« Kapitel B 16 Beschreibung des Oberamts Neckarsulm Kapitel B 18 »
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17. Jagstfeld,


Pfarrdorf, Gemeinde III. Kl. mit Eisenbahnstation und Friedrichshall, K. Saline, 1020 Einw., worunter 247 Ev., Filialisten von Kochendorf, 4 Isr.

Jagstfeld liegt äußerst freundlich und angenehm unmittelbar über dem rechten Neckarufer auf dem Steilabfall desselben, 60 Fuß höher als der Spiegel der 1/2 km unterhalb des Dorfs mündenden Jagst, östlich gegenüber von Wimpfen. Der neue östliche Theil des Orts, in Folge des Baus des dorthin gelegenen Bahnhofs entstanden, unterscheidet sich vortheilhaft von den ärmlicheren Häusern des westlichen und nordwestlichen Theils. Zwischen beiden liegt das Badhotel mit seiner reizenden Aussicht auf den Fluß, das Thal und das gegenüberliegende Wimpfen. (Siehe oben Naturschönheiten.)

Die Ortsstraßen befinden sich in gutem Zustand; die Hauptstraße ist die von Kochendorf-Friedrichshall nach Offenau führende Staatsstraße, welche wenige Schritte unterhalb des Bades sich im rechten Winkel wendend den Ort durchzieht.

| Gerade an dieser scharfen Ecke, links von der nördlich führenden Straße steht die wiederholt außen und innen veränderte und vergrößerte, dem heil. Wendelin geweihte Kirche. Die Vergrößerung des Chors und des Schiffs ist fortwährend weiter nach Westen gegangen, und es lassen sich schon an der Bedachung, von Norden gesehen, deutlich 3 Perioden unterscheiden. Die Kirche in ihrer jetzigen Gestalt erscheint als ein Backsteinbau vom Jahr 1878, entworfen von J. Rögner in Stuttgart, (neu eingeweiht am 24. Dezbr. 1878) mit Strebepfeilern außen, und hat 2 Eingänge von Norden, das rundbogige Hauptportal im Westen, welches in 4 Abstufungen sich verengt. Im Schiff sind 8 große rundbogige Fenster an den Langseiten, an der Westfaçade 2 kleinere und eine Rosette, zum Theil mit buntem Glas. Die Decke ist flach getäfert, nach den Seiten abgeschrägt mit dunkleren Querrippen auf hellerem Grund. Nebst 2 Seitenaltären, dem S. Sebastian und der h. Maria gewidmet, enthält das Schiff eine Empore gegen Westen mit der schon alten, aus der früheren Kirche stammenden, 8 Register haltenden Orgel. Die frühere Westseite der Kirche lief zwischen dem ersten und zweiten Fenster des jetzigen Schiffs; am Portal stand früher die Jahrszahl 1752.

Der ältere Theil des Schiffs ist um eine Stufe höher als der neue, und es sind auf jeder Seite noch je 2 Fenster davon übrig. Der jetzige Chor enthält noch 2 Fenster vom alten Schiff und ist im Holzbogen gewölbt; daran schließt sich durch Rundbogen der frühere kleine Chor mit 2 Rundbogenfenstern, 2 Stufen erhöht; er enthält den neuen in Oedheim verfertigten Hochaltar, dessen steinerner Unterbau von Zartmann in Neckarsulm gefertigt ist.

Weiter gegen Osten schließt sich der viereckige steinerne Thurm, dessen unteres Geschoß, jetzt als Sakristei verwendet, der Chor der ursprünglichen kleinen Kapelle war. Es ist hier noch ein zugemauerter Rundbogen erkennbar, und das Untergeschoß hatte Kreuzgewölbe, dessen Rippenansätze noch sichtbar sind. In der Sakristei ist ein Sakramenthäuschen von Stein, in nicht besonders schönen Formen, mit der Jahrszahl 1601. Der steinerne h. Wendelin, der jetzt auf einem Postament in der Kirche steht, stand früher außen in einer Nische über dem Portal der alten Westfaçade.

Der Thurm ist unten herauf viereckig, der Glockenstock achteckig zurückgesetzt, mit schiefergedeckter Kuppel. Zwei Glocken| hängen auf ihm: 1. O maria mater dei immaculata ora pro nobis. Gegossen im August 1877 von Gebrüder Bachert in Kochendorf. 2. die kleine: Joh. Georg Rohr in Heilbronn goss mich anno 1717 vor die Gemeint Jaxtfelt.

Jagstfeld war früher Filial von Wimpfen, später von Offenau, ist jetzt seit 1879 selbständige Pfarrei und hat ein eigenes Pfarrhaus: neues Backsteingebäude an der Straße nach Friedrichshall, der Pfarrpfründe gehörend. Die Unterhaltung von Kirche und Pfarrhaus kommt der Gemeinde zu. – Der ummauerte Begräbnisplatz, seit 1824/25 angelegt, liegt außerhalb nördlich vom Ort, an der Vizinalstraße nach Heuchlingen, in der Gabelung der 2 Eisenbahnlinien. – Das schöne neue Rathhaus, 1874/75 erbaut, ein zweistockiger Backsteinbau mit Hintergebäude, enthält zugleich die Schullokale, 2 geräumige Lehrzimmer, die Wohnung des Lehrers und Lehrgehilfen. Das Haus steht etwas abseits rechts an der Straße nach Offenau auf freiem, etwas über der Straße liegendem Terrain. – Die Gemeinde besitzt ferner eine Kelter mit 2 Pressen und Obstmahlmühle, ein Backhaus, ein Armenhaus und Schafhaus.

In der Mitte des Orts mit der Richtung nach Süden und Aussicht auf den Neckar und das gegenüberliegende Wimpfen steht das ansehnliche, 1830 errichtete Badhotel, welches für seine Bäder die Soole von den auf Offenauer Markung stehenden Bohrhäusern bezieht. Hinter dem Haus befindet sich ein schöner Garten, vorn eine hübsche Terrasse unmittelbar über dem Uferrand des Neckars. – Am östlichen Ende des Orts steht ein zweiflügeliger zwei-, nach hinten 3stockiger Backsteinbau mit Sockel aus Kalkstein, die Kinderheilanstalt Bethesda, von Dr. H. Werner in Ludwigsburg. Vor und hinter dem Haus sind Gärten mit Terrasse und Veranda, sowie Spielplätze für die Kinder. Im unteren Theile des Hauses sind die Badräume. Es können ungefähr 80 Kinder aufgenommen werden.

Geht man auf der nach Kochendorf führenden Straße weiter, so gelangt man im Südosten vom Dorf zu den ausgedehnten Anlagen der Königl. Saline Friedrichshall, welche von der genannten Straße gerade durchschnitten wird. Das Areal derselben, auf Jagstfelder, Kochendorfer und Hagenbacher Markung gelegen, beträgt im Ganzen 37 ha, 42 ar und 66 qm, wovon 23 ha 92 ar und 23 qm auf Jagstfelder Markung fallen, 10 ha 60 ar und 33 qm auf Kochendorfer. Betreten wir das Anwesen von Nordwest, von Jagstfeld her, so gelangen| wir bei der Kreuzung der vom Bahnhof her führenden Straße an Salzmagazine. Eine Wendung nach rechts führt uns in eine zweite, der Kochendorfer Straße parallellaufende Straße mit einem Eisenbahngeleise für die zum Schacht führende Pferdebahn. Zur Linken steht eines der 4 in Betrieb befindlichen oblongen Siedhäuser, das aus Backstein und Fachwerk gebaute Siedhaus Nr. 5 mit 2 Kaminen, 4 Pfannen enthaltend. Diesem gegenüber rechts steht das massiv gebaute Siedhaus Nr. 3 mit 2 Kaminen und 3 Pfannen, welches mit einem täglichen Kohlenverbrauch von ca. 125 Ctr. das Feinsalz liefert. Es folgen nun in fortlaufender Flucht Remise, Wohnhäuser für die Beamten, dann das Siedhaus Nr. 2 mit 2 Kaminen, 4 Pfannen enthaltend, darauf wieder Wohnhäuser und Ökonomiegebäude. Im Osten schließen 3 gegen den Bahnhof liegende Gebäude den Komplex ab, winkelrecht zur Hauptlinie laufend, nemlich 2 Solenreservoirs und ein Magazin. Gegen die Mitte, dem Bahnhof zu, in der oberen Baulinie, links von der nach Kochendorf führenden Straße steht das Siedhaus Nr. 4 mit 2 Kaminen, 4 Pfannen enthaltend zur Feinsalzbereitung, mit anschließenden Magazinen, im Jahr 1824 gebaut, 1839 umgebaut; links unmittelbar an der Straße stand das erste Siedhaus, am 3. Juli 1817 begonnen, um 25.538 fl. hergestellt, das aber am 13. Aug. 1820 abbrannte. Die Siedhäuser Nr. 2, 3 und 4 sind je 206 Fuß lang und 78′ breit. Weiter nach Südosten gegen den Kanal steht die Salzmühle, der Lagerraum ein Backsteinbau, die eigentliche Mühle von Stein; sie enthält 6 gewöhnliche Mahlgänge und eine Schleudermühle. Daneben steht das von Kalkstein gebaute Turbinenhaus mit 2 Turbinen. – Von den Siedhäusern und Magazinen führen 2 Geleise auf den Bahnhof Jagstfeld.
Geschichte und Beschreibung der Saline Friedrichshall.[1]
Die K. Saline Friedrichshall, 10 Minuten vom Orte Jagstfeld entfernt, ist eine der werthvollsten Besitzungen der Krone Württemberg. Unmittelbar am schiffbaren Neckar und im Knotenpunkte mehrerer Eisenbahnlinien gelegen, birgt sie im Boden einen unermeßlichen Reichthum von Salz, dessen Gewinnung und Verwerthung unter diesen günstigen Verhältnissen einen außerordentlichen| Aufschwung genommen hat. Im Jahre 1879/80 betrugen die Versendungen von Friedrichshaller Stein- und Kochsalz theils zu Wasser, theils zu Land über 11/2 Millionen Centner, wovon ein großer Theil in das Ausland ging. Wie ganz anders sah es noch am Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts mit der Salzerzeugung in Württemberg aus! Damals war nur die einzige Saline zu Sulz a./N. vorhanden, wo aus geringhaltigen, durch Bergbauarbeiten aufgeschlossenen Salzquellen mittelst Gradirwerken kaum 10.000 Ctr. Salz im Jahr erzeugt wurden, und auch nachdem im J. 1802 die Saline Hall hinzugekommen war, konnte das Bedürfnis des Landes bei Weitem nicht gedeckt, sondern es mußten noch große Mengen Kochsalz von Bayern bezogen werden. Diesem Salzmangel abzuhelfen, war das eifrige Bestreben der Württb. Regierung und als daher im J. 1810 die Pächter der inzwischen ebenfalls an Württemberg gefallenen Saline Clemenshall erstmals mit ihren Bohrversuchen bis auf das Steinsalzgebirge vorgedrungen waren, und eine nahezu gesättigte, aber nicht nachhaltige Soolquelle aufgeschlossen hatten, säumte die Regierung nicht lange, auch ihrerseits einen Bohrversuch am unteren Neckar anzustellen. Eine besondere Anregung hiezu ging von dem berühmten Salinisten Geh. Hofrath und Prof. Langsdorff in Heidelberg aus, indem derselbe in einem Schreiben an den König Friedrich vom 18. Mai 1812 auf den salzigen Geschmack des Gypses bei Neckarsulm aufmerksam machte. Eine genaue örtliche Untersuchung ergab zwar, daß dieser Gyps nicht dem Muschelkalk, sondern einem jüngeren Gebilde (Keuper) angehöre, auch sein Geschmack nicht von Kochsalz, sondern von Bittersalz herrühre; aber geognostische und andere technische Gründe lenkten den um die Gründung der Saline hochverdienten Bergrath v. Bilfinger sen. auf einen anderen Punkt in den sogenannten Steinäckern bei Jagstfeld, wo am 17. Aug. 1812 der dreizöllige Bohrer angesetzt wurde. Im April 1815 bei einer Tiefe von 345′ war der Gyps erreicht und der Salzgehalt der Bohrlochwasser nahm von da an immer mehr zu. Nach zwei gefährlichen Gestäng- und Seilbrüchen kam man endlich im April 1816 bei 498′ auf das eigentliche Salzgebirge, dem eine vollkommen gesättigte, nachhaltige Soole entstieg, und noch im Tiefsten des Bohrlochs von 524′ steht Steinsalz an, welches ein schwaches Zwischenmittel von Gyps einschließt. Von diesem glücklichen Funde, dessen Gedächtnis durch ein gußeisernes Monument auf der Saline bewahrt wird, geht eine| gänzliche Umgestaltung und eine großartige, früher nicht geahnte Ausdehnung des süddeutschen Salinenwesens aus. Zum erstenmal war der Bohrer auf ein mächtiges Lager von derbem Steinsalz gestoßen und hatte volllöthige, zum Versieden unmittelbar geeignete Soole aufgeschlossen; andere gelungene Versuche im In- und Auslande folgten diesem Beispiel nach (Wimpfen 1818, Clemenshall 1820, Rappenau und Dürrheim 1822, Wilhelmsglück 1822, Schwenningen 1823, Rottenmünster 1824); die großen kostspieligen Gradirwerke verschwanden und die älteren Salinen, welche geringhaltige Soole verarbeiteten, wurden durch die neuen reichen Salzwerke zum Erliegen gebracht. Alsbald schritt man in Jagstfeld zur Nutzbarmachung der Soole, indem im Laufe des Jahres 1817 ein Sied- und Trockenhaus mit einer Siedpfanne und einer Wärmpfanne nebst Soolenbehälter erbaut und am 14. Januar 1818 das erste Siedwerk angebrannt wurde. Gleichzeitig nahm man aber auch auf die Ausbeutung des entdeckten Steinsalzlagers Bedacht und begann im April 1817 mit dem Abteufen eines Schachtes, der 100′ vom Fundbohrloch entfernt angesetzt wurde und eine Weite von 191/2′ auf 18′ erhielt. Abgesehen von einer vorübergehenden ungewöhnlichen Überschwemmung des Neckars hatte man im Verlaufe eines Jahres ohne große Schwierigkeiten die Tiefe von 150′ erreicht, als sich von da an immer mehr Wasserzudrang und auch böse Wetter einstellten, so daß bei der Unzulänglichkeit der angewendeten Handpumpen, an welchen zuletzt 130 Mann beschäftigt waren, der Schacht zum Ersaufen kam. Man sah sich genöthigt, zur Einrichtung einer Roßkunst zu schreiten und da auch diese mit Unterstützung der Handpumpen nicht mehr ausreichte, so mußte der Schacht am 4. Mai 1819 bei einer Tiefe von 220′ im Muschelkalk verlassen werden. Die Wasserzuflüsse betrugen zuletzt 10 Kubikfuß in der Minute im Abteufen und 8 Kubikfuß in den oberen Theilen des Schachts, welche man hoffte, später bewältigen zu können, wenn der inzwischen projektirte Kocherkanal zur Gewinnung einer bedeutenden Wasserkraft für den Betrieb der Kunstsätze hergestellt sein würde; bei der Ungewißheit über die Menge der zu befürchtenden Grubenwasser ist jedoch die weitere Abteufung dieses Schachtes unterblieben. Dagegen legte man sich mit Eifer darauf, das Feld durch Bohrlöcher auf die Ausdehnung des Steinsalzlagers zu untersuchen. Um den Bedarf an Siedsoole für das neue Siedhaus sicher zu stellen, wurde zunächst im April 1818 das 5zöllige| Bohrloch Nr. 2 nur 20′ von Nr. 1 entfernt angesetzt und dabei beabsichtigt, die Soolenförderung durch einen gemeinschaftlichen Haspel zu betreiben; in Folge eines Gestängbruchs blieb man aber mit dem Bohrer bei 330′ Tiefe im Muschelkalk stecken. Die seitherige langsame und kostspielige Ausförderung der Soole durch einen 25′ langen Soollöffel konnte übrigens verlassen werden, da es im März 1819 endlich nach vielen Versuchen gelang, die gesättigte Soole mittelst einer auf 112′ in das Bohrloch eingesetzten Pumpe zu heben. Im Laufe des Jahres 1819 wurden unter Leitung des Salinen-Inspectors v. Alberti zwei weitere Bohrlöcher Nr. 3 und 4 zwischen Jagstfeld und Kochendorf in das Steinsalz niedergebracht, und einen gleich günstigen Erfolg hatten die in den Jahren 1819/22 ausgeführten Bohrlöcher Nr. 5 und 6, durch welche die Erstreckung des Salzlagers auch in nördlicher Richtung auf größere Entfernung nachgewiesen wurde.

Über die Resultate dieser Bohrungen und einiger weiteren, in späteren Jahren mittelst des Kind’schen Verfahrens niedergebrachten Bohrlöcher gibt die Übersicht auf S. 413 nähere Auskunft.

Werden diese Bohrungen unter sich und mit denjenigen der gegenüberliegenden Saline Ludwigshall bei Wimpfen verglichen, wo mit dem ersten 41′ über dem Neckarspiegel angesetzten Bohrloch bei 273′ Tiefe der Gyps und bei 447′ das Steinsalz erbohrt wurde, so zeigt sich, daß an letzterem Orte der Gyps um 69′, das Steinsalz um 59′ höher liegt, als bei Nr. 7 in Friedrichshall und daß überhaupt, abgesehen von den wellenförmigen Anschwellungen, das Dach des Steinsalzes nach Nordosten einfällt. Es ist aber auch weiter ersichtlich, wie überaus glücklich die erste Bohrstelle bei Nr. 1 und 7 gewählt ist, da hier die Gesammtmächtigkeit der drei über einander befindlichen Steinsalzlager nicht weniger als 78′ beträgt.

Für diesen großen Salzreichthum zeigte sich das erbaute Siedhaus ganz unzureichend; im J. 1818 wurden in demselben nur 6302 Ctr., im J. 1819 18.432 Ctr. Salz ersotten mit einem Ausbringen von 17 beziehungsweise 23 Ctr. aus 1 Klftr. tannen Holz. Das Scheiterholz kostete durchschnittlich 12 fl. 16 kr. p. Klftr., das Kochsalz bezahlte die K. Haupt-Salz-Gefäll-Kasse mit 5 fl. p. Ctr. Da die Korbtrocknung sich nicht leistungsfähig genug erwies, so wurden schon damals Versuche mit

(Fortsetzung S. 414.)|
Gebirgsart
Mächtigkeit
in
württ. Fuß
Bohrlöcher
Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Fund-
bohrloch
20′ von
Nr. 1
entfernt
1870′ von
Nr. 1
nach O.
1560′ von
Nr. 3
nach O.
900′ von
Nr. 1
nach NO.
1400′ von
Nr. 1
nach NW.
110′ von
Nr. 1
nach SO.
180′ von
Nr. 4
nach SO.
am Kocherkanal
1500′ v.
Nr. 4
n. NO.
1600′ v.
Nr. 9
n. NO.
1812/16 1818 1819 1819 1819/20 1821/22 1848/49 1849/50 1853 1852/53
Kalkstein v. Friedrichshall, Dolomit, dolomitische Mergel mit Hornstein 345 330 359 336 332 327 320 336 318 308
Gyps u. Anhydrit 153 Gestäng-
bruch
165 176 184 209 164 177 199 223
Steinsalz 8 27 25 47 36 9 30
Anhydr. 2
Steins. 16
Gyps 17
Gestäng-
bruch
Gyps 17 Anhydr. 3
Steins. 26
Anhydr. 8
Steins. 43
Gyps 91
Wellenkalk 9 55
Vor Ort Steinsalz Muschel-
kalk
Steinsalz Gyps Steinsalz Gyps Wellenkalk Kalk mit
Gyps
Wellen-
kalk
Gyps
Gesammttiefe 524 330 551 554 563 589 582 634 572 531
Höhe des Bohrpunkts
über d. Neckarspiegel
19 19 26 30 33 54 19 30 20 20
| (Fortsetzung von S. 412.)

einer Flächentrocknung angestellt. Man probirte es auch mit der Herstellung von Sonnensalz in Abdunstungsbassins, erzielte aber wegen des ungeeigneten Klimas nur ein geringes Erzeugnis. Zur Erhöhung der Produktion wurde im Sommer 1819 an das vorhandene Siedhaus die gleiche Hälfte angebaut, so daß nun 2 Siedpfannen von 26′ Länge, 18′ Breite und 1,4′ Tiefe, 1 Soggpfanne, 2 Wärmpfannen und 3 Trockenherde vorhanden waren und dadurch das Kochsalzerzeugnis sich auf monatlich 2600 Ctr. steigern ließ. Das ganze Siedhaus (Nr. 1) brannte aber den 13. August 1820 ab und wurde im Herbst desselben Jahres wieder hergestellt.

Im J. 1820 war ferner von dem Leib-Medicus v. Jäger eine chemische Untersuchung der zu verschiedenen Zeiten geförderten Soole vorgenommen und dadurch deren anhaltende große Reinheit bestätigt gefunden worden; es konnte daher bei diesen Verhältnissen und da sich bald günstige Aussichten für den Salzverkauf in das Ausland eröffneten, kein Bedenken mehr getragen werden, zur Ausführung des mittlerweile entworfenen Planes einer ausgedehnten Salinen-Anlage zu schreiten. Unterm 3. April 1820 erfolgte an Ort und Stelle die K. Genehmigung des Bauplans und sofort erging auch die allerhöchste Bestimmung, daß der neuen Saline der Name „Friedrichshall“ beigelegt werden solle.

Der Hauptbauplan, wie er jetzt noch ersichtlich ist, umfaßte in einer fortlaufenden, gegen das rechte Neckarufer gerichteten Frontlinie

2 große Siedhäuser (Nr. II und III) nach dem Muster der bayerischen Salinen eingerichtet, jedes mit 4 Pfannen von 30′ Länge, 28′ Breite und 11/2′ Tiefe nebst den erforderlichen, mit dem abziehenden Rauch erwärmten Salztrocknungen,
2 Beamten-Wohnungen mit den dazu gehörigen Ökonomiegebäuden,
2 Laborantenhäuser mit 2 Ökonomiegebäuden.

Winkelrecht auf diese Gebäude folgten einerseits

2 Soolen-Reservoire, anderseits
2 Salzmagazine,

und der Abschluß des Vierecks auf der nordöstlichen Seite sollte für künftige Erweiterungsbauten vorbehalten bleiben.

| Besonderes Augenmerk richtete man auf eine erhöhte Lage der Gebäudesohle, um vor Überschwemmungen gesichert zu sein, was sich in der Folge sehr bewährte. Die Leitung des Bauwesens wurde dem Salinenbaumeister Stock unter der Oberleitung des Oberbauraths Barth übertragen und zur Bestreitung des Bauaufwandes ein Anlehen von 300.000 fl. gegen 5 % Verzinsung aufgenommen, welches später aus dem Ertrag der Saline mittelst jährlicher Abzahlung von 30.000 fl. wieder getilgt wurde. Noch im J. 1820 kam die eine Hälfte der oben bezeichneten Gebäude und im folgenden Jahre 1821 die andere Hälfte zur Ausführung, so daß schon im Etatsjahre 1821/22 die Salzproduktion auf 116.820 Ctr. stieg. Als sodann in Folge des im J. 1821 mit Bayern abgeschlossenen Salztauschvertrags die Fabrikation von grobkörnigem Salz ausgedehnt werden mußte, wurde im J. 1824 an der oberen Baulinie ein weiteres Siedhaus (Nr. IV) mit 2 Pfannen nebst einem Magazinsgebäude und einer Küblerwerkstätte erbaut. Die Kosten der ganzen bis dahin ausgeführten Salinenanlage mit Einschluß der Bohrversuche, aber ohne die Grunderwerbungen und Wasserwerksbauten, belaufen sich auf 430.952 fl. 17 kr. Inzwischen nahmen auch die Arbeiten an dem Kocherkanal ihren Fortgang. Nach dem ursprünglichen, schon im J. 1816 von dem Obrist und Ober-Wasserbaudirektor v. Duttenhofer gefertigten Plane sollte dieser Kanal zur Hebung der Soole aus dem Fundbohrloch dienen und das Wasser dem Kocher beim Kochendorfer Mühlwehr entnommen werden. Später zeigten sich noch weitere Bedürfnisse namentlich für den Steinsalzschacht, für die Verladung des Salzes unmittelbar in die Schiffe und für die Beischaffung des Brennholzes; um daher ein höheres Gefäll zu gewinnen, wurde beschlossen, das Wehr bis Hagenbach hinauf zu verlegen, auch die Kanalsohle von 6′ auf 20′ zu erbreitern. Am 12. Juni 1819 geschah der erste Spatenstich und 100 bis 150 Sträflinge aus den Strafanstalten waren unter militärischer Bewachung lange Zeit an dieser großen Arbeit beschäftigt, deren Vollendung, nachdem die Überschwemmung vom J. 1824 den Kanaldamm in seiner ganzen Ausdehnung überfluthet hatte, in das folgende Jahr hinausgerückt wurde. Die ganze Länge des Kanals, welcher in der Radstube 6,7′ Kropfgefäll einbringt, beträgt 12.940′, der mittlere Wasserzufluß 235 Kbfß. p. Sekde, die Wasserkraft daher ungefähr 150 rohe Pferdekräfte. Der gesammte Aufwand für den Kanal- und Wehrbau nebst Brücken,| Radstuben mit Maschinerie bei den Bohrlöchern Nr. 1 und 4 und Salz- und Holzlauer belief sich auf 182.186 fl. 38 kr.

Mit dem Beginn des Betriebs des neuen Werks wurde die Verwaltung desselben geregelt und im J. 1821 zum Vorstand des Salinen-Amtes der Bergrath v. Bilfinger ernannt, welcher bisher von Stuttgart aus die Oberleitung besorgt hatte; dessen erfolgreiche Thätigkeit auf dieser Stelle dauerte bis zum J. 1847. Zum Wohle der Arbeiter gründete man im J. 1821 eine Laborantenhilfskasse, deren Zweck die Unterstützung kranker und dienstunfähig gewordener Arbeiter und deren Hinterbliebenen ist; für den Unterricht der Kinder der meist evangelischen Beamten und Laboranten wurde durch die Errichtung einer Werksschule im J. 1823 gesorgt. Man begann auch bald nach Erbauung der Saline medizinischen Gebrauch von der Soole zu Soolbädern zu machen und im J. 1830 gründete Ankerwirth Bräuninger die heute noch blühende Soolbad-Anstalt zu Jagstfeld.

Eine Hauptaufgabe der Werksleitung war es, einerseits den bedeutenden Bedarf an Brennmaterial zu möglichst wohlfeilen Preisen aufzubringen und anderseits für den Absatz der Produktion, soweit letztere nicht für das Inland erforderlich war, den Weg in das Ausland zu bahnen. Anfänglich bezog die Saline ihr Holz aus den Staatswaldungen des Forstamts Neuenstadt, vom Holzgarten zu Bietigheim und aus dem Odenwald; die Anschaffung wurde aber immer schwieriger, so daß man schon im Jahre 1828 darauf kam. Versuche mit Bexbacher Steinkohlen anzustellen, welche damals p. Ctr. 391/4 kr. kosteten. Da keine Vortheile sich dabei darboten, so faßte man noch im gleichen Jahre den Beschluß, den Kocher floßbar zu machen und Scheiterholz aus den Limpurger Waldungen beizuflößen, worauf schon bei der Anlage des Salinen-Kanals Rücksicht genommen war. Auch hiezu fertigte der Obrist v. Duttenhofer die Entwürfe und schon im Frühjahr 1829 konnte der erste Floß mit 3000 Klftr. vorgenommen werden, welcher in einem Verflößen des Holzes aus den Bächen und auf dem oberen Kocher bis zum Haller Fangrechen und in dem Hauptfloße von Hall bis zum Fangrechen bei Hagenbach bestand, von wo aus das Holz im Salinenkanal zum Fangrechen im Holzgarten vor der Radstube geflößt wurde. Bei dem 3. Floße im Frühjahre 1831 zeigte es sich übrigens, daß die getroffenen Vorkehrungen noch nicht genügend waren, indem durch ein Hochgewässer am 3. März 1831 die Fangrechen bei Friedrichshall weggerissen wurden und dadurch 617 Klafter| Holz verloren gingen. Dieses Unglück verursachte einen außerordentlichen Aufwand an Floß- und Wasserbaukosten von 12.287 fl. 16 kr. und dessenungeachtet stellte sich im Durchschnitt der 3 Jahre 1829/31 das Klafter Floßholz in den Holzgarten gelegt nur auf 7 fl. 281/2 kr., während das aus dem Holzgarten von Bietigheim beigeführte Holz auf 9 fl. 46 kr., dasjenige aus dem Revier Gundelsheim auf 10 fl. 21/2 kr. kam. Nebenbei war man eifrig bemüht, holzersparende Verbesserungen in der Konstruktion der Pfannen und Feuerungen einzuführen. Im Sommer 1829 wurde im Siedhaus Nr. III der erste Versuch mit einem Schönebecker Strahlenherd gemacht und da das Salzausbringen sich hiebei auf 33 Ctr. p. Klftr. erhöhte, diese Einrichtung allmählig auch auf die übrigen Pfannen ausgedehnt. Noch günstiger gestalteten sich die Betriebsresultate durch die im J. 1831 nach dem Vorgange von Wilhelmshall ausgeführte Errichtung einer Dampfpfanne im Siedhaus Nr. I, welcher die von der Siedpfanne abziehenden Dämpfe durch ein vom Wasser betriebenes, später jedoch als entbehrlich wieder abgeworfenes Saugwerk zugeführt wurden; das Salzausbringen aus 1 Klftr. Holz nahm hiedurch bis auf 42 Ctr. zu, darunter 25 % Dampfsalz. Gleichzeitig entwickelte sich allmählig auch der Salzabsatz in das Ausland, theils nach Frankfurt und in die Rheingegend, theils in die Schweiz, welches Gebiet übrigens später Wilhelmshall zufiel. Von großer Bedeutung war insbesondere der schon oben berührte, im J. 1821 mit der Krone Bayern abgeschlossene und nachher immer wieder erneuerte Salztauschvertrag. Das salzarme Württemberg war nämlich früher genöthigt, zur Versorgung von Oberschwaben gegen 30.000 Fässer bayerisches Salz jährlich zu dem Durchschnittspreis von 221/2 fl. p. Faß, also im Werthe von 675.000 fl. zu beziehen und auch später, nach der Übernahme der Saline Hall in Selbstadministration, betrug das von Bayern bezogene Salzquantum immer noch 18.000 Fässer im Jahr. Mit der Entstehung der Saline Friedrichshall hörte dieses Verhältnis auf und verwandelte sich in einen Tauschabsatz, welcher beiden Theilen eine Ersparnis an Frachtunkosten eintrug, indem nun Bayern das für die Rheinpfalz erforderliche Kochsalz von der Saline Friedrichshall übernahm und dagegen als Naturalersatz das gleiche Quantum auf den Salzlegstätten Günzburg und Memmingen zur Verfügung stellte. In den ersten 5 Jahren 1821/26 betrug das Tauschsalzquantum im Ganzen 138.000 Ctr., in späteren Perioden wechselte es öfter, bis am| 1. Juli 1867 das Vertragsverhältnis wegen der bevorstehenden Aufhebung des Salzmonopols gelöst wurde. In dem Zeitraum von 46 Jahren sind auf diese Weise 1.200.000 Ctr. Tauschsalz in Friedrichshall und Clemenshall abgesetzt worden. Außerdem bezog die bayerische Regierung für die Rheinpfalz auch noch Kaufsalz, für welches der Preis zuletzt 2 fl. 6 kr. p. Sack von 150 Pfd. bay. = 180 Pfd. württemb. frei in das Schiff gelegt betrug. – Einer größeren Ausdehnung des Salzabsatzes von Friedrichshall in das Ausland stand hauptsächlich die Konkurrenz der Salinen zu Wimpfen und Clemenshall entgegen und ebenso wurde von dieser Seite durch Salzeinschwärzungen der Ertrag des Salzregals sehr beeinträchtigt, obgleich man dies durch Aufstellung eines Militär-Cordons an der Grenze zu verhindern suchte. Endlich gelang es durch einen am 12. Sept. 1828 zu Heidelberg auf die Dauer von 6 Jahren abgeschlossenen Vertrag eine Vereinigung der Neckarsalinen zu gemeinschaftlicher Betreibung des ausländischen Salzhandels zu bilden, wobei zugleich gegenseitig der ausschließliche Absatz des Kochsalzes, Viehsalzes und der Nebenprodukte im eigenen Lande gesichert wurde. Die Saline Friedrichshall hatte dabei große Opfer zu bringen, indem sie auf jeden Antheil am ausländischen Salzverkauf der Vereinssalinen zu Gunsten von Clemenshall verzichtete, dafür aber auch letztere Saline zum Aufgeben des eigenen Salzhandels im Inlande bewog. Mit der Einführung des freien Salzverkaufs und der Ermäßigung des Detailpreises für das Pfund Kochsalz von 4 kr. auf 3 kr. im Jahre 1834 nahm der Absatz von Friedrichshaller Landsalz rasch zu, sank aber bald wieder, als im folgenden Jahre nach einer mit den Pächtern von Clemenshall abgeschlossenen Übereinkunft denselben ein Kochsalzquantum von jährlich 60.000 Ctr. statt früher 40.000 Ctr. abgenommen werden mußte. Dagegen erlangte bei der gleichzeitigen Erneuerung des Heidelberger Vertrags Friedrichshall eine eigene Quote an dem Salzabsatz ins Ausland und in der Folge, insbesondere durch den Heimfall von Clemenshall, gestaltete sich das Verhältnis noch günstiger. Die Produktion der Saline Friedrichshall betrug zu jener Zeit jährlich 70–80.000 Ctr. Koch- und Viehsalz, wovon der größte Theil in grobkörnigem Salz bestand, das nach Rheinbayern, Nassau und Rheinpreußen abgesetzt wurde. Wegen Schadhaftigkeit der Siedhäuser war im Etatsjahre 1837/38 das Salzausbringen bei sämmtlichen Pfannen auf 271/2 Ctr. pro Klftr. Holz herabgesunken, es mußte daher| zu einem Umbau geschritten werden, womit im folgenden Jahre beim Siedhaus Nr. IV begonnen wurde. Dasselbe erhielt 2 große Pfannen von 53′ und 58′ Länge, 24′ Breite mit Cirkulirherden und Zuführung von erwärmter Luft unter die Feuerröste. Zum Trocknen des Salzes diente theils ein Rauchherd von Solenhofer Platten, theils wie früher eine durch Rauchröhren erwärmte Trockenstube, in welcher die Salzkörbe aufgestellt wurden; die letztere Einrichtung kam aber wegen geringen Effekts schon im J. 1841 wieder in Abgang. Die Kosten dieses Bauwesens beliefen sich auf 21.049 fl. 57 kr. Nach langen Erwägungen erfolgte sodann der Umbau des Siedhauses Nr. III mit einem Aufwande von 71.225 fl. 23 kr., zuerst in den Jahren 1841 und 42 die eine Hälfte, später im Jahre 1846 die andere, wobei die neuesten Erfahrungen Anwendung fanden und dadurch das Salzausbringen bis auf 37 Ctr. p. Klftr. Holz gesteigert wurde. Zur selben Zeit befaßte man sich wiederholt mit der Darstellung von Sonnensalz und stellte eine Reihe von Verdunstungsversuchen an; obgleich aber der trockene Sommer von 1842 hiezu sehr günstig war, so mußte man doch in den beiden folgenden Sommern zu der Überzeugung kommen, daß eine ununterbrochene Gewinnung von Sonnensalz bei uns mit Vortheil nicht möglich sei. Damals war übrigens gerade ein solcher Überfluß von Holz für den Kocherfloß vorhanden, daß im J. 1842 in Friedrichshall ein Holzgarten für den öffentlichen Verkauf errichtet und aus demselben auch Holz an die Salinen Wimpfen und Clemenshall abgegeben wurde. Später zeigte sich wieder Holzmangel, die Salinen mußten zur Steinkohlenfeuerung übergehen und mit dem letzten Floße im Frühjahr 1855 hörte die Holzverwaltung ganz auf. Wie oben erwähnt wurde, ist die weitere Abteufung des alten Schachtes beim Fundbohrloch unterblieben, obgleich nach Herstellung des Salinenkanals eine bedeutende Wasserkraft zu Gebot stand; dafür war in Wilhelmsglück bald nach Erbohrung des Steinsalzes der bergmännische Abbau desselben mit gutem Erfolg in Ausführung gebracht worden. Bei der günstigen Lage von Friedrichshall für den Absatz von Steinsalz in die Rheingegenden behielt man indessen auch die künftige Steinsalzgewinnung an diesem Orte fortwährend im Auge und der im Salzhandel sehr thätige Kaufmann C. C. Reuß in Heilbronn bereiste im J. 1842 Holland und Belgien eigens zu dem Zwecke, die Verhältnisse der dortigen Salzraffinerien, welche mit Liverpooler| Steinsalz arbeiteten, näher zu erforschen. Besonders aber gebührt dem Werksreferenten Bergrath v. Schübler das Verdienst, diese Frage immer mit allem Interesse und Eifer verfolgt zu haben. Da man nach dem Ergebnis des in der Nähe des Fundbohrlochs im J. 1848/49 niedergeschlagenen Bohrlochs Nr. 7 befürchten mußte, bei Wiederaufnahme des alten Schachtes oder bei einem Punkte in der Nähe desselben mit den durch die vieljährige Soolenförderung aus den Bohrlöchern entstandenen, mit Soole gefüllten Auflösungsräumen im Steinsalz durchschlägig zu werden, anderseits man aber auf die Benützung der vorhandenen Wasserkraft nicht verzichten wollte, so beschloß man endlich im J. 1849 den Schachtpunkt außer den Bereich der Bohrlöcher kanalaufwärts, 2300′ oberhalb der Kocherbrücke zu verlegen, zuvor aber durch zwei Bohrlöcher (Nr. 9 und 10) in dieser Gegend das Vorhandensein des Steinsalzes zu konstatiren. Diese erst im J. 1852 angestellte Untersuchung fiel unerwartet ungünstig aus, es fand sich kein Steinsalz in dem Gyps und mit dem der Saline am nächsten gelegenen Bohrloch Nr. 9 ging man unverrichteter Dinge bis in den Wellenkalk nieder. Es konnte daher von der Anlage des Schachtes an dieser Stelle keine Rede mehr sein und bei einer am 13. Juni 1853 zu Friedrichshall unter dem Vorsitz des dem Unternehmen sehr gewogenen und dasselbe energisch fördernden Finanzministers v. Knapp abgehaltenen Konferenz entschied man sich für einen im Fallen des Steinsalzlagers rückwärts von dem Bohrloch Nr. 6 gelegenen Schachtpunkt und für die Anwendung von Dampfkraft zur Wasserhaltung und Förderung; auch hielt man es für räthlich, den Schacht in gewöhnlicher Weise abzuteufen, statt denselben nach dem Kind’schen Verfahren abzubohren, wie von mehreren Seiten in Vorschlag gebracht worden war. Dem Bergrath und nachmaligen Bergrathsdirektor v. Bilfinger fiel – wie seinem Vater 40 Jahre früher bei der Gründung der Saline – die Oberaufsicht über die Arbeiten zu; mit der unmittelbaren Leitung am Orte wurde der im Sept. 1853 von Wilhelmshall nach Friedrichshall versetzte Bergrath Dr. v. Alberti betraut, welcher in dem aus Westfalen berufenen Steiger Gerhard Hohendahl eine kräftige Unterstützung fand. Nachdem die nöthigen Vorbereitungen getroffen waren, konnte im Oktober 1853 mit den Grabarbeiten zu den Fundamenten des Schachthauses und der Maschinen und im Januar 1854 mit dem Abteufen begonnen werden. Der Schacht, dessen Hängebank 67′ über dem Neckarspiegel liegt, wurde mit einem| Durchmesser von 24′ ausgebrochen und zunächst in verlorene achteckige Zimmerung gesetzt; zum Heben der anfänglich geringen Wasserzuflüsse dienten hölzerne, später eiserne Handpumpen. Im Sommer 1854 war das aus einem Mittel- und 2 Flügelbauen bestehende Schachtgebäude vollendet und gleichzeitig eine Dampfmaschine von 15 Pferdekräften zur Bergeförderung und Wasserhaltung, sowie eine 91pferdige Cornwaller Wasserhaltungsmaschine aufgestellt, beide Maschinen von der Gutenhoffnungshütte bei Sterkrade in Westfalen bezogen. 5 Dampfkessel, 5 gemauerte Speisewasserbassins, Pumpen, Bergwerkskabel und andere Zubehörden, sowie eine 140′ hohe gemauerte Esse vervollständigten die Einrichtung. Im April 1855 erreichte der Schacht in festem Kalkstein mit Kalkmergeln wechselnd eine Tiefe von 323′ und die Wasserzuflüsse, welche mit der kleinen Maschine allein gehoben wurden, hatten allmählig auf 13 Kbfß. p. Min. zugenommen. Nach Beobachtungen bei dem nur 600′ vom Schacht entfernt gelegenen Bohrloch Nr. 6 mußte man nun jeden Augenblick auf den Einbruch großer Wassermassen gefaßt sein und dieser erfolgte denn auch in der Mitternachtsstunde vom 24. auf den 25. Mai 1855 unmittelbar nach dem Abbrennen eines Schusses bei der Tiefe von 338′ mit großem Getöse und mit einer solchen Heftigkeit, daß Steinmassen in die Höhe geworfen wurden, welche die eingebaute 10zöllige Pumpe abschlugen. Schon nach 6 Stunden, bis die Wasserhaltungsmaschine in Gang kam, waren die Wasser 160′ im Schacht aufgestiegen und stiegen an den beiden folgenden Tagen um weitere 100′, so daß der Wasserspiegel nur 78′ unter der Hängebank des Schachts sich befand. Die zufließende Wassermenge berechnete sich auf 187 Kbfß. in 1 Minute. Am 27. Mai 1855 kamen alle Pumpen (zwei 141/2zöllige und eine 10zöllige) in Betrieb und es begann nun das Sümpfen, welches aber wegen häufigen Versagens der Pumpen und wegen anderer Unterbrechungen nur langsam von Statten ging. Gegen Ende des Monats Juni zeigte es sich immer mehr, daß die zu Gebote stehenden Maschinenkräfte nicht ausreichten, indem man trotz Aufbietung aller Mittel nicht im Stande war, tiefer als 240–250′ unter der Hängebank zu kommen. Auch mußte man während des Sümpfens die Wahrnehmung machen, daß der Badbrunnen in Offenau plötzlich ausblieb und daß der Wasserstand in den Bohrlöchern von Friedrichshall und Clemenshall bedeutend sank. Unter diesen Umständen und nachdem man noch vorher durch mehrere in der Schachtsohle zum Theil bis in den Gyps niedergetriebene| Bohrlöcher die Überzeugung gewonnen zu haben glaubte, daß weitere Wasserzuflüsse als die schon aufgeschlossenen nicht zu erwarten seien, wurden am 10. August 1855 die Maschinen stille gesetzt und die Wasser im Schacht aufgehen gelassen, womit gleichzeitig auch die Wasser in den Bohrlöchern wieder stiegen und der Badbrunnen in Offenau zum Überfließen kam. Bemerkenswerth ist ferner, daß nach einer Analyse der Schachtwasser dieselben sich als ein schwacher Säuerling mit ähnlicher Zusammensetzung wie die Cannstatter Sulzerrainquelle erwiesen. Es war nun vor Allem nothwendig, sämmtliche in der Nähe des Schachts gelegenen Bohrlöcher und den Offenauer Badbrunnen mit Beton zu verdämmen; es blieb nur Nr. 8 offen und um den Salinenbetrieb sicher zu stellen, wurde später eine Soolenleitung von den Clemenshaller Bohrlöchern nach Friedrichshall hergestellt. – Bei einer im August 1855 stattgefundenen Berathung, zu welcher der Ingenieur Beindorf von Sterkrade beigezogen wurde, entschied man sich, in einer Entfernung von 114′ vom Schacht, da dieser zur Aufnahme weiterer Pumpen zu eng war, einen zweiten Schacht bis zur wasserführenden Schicht abzuteufen und bei demselben eine Wasserhaltungsmaschine von 226 Pferdekräften aufzustellen, welche 320 Kbfß. Wasser p. Min. aus 350′ Tiefe heben könnte. Auch wurden 5 weitere Dampfkessel angeschafft und ein neues Schachtgebäude und Kesselhaus errichtet. Schon am 27. Okt. 1855 begann man mit dem Abteufen des 2. Schachtes in einer Weite von durchschnittlich 26′ und erreichte gegen das Ende des Jahres 1856 die Tiefe von 300′; die Bergeförderung geschah mittelst Handhaspel, die wenigen zusitzenden Wasser wurden durch die 15pferdige Maschine beim Schacht Nr. 1 mit Hilfe eines Feldgestänges gehoben. Am 16. Febr. 1857 konnte die große Wasserhaltungsmaschine versuchsweise in Gang gesetzt werden; zwei 22zöllige Pumpensätze hoben die Wasser zwei darüber stehenden Sätzen zu, eine 5. englische Hebepumpe stand in Reserve. Um von dem Wasser nicht überrascht zu werden, wurden Bohrlöcher im Schachttiefsten vorgetrieben und so kam man am 10. Mai 1857 in 3471/2′ Tiefe auf die Wasserschicht, welcher allmählig bis zu 250 Kbfß. p. Min. entströmten. Gleichzeitig fielen die Wasser im Schacht Nr. I, wo die Pumpen seit dem 8. April wieder arbeiteten, und im Ganzen betrug die Wassermenge in beiden Schächten nicht weniger als 420 Kbfß. p. Min., hatte sich also gegen früher mehr als verdoppelt. Um die kleinere| Wasserhaltungsmaschine zu entlasten, wurde nun beschlossen, die Bohrlöcher im Schacht Nr. II zu verspünden und von diesem Schacht in 320′ Tiefe einen Querschlag zum Schacht Nr. I zu treiben; dadurch war es möglich gemacht, in letzterem zwei weitere 22zöllige Pumpen einzubauen, welche die Wasser in den Querschlag nach dem Schachte Nr. II abfließen ließen, von wo sie vollends zu Tage gehoben wurden. Zur großen Freude des ganzen Landes, welches die schwierigen Arbeiten vom Anfang an mit ängstlicher Spannung verfolgt hatte, war am 25. Oktober 1857 der Schacht Nr. I bei einem Wasserzufluß von 250 Kbfß. p. Min. glücklich zu Sumpf gebracht und das Abteufen konnte nun fortgesetzt werden. Die bei 345′ Tiefe vollständig blos gelegte Wasserkluft, ein poröser dolomitischer Kalkstein, wurde durch ein gußeisernes, aus Segmenten bestehendes Futter abgeschlossen, wodurch es gelang, die Wasser bis auf 25 Kbfß. zurückzuhalten; hierauf wurde der gemauerte, mit einem Absperrventil versehene Damm in der Verbindungsstrecke geschlossen und im weiteren Abteufen bei 363′ der Anhydrit erreicht, wo man keine Wasser mehr zu befürchten hatte. Am 4. Februar 1858 begann man mit der Ausmaurung des Schachts; die Backsteine dazu, 1.200.000 Stück lieferte eine auf der Saline nach westfälischer Art eingerichtete Feldziegelei, bei welcher Wallonen mit Weib und Kind beschäftigt waren. Der nöthige Traß wurde von Andernach a./R. bezogen und in einer Traß- und Mörtelmühle zubereitet. Die runde Mauer, deren Fuß in 354,5′ Tiefe auf einer festen dolomitischen Kalkbank ruht, erhielt einen lichten Durchmesser von 16′ und eine Stärke unten von 3′, oben von 2′. Gleichzeitig mit dem Fortschreiten der Arbeit wurden die Wasser im Schacht allmählig aufsteigen gelassen, auch die provisorische Zimmerung gegen eine definitive ausgewechselt. Am 13. Mai 1858 war die Schachtmauerung vollendet, die zuletzt allein noch thätig gewesene große Maschine wurde jetzt stille gesetzt und die Mauer ein volles Vierteljahr unter Wasser der Erhärtung überlassen. Als am 6. September die Wasser wieder gesümpft und die am Mauerfuß befindlichen eisernen Röhren geschlossen worden waren, zeigten sich in der Tiefe von 240–280′ Undichtheiten der Mauer, durch welche 16–18 Kbfß. Wasser p. Min. ausschwitzten; mittelst eines eingesetzten eisernen Schachtfutters wurden diese Wasser bis auf 3/4 Kbfß. wieder abgeschlossen. Nun konnte am 2. Dezember 1858 das Abteufen des Schachtes aufs Neue in Angriff genommen werden, wobei man auf einen quadratischen | Querschnitt von 14′ Weite überging. Bei 532,5′ Tiefe wurde am 14. März 1859 das Steinsalz angehauen, welches sich 47,5′ mächtig erwies. Die letzten 10′ waren stark mit Anhydrit durchwachsen, es wurde daher die Abbausohle in 570′ Tiefe angelegt, hier die Hornstatt – gegenüber davon eine Fahrstrecke ausgebrochen und der Schacht in das Liegende des Steinsalzes bis zu 594′ vertieft, um einen Sumpf zum Ansammeln der zusitzenden Schachtwasser vorzurichten. Ein weiterer ausgemauerter Sumpf, welcher 100 Kubiklachter faßt, wurde zur Soolgewinnung durch Auflösen von unreinem Salz in der Grube bestimmt und durch eine Querstrecke mit dem Schachttiefsten, wo die Saugröhre der Soolpumpe steht, in Verbindung gesetzt. Hiezu kamen noch 2 gemauerte Soolen-Reservoirs am Tage hinter dem Schachtgebäude, von welchen eine Leitung zu den alten Reservoirs und den Siedhäusern führt.

Auf Grund des unterem 9. April 1859 festgestellten Grubenplans ging es sodann an die übrigen Vorrichtungsarbeiten für den Abbau des Steinsalzlagers und an die Einrichtungen zur Förderung und zum Mahlen des Steinsalzes. Nachdem man sich zuerst mit provisorischen Mahlwerken beholfen hatte, kam Anfangs März 1860 eine neue bei der Radstube auf der Saline errichtete Steinsalzmühle mit Turbine, Brechwerk und vier horizontalen Mahlgängen in Betrieb, welche täglich 2000 Ctr. gemahlenes Salz lieferte. In Verbindung damit wurde ein großes Magazingebäude hergestellt, wozu der auf dessen Platz befindliche alte Schacht überwölbt und der Überbau, das Göpelhaus sowie das Bohrhaus Nr. 1 abgebrochen werden mußten. Durch Erbreiterung des Kanals auf einer Länge von 60′, Aufführung einer 30′ hohen Quaimauer und Herstellung eines Bremswerkes bezweckte man das bequeme Verladen des Steinsalzes in die Schiffe. Zur Verbindung des Steinsalzschachtes mit der Mühle und dem Quai dient eine im J. 1861 ausgeführte Pferdebahn. In demselben Jahre endlich wurde statt der zur Steinsalzförderung anfänglich benützten 15pferdigen Maschine eine solche von 40 Pferden aufgestellt, zu welcher die nöthigen Kondensationswasser aus dem später überwölbten Schacht Nr. II geholt werden.

Die Gesammtkosten des Schachtbaues nach Abzug des Erlöses aus den verkauften entbehrlichen Maschinen und Materialien belaufen sich auf 856.854 fl. 20 kr.

| Nachdem die Steinsalzgewinnung in Friedrichshall im Gange war, wurde diesem Werk ein Theil der inländischen Faktorien, sowie verschiedene chemische Fabriken des In- und Auslandes, die bisher von Wilhelmsglück versorgt worden waren, zugewiesen, wodurch große Ersparnisse von Frachtkosten der Staatskasse zufielen. Von Jahr zu Jahr nahm ungeachtet der Koncurrenz der fast gleichzeitig entstandenen Steinsalzwerke zu Staßfurt bei Magdeburg und St. Nikolas-Varangeville bei Nancy der Absatz von gemahlenem Fabriksalz in die Rheingegend zu, während der Verkauf von Stücksalz nach Holland wegen der schwer zu verdrängenden englischen Koncurrenz sich nur in einzelnen Jahren über 100.000 Ctr. erheben konnte. Im Jahr 1868 war eine Vergrößerung der Steinsalzmühle um 4 weitere Mahlgänge nothwendig; auch wurde ein neues Turbinenhaus mit einer zweiten Turbine und ein neues Quetschwalzwerk mit Paternoster aufgestellt, was zusammen einen Aufwand von 42.378 fl. 22 kr. verursachte. Später, im Jahr 1877/78 kam an die Stelle von zwei Mahlgängen eine sehr leistungsfähige Schleudermühle.

Kehren wir wieder zu der Kochsalzgewinnung zurück. Anfangs der 50er Jahre waren die Absatzverhältnisse für Kochsalz von Friedrichshall und Clemenshall derart, daß beide Salinen nicht hinreichend beschäftigt werden konnten und zur Erzielung von Ersparnissen daran gedacht wurde, das Gesied in Clemenshall ganz aufzugeben. Friedrichshall war bisher fast ausschließlich auf die Bereitung grobkörnigen Salzes für das Ausland beschränkt; es sollten daher die dortigen Einrichtungen zur Erzeugung von Feinsalz vergrößert werden. Hiezu bestimmte man das schadhafte Siedhaus Nr. II, dessen eine Hälfte schon seit 1843 kalt lag. In symmetrischer Anordnung in Einem Stockwerk vereinigt wurden 2 Siedpfannen, 2 Dampfpfannen und die theils mit Rauch, theils mit Dampf geheizten Trockenherde aufgestellt. Eine 100′ hohe Esse nimmt den Rauch der für Steinkohlenbrand eingerichteten Feuerungen auf. Die Kosten dieses in den Jahren 1854 und 55 ausgeführten Bauwesens beliefen sich auf 45.931 fl. 42 kr. Auch im Siedhaus Nr. III wurden die im oberen Stock befindlichen Rauchtrocknungen wegen der schädlichen Kondensationswasser in den Siedraum verlegt, das Dampfgesied aber aus dem gleichen Grunde im Jahr 1868 ganz aufgegeben. Das längst nicht mehr benützte Siedhaus Nr. I kam im Jahr 1867 zum Abbruch.

| Mit Beginn der Unterhandlungen der Zollvereinsregierungen im Jahr 1866 über die Aufhebung des Salzmonopols und die Einführung einer gemeinschaftlichen Salzsteuer war vorauszusehen, daß der künftige freie Verkauf bei der günstigen Lage von Friedrichshall eine nicht unbedeutende Zunahme des Absatzes von Kochsalz bewirken werde. Da aber die dortigen Gesiedseinrichtungen kaum zur Darstellung des bisher abgesetzten Quantums von 150.000 Ctr. im Jahr ausreichten, so mußte durch die Erbauung eines neuen Siedhauses (Nr. V) mit 4 Pfannen zur Fabrikation von Grobsalz für die Rheingegend Vorsorge getroffen werden, weil in dieser Salzgattung die Hauptzunahme zu erwarten war. Das im Jahr 1867 aufgeführte Gebäude kam gegenüber vom Siedhaus Nr. III zu stehen, an beiden Seiten schließen sich zwei Magazine an. Die Siedpfannen und Rauchtrockenherde liegen in einer und derselben Sohle, auf die Benützung des Dampfes wurde verzichtet. Der Gesammtaufwand betrug 61.162 fl. 56 kr.

Nachdem das Jahr 1868 mit seinem vollständigen Umschwunge im Salzhandel auch einen vermehrten Bedarf an Kochsalz von feinstem Korn für Oberschwaben und Bayern gebracht hatte, war es erforderlich, das Siedhaus Nr. IV mit seinen zwei oblongen Grobsalzpfannen für die Fabrikation von Feinsalz einzurichten, was im Herbst 1868 mit der einen Pfanne und später auch mit der andern geschah, wobei zugleich zwei Magazinsanbaue an das Gebäude angehängt wurden. Bald stieg die Kochsalzproduktion über 200.000 Ctr. im Jahr und in noch größerem Maße nahm die Steinsalzförderung zu.

Im Etatsjahr 1879/80 betrug das Erzeugnis an Siedesalz in Friedrichshall 269.303 Ctr., wovon 60.472 Ctr. zu Vieh- und Gewerbesalz denaturirt wurden. Gleichzeitig lieferte die Steinsalzgrube 1.261.022 Ctr. verkäufliches Steinsalz und 150.242 Ctr. Auflösungssalz, zusammen 1.411.264 Ctr., während 10 Jahre früher die Förderung nur die Hälfte betragen hatte.

In dem ganzen Zeitraum von der Eröffnung des Gesieds im Jahre 1818 an bis zum 31. März 1880 sind in Friedrichshall erzeugt worden:

Reines Kochsalz 4.462.078 Ctr., unreines Siedsalz (Viehsalz) 51.406 Ctr., zusammen 4.513.484 Ctr. Von dem reinen Kochsalz wurden seit dem Jahre 1868 denaturirt zu Viehsalz 400.351 Ctr., zu Gewerbesalz 18.212 Ctr., zus. 418.563 Ctr.| Die Steinsalzförderung beträgt seit Eröffnung der Grube im Jahre 1859 bis zum 31. März 1880

Verkäufliches Salz 14.387.130 Ctr., Auflösungssalz 1.839.024 Ctr., zusammen 16.226.154 Ctr.

Aus diesen Zahlen geht hervor, welche große Bedeutung die Saline Friedrichshall für den Staat sowohl in volkswirthschaftlicher als finanzieller Beziehung hat und wie insbesondere auch der Eisenbahnbetrieb und die Neckarschiffahrt durch den Salztransport lebhafte Beschäftigung erhalten.

Über den jetzigen Bestand des Salzwerks Friedrichshall ist noch folgendes anzuführen:

Wie oben schon erwähnt, liegt die Bausohle des 13,5 m mächtigen Steinsalzlagers in 163 m Tiefe, wo vom Schachtpfeiler aus zwei Ausrichtungsstrecken in das westliche und nordöstliche Feld gehen; diese Strecken sind zugleich die Hauptförderstrecken, von denen die Schienenbahnen bis zu den Abbauörtern abzweigen. Der Abbau, welcher sich von den früher betriebenen Bohrlöchern entfernt, ist ein regelmäßiger Pfeilerbau und es wird dabei theils Stroßenbau, theils Firstenbau angewandt; bei ersterem sind die Strecken und die quadratischen Pfeiler 6 m, bei letzterem 12 m breit und 9 m hoch, da sowohl in der First als an der Sohle unabgebautes Steinsalz zur Sicherheit stehen bleibt. Im Jahr 1863 wurde die Wasserschlitzarbeit eingeführt, aber nach 5 Jahren aus Besorgnis für die künftige Erhaltung der Grube wieder aufgegeben. Seither geschieht die Gewinnung des Steinsalzes ausschließlich durch Schießarbeit. Man wendet hiebei die Lisbet’sche Bohrmaschine an, wodurch die Leistung der Häuer bedeutend gesteigert wird. Auf 1 cbm Abbau des Lagers werden gegenwärtig 44 Ctr. Steinsalz gewonnen. Vom Beginn des Bergbaus bis 31. März 1880 sind 395.205 cbm abgebaut worden. Die tägliche Förderung beträgt dermalen 5000 Ctr.

Der kreisrunde, in Mauerung gesetzte Schacht hat 4,6 m lichten Durchmesser und ist in 4 Abtheilungen getheilt, nämlich 2 Fördertrume, 1 Fahrschacht und ein Kunst-, Wetter- und Transportschacht. Über dem Schacht steht das Taggebäude mit dem Förderseilgerüst, in einem Verbindungsbau auf der einen Seite befindet sich die Förderdampfmaschine von 40 Pferdekraft, welche gegenwärtig durch eine neue stärkere Maschine ersetzt wird, und das Kesselhaus; auf der andern Seite ist der Raum für die Soolpumpmaschine, Steigerwohnung, Schmide und Bergmannsstube. Weitere Theile des Schachtgebäudes, die früher| zur Abteufung des zweiten Schachtes gedient hatten, werden jetzt als Zimmerwerkstätte, Schnittwaaren-, Eisen- und Kohlenmagazin benützt. Auf jedes der beiden eisernen Fördergestelle werden zwei Grubenhunde mit je 15 Ctr. Inhalt gestellt; Fangvorrichtungen sollen Schutz bei Brüchen des Drahtseiles gewähren. Mit 1 Ctr. Steinkohlen werden gegenwärtig 210 Ctr. Steinsalz gefördert.

Die Scheidebühne vor dem Schachthaus ist 43 m lang, 15 m breit; das ausgeschiedene unreine Salz wird in den Auflösungsraum über Tag geführt, wohin auch das aus der Grube geförderte unreine Salz kommt, da die Soolengewinnung aus dem Schacht fast ganz aufgehört hat. An den Auflösungskasten schließen sich die beiden Soolenreservoirs von je 237 qm Fläche und 2,8 m Tiefe an, von denen aus die Soolenleitung nach der Saline führt. Zum Transport des reinen, verkäuflichen Steinsalzes vom Scheidschuppen bis zur Salzmühle und zum Quai am Salinenkanal dient die Pferdeeisenbahn, welche eine Länge von 1168 m und 8,5 m Gefäll hat, so daß die mit 40 Ctr. Salz gefüllten Wagen von selbst zur Mühle laufen und nur die leeren Wagen durch ein Pferd hinauf gezogen werden müssen.

Die Steinsalzmühle, zugleich Salzmagazin, enthält 6 gewöhnliche Mahlgänge und eine Schleudermühle, welche durch 2 Turbinen getrieben werden, außerdem 2 Quetschwalzwerke, von denen ab ein Paternosterwerk (Elevator) die zermalmten Stücke zu den Trichtern der Mahlgänge hebt. Mittelst dieser Mühlvorrichtungen, zu welchen der Salinekanal die nöthige Wasserkraft bietet, werden täglich 4–5000 Ctr. Steinsalz gemahlen. In den 3stockigen Lagerräumen für das verpackte Steinsalz können gegen 30.000 Ctr. magazinirt werden. Das Verladen der Fässer und Säcke am Quai geschieht auf 2 Ladstätten mit Bremswerken, während das lose Steinsalz unmittelbar aus den Pferdebahnwagen in die Schiffe verstürzt wird.

Das Siedwerk in Friedrichshall mit den 4 Siedhäusern Nr. II, III, IV und V kann nunmehr jährlich 270.000 Ctr. Kochsalz produziren, wozu die volllöthige Soole mit 27 % Salzgehalt theils von den Bohrlöchern auf der Markung Offenau theils durch Auflösen des unreinen Steinsalzes gewonnen wird. Sämmtliche Soolenleitungen von den Bohrlöchern und vom Schacht sind nun durchaus von Gußeisen, diejenige von den Clemenshaller Bohrlöchern hat eine Länge von 2680 m. Die| Soole fließt zunächst in die in 2 Reservoirgebäuden auf der Saline befindlichen Behälter mit 1640 cbm Fassungsraum und wird von da aus nach Bedarf in die Siedhäuser abgelassen. Das Versieden geschieht in Werken von 6–8 Wochen bei ausschließlicher Verwendung von Steinkohlen als Brennmaterial. Aus 1 cbm Soole werden im Durchschnitt 616 Pfd. Salz gewonnen, das Ausbringen mit 1 Ctr. Steinkohlen beträgt gegenwärtig 275 Pfd. Salz, worunter 4 % Dampfsalz. Im Inland wird nur feinkörniges, im Ausland mehr oder weniger grobes Salz begehrt, wornach auch die Fabrikation und insbesondere die Anlage der Gesiedseinrichtungen eine verschiedene ist.

Das Siedhaus Nr. II enthält 2 Siedpfannen mit zusammen 190 qm Pfannenfläche und 2 Dampfpfannen mit 130 qm, welche durch den abziehenden Dampf der Siedpfannen erwärmt werden. Der Rauch dagegen zieht unter die 360 qm großen Trockenherde. Dieses Siedhaus produzirt jährlich ca. 60.000 Ctr. wovon 82 % Siedsalz in 12stündigen Auszügen und 18 % Dampfsalz in 72stündigen Auszügen.

In dem Siedhaus Nr. III befinden sich 3 Pfannen von je 125 qm Fläche, welche 6-, 12- und 48stündiges Salz liefern. Die Trockenherde werden durchaus vom Rauch der Siedpfannen erwärmt und haben eine Gesammtfläche von 560 qm. Die Produktion dieses Siedhauses beträgt jährlich ca. 100.000 Ctr.

Das Siedhaus Nr. IV enthält 2 Pfannen von je 64 qm Fläche, welche auf feinkörniges Salz mit 4stündigen Auszügen betrieben werden. Die Trockenherde haben eine Fläche von 316 qm. Die jährliche Produktion dieses Siedhauses beträgt 65.000 Ctr.

Endlich das neueste für Grobsalz eingerichtete Siedhaus Nr. V ist mit 4 Siedpfannen von je 130 qm Fläche versehen und hieran schließen sich 4 Rauchtrockenherde von je 60 qm an. Die Produktion in demselben erreicht kaum 45.000 Ctr. im Jahr.

Sämmtliche Siedhäuser enthalten außer den Pfannenräumen noch die erforderlichen Pack- und Magazinsräume. Die besonderen Magazinsgebäude Nr. 1, 2, 3 für verpacktes Kochsalz fassen zusammen 16.500 Ctr.

Zweiggeleise auf der Saline stellen die Verbindung des Steinsalzmagazins, der Siedhäuser und der Kochsalzmagazine mit dem Bahnhof Jagstfeld her. Von letzterem aus wird auch die Saline und das Schachtgebäude mit Gas beleuchtet.

| Das Personal der Saline besteht gegenwärtig unter der bewährten Leitung des Salinenverwalters Bergrath Eisenlohr aus 4 weiteren Beamten, 173 Offizianten und Arbeitern bei der Steinsalzgewinnung, 82 Offizianten und Arbeitern beim Gesied.


Der ausgedehnte Bahnhof liegt südöstlich vom Ort. Von Süden her mündet in ihn die von Heilbronn-Kochendorf kommende Bahn; in N. W. verlassen ihn 3 Bahnen: die eine nach Westen sich wendend und die schön und elegant konstruirte Eisenbrücke überschreitend, führt nach Wimpfen; die zweite nordöstlich ins Jagstthal; die dritte, im Jahr 1879 eröffnete verläßt mit der zweiten gemeinschaftlich den Bahnhof Jagstfeld, zweigt nordöstlich hinter dem Dorf links ab nach Norden gegen Offenau. In Folge des Baues der letztgenannten Bahn ist die frühere Zufahrtstraße vom Ostende des Orts zum Bahnhof, welche früher der Bahn nach Wimpfen entlang führte, verlegt worden; sie überschreitet jetzt auf eiserner Brücke zuerst die Bahn nach Offenau und führt dann zwischen der Offenauer und Osterburkener Linie zum Bahnhof.

Das Bahnhofgebäude, circa 135 Schritte lang, ist im unteren Stock von Sandstein, in den beiden oberen von Backstein. Die Geleise der Westseite führen auf die badischen, die der Ostseite auf die württembergischen Bahnlinien. Die Verwaltung auf dem Bahnhof ist jetzt ganz von Württemberg übernommen. Nordwestlich am Weg zur Saline stehen 2 stattliche, massive, dreistockige Gebäude, für Bedienstete auf dem Bahnhof; in der Nähe die badische Lokomotivenremise. Südöstlich neben dem Kanal steht die Gasfabrik.

Außer den angegebenen Bahnlinien sind folgende Verkehrswege zu nennen: die Staatsstraße von Kochendorf nach Offenau, durch den Ort führend, die Vizinalstraße nach Kresbach-Heuchlingen; die Verbindung mit Wimpfen vermittelt außer dem Fußweg auf der Eisenbahnbrücke die Fähre über den Neckar. Von Brücken sind zu nennen: die große, elegante, eiserne Eisenbahnbrücke über den Neckar, mit Steg für Fußgänger, von Baden zu unterhalten; ebenso die eiserne Eisenbahnbrücke über die Jagst auf der Bahn nach Offenau; Württemberg unterhält 2 steinerne Brücken über die Jagst, eine steinerne über den Salinenkanal, 2 eiserne Stege über den Kanal und 3 eiserne Brücken über Eisenbahneinschnitte.

| Der Ort ist durch 3 laufende Brunnen genügend mit gutem Trinkwasser versehen; Bethesda hat das Abwasser von dem Brunnen im äußeren Dorf; die Saline Friedrichshall hat 8 laufende Brunnen, der Bahnhof einen solchen und einen Pumpbrunnen. Das Wasser wird von den Quellen, deren es auf der Markung nur wenige gibt, in eisernen Deucheln etwa 2 Kilometer weit hergeleitet; die stärkste Quelle ist die im „Selig“. Von Quellen, die fremde Bestandtheile führen, sind zu nennen die erbohrten Salzquellen auf der Saline. Heutzutage ist jedoch keine derselben mehr im Gebrauch, sondern die Saline Friedrichshall und die Anstalten Bethesda und Badhotel beziehen mit der Saline Clemenshall ihre Soole von den auf Offenauer Markung, Wimpfen gegenüber, befindlichen Bohrlöchern. Frühere auf der Markung vorhandene Seen, der große See am Weg nach Hagenbach und der kleine See in der Wolfsgrube, sind ausgetrocknet und zu Ackerfeld angelegt. Flüsse, welche die Markung berühren, sind der Neckar, die Jagst und der Kocherkanal.

Die Ortsmarkung beträgt nur 1097 Morgen, auf dem rechten Neckarufer zwischen Kocher und Jagst sich erstreckend. Das Klima ist im allgemeinen mild und angenehm, doch kommen Frühlingsfröste und kalte Nebel des nahen Flusses wegen vor.

Der Boden ist mittelfruchtbar, theils Lehm-, theils Sandboden, zum Theil tiefgründig, aber auch steinig und kiesig.

Der größte Theil der Einwohner zählt zur ärmeren Klasse, 1/3 besteht aus Salinearbeitern. Bei der Kleinheit der Markung ist der Besitzstand ein geringer und sehr zerstückelt.

Von Einigen wird Stroh- und Rohrflechterei und Sesselmacherei betrieben. Auch eine Ziegelei ist vorhanden. 2 Kaufleute sind im Ort und 2 Krämer; ferner 11 Wirthschaften, worunter 5 Schildwirthschaften, 5 Schankwirthschaften und eine Brauerei mit Wirthschaft. Außer der Volksschule besteht auch eine Industrieschule.

Der Weinbau ist ganz unbedeutend (s. oben S. 143).

Obstzucht wird in ziemlicher Ausdehnung betrieben, es ist ein Gemeindebaumwart aufgestellt.

Die Gemeinde besitzt Wald 587/8 Morgen 43 Ruthen, welche durchschnittlich 22 Rm. Scheiterholz und 2200 Wellen ertragen. Der Erlös des Holzes, im Betrag von 500–600 M., fließt in die Gemeindekasse.

Die Brach- und Stoppelweide wird über den Winter mit circa 200 Schafen der Landrace befahren. Der Schäfereipächter| im Ort zahlt der Gemeinde jährlich 600 M.; die Pferchnutzung trägt jährlich 250–280 M.

Aus Grundstücken löst die Gemeinde jährlich 466 M.

Es ist nur eine kleine Stiftung im Betrag von 33 M. vorhanden, deren Zinsen an Ortsarme vertheilt werden. Außerdem hat Jagstfeld Theil an der Gundelsheimer Hospitalstiftung.

Alterthümer. Eine Römerstraße führte von Wimpfen kommend auf die Höhe zwischen Kocher und Jagst an den Grenzwall nach Jagsthausen; sie führt als „Hohestraße“ auf der Wasserscheide zwischen den genannten Flüssen in nordwestlicher Richtung, als Vizinalstraße nach Heuchlingen-Kresbach. Eine schöne, weite Aussicht genießt man von ihr aus auf den Odenwald, gegen Waldenburg, ins Neckarthal, zur Solitude und Alb. Siehe „Naturschönheiten.“

Unweit der Stelle, wo von dieser Straße der Weg nach Hagenbach ablenkt, sind in den Feldern Spuren einer römischen Niederlassung oder Station gefunden worden. Funde: Mauerwerk, römische Ziegel, Stücke von großen Amphoren und kleineren Gefässen. Weitere Funde machte man in einem Einschnitt der Eisenbahn südlich vom Kirchhof, bestehend in einer Queraxt, eisernen Werkzeugen und Stücken, einem spiralförmig gewundenen Bronzering u. a.

Grabhügel finden sich im Wald hinter Friedrichshall; da der Wald gelichtet worden ist, läßt sich die Gruppe der drei Hügel besser überschauen. Im Jahr 1867 stieß man beim Sandgraben im Kocherwald „auf dem Seeweg“ (auch Königsweg) auf einen Grabhügel. Funde: viereckige Steine herum gestellt, Asche, Reste von Gebeinen, in den Ecken schlecht gebrannte, thönerne Töpfe, ähnlich den in Neckarsulm gefundenen, und Bronzeringe. Ein zweiter dieser Hügel wurde im J. 1873 angegraben. Beim Eisenbahnbau wurde durch den Einschnitt östlich von Jagstfeld in den „Steinhecken“ eine Anzahl von Reihengräbern aus der fränkischen Periode aufgedeckt. Sie waren ähnlich den bei Gundelsheim gefundenen, doch zeigte sich die Ausmauerung mangelhaft. Funde: theils mehr, theils weniger gut erhaltene menschliche Gerippe und verschiedene eiserne Waffenstücke, darunter ein 2 Fuß langes Messer. Weitere verrostete dolchartige Messer wurden auch ausgegraben im sog. Büchleswald gegen Heuchlingen (unbekannten Ursprungs).

Flurnamen: Reiterweg, Steinhecken, Schelmenhecken.


| Jagstfeld, an einer Römerstraße gelegen, dann durch Reihengräber als uralte Niederlassung bezeichnet, wird in der That auch schon 767 anläßlich einer Güterschenkung an das Kloster Lorsch in Rheinhessen mit Namen aufgeführt und erscheint 200 Jahre später unter den Reichsgütern, welche Kaiser Otto II. mit der Abtei Mosbach der bischöflichen Kirche in Worms schenkte. Güter und Einkünfte daselbst kamen an das Stift, den Spital und das Dominikanerkloster in dem nahen Wimpfen, die Vogtei an die Herren von Weinsberg, mit deren Herrschaft Scheuerberg nach mehrfachen Verpfändungen auch Jagstfeld 1484 deutschordisch wurde.

Ursprünglich Filial der Pfarrkirche in Wimpfen, wurde Jagstfeld später von den Dominikanern daselbst, zuletzt durch einen lokalisirten Vikar von Offenau kirchlich versehen, bis es im Herbst 1879 eine eigene Pfarrei erhielt.

Die Geschichte der Saline siehe S. 409 ff.


767. Herpholt (? Gründer von Herbolzheim a. d. Jagst) schenkt dem Kloster Lorsch in pago Jagesgowe in villa Jagesfelden eine Wiese. Cod. Lauresh. 34, 81.

976. Unter den Orten, welche Kaiser Otto II. mit der Abtei Mosbach der bischöflichen Kirche in Worms schenkt, ist auch Jagusveld. Urk.B. 1, 221.

1270. Der Heiliggeist-Spital in Wimpfen besitzt einen Hof in J. Frohnhäuser, Wimpfen 55.

13. Jahrh. Dem Stift Wimpfen wird eine Jahrszeit von dem Ertrag eines halben Jaucherts in Jagesvelt zem Hertwege vermacht. O.R. 10, 204. Dasselbe Stift hat 2 Höfe in Jagstfeld. Frohnhäuser, Wimpfen 84.

1356 s. Hagenbach.

1358 s. Neckarsulm.

1360. 1362 s. Bachenau.

1358 s. Neckarsulm.

1363 s. Bachenau.

1371. Els Walkan, Bürgerin zu Wimpfen, vermacht ihre Grundstücke zu J. u. a. O. ihrem Bruder Konrat Walkan, Prior des Dominikanerklosters zu Wimpfen, und diesem Kloster. O.R. 15, 187.

1376. Konrad v. Weinsberg, Probst des Stifts Wimpfen, verpfändet an Hermann v. Wittstadt 1/3 der Vogtei, die er hat zu Jagsfelt mit Gilten, Holz, Wasser, Weiden etc. um 50 Gulden. Albrecht, Weinsb. Reg.

1392. Die Kirche in J. empfängt als Lehen vom Bisthum Worms Johann Greck v. Kochendorf, ebenso 1411 dessen Sohn Seifrid, 1426 Johann, 1439 Kraft und Wolfgang. Schannat, Episc. Worm. 268.

1441. Konrad v. Weinsberg schenkt den Dominikanern in Wimpfen 6 Malter jährlich Korngilt in J., welche das Kloster 1487 an den Deutschorden verkaufte.

| 1484 s. Neckarsulm.

1520. Die Stadt Wimpfen kauft von Oswald v. Vechenbach dessen Leibeigene in J. und der ganzen Gegend um 40 Goldgulden. Jährlich am Stephanstag erschienen fortan die Leibeigenen vor ihrem Vogt in Wimpfen, gelobten Treue der Stadt, entrichteten den Leibzoll (Weisgeld) und wurden auf Kosten der Stadt bewirthet. Frohnhäuser 207.

1633. Da die Schweden das Präsentationsrecht für die benachbarten Pfarreien der Stadt Wimpfen geschenkt, wird von dieser J., welches bis dahin nach Wimpfen am Berg eingepfarrt war, der Pfarrei Wimpfen im Thal zugewiesen. Ebend. 332.

1664 s. oben S. 219.

1672. Für das Recht, auf dem Kirchhof bei der protestantischen Cornelienkirche in Wimpfen beigesetzt zu werden, zahlen die Jagstfelder jährlich 1 Malter Korn an das Kastenamt zu W. W. F. 9, 309.

1742. 43. s. oben S. 220.

1759. Die Stadt W. untersagt dem kath. Pfarrer von J., bei den Begräbnissen in der Cornelienkirche Gottesdienst zu halten. Ebend.

1799 s. oben S. 221.

1812. Die Untersuchung des Bodens um J. auf Salzquellen beginnt. Württ. Jahrb. 1820. S. 300. Siehe oben S.

1837. Waldtausch zwischen der Staatsfinanzverwaltung und der Gemeinde J. St.A.

1838. Die Kirchhofsgemeinschaft zwischen J. und Wimpfen wird aufgelöst. W. F. 9, 309.



  1. Von Oberbergrath v. Xeller.


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