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Schöckingen,
Gemeinde III. Kl. mit 558 Einw. a. Schöckingen, Pfarrd., 547 Einw., wor. 6 Kath. b. Thalmühle, 11 Einw. - Ev. Pfarrei; die Katholiken sind nach Weil der Stadt eingepfarrt.

Das 5/4 Stunden nördlich von der Oberamtsstadt, in dem sogenannten Strohgäu gelegene, freundliche und mit reinlichen Straßen versehene Pfarrdorf ist am Anfang einer flachen Mulde erbaut. Die Gebäude sind meist ansehnlich und stammen zum Theil noch aus dem 16. Jahrhundert. Gutes Trinkwasser liefern 1 laufender und 2 Pumpbrunnen; auf den Fall der Feuersgefahr ist eine Wette angelegt. Etwa 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort befindet sich ein sogenannter Hungerbrunnen, dessen reichliches Fließen der Sage nach eine Theurung anzeigen soll, was auch nach seinem letzten Anlaufen von 1846/47 zutraf.

Die sehr alte Pfarrkirche liegt etwas erhöht im südöstlichen Theil des Orts; sie hat noch die ursprüngliche Form einer Basilika, mit geradlinig geschlossenem Chorraum und stumpfwinkligen Giebeln, dagegen sind, mit Ausnahme eines Fensters an der östlichen Giebelseite, den früheren Fenstern die verschiedenartigsten Umwandlungen widerfahren, wodurch der ehrwürdige Bau sehr entstellt wurde. Innen ist die Kirche hell, geräumig und weiß getüncht; bei ihrer letzten Renovation, 1826, wurde der Altar abgebrochen, welcher nach einer in demselben gefundenen, kaum lesbaren Urkunde, schon 1267 geweiht worden war. Um diese Zeit mag auch nach den noch übrig gebliebenen Resten die Kirche erbaut worden seyn. | Von dem Schiff führt ein spitzbogiger Triumphbogen in den um eine Stufe höher gelegten Chorraum, in welchem sich die Gruft der Familien v. Nippenburg und v. Gaisberg befindet. Das Chor hat ein einfaches Kreuzgewölbe (Tonnengewölbe), dessen wulstige Bögen von romanischen Säulen ausgehen; an dem Kreuzungspunkt derselben ist ein schön verzierter Schlußstein angebracht. Von mehreren, den Familien v. Nippenburg und von Gaisberg angehörigen Grabdenkmalen, welche sich sowohl an den Außenseiten der Kirche, als im Chor befinden, sind folgende die bemerkenswerthesten: 1) Ein Ritter in reicher Rüstung mit der Umschrift: „anno dom. 1540, uff Peters Stul Fyr, starb der edel ehrnvest Hans v. Nippenburg, dem Gott gnedig sein wölle, amen.“ 2) Eine knieende Familie, ein Ritter mit Frau und Kindern; über diesen steht: „Anno dom. 1550 starb etc. Martin von Nippenburg etc. Anno dom. 1597 starb etc. Frau Maria Salome von Nippenburg, geb. v. Reischach." Unter dem Dachgiebel liegt die Predella des Hochaltars, welcher früher in der Kirche stand; auf derselben ist Christus mit den 7 klugen und den 7 thörichten Jungfrauen dargestellt. Das Ganze ist vortrefflich ausgeführt und einer andern Stelle würdig. Der viereckige, massive, nicht sehr hohe Thurm besteht aus 3 Stockwerken, von denen das unterste als Sacristey dient; an dem Kreuzgewölbe desselben ist ein Schlußstein mit Wappen der Herren von Renningen angebracht. In dem mit gothischen Fenstern versehenen obern Stockwerke des Thurms hängen 3 Glocken, von 1693, 1700 und 1748. Die Baulast der Kirche steht der Stiftungspflege zu. Der Begräbnißplatz lag früher um die Kirche und wurde theilweise noch bis zum Jahr 1821 außer dem am südöstlichen Ende des Orts angelegten benutzt; letzterer ist 1821 und 1843 vergrößert worden. Das unfern der Kirche an der Hauptstraße gelegene Pfarrhaus, welches die Stiftungspflege zu unterhalten hat, wurde 1594 erbaut; der untere steinerne Stock, mit schön verziertem Eingang, ist im Renaissance-Styl gehalten, das übrige Gebäude, mit seinem Erker, scheint in neuerer Zeit verändert und ausgebessert worden zu seyn. Das 1826 renovirte Schulhaus mit Lehrerwohnung steht bei der Kirche; an der Schule unterrichten 1 Schulmeister, 1 Unterlehrer und 1 Lehrgehilfe. Das ansehnliche, wohlerhaltene Rathhaus wurde 1788 erbaut. Am nordöstlichen Ende des Orts liegen die den Freiherren v. Gaisberg gehörigen Schloßgebäude. Sie bestehen aus dem alten und neuen Schloß, nebst mehreren Ökonomiegebäuden, welche zusammen einen namhaften Hofraum einschließen und mit Mauer und Graben umgeben sind; über letzteren, der ehemals mit Wasser gefüllt war, führt eine Brücke (früher Zugbrücke) zu dem spitzbogigen Eingang in den Schloßhof. Die Unterstöcke | der beiden Schlösser und die Umfangsmauern sind sehr alt, der Aufbau aber scheint späteren Ursprungs zu seyn. Nächst dem neuen Schloß befindet sich das Nippenburg’sche und Reischach’sche Haus mit der Inschrift „anno dom. 1566, Martin v. Nippenburg und Maria Salome v. Reischach mit Gott erbauwen“.

In Schöckingen ist geboren, als Sohn des hiesigen Pfarrers, den 7. Okt. 1740 Christoph Dionysius Seeger (durch Kaiser Franz II. in den Freiherrenstand erhoben). Ursprünglich für die Theologie bestimmt und in den niedern Klosterschulen gebildet, erwählte er aus Neigung den Militärdienst, machte den Feldzug gegen die Preußen mit und wurde 1768 zum Hauptmann befördert. Von Herzog Karl beauftragt, entwarf er im Jahr 1770 die ersten Grundzüge zu der nachherigen, so berühmt gewordenen Karlsakademie, um welche sich Seeger, später ihr Intendant, die größten Verdienste erwarb. Nach Aufhebung dieser Anstalt ging Seeger vom pädagogischen Berufe wieder zum militärischen über, wurde 1795 Generalmajor und zeichnete sich in den Feldzügen der 1790er Jahre bis 1805; in welch letzterem Jahre er Generallieutenant wurde, ungemein aus. Er starb den 26. Juni 1808 zu Blaubeuren (Baur, Hist.-biogr.-literar. Handwörterb. 7, 469-71).

Die im Allgemeinen ziemlich begüterten Einwohner sind fleißig, religiös und thun sich auf ihre Wohlhabenheit etwas zu gut. Ihre Hauptnahrungsquellen sind Feldbau und Viehzucht.

Die Feldgüter liegen theils eben, theils an nicht stark geneigten Abhängen und haben im Durchschnitt einen fruchtbaren, leichten Boden, bei welchem der Diluviallehm vorherrscht. Die Unterlage besteht aus Lettenkohlensandstein und Muschelkalk, welch letzterer, besonders im nordwestlichen Theil der Markung, auch auf der Oberfläche sich geltend macht. Die Luft ist rein und gesund; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten. Die Landwirthschaft, welche im Dreifeldersystem betrieben wird, ist in gutem Zustande und zweckmäßige Neuerungen haben ziemlich allgemein Eingang gefunden. Zur Besserung des Bodens werden neben dem gewöhnlichen Dünger, Jauche, Gyps und Asche angewendet. Von den gewöhnlichen Cerealien baut man vorzugsweise Dinkel und Hafer; zur Aussaat wird auf den Morgen gerechnet: an Dinkel 5 Sri., an Hafer 3-4 Sri., an Gerste 2 Sri., an Weizen 21/2 Sri. und an Roggen 3 Sri. Der durchschnittliche Ertrag beträgt per Morgen 8 Schffl. Dinkel, 5-6 Schffl. Hafer, 4-5 Schffl. Weizen und 4 Schffl. Roggen. In der zu 2/3 angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, Futterkräuter, Ackerbohnen, Angersen, Kraut, Reps, Hanf und in ziemlicher Ausdehnung Mohn. Der geringste Ackerpreis beträgt per Morgen 8 fl., der mittlere 200 fl. und der höchste 400 fl. Der Wiesenbau ist verhältnißmäßig | unbedeutend; die Wiesen haben keine Wässerung, sind zweimädig und liefern im Durchschnitt per Morgen 20 Centner Heu und 8 Centner Öhmd. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 240-500 fl.

Weinbau, der 1780 aufgehört hatte, wird seit einigen Jahren wieder auf etwa 8 Morgen getrieben.

Die Obstzucht, meist Mostsorten, ist nicht bedeutend und lieferte in dem reichen Obstjahr 1849 nur etwa 5000 Sri. Obst; junge Stämme werden von Hemmingen, Eßlingen und aus der im Ort bestehenden Baumschule bezogen.

Die Gemeinde ist im Besitz von etwa 310 Morgen Waldungen, welche theils mit Laub-, theils mit Nadelholz bestockt sind. Aus denselben erhält jeder Bürger jährlich 1/4 Klafter und 44 Stück Wellen; der Rest des geschlagenen Holzes wird gegen einen der Gemeindekasse zukommenden Erlös von 400 fl. verkauft, auch gewähren derselben die an den Bächen gepflanzten Hölzer einen jährlichen Ertrag von 25 fl. Die Stoppel- und Brachweide gehört dem Freiherrn von Gaisberg.

Pferde werden wenig gezüchtet, sondern meist jung auf der Alp gekauft und später wieder abgesetzt. Dagegen ist die Rindviehzucht bedeutend; der Viehstand besteht in einer guten Landrace, welche durch 2 von der Gemeinde angeschaffte Farren unterhalten wird. Der Viehhandel bildet einen eigenen Erwerbszweig. Etwa 500 Bastardschafe werden auf der Markung geweidet und finden im Ort Überwinterung; die Wolle kommt nach Kirchheim zu Markt. Die Schweinezucht ist auf den Bedarf beschränkt, so daß nur wenig Schweine von Außen gekauft werden. Die Bienenzucht ist in Abnahme.

An Gewerben ist außer den gewöhnlichen Handwerkern eine Ziegelhütte vorhanden. Bemerkenswerth ist, daß im Ort kein Gastwirth, dem das Recht zu beherbergen zukommt, sondern nur einige Schenken und zwei Branntweinbrennereien sich befinden.

In der Nähe des Orts ist ein Lettenkohlensandsteinbruch eröffnet, aus dem gute, in der ganzen Umgegend gesuchte Werksteine gewonnen werden.

Die Gemeindepflege und die Stiftungspflege sind in ziemlich guten Vermögensumständen; die Gemeindeschadens-Umlage ist unbedeutend (s. Tab. III.).

Vicinalstraßen gehen nach Hemmingen, Hirschlanden und Münchingen.

Neben dem Staat hatten auch die Freiherren v. Gaisberg grundherrliche Gefälle zu beziehen.

Den großen Zehenten bezog in dem Hauptdistrikt der Staat allein, auf einem Particularbezirk zugleich mit der Stiftungspflege, welcher | hievon 2/3 zukommen. Auf einem dritten Bezirk war der Meßner ausschließlich zehentberechtigt. In den kleinen Zehenten theilten sich die Pfarrei, die Stiftungspflege und der Meßner; den Heuzehenten hatten die Pfarrei Münchingen, die Stiftungspflege Schöckingen, der Meßner und die Besitzer des Widdumhofs. Den Weinzehenten erhob früher der Staat, mit Ausnahme eines besonders versteinten Bezirks, in welchem derselbe der Stiftungspflege und dem Meßner zukam. Von Bienen und Milchschweinen war früher der Pfarrei ein Zehenten zu reichen.

Die Thal-Mühle, 1/2 Stunde vom Ort, auf der östlichen Grenze der Markung an der Glems gelegen, arbeitet mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang für den Ort und die Umgegend.

Über die auf der Markung gefundenen römischen Alterthümer S. den allgem. Theil.

Der Name Schöckingen kommt her von Schach (Stück Waldes, das allein steht, Waldrest).

Erstmals genannt wird das Dorf im Jahr 814, als villa Skekinga (so wird statt Steckinga zu lesen seyn) in pago Glemisgowe in dem Codex des Klosters Lorsch (nr. 3554), welches hier eine Hube und 26 Leibeigene erhielt.

Die Lehensoberherrlichkeit über Schöckingen war ohne Zweifel ursprünglich gräflich calwisch, urkundlich später gräflich vaihingisch. Von den Grafen von Vaihingen gelangte sie an Württemberg. Schon in der Mitte des 14. Jahrhunderts trugen Wolf und Brennmül von Osweil „zu Lehen Scheggingen das Burchstall halbes und das Dorf halbes, rührend von Vaihingen“ (Sattler, Grafen 4, Urk. S. 269; vergl. Reichsständ. Arch.-Urk. 1, 12. Nach Gabelkhofer geschah die Belehnung im Jahr 1359). Auch die Herren von Venningen trugen einen Theil von Schöckingen zu Lehen (sie wurden z. B. 1392, April 21, von dem Grafen Eberhard mit 1/2 Schöckingen belehnt, Scheffer 35) und traten im Anfang des 15. Jahrhunderts 1/4 des Dorfs und den Fronhof an die Herren von Kaltenthal ab. Dieses Viertel wurde von Wilhelm und Hans von Kaltenthal im Jahr 1428 an Hans von Nippenburg verkauft, welcher schon 1413 von Hans von Venningen 1/8 erwarb und 1428 noch 1/8 von Jörg von Venningen kaufte und am 13. August 1428 mit halb Schöckingen belehnt wurde. Die v. Nippenburg brachten noch im 15. Jahrhundert den ganzen Ort sammt dem Kirchensatz, welchen letzteren sie am 15. Nov. 1485 von Eucharius von Venningen erwarben, an sich, und wurden am 27. Nov. 1498 von Württemberg mit ganz Schöckingen belehnt. Im Jahr 1633 veräußerte Christoph Engelbold von Nippenburg den halben Frucht- und Weinzehnten zu Schöckingen, welcher von Württemberg zu Lehen rührte, an Conrad Dietrich von Eyb für 5000 fl.

| Im Jahr 1646 erlosch das edle Geschlecht von Nippenburg im Mannsstamm und Schöckingen fiel an den Lehenhof zurück, worauf Herzog Eberhard III. am 11. April 1660 seinen Burgvogt und Frauenzimmerhofmeister Ulrich Albrecht von Gaisberg mit dem Schloß, der niedern Gerichtsbarkeit und dem kleinen Waidwerk zu Schöckingen belehnte (Sattler, Herzoge 10,6). Von nun an blieb das Lehen bei dieser Familie.

Sonst waren in früherer Zeit hier noch begütert die von Neuhausen (Wolf von Neuhausen besaß 1417 einen Hof zu Schöckingen, der Brennmül’s sel. von Osweil war, Gabelkhofer), die von Nothaft und von Sachsenheim.

Die Reichsritterschaft Cantons Neckarschwarzwald machte Ansprüche wegen hiesiger Collectation; sie erhob namentlich im Jahr 1700 deshalb Klage und überließ erst durch Vergleich von 1769 diese Collectation an Württemberg auf ewige Zeiten. (Cramer Nebenst. 112, 600.)


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