« Kapitel B 23 Beschreibung des Oberamts Nürtingen Kapitel B 25 »
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24. Raidwangen,

Dorf, Gemeinde III. Cl. mit 385 evangelischen und 1 katholischen Einwohnern, Filial von Neckarhausen, 11/8 Stunde südwestlich von Nürtingen (Forstamts Urach). Von den obersten Häusern des hoch gelegenen Örtchens senkt sich die verhältnißmäßig ausgedehnte Markung nach allen Seiten ab, theils wellenförmig, theils nach dem Thal des Neckars und der Authmuth abfallend, von welcher sie in Süd, West und Nord umflossen ist. Die somit meistens unebenen Felder haben einen vorherrschend schweren, zum größern Theil fruchtbaren, mitunter aber auch sehr geringen Boden. Der Dinkel- und besonders Haber-Bau ist erheblich und erlaubt Ausfuhr, vornehmlich nach der Metzinger Schranne. Auch Flachs wird ziemlich viel gewonnen. Dem Feldbesitz entspricht ein ziemlich ausgedehntes, aber nicht besonders ergiebiges Wiesenareal. Ackerpreise 50–400 fl. Wiesenpreise 50–350 fl. Der Weinbau hat längst aufgehört; die Obstzucht ist zwar im Zunehmen, doch nur mehr Nebensache. Der Haupterwerbszweig nächst dem Fruchtbau ist die Rindviehzucht, die sich verbessert und erweitert; der Feldbau wird nur mit Ochsen getrieben, daher in solchen ziemlich viel hin und her gehandelt wird. Die örtliche Schafhaltung ist ganz im Abnehmen. Die Bienenzucht dagegen gehört zu den beträchtlichern im Oberamt; man verwerthet die Stöcke in Linsenhofen und Nürtingen, wo die hiesigen Stöcke um ihrer Schwere willen gesucht sind. Holz fehlt.

Die Einwohner, ein besonders großer und kräftiger Menschenschlag, mehr eigentliche Bauern und daher auch treuer dem Hergebrachten und der guten alten Sitte, stellen sich zum Theil unter die besser Bemittelten des Bezirks, wiewohl es auch nicht an Armen fehlt, zu welchen namentlich die Weber gehören. Schildwirthschaften bestehen zwei. Die Commune bezieht ein Pachtgeld aus der Schafweide von jährlichen 600 fl. Sämmtliche Zehnten bezieht der Staat; von mehreren Gütern aber wird statt des Zehnten nur die 15te oder 20ste Garbe gereicht. Dem Hospital Nürtingen zinsen einige Lehengüter.

Das Dorf ist ziemlich weitläufig am Ostabhang einer Anhöhe hinangebaut und theilt sich in das obere und untere. Kirche und Begräbnißplatz sind nicht vorhanden, indem der Ort mit Neckarhausen 1507 von der Parochie Nürtingen getrennt und der Kirche zweiten Ortes (1/2 Stunde von hier) als Filial zugewiesen worden ist. Für die Schule (mit 1 Lehrer) ist 1833 ein kleines Haus erbaut worden. Auch besteht ein Rathhaus und ein gemeinschaftliches | Back- und Wasch-Haus. Die Zehntscheuer mitten im Dorf gehört dem Staat. An guten Verbindungswegen fehlt es.

Seinen Hof zu Raidewanc schenkte im Jahr 1236 Graf Berthold von Urach dem Kloster Bebenhausen (Gerbert, Hist. nigr. silv. II., 12). Im Jahr 1426 verkaufen Heinzlin und Wölflin Schilling, Gebrüder, für 200 fl. an Ulrich Schilling in Nürtingen einen Hof und einen Theil des Zehnten, welchen letzteren dieser im Jahr 1436 für 210 Pfd. an die Pfarrei Frickenhausen verkauft (Gabelk).

Der Ort gehörte in’s alte Amt und in’s Gericht Nürtingen. Auch die Frauenklöster Kirchheim und Pfullingen waren hier begütert. Das letztere kauft 1397 von Conrad Züttelmann einige Gülten, und das erstere 1422 von Conrad von Habsberg ein Gut. S. auch Kohlberg.

Eine kleine Viertelstunde südwestlich vom Dorf lag der abgegangene Ort Heudorf; von Zeit zu Zeit werden hier Bausteine, Ziegel, Staffeln etc. ausgegraben.



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