« Kapitel B 6 Beschreibung des Oberamts Nagold Kapitel B 8 »
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Bösingen,
mit der Sägmühle,
Gemeinde III. Kl. mit 505 Einw., worunter 7 Kath. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Heiligenbronn O.A. Horb eingepfarrt.


Auf der Hochebene zwischen der Waldach und dem Zimbach liegt 21/2 Stunden westlich von der Oberamtsstadt der nicht große, übrigens ziemlich freundliche, reinlich gehaltene Ort, welcher theils in eine wiesenreiche Mulde, theils an den südlich geneigten Abhang gegen dieselbe hingebaut ist, während die Kirche auf der entgegengesetzten Seite der Mulde eine etwas erhöhte Lage hat. Der Ort ist mittelst einer Vicinalstraße mit der nur 1/8 Stunde nördlich vom Ort vorüber führenden Nagold-Freudenstadter Landstraße in Verbindung gesetzt. Von den höher gelegenen Theilen des Orts genießt man eine freie, weitgedehnte Aussicht über den Schwarzwald und an die Alp. Die Luft ist gesund und rein, dagegen gehört Wassermangel nicht zu den Seltenheiten, und die Einwohner sind in heißen Sommern und kalten trockenen Wintern genöthigt, ihren Wasserbedarf von der 1/4 Stunde entfernten Waldach herauf zu führen. Im Ort besteht eine Wette.

Die am südlichen Ende des Orts gelegene Pfarrkirche, welche Eigenthum der Stiftungspflege ist, scheint nach ihrem mit einem halben Achteck schließenden, mit früh germanischen Fenstern versehenen Chor ziemlich alt zu sein, obgleich das Langhaus, das entweder stylwidrig verändert oder später erst angebaut wurde, nichts Alterthümliches mehr an sich trägt. Auf dem westlichen Giebel sitzt ein hölzernes mit Brettern verschlagenes Thürmchen, in welchem 2 Glocken, | die eine 1602, die andere 1749 gegossen, hängen. Vor der Kirche steht eine schönwüchsige große Linde.

Früher war der Ort Filial von Haiterbach und wurde erst im Jahr 1826 zu einer selbstständigen Pfarrei erhoben, wobei derselben Beihingen als Filial zugetheilt worden ist.

Der Begräbnißplatz liegt um die Kirche; bis zum Jahr 1784 mußten die Verstorbenen in Haiterbach beerdigt werden.

Nahe (südlich) der Kirche wurde im Jahr 1854 das sehr ansehnliche Pfarrhaus massiv aus Steinen erbaut; es liegt frei und erlaubt eine anziehende ausgebreitete Aussicht. Die Unterhaltung hat der Staat.

Beinahe in der Mitte des Orts steht das Schulhaus, das an der Stelle des früheren im Jahr 1838/39 mit einem Aufwand von 4000 fl., worunter ein Staatsbeitrag von 540 fl., neu erbaut wurde; es enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Ein Gemeindebackhaus ist vorhanden.

Die im Allgemeinen fleißigen Einwohner befinden sich in mittelmäßigen Vermögensumständen und suchen sich durch Feldbau, Viehzucht und Taglohnen ihr Auskommen zu sichern. Der vermöglichste Bürger besitzt 35 Morgen Felder und 10 Morgen Waldungen, der sog. Mittelmann 18 Morgen Felder und 2 Morgen Waldungen und die ärmere Klasse etwa 6/8 Morgen Felder.

Die verhältnißmäßig ziemlich große Markung, von der übrigens über die Hälfte mit Wald bestockt ist, hat eine ebene Lage und einen mittelfruchtbaren rothsandigen, theilweise schweren thonigen Boden.

Die Landwirthschaft wird so gut es die Verhältnisse erlauben, theils dreizelglich, theils willkürlich betrieben und beschäftigt sich mit dem Anbau von Dinkel, Haber, Gerste, Roggen und in der zu 2/3 angeblümten Brache mit Kartoffeln, dreiblättrigem Klee, Kraut, Kohlraben etc. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 41/2–5 Scheffel Dinkel, 31/2 Schffl. Haber, 11/2–2 Schffl. Roggen und 2–21/2 Schffl. Gerste angegeben. Die Güterpreise bewegen sich bei den Äckern von 2 fl. bis 200 fl., bei den Wiesen von 15 fl. bis 550 fl. per Morgen. Von den Getreideerzeugnissen wird ein unbedeutender Theil nach Außen abgesetzt, übrigens im gleichen Verhältniß auch auswärts zugekauft.

Der Wiesenbau erstreckt sich über 270 Morgen und liefere ein mittelgutes Futter; die Wiesen sind theils ein- theils zweimähdig und theilweise wässerbar. Der Ertrag von den besten beläuft sich | auf 20 Ctr. Heu und 10 Ctr. Öhmd, und von den einmähdigen auf etwa 6 Ctr. Heu per Morgen.

Die Obstzucht ist so unbedeutend, daß noch viel Obst von Außen bezogen werden muß.

Was die Rindviehzucht betrifft, so ist dieselbe nicht ausgedehnt und beschäftigt sich mit einer gewöhnlichen Landrace, die durch 2 Landfarren nachgezüchtet wird. Handel mit Vieh wird nicht getrieben.

Die Schafzucht, welche früher von einem fremden Schäfer betrieben wurde, ist in neuester Zeit in die Hände der Ortsbürger übergegangen, die je nach dem Steuerfuß das Pachtgeld zu entrichten haben; die Pferchnutzung trägt der Gemeindekasse 174 fl. jährlich ein.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht; die Ferkel werden sämmtlich von Außen bezogen und meist für den eigenen Bedarf gemästet.

Um 1120 wird allhie das Kloster Hirschau mit fünf Hubengütern beschenkt (Cod. Hirs. 68a). Mit Nagold kam der Ort 1363 an Württemberg. Früher mit Beihingen Filial des Diakonats Haiterbach bekam er 1824 eine eigene Pfarrverweserei, 1826 eine Pfarrei, (königlicher Collatur), welcher Beihingen als Filial zugetheilt wurde.

Zu der Gemeinde gehört: die Sägmühle, welche 1/4 Stunde südöstlich von dem Mutterort im Waldach-Thale liegt.

Etwa 1/2 Stunde südlich von Bösingen liegen auf einem bewaldeten Bergvorsprung gegen das Waldach-Thal die letzten Überreste der Burg Mandelberg, bestehend in einem 4eckigen, gegen 100′ hohen, aus Buckelsteinen erbauten Thurme dessen Seiten je 28′ lang sind. Auf der gegen das Thal gekehrten Vorderseite enthält der Thurm 2 Schießscharten und etwa 30′ über der Erdfläche den rundbogigen Eingang; auf der Rückseite sind ebenfalls 2 Schießscharten angebracht. Das Innere ist hohl und hatte nie einen steinernen Einbau, sondern nur hölzernes Fachwerk. Der Thurm scheint von jeher frei gestanden zu sein, indem an demselben keine Spuren von früheren Anbauen sichtbar sind. Die eigentliche Burg, 1525 im Bauernkrieg zerstört, lag vor dem Thurm, der ohne Zweifel zur Deckung derselben, an der von Natur leicht zugänglichen Seite errichtet wurde.

Ihren Rittersitz hatten allhie gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts die Müller. Im J. 1385 verkauften Hans Müller v. M. und dessen Schwester Katharina, Hans von Leinstetten Wittwe, Haus und Burg um 1000 Pfd. Heller an den Grafen Wolf von Eberstein (Karlsruher Archiv, v. Krieg Gr. von Eberstein 80. 323); im J. | 1334 hatte Friedrich Müller von M. Fünfbronn veräußert, s. d. O.). Als der Graf Wolf 1387 seinen Antheil an der Grafschaft Eberstein an den Marggrafen Rudolf von Baden veräußerte, nahm er allein seine Burg M. mit ihrer Zugehör aus (Schoepflin Hist. Zar. Bad 5, 526, v. Krieg a. a. O. 84), verkaufte jedoch vor Ende 1389 auch diese an ebendenselben (Schoepflin a. a. O. 529, v. Krieg a. a. O. 86). Die Familien des hier angesessenen Lehensadels wechselten, 1402 gehörte M. dem Wolf von Ow (Steinhofer 2, 581). Markgraf Bernhard von Baden († 1431) belehnte mit dem Schlosse M. nebst Zugehör Heinrichen von Neipperg unter der Bedingung, daß derselbe das Schloß bauen, da wohnen und dem Markgrafen die Öffnung gestatten solle. Heinrich unterließ das Bauen, weßhalb Markgraf Jakob von Baden, Bernhards Sohn, das Lehen einzog und an Gerig von Ow verlieh. Heinrich von Neipperg brachte zwar 1439 eine Beschwerde gegen das Einziehen des Lehens vor ein badisches Mannengericht zu Ettlingen, wurde aber damit abgewiesen (Schoepfl. a. a. O. 6, 200). Im J. 1453 erscheint M. im Testament des genannten Markgrafen Jakob. Durch Heirath Stephans von Emershofen (O.A. Freudenstadt 287) mit Anna von Berg, verwittweten von Ow, war das Adelsgut kurz zuvor in den Emershofischen Besitz gekommen und vererbte sich an Stephans Sohn, Wolf Stephan (Schillingische Geschlechtsbeschr. 342. 343). Im J. 1481 stellte Hans von Zilnhart, 1485 Götz von Bachenstein einen Lehensrevers über M. aus. Im Anfang des 16. Jahrhunderts erscheint Sebastian von Nippenburg als Inhaber des Schlosses.

Die Oberlehensherrlichkeit verblieb den Markgrafen von Baden, auch als diese Altensteig verkauften. Markgraf Friedrich von Baden belehnte mit dem Schlosse 1622 den damaligen württ. Rath und Obervogt in Nagold Hans Heinrich von Offenburg (nachherigen k. schwedischen General und Kriegscommissär im schwäbischen Kreise), welcher 1626 dem Markgrafen 3000 fl. für das Schloßgut zahlte, solches jedoch bereits 1629 an die Gemeinde Bösingen veräußerte. Letztere ließ sich nunmehr von Württemberg, dem Administrator Herzog Ludwig Friedrich, damit belehnen.


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