutterort (s. die Ortsb. von Gräfenhausen). Die Landwirthschaft wird emsig betrieben und einzelne Bürger gehen mit gutem Beispiel voran; im Allgemeinen ist der Zustand derselben wie in dem Mutterort, nur der Ertrag der Felder, der zu 5–6 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Gerste, 3 Scheffel Roggen und 4–5 Scheffel Hafer pr. Morgen angegeben wird, ist etwas geringer.

Die 2–3mähdigen, meist wässerbaren Wiesen ertragen pr. Morgen 30–40 Centner Futter. Der Weinbau, welcher in der gleichen Weise wie in Gräfenhausen betrieben wird, ist von keinem Belang und wird hauptsächlich von dem weiblichen Geschlecht besorgt; die Weinberge liegen auf den Markungen Ottenhausen und Ober-Niebelsbach. Die Preise der Äcker, Wiesen und Weinberge sind denen in dem Mutterort gleich.

| Von namhafter Ausdehnung ist die Obstzucht und verhältnißmäßig bedeutender als in irgend einem anderen Orte des Oberamtsbezirks; es werden weniger Äpfel, dagegen viel Birnen, namentlich Knaus-, Pfund- und Bratbirnen, wie überhaupt Sorten gepflegt, die sich zum Mosten und Dörren gut eignen. Von Steinobst zieht man Zwetschgen und sehr viele Kirschen, welch letztere den Einwohnern in günstigen Jahrgängen eine namhafte Einnahme sichern. Das Obst wird theils gemostet, theils gedörrt oder grün in großer Ausdehnung nach Außen verkauft.

Die Rindviehzucht wie in Gräfenhausen; 2 Farren, die ein Bürger gegen 120 fl. jährlich und die Nutznießung von 3 Morgen Güter hält, sind vorhanden. Die Zucht und Mastung der Schweine ist bedeutend und erlaubt einen namhaften Verkauf von Ferkeln nach Außen.

Von Geflügel werden nur Hühner gezogen; die Bienenzucht ist ganz unbedeutend.

Vicinalstraßen führen nach Neuenbürg, Schwann, Gräfenhausen, Ottenhausen und Ober-Niebelsbach; die Landstraße von Pforzheim über Schwann und Herrenalb nach Gernsbach berührt auf kurze Strecke die Markung.

In der Nähe des Orts (nordöstlich) befindet sich ein Bruch im bunten Sandstein, der gute Bausteine und in seinen oberen Schichten gesuchte Platten liefert.

Die Gemeinde ist im Besitz von 934 Morgen Waldungen, von deren jährlichem Ertrag jeder Bürger 2 Klafter Holz und 100 Stück Wellen erhält, überdieß verkauft sie für etwa 10.000 fl. Nutzholz und bestreitet hiemit nicht nur alle Gemeindeausgaben, sondern reicht jedem Bürger noch 60 fl. jährlich. Über das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungspflege s. Tabelle III.

Südlich vom Ort im Wald Hasenbuckel finden sich noch Spuren von früherer Agricultur; nach der Sage soll der Ort größer gewesen seyn und sich gegen diesen Wald hin erstreckt haben.

Genannt wird der Ort, als Armbach, erstmals um 1109, als Gerlach von Haslach allda das Kloster Hirschau beschenkte (Cod. Hirs. 35 a). Hiesige Einkünfte verdankte das Kloster Herrenalb im Jahr 1271 der Mildthätigkeit des Grafen Konrad von Vaihingen (Mone, Zeitschr. 1, 375, hier ist Arenbach geschrieben). Zehnten besaßen allda die Schöner von Straubenhard und verkauften solche 1598 an Württemberg.

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