« Kapitel B 1 Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg Kapitel B 3 »
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Aldingen,


Gemeinde II. Kl. mit 1250 Einw., worunter 2 Kath. und 112 Israeliten. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Ludwigsburg eingepfarrt und die Israeliten, welche hier eine Synagoge haben, sind dem Rabbinat Stuttgart zugetheilt.

Der ansehnliche Ort liegt 11/4 Stunde südöstlich von der Oberamtsstadt in dem freundlichen, hier 1/8 Stunde breiten Neckarthale, wo er sich an dem linken Flußufer größtentheils in der Thalebene lagert, indem nur ein kleiner Theil an die leichten Ausläufer der linken Thalgehänge hingebaut ist. Seit einigen Jahren bildete sich an der nach Ludwigsburg bergan führenden Vicinalstraße eine neue Häuserreihe. Der untere Theil des Dorfs wird bei dem Austreten des Neckars nicht selten überschwemmt, jedoch ohne besonderen Schaden zu leiden, wie denn sogar bei der großen Überschwemmung im Jahre 1824 nur einige Häuser etwas beschädigt wurden. Der Ort ist ziemlich regelmäßig angelegt und mit breiten, durchaus gekandelten, reinlichen Straßen versehen; an denselben lagern sich weitläufig, meist freistehend die ländlichen, größtentheils nicht unansehnlichen Gebäude, die aus Holz mit steinernen Unterstöcken erbaut sind.

Am nördlichen Ende des Dorfs liegt etwas erhöht die ansehnliche, im germanischen Style erbaute Pfarrkirche, die übrigens durch das Herausnehmen des Maßwerkes aus den spitzen Bogentheilen der Fenster Vieles von ihrer ursprünglichen Schönheit verloren hat; dagegen sind die Eingänge unversehrt geblieben, von denen sich der an der Südseite angebrachte besonders auszeichnet; zu beiden Seiten desselben stehen auf Consolen, welche Engel mit Spruchbändern vorstellen, gut gearbeitete Figuren unter Baldachinen; die eine stellt die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde, die andere eine Heilige (?) vor. Über dem Eingang ist Gott Vater (Brustbild) unter einem Baldachin angebracht. Der mit Strebepfeilern versehene Chor schließt mit einem halben Achteck und der an der Nordseite stehende viereckige, ziemlich hohe Thurm, der ein schlankes Zeltdach trägt, besteht aus vier massiven Stockwerken, von denen das erste und vierte mit spitzbogigen, schön gefüllten Fenstern versehen sind. Auf dem Thurme hängen drei Glocken, die in den Jahren 1773, 1811 und 1848 gegossen wurden. Das flach gedeckte und weiß getünchte Innere der Kirche ist geräumig und ansehnlich; die Emporenbrüstungen sind mit Gemälden (Scenen aus der biblischen Geschichte)| geziert, auch ist noch ein ehemaliges Seitenaltarbild im Renaissancegeschmack gefaßt, an der Wand zwischen Chor und Schiff angebracht, welches in seinen unteren Ecken die Wappen der Herren v. Kaltenthal und v. Stein zeigt. Von dem Langhause führt ein spitzer Triumphbogen in den um zwei Stufen höher gelegten Chor, dessen schön construirtes Netzgewölbe in der Richtung von Westen nach Osten folgende Bilder auf den Schlußsteinen enthält: 1) das Wappen der Herren v. Kaltenthal, 2) eine Heilige das Kreuz in den linken Arm lehnend und 3) Maria mit dem Kinde. Die Kirche bewahrt einen großen Reichthum an Grabdenkmalen, die theils in der Nähe des im gothischen Geschmack gehaltenen Taufsteins und im Chor auf dem Boden liegend, theils an den Wänden des Langhauses und des Chors aufrecht stehend angebracht sind und meist die Bildnisse Angehöriger der Familie v. Kaltenthal enthalten.

Namentlich befinden sich im Schiff der Kirche:

1) Eine liegende Grabplatte mit dem Kaltenthaler Wappen und der Umschrift anno dom. 1536 Zinßtag nach Simonis und Juda starb der edel und vest Heinrich Jerg v. Kaltental.

2) Ein an die Wand gestelltes Denkmal, auf dem ein geharnischter Ritter mit dem Streithammer in der Rechten auf einem Löwen stehend, dargestellt ist, mit der Umschrift: anno dom. 1537 am Allerheiligen Abent starb der edel und vest Jerg v. Kaltental der eltter, dem Got gnedig und barmherzig sey.

In dem Chor stehen folgende Grabmale:

1) Ein geharnischter Ritter auf einem Löwen stehend, in zwei Ecken des Denkmals ist das Wappen der Herren von Neuhausen, in den andern zwei das Wappen der Herren von Kaltenthal und von Sachsenheim angebracht; die Umschrift lautet: Anno dom. 1554 uff den 3 Tag des Monats Marciy starb der edel und vest Jerg v. Kaltenthal etc.

2) Ein knieender jugendlicher Ritter, in dessen Rücken das Wappen deren v. Kaltenthal groß angebracht ist, zu seinen Füßen befinden sich die Wappen der Herren v. Stein und v. Sachsenheim, in den oberen Ecken der Grabplatte die der Herren v. Kaltenthal und v. Neuhausen. Um das Grabmal steht: Anno dom. 1504 … ist gestorben der edel und vest … v. Kaltenthal etc.

3) Ein Ritter auf einem Löwen stehend mit der Umschrift: anno dom. 1584 d. 29. Wintermonats starb der edel und vest Wolff Philips von Hirnheim zu Stetten etc. Das Grabdenkmal ist durch die Orgel leider verbaut und läßt von den angebrachten Wappen nur die der Herren von Kaltenthal und von Ellerbach noch erkennen.

4) Ein vor einem Crucifix knieender Ritter mit vielen adeligen Wappen an der Rahme der Grabplatte, z. B. der Herren v. Kaltenthal,| Ellerbach, Gemmingen, Oßweil, Hornstein, Enzberg etc. Die Überschrift lautet: anno dom. 1546 Samstag nach dem neuen Jahr starb der edel und vest Philipp v. Kaltenthal etc.

5) Neben einem stattlichen Ritter steht dessen eben so stattliche Frau mit gefalteten Händen (beide Figuren sind sehr fleißig und gut gearbeitet); die Rahme des Grabmals ist im Renaissancegeschmack gehalten und enthält oberhalb die Wappen der Herren von Kaltenthal, von Sachsenheim, v. Nothaft etc., unterhalb von Kaltenthal, von Ellerbach, von Zeutern. Die von dem Denkmal abgebrochenen, auf der Seite liegenden Inschriften sind folgende: Anno dom. 1580 d. 6. Mai starb der edel und gestreng Renhart v. Kaltental zu Aldingen etc. Anno dom. 1607 d. 12. November starb die edel tugentsam Fraw Anna Maria v. Kaltental geb. Nothaftin etc.

6) Eine Frau mit dem Rosenkranz, auf einem Hunde stehend, mit der Aufschrift: anno dom. 1553 d. 3. Tag des Monats December verschied die edel und tugentsam Fraw Agatha von Hirnheim etc.

Die Kirche ist Eigenthum der Stiftungspflege, welcher auch die Unterhaltung derselben zusteht.

Der früher um die Kirche gelegene Begräbnißplatz ist längst aufgegeben und ein neuer am westlichen Ende des Orts angelegt worden. Die israelitischen Einwohner werden in dem 3/4 Stunden nordöstlich vom Ort gelegenen Dorfe Hochberg (O.A. Waiblingen) beerdigt.

Das Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, liegt frei in der Mitte des Dorfs und ist von drei Seiten mit Gärten umgeben, während sich an der vierten der Hofraum anschließt, der von den zugehörigen Ökonomiegebäuden begrenzt ist.

An der Südseite des Dorfs steht das ehemalige Schloß der Herren von Kaltenthal, das in Gemeinschaft mit den früher zu dem Schloß gehörigen Nebengebäuden einen ansehnlichen Hofraum einschließt, zu dem zwei große rundbogige Thore führen. Das Schloß selbst, ein großartiges, massives Gebäude, zeigt außer dem im Renaissancegeschmack gehaltenen Eingang, über dem das Wappen der von Kaltenthal angebracht ist, keinen architektonischen Schmuck; neben dem Eingang ist eine Steintafel mit der Inschrift: anno domini 1580 hab ich Hainrich v. Kaltenthal das Hauß von Grund uff baven. Im Namen Gottes etc. eingemauert.

Das Schloßgebäude wurde im Jahre 1755 von dem Staat an zwei Ortsbürger verkauft. Die östliche Hälfte desselben, welche im Jahre 1836 die Gemeinde um 2775 fl. erkaufte, enthält nun im untern Stockwerke die Schule mit zwei geräumigen Schulzimmern, im zweiten Stockwerke die Wohnungen des Schulmeisters und eines| Lehrgehilfen, und im dritten die Gelasse für den Gemeinderath. Außer der Volksschule besteht eine Industrieschule nebst einer sog. Flickschule, in der ein Schneider die Knaben das Flicken lehrt.

Die Synagoge der israelitischen Einwohner, ein einfacher Betsaal, ist an ein Privathaus angebaut und Eigenthum der jüdischen Gemeinde; in derselben hält alle vier Wochen der Rabbiner von Stuttgart Gottesdienst. Seit dem Jahre 1835 ist auch eine eigene jüdische Schule vorhanden, an der ein Lehrer unterrichtet.

In der Kelter mit einem Baum ist seit dem Jahre 1844 ein Gemeindebackhaus eingerichtet. Überdieß bestehen als Eigenthum der Ortsgemeinde zwei Armenhäuser und ein Schafhaus.

Der Ort hat keinen laufenden Brunnen und erhält sein im Allgemeinen gutes Trinkwasser aus sechs Pumpbrunnen; die Markung ist quellenarm und hat mit Ausnahme des auf der rechten Seite des Neckars gelegenen bedeutenden Klingelbrunnens, dessen sehr gutes Wasser häufig von Kranken getrunken wird, keine namhafte Quelle aufzuweisen. An der Straße nach Neckargröningen befinden sich zwei periodisch fließende Quellen (Hungerbrunnen).

Die Einwohner sind gesunde, kräftige Leute und befinden sich in befriedigenden Vermögensumständen. Den Haupterwerb gewährt der Feldbau, der namhafteste Güterbesitz beträgt 80 Morgen, der gewöhnliche 30–50 Morgen und bei den Unbemittelten 1–2 Morgen; letztere suchen sich noch durch Taglohnarbeiten im Ort selbst und in Ludwigsburg ihr Auskommen zu sichern. Die Juden sind geordnet und treiben neben Handel mit Vieh auch Landwirthschaft. Die Mehrzahl der Güterstücke hat 1/2–1, einzelne 3–5 Morgen.

Die ziemlich ausgedehnte Markung, von der man den westlichsten Theil noch zu dem sog. Strohgäu rechnet, hat mit Ausnahme der nicht beträchtlichen Gehänge gegen das Neckarthal und des von Kornwestheim herziehende Waldthälchens, eine beinahe ebene Lage; sie wird größtentheils für den Ackerbau benützt, wozu sich der im Allgemeinen aus einem fruchtbaren, tiefgründigen Lehm bestehende Boden vortrefflich eignet. Muschelkalksteinbrüche, die Straßenmaterial liefern, sind drei vorhanden und Lehm kann aller Orten gewonnen werden.

Die Luft ist mild, wenn gleich in dem Thale die Nächte wegen der Ausdünstung des Flusses auch den Sommer über kühl sind; Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen nicht selten vor und schaden den Obstbäumen im Thal, daher auch der Obstertrag geringer ist, als in den höher gelegenen Orten Kornwestheim, Oßweil etc. Hagelschlag| gehört zu den Seltenheiten. Der sog. Mehlthau schadet zuweilen den Getreidefrüchten im Neckarthal.

Die Landwirthschaft wird im Dreifeldersystem mit vielem Eifer und mit Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften (Brabanter- und Suppinger-Pflug, Repssämaschine, Walze etc.) betrieben; auch sind die Düngerstätten größtentheils zweckmäßig angelegt und die Gülle wird sehr fleißig benützt. Außer diesen gewöhnlichen Düngungsmitteln, die in großer Ausdehnung auch von Ludwigsburg bezogen werden, bedient man sich des Gypses, der Asche und zuweilen des Compostes. Von den Getreidearten werden vorzugsweise Dinkel, Hafer und Gerste gebaut, während der Anbau von Einkorn, Waizen und Roggen, letzterer um des Bindstrohs willen, unbedeutend ist; die Gerste gedeiht sehr gerne, daher auch ihr Anbau in neuerer Zeit zunimmt, während der des Hafers sich vermindert. In der zu 3/4 angeblümten Brache zieht man vorzugsweise Kartoffeln, die hier sehr gut gedeihen und auswärts gesucht sind, dreiblättrigen Klee, Angersen, Wicken (auch im Haferfeld), Welschkorn und in neuerer Zeit Zuckerrüben, auch etwas Reps und Mohn; Hanf wird meist in eigenen Ländern, jedoch nur für den eigenen Bedarf, gebaut. Auch der Tabackbau, wegen dessen ein Ortsbürger im Jahre 1854 einen Preis erhielt, hat Eingang gefunden. Die Aussaat auf einen Morgen beträgt 7 Sri. Dinkel, 4 Sri. Hafer, 3–31/2 Sri. Gerste, 6 Sri. Einkorn und 3 Sri. Waizen. Der durchschnittliche Ertrag wird zu 8–9 Scheffeln, ausnahmsweise 12 Scheff. Dinkel, 4–5 Scheff., ausnahmsweise 6–7 Scheff. Hafer, 5 Scheff. Gerste, 7–8 Scheff. Einkorn und 3–4 Scheff. Waizen pr. Morgen angegeben. Der Verkauf an Früchten ist beträchtlich und beträgt in günstigen Jahren etwa 4000 Scheff. Dinkel, 1200 Scheff. Hafer und 800 Scheff. Gerste. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 200–450 fl. und die eines Morgens Wiese von 350–450 fl.

Die Wiesen können nicht bewässert werden und liefern durchschnittlich 25 Centner Heu und 10 Centner Öhmd vom Morgen; in trockenen Jahrgängen stellt sich übrigens der Ertrag des zweiten Schnitts wegen des sandigen Bodens in der Thalebene weit geringer, auch leiden die Wiesen zuweilen durch das Austreten des Neckars.

Der Weinbau ist ganz unbedeutend und liefert im Ganzen etwa 40–50 Eimer Wein (Schiller), der von mittlerer Güte ist und im Orte selbst consumirt wird. Der Eimer kostete in den Jahren 1846 64–66 fl., 1848 44 fl., 1849 25–30 fl., 1857 40–48 fl. und 1858 35–38 fl. Die Preise eines Morgens Weinberg bewegen sich zwischen 200 und 250 fl.

| Die Obstzucht, welche in neuerer Zeit eifriger als früher betrieben wird, beschäftigt sich nur mit Mostsorten (Palmisch-, Knaus-, Träubles- und Bratbirnen, Luiken, Reinetten, Rosenäpfel etc.) und mit Zwetschgen, die theils gedörrt und in ergiebigen Jahren auch auswärts verkauft werden. Seit einigen Jahren besteht eine Gemeindebaumschule, auch ließ die Gemeinde einen jungen Mann auf ihre Kosten die Obstbaumzucht in Hohenheim erlernen, der sich nun um die Hebung der Obstzucht besonders annimmt.

Waldungen sind nicht vorhanden, dagegen liefern die an dem Neckar gepflanzten Weidenbäume einigen Holzertrag.

Die Brach und Stoppelweide ist an einen Ortsschäfer um 600 fl. verpachtet; derselbe läßt im Vorsommer 200–250 Stück, im Nachsommer 600 Stück Bastarde auf der Markung laufen. Der Absatz der Wolle geschieht nach Kirchheim. Die Pferchnutzung sichert der Gemeinde eine jährliche Rente von 4–500 fl.

Die Rindviehzucht befindet sich in gutem Zustande und beschäftigt sich hauptsächlich mit dem sog. Neckarschlag, der durch drei von der Gemeinde aufgestellte Farren (einer von Simmenthaler-, die anderen von Land-Race) nachgezüchtet und verbessert wird. Der Handel mit Vieh ist nicht unbedeutend und wird namentlich auch von einigen im Ort wohnenden Juden betrieben. Milch wird viel an Händler abgesetzt.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, dagegen werden Ferkel, meist englische Bastarde, auswärts (in Ludwigsburg und Eßlingen) aufgekauft und theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf gemästet. Geflügel wird viel gezogen, namentlich werden Gänse in großer Zahl, wie auch junge Hühner und Eier nach Stuttgart und Ludwigsburg abgesetzt. Die Bienenzucht ist von keinem Belang.

Die Gemeinde hat das Fischrecht in dem Neckar, so weit er die Markung berührt, und verpachtet dasselbe um jährlich 6 fl. 30 kr.; die vorkommenden Fische sind vorherrschend Barben und Weißfische, weniger Hechte und zuweilen Aale.

Außer den Gewerben für die nöthigsten Bedürfnisse sind zwei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, zwei Kaufleute und ein Krämer vorhanden.

Vicinalstraßen sind nach Ludwigsburg, Neckargröningen und Mühlhausen angelegt; eine Brücke über den Neckar ist nicht vorhanden, dagegen besteht ein der Gemeinde gehöriger Nachen, der um jährlich 40 fl. an vier Fährmänner verpachtet ist, welche gegen Fahrgeld die Fußgänger über den Fluß setzen. Die Fuhrwerke müssen| die 1/2 Stunde unterhalb des Orts bei Neckarrems bestehende Staatsbrücke benützen.

Die Gemeindepflege bezieht außer den schon angegebenen Einnahmen nur etwa 350 fl. Pachtrente aus Gemeindegütern; auch das Vermögen der Stiftungspflege ist unbedeutend und besteht aus einigen Kapitalien und 16 Morgen Güter, die jährlich etwa 230 fl. eintragen; es werden daher alljährlich gegen 2400 fl. Gemeindeschaden umgelegt.

Durch den westlichen Theil der Markung zog eine Römerstraße, welche unter der Benennung „Sträßle“ von Mühlhausen herkommend nach Oßweil führt.

Etwa 1/2 Stunde nordwestlich vom Ort auf der Flur „Stämmen,“ unfern der Flur „zu Brunnen,“ fand man ausgedehnte Reste einer römischen Niederlassung in Grundmauern abgegangener Gebäude bestehend etc., auch gegenwärtig stößt man nicht selten auf Mauerreste, römische Ziegel, Gefäßfragmente, Heizröhren etc. Die häufigsten Spuren dieses römischen Wohnplatzes zeigen sich auf den daselbst befindlichen Grundstücken des Schultheißen Kinzler, Friedrich Hafner, Balthasar Schäppeler etc.

In der Nähe des sog. Klingelbrunnens, auf der rechten Seite des Neckars, gegenüber von Aldingen, soll nach der Sage ein Schloß gestanden sein; daselbst wurden schon namhafte Mauerreste ausgegraben und zur Zeit der Fruchtreife verrathen die früher gelb werdenden Fruchtstreifen noch deutlich die unter der Oberfläche hinziehenden Mauerlinien. An dieser Stelle, namentlich auf den Grundstücken des Johannes Buchhalter, Georg Edelmaier und Hieronimus Buhl von Aldingen, wie des Johannes Mößner von Neckargröningen, findet man allerseits noch römische Ziegel, Fragmente von Heizröhren und Gefässen, von denen einzelne von Siegelerde, bemalte Wandreste etc., die einen hier gestandenen römischen Wohnplatz außer Zweifel setzen.

In den sog. Halden nordwestlich vom Ort, oben an dem Rande des Abhanges, wurden im Jahre 1830 mehrere Reihengräber aufgefunden, die außer den Skeletten alte Waffen (namentlich sog. Sachse), bronzene Ohrenringe, Thonperlen etc. enthielten. Ein ähnliches Grab fand man schon im Jahre 1821 unfern dieser Stelle bei dem sog. Kocher.

Das alte Schloß, welches nach der Volkssage abbrannte, stand am nördlichen Ende des Dorfs unfern der Kirche; von demselben ist noch ein Theil der starken Ringmauer und des Zwingers vorhanden. Ein früheres Schloßgebäude dient gegenwärtig als Scheune und ein| in der Nähe stehendes Bauernhaus enthält in dem Keller noch Reste eines ehemaligen Thurms mit dem Burgverließ.

Geschichtlich ist, daß schon um 1100 Winther von Oßweil das Kloster Hirschau mit vier Huben und der Kirche in „Almendingen“ beschenkte (Cod. Hirsaug. 27 b).

Die Hoheit über Aldingen gehörte zur Grafschaft Asperg, in deren Besitz im 13. Jahrhundert die Grafen von Tübingen waren. Am 3. Nov. 1278 belehnte Graf Ulrich von Tübingen-Asperg († 1283) den Burggrafen Walther von Kaltenthal und seine Söhne mit dem Orte (Schmid Pfalzgr. v. Tüb. Urk. 47, villa in Eldingen, nicht auf Eltingen, O.A. Leonberg, zu deuten) nebst Zugehörungen und dem Kirchenpatronat und im Jahre 1307 that dasselbe der gleichnamige Sohn des obigen Grafen für den Burggraf Johann von Kaltenthal, Sohn Walthers.

Mit der Grafschaft Asperg ging die Lehensherrlichkeit über Aldingen im Jahre 1308 an Württemberg über.

Die Lehensträger des Ortes Aldingen blieben fortwährend die Herren von Kaltenthal, welche hier im Jahre 1342 noch einen Hof von den Herrn von Schauenberg erkauften (Reg. Boic. 7, 332. 342), bis zum Aussterben des Aldinger Zweigs derselben den 14. Febr. 1746.

Nach damaligem Ableben Georg Wolfs von Kaltenthal, Directors des Rittercantons Kocher, zog Württemberg das Lehen ein. Darüber klagten die Vettern des Verstorbenen, die drei Gebrüder von Kaltenthal, Friedrich Karl Eberhard (Oberhofmeister der verwittweten Erbprinzessin und Obervogt zu Herrenberg und Sulz), Wolf Heinrich Christoph und Burkhard Friedrich, indem sie ihre Ansprüche auf die Erbfolge im Lehen verfolgten. Hierüber wurde 1748 ein Mannengericht (das letzte in Württemberg) zu Stuttgart niedergesetzt. Am 13. Jan. und 9. März 1750 kam ein Vergleich zu Stande; Württemberg erhielt Aldingen und gab dafür den drei Brüdern 74.000 fl., wozu dann noch Burkhard Friedrich das sog. Widumhaus im äußern Schloßhof zu Köngen und ebenda noch einige Güterstücke und einen Antheil an der niedern Jagd erhielt (Breyer Elementa 476. 2te Ausg., O.A. Eßlingen 205). Es wurden indeß bereits den 4. Sept. 1754 von Herrschaftswegen für 32.900 fl. Güter, Gebäude, Schäferei, auch Schafhaus an die Inwohner verkauft.

Die Steuer, welche von dem hienach an Württemberg gekommenen Rittergut her der ritterschaftliche Kanton Kocher allhier hatte, wurde im Jahre 1769 von letzterem an genannte Herrschaft abgetreten (Cramer Nebenstunden 112, 601).

Einzelne Besitzungen hatte in früher Zeit z. B. das Kloster| Bebenhausen (seit 1304, Reg. Boic. 5, 69) und der Eßlinger Spital (einzelne Zehnten 1377 ff.).

Die hiesige Kirche, welche, wie bereits bemerkt, um 1100 dem Kloster Hirschau gehört hatte, später jedoch von diesem Kloster wieder abkam, war lange Zeit im Besitz der Burggrafen von Kaltenthal, von welchen sie auch mit Stiftungen bedacht wurde (s. z. B. Urk. von 1345. Reg. Boic. 8, 31). Am 29. Nov. 1380 verkaufte diese Kirche den Kirchensatz, Widemhof mit zugehörigen Leibeigenen und Zinsleuten Hans von Kaltenthal für 1475 Pf. Heller an das Stift zu Stuttgart, welches laut Mandat des Papstes Bonifacius IX. vom 20. Apr. 1398 gegen Zutheilung der Congrua an einen beständigen Vicar die Erlaubniß zur Einverleibung derselben erhielt.

Noch im Jahre 1488 stiftete Kaspar von Kaltenthal in Aldingen eine Pfründe für sein und seiner Vorfahren Seelenheil auf den St. Nikolaus-, St. Barbara- und St. Sebastiansaltar, worüber Ludwig Vergenhans, Probst in Stuttgart, den 20. Jan. d. J. urkundete; die Verleihung dieser Pfründe sollte fortwährend den Herrn von Kaltenthal verbleiben.

Über das Stift Stuttgart kam der Pfarrsatz an die Krone Württemberg, die gegenwärtige Besitzerin desselben.


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