Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg/Kapitel B 20

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Stammheim,


Gemeinde III. Kl. mit 775 Einw., worunter 8 Kath. Stammheim, Pfarrd., mit dem neuen Wirthshaus an der Elbenstraße. – Ev. Pfarrei, die Kath. sind nach Ludwigsburg eingepfarrt.

Der mittelgroße, von Westen nach Osten in die Länge gebaute Ort liegt 5/4 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt auf dem weitgedehnten Strohgäu (langes Feld) an dem Anfange eines unbedeutenden Wiesenthälchens, das einem kleinen, bei Stammheim beginnenden Bach als Rinne dient und zwischen Zuffenhausen und Zazenhausen in das Feuerbach-Thal einzieht. Der obere (westliche) Theil des Orts hat eine freie, offene Lage, während der mittlere mehr an einem ganz sanften Abhange, der untere aber im Thälchen gelegen ist; an dem südlichen Ende des letzteren steht die Kirche und das Pfarrhaus. Die nicht besonders ansehnlichen, aus Holz erbauten, häufig mit steinernem Unterstock versehenen Gebäude lagern sich an den reinlich gehaltenen, breiten Ortsstraßen, von denen übrigens nur die der Länge nach durch den Ort ziehende Hauptstraße gekandelt ist. An der östlich vom Dorf über die Markung gehenden Eisenbahn nach Ludwigsburg steht ein Bahnwärterhaus.

Die Pfarrkirche, deren Langhaus, namentlich auf der Nordseite styllos verändert worden, gehört zwei Bauperioden an, indem der Chor (ursprünglich die Kapelle, welche im Jahr 1506 zur Pfarrkirche erhoben wurde, vergl. unten) aus der guten germanischen Periode stammt und älter ist, als das Schiff, welches nach der über dem zugemauerten, südlichen Eingang angebrachten Jahrszahl 1522 erbaut wurde; unter dieser Jahrszahl befinden sich die Wappen der Herren von Stammheim und von Thumb. Der mit einem halben Achteck schließende Chor ist mit Strebepfeilern versehen und enthält spitzbogige Fenster, deren Maßwerke jedoch herausgenommen sind. Das Innere der Kirche, welches durchaus weiß getüncht wurde, ist in dem Langhause flach gedeckt, während der um eine Stufe höher gelegte Chor mit einem schönen Netzgewölbe versehen ist, dessen Gurten theils von Wappenschildern, von denen einer das Wappen der Herren von Stammheim enthält, theils von Köpfen ausgehen. Auf den beiden Schlußsteinen ist das v. Stammheim’sche Wappen und Johannes der Täufer angebracht; überdieß befinden sich an zwei Gurtenkreuzungen noch Schilde mit Steinmetzzeichen. Der Chor enthält auch noch ein im germanischen Styl schön gehaltenes Tabernakel, sauber geschnitzte| Chorstühle und einen germanischen Taufstein, der mit Astwerk verziert ist. Oberhalb des Eingangs von der Sacristei in den Chor steht die Jahrszahl 1487. Unter dem Chor befindet sich die Familiengruft der Herren v. Stammheim, von denen noch mehrere, unleserlich gewordene Denkmale auf dem Chorboden liegen. An den Innenseiten des Langhauses stehen Grabplatten, welche folgende Bildwerke und Inschriften enthalten:

1) Eine Grabplatte mit dem Wappen der Herren von Stammheim, unter dem ein zweites unkenntliches angebracht ist, und der Umschrift anno domini 1397 …

2) Das Wappen der Herren von Stammheim und unter demselben ein Wappen mit senkrecht getheiltem Schild und auf dem Helm ein Hundskopf; von der Umschrift kann nur noch „anno domini 1361“ … gelesen werden.

3) Das v. Stammheim’sche, nur mit Linien eingegrabene Wappen und die Umschrift: anno domini 1415 obiit Johannes de Stammhaim.

4) Eine weibliche Figur mit übereinander gelegten Händen; in den obern Ecken der Grabtafel sind zwei Wappen angebracht, von denen das eine der adeligen Familie v. Stammheim angehört, das andere enthält im Schilde einen aufrecht stehenden Löwen.

5) Eine betende weibliche Figur mit dem Rosenkranze; in der einen oberen Ecke des Denkmals ist das Stammheim’sche Wappen, in der andern ein Wappenschild, durch den ein wagrechter Balken geht. Von der Umschrift ist „anno domini 1505 am Freitag“ … noch leserlich.

6) Eine weibliche Figur mit dem Rosenkranze und zu beiden Seiten das Wappen der Herren von Stammheim und von Neipperg. Die Umschrift lautet: anno domini 1513 an Abent Philippi u. Jacobi starb die Edelfraw Stammheim geb. v. Niperg u. s. w.

7) Ist größtentheils verdorben, doch läßt sich das v. Stammheim’sche und v. Neipperg’sche Wappen noch erkennen.

Auf dem westlichen Giebel der Kirche sitzt ein unansehnlicher, hölzerner, mit einfachem Zeltdach gedeckter Thurm (Dachreiter), auf dem zwei Glocken, 1740 und 1777 gegossen, hängen.

Die Kirche wird von der Hofdomänenkammer im Bau erhalten.

Statt des Begräbnißplatzes, welcher früher um die Kirche lag und dessen Umfassungsmauer noch vorhanden ist, wurde im Jahr 1828 ein anderer außerhalb (nördlich) des Orts angelegt.

Das frei und angenehm gelegene Pfarrhaus bildet mit seinen Ökonomiegebäuden und schön angelegten Gärten einen wohl| geschlossenen Pfarrhof; die Unterhaltung desselben liegt ebenfalls der K. Hofdomänenkammer ob.

Das Schulhaus, welches beinahe in der Mitte des Dorfs zunächst des Rathhauses steht, hat die Gemeinde im Jahr 1818 von einem Ortsbürger für 3700 fl. erkauft und zur Schule einrichten lassen; es enthält neben zwei geräumigen Schulzimmern die Wohngelasse des Schulmeisters und des Lehrgehilfen.

Das Rathhaus, welches bis zum Jahr 1818 auch die Schule enthielt, wird schon im Jahr 1595 genannt; es ist seines Alters ungeachtet noch ziemlich gut erhalten und trägt auf dem First ein Thürmchen mit Glocke und Uhr. Im Jahr 1840 wurde an das Rathhaus ein Gemeindebackofen angebaut.

Auch besitzt die Gemeinde ein Armenhaus mit zwei Wohnungen. Die derselben gehörige, bei dem Schloß gelegene Kelter, mit einer mechanischen Presse versehen, enthält auch den ehemaligen Fruchtkasten, welcher der Gemeinde im Jahr 1850 von der K. Hofdomänenkammer um 100 fl. überlassen wurde.

Im südöstlichen Theile des Dorfs liegt das Schloß, ursprünglich die Stammburg der Herren von Stammheim. Später bis zum Jahr 1807 war dasselbe Sitz eines Stabsbeamten und zuletzt des Hofkameralverwalters. Nachdem das Hofkameralamt nach Stuttgart verlegt wurde, ist das Schloß mit seinen Nebengebäuden und Gärten an den Kaufmann E. Frommel von Stuttgart im Jahr 1854 um 8000 fl. verkauft worden; dieser ließ daselbst eine Weingeistbrennerei mit Dampfkraft einrichten, die in neuester Zeit wieder aufgehört hat. Das jetzige Schloß ist nach dem Plane des Baumeisters Heinr. Schickard im Jahr 1579 im einfachen Styl eines Wohnhauses und zwar die zwei unteren Stockwerke aus Stein, das dritte Stockwerk aus Holz erbaut; an der südlichen, gegen den Hofraum gerichteten Seite befindet sich ein halbrunder Thurm, der die zu den Gelassen des Schlosses führende Wendeltreppe enthält. Ein weiteres halbrundes Thürmchen, das übrigens nur bis zu dem ersten Stockwerk reicht, ist an der Ostseite des Schlosses angebaut, welches früher als Gefängniß diente. Dem Hauptgebäude steht ein Flügel gegenüber und beide Gebäude sind durch einen Querbau verbunden, so daß das Ganze einen ansehnlichen Hofraum umschließt, der nur gegen Osten offen ist. Der dem Hauptgebäude gegenüberstehende Flügel enthielt den Rittersaal, welcher nun als Fruchtspeicher dient, und nur zwei hölzerne, im Renaissancegeschmack gehaltene Säulen mit vergoldeten Kapitälen verrathen noch die ursprüngliche Bestimmung dieses Raums. Um das Schloß lauft ein tiefer, ausgemauerter Graben, über den| eine steinerne Brücke führt, welche an die Stelle der ehemaligen Zugbrücke gesetzt wurde. Außerhalb des Burggraben stehen das ehemalige Thorwartshäuschen und die früher zu dem Schloß gehörige Fruchtkästen; der ansehnliche, ummauerte Schloßgarten ist durch eine Straße vom Schloß selbst getrennt.

Der Ort hat Überfluß an gutem Trinkwasser, das ein laufender und 5 Pumpbrunnen liefern, auch fließt ein kleiner Bach durch das Dorf und auf den Fall von Feuersgefahr ist neben einer Pferdeschwemme noch ein Feuersee angelegt. Auf der Markung sind mehrere periodisch fließende Quellen, eine sogar im Ort selbst, vorhanden.

Die Einwohner sind gesunde, kräftige Leute, die sich durch unermüdeten Fleiß und Sparsamkeit größtentheils ein befriedigendes Auskommen gesichert haben, so daß neben einigen Wohlhabenden die Mehrzahl der Ortsbürger sich in mittleren Vermögensumständen befindet; nur einige Familien müssen von Seiten der Gemeinde unterstützt werden. Die größten Güterbesitzer haben 80–85 Morgen, die mittleren 15–25 Morgen und die geringsten 11/2–3 Morgen. Die meisten Grundstücke sind 1/2 Morgen groß, jedoch gibt es auch ziemlich viele, die 11/2–2, zuweilen 3 Morgen Flächengehalt haben. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 400–600 fl., die eines Morgens Wiese von 500–700 fl. und die eines Morgens Weinberg von 425–600 fl.

Die im Verhältniß zu der Einwohnerzahl nicht große Markung liegt beinahe eben und hat mit ganz unbeträchtlicher Ausnahme einen fruchtbaren Boden, der größtentheils in einem tiefgründigen Diluviallehm besteht; nur westlich vom Ort in der Richtung gegen das Emerholz machen sich die unteren Keupermergel geltend und liefern einen etwas schweren Thonboden, der übrigens bei fleißiger Düngung und Bearbeitung reichlichen Ertrag gewährt. In der Nähe des Neuen Wirthshauses kommt etwas Torf vor.

Die Luft ist rein und mild; Frühlingsfröste, wie Hagelschlag gehören zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft, welche die Haupterwerbsquelle der Einwohner bildet, wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe mit vielem Fleiße betrieben und zur Erhaltung und Besserung des Bodens bedient man sich nicht nur der gewöhnlichen Düngungsmittel, sondern auch des Gypses und der Asche.

Im System der Dreifelderwirthschaft, mit beinahe ganz angeblümter Brache, baut man die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel und Hafer. Von den Brachgewächsen sind| es hauptsächlich die Kartoffeln, welche hier sehr gut gedeihen und in großer Ausdehnung gepflanzt werden, so daß mancher Bürger über seinen Selbstverbrauch noch gegen 100 fl. aus Kartoffeln erlöst. Auch Mohn, der durchschnittlich dem Ort 5–600 fl. jährlich einträgt, wird viel gezogen, dagegen weniger Reps und nur für den eigenen Bedarf Hanf und Flachs. Wegen des verhältnißmäßig nicht ausgedehnten Wiesenbaus zieht man viele Futterkräuter (besonders dreiblätt. Klee) und Angersen; überdieß kommen noch Ackerbohnen, Erbsen, Linsen und in neuerer Zeit Zuckerrüben zum Anbau. Bei einer Aussaat von 7 Sri. Dinkel, 4 Sri. Gerste, 3 Sri. Waizen, 3 Sri. Roggen und 4 Sri. Hafer wird der durchschnittliche Ertrag zu 8–10, ausnahmsweise zu 12–15 Schfl. Dinkel, 4–5, zuweilen 6 Schfl. Gerste, 6–7, zuweilen 8 Schfl. Hafer pr. Morgen angegeben; Waizen und Roggen kommt wenig zum Anbau. Über das eigene Bedürfniß werden jährlich etwa 1000–1200 Schfl. Dinkel und 5–600 Schfl. Hafer nach Außen, hauptsächlich an Stuttgarter Bäcker, verkauft.

Wiesen sind etwa 130 Morgen, von denen nur eine unbedeutende Fläche bewässert werden kann, vorhanden; sie sind durchgängig zweimähdig und ertragen pr. Morgen durchschnittlich 25–30 Ctr. Heu und 12–15 Ctr. Öhmd.

Der Weinbau nimmt täglich mehr ab und erstreckt sich nur noch auf etwa 100 Morgen, die an einem südlichen Keupermergelabhange in der Nähe des Neuen Wirthshauses liegen. Die Reben, meist Trollinger und Silvaner, liefern einen mittelguten sog. Schiller, der theils an Wirthe im Ort, theils auswärts abgesetzt wird und in den Jahren 1846 45–70 fl., 1847 18–25 fl., 1848 20 bis 25 fl., 1849 16–18 fl., 1850 20–24 fl., 1851 16 fl., 1852 33–37 fl., 1853 24 fl., 1854 25 fl., 1857 44–50 fl. und 1858 33–35 fl. pr. Eimer kostete. Ein Morgen erträgt in günstigen Jahren 4–6 Eimer; als Nebennutzungen zieht man in den Weinbergen junge Obstbäume, Welschkorn und Bohnen.

Mit Fleiß und in namhafter Ausdehnung wird die Obstzucht betrieben, welche sich hauptsächlich mit Mostsorten, weniger Tafelobst, und mit ziemlich viel Zwetschgen beschäftigt. Das Obst geräth gerne und erlaubt in günstigen Jahren neben dem bedeutenden Selbstbedarf einen Verkauf von 3000–4000 Sri. nach Außen.

Bei dem Mangel an Waldungen muß der Holzbedarf in den nächst gelegenen Wäldern oder in dem Holzgarten zu Bissingen gekauft werden.

Die Rindviehzucht wird gut betrieben und beschäftigt sich mit| einem tüchtigen Neckarschlag, der durch zwei Farren nachgezüchtet wird; für die Haltung der Farren reicht die Gemeinde neben der Nutznießung von 3 Morgen Wiesen jährlich 55 fl. Mit Vieh wird ein lebhafter Handel auf benachbarten Märkten getrieben.

Das Schafweiderecht wurde im Jahr 1857 von der Hofdomänenkammer gegen eine Aversalsumme an die Gemeinde abgetreten.

Der Bestandschäfer hat etwa 200 Bastarde, deren Wolle Absatz bei den Tuchmachern in Münchingen findet.

Die Schweinezucht (Haller Race) wird nicht stark getrieben, so daß die meisten Ferkel auswärts (Ludwigsburg) aufgekauft werden; der Handel mit gemästeten Schweinen hat während der Kartoffelkrankheit sehr nachgelassen.

Geflügel (Gänse, Hühner) wird ziemlich viel gezogen und nach Stuttgart verkauft.

Die Bienenzucht treiben etwa 20 Bürger mit geringem Erfolg.

Was die Gewerbe betrifft, so dienen die gewöhnlichen Handwerker, mit Ausnahme einiger Schuster, welche nach Ludwigsburg und Stuttgart arbeiten, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Die Markung durchzieht im westlichen Theile die Staatsstraße von Stuttgart nach Vaihingen, überdieß sind Vicinalstraßen nach Kornwestheim, Kornthal und Zuffenhausen angelegt.

Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tab. III.

Auf den sog. Bildäckern, 1/8 Stunde östlich vom Ort, wurden vor mehreren Jahren zwei alte Gräber aufgedeckt, auch fand man daselbst schon Reste einer gepflasterten Straße oder eines Hofraums, eine Speerspitze und steinerne Staffeln, was bekundet, daß hier irgend ein Gebäude stand.

Bei dem Ausstocken eines Theils des 1/4 Stunde nordöstlich von Stammheim gelegenen Emerholzes stieß man im Jahr 1854 in einer Ausdehnung von etwa 6 Morgen auf eine Menge Mauersteine, römische Ziegel, Heizröhren, Fragmente von römischen Gefässen, namentlich von Amphoren, mehrere waren von Sigelerde und trugen noch Reste des Töpferstempels z. B. … MIAN … etc. Außer diesem fand man Waffen von Eisen, einen Ring von Bronce und einen kreisrund behauenen, etwa 21/2′ im Durchmesser haltenden Stein, der viele Ähnlichkeit mit einem Mühlsteine hatte. Zunächst der Stelle erhebt sich aus dem Flachlande ein nicht unbeträchtlicher Hügel, der sog. Kallenberg, von dem man eine sehr ausgebreitete Rundsicht genießt; an dem obern südlichen Abhang desselben zieht mehrere 100 Schritte lang ein tiefer Schanzgraben und über den Rücken des Hügels führte in der Richtung von Münchingen her| nach dem Emmerholz ein Römerweg, von dessen Pflasterung und Anlage man noch deutliche Spuren in dem Walde Kallenberg wahrnimmt.

Die Gemeindeparcelle, neues Wirthshaus, an der Stuttgart–Vaihinger Landstraße, 1/4 Stunde südwestlich von Stuttgart gelegen, ist mit einem Güterbesitz von 1811/8 Morg. 19,2 Rthn. Eigenthum der K. Hofdomänenkammer und seit 1857 an den Zuckerfabrikanten Reihlen in Stuttgart verpachtet.

Das neue Wirthshaus an der Elbenstraße wird schon im Jahr 1621 in den Kirchenbüchern von Stammheim genannt und die Benennung „Elbenstraße“ kommt noch viel früher vor: schon im Jahr 1480 beschwerten sich die Landfahrer über die Straße an den Elbenen wegen Fängniß und Beraubung. Herzog Eberhard beschloß daher, „daß diese Straße, die für die Elbenen und für Schwieberdingen gangen ist, nun fürohin für unser Stadt Gröningen gehen soll“ (s. Heyd Geschichte der vorm. Oberamtstadt Markgröningen S. 40).

Die Gebäude trugen schon zur Zeit der Erwerbung für die Kammerschreiberei (1737) die doppelte Bezeichnung „Herberg an der Elbenstraße“ und „das neue Wirthshaus“. Über die Zeit ihrer Erbauung ist nichts bekannt, auch wird das Gut in dem Lagerbuche von 1592 noch nicht aufgeführt. Der Name „neues Wirthshaus“ wird wohl daher rühren, weil zur Zeit seiner Erbauung schon eine „Herberge“ im Ort bestand.

Wie bei Kornwestheim erwähnt, gehört Stammheim (dessen Name von Stamm im Sinne von Stock abzuleiten ist) unter die Orte, wo das Kloster Hirschau im 12. Jahrhundert und Kloster Bebenhausen in den Jahren 1276 und 1281 Erwerbungen machte. An Württemberg kam der Ort im Jahr 1308 mit der Grafschaft Asperg.

Von der hiesigen Burg nannte sich ein Adelsgeschlecht, pfalzgräflich tübingische Dienstmannen, dessen ältestes bekanntes Glied, Konrad, den 18. Mai 1181 in Eßlingen im Hoflager K. Friedrichs I. und in demselben Jahr bei dem Pfalzgraf Hugo von Tübingen auf dessen Veste Ruck bei Blaubeuren (Mone Zeitschr. 1, 104) vorkommt. Das Kloster Lorch lieh ihm eine Mühle, wie später seinem So[h]ne Dietrich, welch letztere Belehnung K. Heinrich IV. am 20. Juni 1193 bestätigte (Wirt. Urk.Buch 2, 295). Im 13. Jahrhundert blühte in dieser Familie ein Minnesänger (Stälin Wirt. Gesch. 2, 764). Wigand von Stammheim, Dienstmann des Tübinger Pfalzgrafen Gotfried, verkaufte mit dessen Bewilligung ein| Gut zu Zuffenhausen (das Ledersgut) im Jahr 1292 an das Kloster Bebenhausen. Von der Mitte des 14. Jahrhunderts kennt man eine fortlaufende Reihe dieses Geschlechts; beliebte Namen waren Wolf, Konrad (Konrad und Reinhart Gebrüder 1359 Gerbert Hist. nigr. silv. 3, 293), Hans. Wolf von Stammheim, württembergischer Hofmeister, blieb den 21. Mai 1377 in der Schlacht bei Reutlingen und Hans von Stammheim, badischer Hauptmann, fiel gleichfalls für das Haus Württemberg kämpfend den 3. Novbr. 1449 in der Blienshalde bei Eßlingen. Melchior von Stammheim stund dem Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg als ungemein verdienter Abt vor vom Jahr 1459 bis zu seinem Ableben im Jahr 1474 (Veith Biblioth. Augustana, alphab. 3. 121–133). Um 1500 lebten die drei Gebrüder Wolf, Christoph und Hans. Mit dem übel berüchtigten (Sattler Top. 510) Enkel des ersteren, Hans Wolf, erlosch die Familie den 15. April 1588 im Mannesstamm, und seine Tochter Ursula, Gemahlin Johann Philipps von Helmstadt, beschloß mit ihrem am 20. März 1618 erfolgten Tode das ganze Geschlecht. Die Hauptbesitzung der Familie, Stammheim, war Lehengut, wovon jedoch die Hälfte im Jahr 1456 von Herzog Ludwig von Württemberg auf Fürbitte des Pfalzgrafen Friedrich allodificirt wurde. Sonst erkauften die Herren von St. im J. 1361 Geisingen (s. d.), erwarben im Jahr 1372 das Lehengut Heutingsheim (s. d.) und erhielten im Jahr 1395 die von Württemberg zu Lehen gehende Hälfte von Beihingen (s. d.); seit 1414 besaßen sie Zazenhausen. Vom Reiche trugen sie zu Lehen seit Karl IV. und dem Jahr 1344 bis 1521 den Kirchensatz zu Untersielmingen mit Zugehör und das Viertel am Laienzehnten und fast die ganze Hälfte an den Gerichten mit Frevel und allen Vogtrechten daselbst; diesen reichslehnbaren Besitz hatte Konrad von Stammheim durch seine Ehe mit Guta von Stöffeln erhalten. Als Wappen führte das Geschlecht im von Roth und Silber schrägrechts getheilten Felde einen Grünspecht (Siebmacher Wappenbuch 2, 100).

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Nach Ableben des letzten Herrn von Stammheim, dessen Vater sich mit Ursula Schertlin von Burtenbach verehlicht hatte, kam der lehnbare Theil von Stammheim[1] wie Beihingen (s. d.) an den mütterlichen Oheim| des letzten männlichen Stammesgliedes, Hans Sebastian Schertlin von Burtenbach († 1596)[2]. Die Nachkommenschaft dieses Schertlin ließ kein ganzes Jahrhundert vergehen, ohne Veräußerungen zu versuchen, so namentlich 1697, 1723, 1731. Darauf unterhandelte Herzog Karl Alexander von Württemberg wegen Ankaufs von Stammheim und Zatzenhausen mit den Brüdern Eberhard Ernst, Friedrich Karl und Johann Reinhard Schertlin („Schertel“). Da aber das Gut unter kaiserlichem Commissionssequester stund, erhielt erst Herzog Administrator Karl Rudolf die kaiserliche Genehmigung den 14. März 1737 und die Kaufs- und Abtretungs-Urkunde wurde nun den 7. Dec. 1737 ausgefertigt. Württemberg bezahlte für das Rittergut Stammheim halb Lehen, halb Allod mit Schloß und Gasthof und mit der neuen Herberge an der Elbenstraße (das Neue Wirthshaus), mit Gerichtsbarkeit, Jagdrecht, allen Nutzungen, Gülten, Steuern, Zinsen, 110.000 fl. (nicht 100.000), 500 fl. Jahresgehalt dem ältesten Bruder, 400 fl. jedem der zwei andern, und ließ von 42.900 fl. Capital, die es zu fordern hatte, die verfallenen Zinse nach. Nachdem Württemberg schon früher an der einen Hälfte die Collectation gehabt hatte, erwarb es im Jahr 1737 die an der zweiten Hälfte und erhielt letztere Erwerbung im Jahr 1769 bestätigt. Der Ort wurde zum Kammerschreiberei- (Hofkammer-)gut geschlagen. Was das Kirchliche betrifft, so erlaubte im Jahr 1506 das Stift Stuttgart die hiesige Kapelle zu St. Johann dem Täufer und dem Evangelisten, welche bisher Filial von Zuffenhausen gewesen, zur Pfarrkirche zu machen. Die Reformation ist wahrscheinlich etwas später als im Herzogthum Württemberg eingeführt worden, da erst 1572 der erste evangelische Pfarrer vorkommt. Das Patronat der Pfarrkirche hatte die gleichen Schicksale mit dem Ort selbst und ist somit heut zu Tage hofkammerlich.|
  1. Nach württembergischen Rescripten hatten die hiesigen Lehensunterthanen in Erb- und all andern dergleichen Fällen ohn allen Entgelt einen freien Abzug (Rescript vom 5. Janr. 1598) und waren die Schertlinschen Unterthanen allhier und in Geisingen und Heutingsheim im Zollabfordern wie württembergische Unterthanen zu behandeln, weil sie von der Landschaft mit der Steuer belegt wurden (Rescript vom 4. Aug. 1684).
  2. Die S. 193 oben aus der Beilage zur Lebensbeschreibung Seb. Schertlins gegebene Nachricht muß irrig sein, da die im obigen Text erwähnte jüngere Ursula von Stammheim, verehlichte von Helmstadt (die ältere Ursula kann S. 193 nicht gemeint sein), schon 1618 starb. Die Allodien kamen also, wenn nicht gleich 1588 (wie unter Geisingen allerdings nur muthmaßlich angenommen wurde), doch schon vor 1619 an die Schertlin.
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