« Kapitel A 1 Beschreibung des Oberamts Kirchheim Kapitel A 3 »
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II. Natürliche Beschaffenheit.
1. Gebirge.

Der Oberamtsbezirk Kirchheim breitet sich, seinem größten Theile nach, zu den Füßen des gegen den Neckar gerichteten nordwestlichen Abhangs der schwäbischen Alp aus, in der Weise, daß eben dieser Abhang mit der Grenze der südlichen Partien des Bezirks auf einer großen Strecke, nämlich von der Gegend von Brucken (im Lenninger Thal) an bis zum obern Ende dieses Thales bei Gutenberg, dann wieder von dem obern Ende des Neidlinger Thales bis gegen Herzogenau hin, nahezu zusammen fällt. Zwischen dem Lenninger und dem Neidlinger Thal aber tritt die Alp selbst, einer Halbinsel gleich, in den Bezirk herein, und es fallen auf diese Weise noch ungefähr 11/2 Quadratstunden der Hochebene dieses Gebirgs innerhalb seine Grenzen. Da, wo diese Gebirgshalbinsel durch die genannten Thäler am tiefsten eingeschnitten ist, hat sie eine Breite von etwa 3/4 Stunden, und die größte Ausdehnung derselben (in der Richtung von Süd nach Nord) beträgt 11/2 Stunden. Von Wohnorten befinden sich auf ihrer Höhe außer einigen Höfen Schopfloch und Ochsenwang; schon auf einer tieferen Terrasse liegt Krebsstein. Was die Erhebung des hier besprochenen Theiles der Hochebene der Alp über die Meeresfläche anlangt, so ist sie durchschnittlich auf etwa 2380 P. F. anzuschlagen.

Der Abhang der Alp ist meistentheils ziemlich schroff, bildet jedoch auch da und dort sanftere Übergänge in das flachere Land und trägt zu den landschaftlichen Reizen, durch die sich der Bezirk vor vielen andern auszeichnet, den meisten Theil bei, sowohl durch seine gegen die Tiefe herunterragenden mächtigen Felsengebilde, als die manche seiner hervorspringendsten Punkte krönenden Burgruinen, durch die frischen kräftigen Buchenwälder, die ihn an manchen Stellen vom Fuß bis zur Höhe bekleiden, wie durch die Rebengelände, die Masse von Obstbäumen und die saftigen Wiesen, | die hin und wieder seine untersten Stufen auf eine malerische Weise beleben. Von bemerkenswerthen Punkten am Abhange der Alp ist zuvörderst zu erwähnen des oberhalb des Pfarrdorfs Bissingen sich erhebenden Breitensteinfelsens.[1] Er bildet die nordwestliche Spitze der vorhin besprochenen Halbinsel des Alpplateaus und ist der höchste Punkt des ganzen Bezirks; seine Erhebung über die Meeresfläche beträgt nach des Trigonometers Brigel trigonometrischer Messung 2536 P. F. Der Breitenstein stellt eine schroffe Felsenwand dar, die oben mit sechs oder sieben keck in die freie Luft hinausstrebenden Zacken bekränzt ist. Unter ihm erhebt sich ein Hügel, dessen Spitze mit den wenigen Überresten der alten Burg Hahnenkamm besetzt ist. Südwestlich vom Breitenstein, und durch das Bissinger Thal von ihm geschieden, tritt gegen das Lenninger Thal ein etwas niedrigerer Vorsprung der Alp, der Rauber genannt, hervor, welcher die Ruinen der Diepoldsburg trägt. Als eine Fortsetzung dieses Vorsprungs erscheint der auf der östlichen Seite des Lenninger Thales sich aufthürmende langgestreckte Teckberg, an dem gegen Westen der sogenannte gelbe Fels hervortritt. Zwischen dem Teckberg und dem Rauber bildet sich durch eine Senkung des Gebirgskammes der sogenannte Sattelbogen. Den Schluß des Teckbergs gegen Norden aber bildet die an denselben sich anschließende kegelförmige Erhebung, welche mit den Trümmern der alten Teck geziert ist und eine herrliche Aussicht in die Nähe und Ferne gewährt. Die Höhe der Teck beträgt (nach Wall’s trigonometrischer Bestimmung) 2378 P. F. Südlich vom Rauber, Unter-Lenningen gegenüber, unweit des Engelhofs, macht sich am Rande des Alpplateaus der Lämmlesfels und weiterhin der Mittagsfels bemerkbar. Bei Ober-Lenningen sodann ist ein schmaler Gebirgsvorsprung, der sammt den wenigen Überresten von einigen auf schwindelnder Höhe erbauten | Burgen den Namen Wielandstein führt und weit in das Lenninger Thal vorgeschoben ist. Den letztgenannten Punkten gegenüber, an der westlichen Begrenzung des Lenninger Thales, ist der eine ausgezeichnete Aussicht gewährende Brucker Fels (unweit Brucken) und der Betzenjörglesfels zu beachten. Einem weitern bemerkenswerthen Vorsprung am Rande des Alpplateaus begegnet man sodann in einem Seitenthal des Lenninger Thales, das Donnthal genannt; derselbe trägt die Ruinen der Burg Sperberseck. An dem gegen das Neidlinger Thal gekehrten Gebirgssaume ist hervorzuheben der Heimenstein, eine Felsenmasse, die auf der nordwestlichen Wand jenes Thales gegen Südost gekehrt hervortritt und sowohl wegen ihrer unten zu besprechenden Höhle, als wegen der vorzüglichen Aussicht, die man auf ihr genießt, Beachtung verdient. Auf der entgegengesetzten Seite des Thales, dem Heimenstein gerade gegenüber, zieht ein felsiger Vorsprung der Thalwand durch die sein Haupt krönenden stattlichen Ruinen der alten Veste Reissenstein, welche übrigens schon außerhalb der Grenzen des Oberamtsbezirks fallen, die Aufmerksamkeit auf sich.


2. Berge und Hügel.

Der Alp gegenüber und parallel mit ihr streicht ein niedrigerer Höhenzug durch den nördlich von der Oberamtsstadt gelegenen Theil des Bezirks, welcher die Orte Notzingen, Wellingen und Roßwälden in sich faßt. Derselbe führt keinen besondern Namen; er erhebt sich im Westen außerhalb des Bezirks auf dem rechten Ufer des Neckars und scheidet die Thäler der Lauter und der Fils von einander. Auf der dem Lauterthal zugekehrten (südlichen) Seite ist er meistentheils mit Reben bepflanzt.

Zwischen diesem Höhenzug und der Alp nebst dem von ihr umschlossenen Lenninger und Neidlinger Thale breitet sich nun der die größere Hälfte des Flächenraumes des Bezirks einnehmende flachere Theil desselben aus, eine durch die Ausmündung, Erweiterung und Vereinigung der beiden | so eben genannten Thäler (so wie des Bissinger Thales) gebildete Thalebene, über welche außer der Oberamtsstadt das Städtchen Weilheim und die Ortschaften Öthlingen, Dettingen, Jesingen, Nabern, Bissingen, Holzmaden, Ohmden und Zell mit Aichelberg, Eckwälden und Pliensbach zerstreut sind. Eine Ebene im strengern Sinne des Worts läßt sich dieser Theil des Bezirks nicht nennen, indem er fast seiner ganzen Ausdehnung nach einen vielfachen Wechsel von Erhebungen und Vertiefungen, wenn gleich von geringerer Bedeutung, darbietet und die Differenz der von einander entlegeneren Orte hinsichtlich ihrer Erhebung über die Meeresfläche doch von ziemlichem Belang ist, wie denn z. B. das nahezu am tiefsten gelegene Öthlingen um gegen 400 Pariser Fuß niedriger liegt, als das südöstlich von ihm gelegene und in gerader Richtung ungefähr 21/4 Stunden entfernte Bissingen, und um gegen 300 Pariser Fuß niedriger, als das in gerader (östlicher) Richtung 3 Stunden entfernte Zell. Diese Thalebene wird von zahlreichen Bächen bewässert, ist stark bebaut und lohnt den Fleiß der Bebauer in hohem Grad. Außerhalb der Grenzen des Bezirks erstreckt sie sich noch bis zum Neckar in der Gegend von Köngen und hat auf diese Weise eine Länge (von Ost nach West) von etwa 4 Stunden bei einer Breite von 1 bis 11/2 Stunden. Auf dem der Alp zunächst gelegenen Theile dieser Fläche erheben sich gleich Vorposten der Hauptmasse jenes Gebirges eine Anzahl von Hügeln und Bergen, die theils noch mit der Hauptmasse des Gebirgszuges durch etwas gesenkte Brücken zusammenhängen, theils aber mehr oder weniger isolirt stehen. Zum größern Theil treten sie in Form von Kegeln über die Fläche hervor, während andere durch eine mehr gestreckte Gestalt sich auszeichnen. Als eines der schönsten hieher gehörigen Vorberge der Alp ist zu erwähnen des Aichelberges, welcher eine ausgezeichnete Fernsicht in westlicher und nördlicher Richtung gewährt. Seine Höhe beträgt nach barometrischer Bestimmung 1743 P. F. Zunächst ihm | und nur durch einen waldigen Thalgrund von ihm getrennt, erhebt sich der umfangreichere und (um etwa 150 P. F.) höhere Thurnberg. An der Ausmündung des Neidlinger Thales in die Kirchheimer Thalebene, bei Weilheim, ragt in Gestalt eines ansehnlichen Bergkegels der bis zu 1861 P. F. sich erhebende Limberg empor. Einen untergeordneteren Rang nehmen der Egelsberg bei Nabern, und der Dachsbühl, nordöstlich von Bissingen, ein. An der Ausmündung des Lenninger Thales lagern sich um die Teck herum der Brand, Hohenbohl (oder Beiberg), der Klein-Beiberg und das Bölle unter der Teck. Einige dergleichen Hügel erheben sich auch in dem Lenninger Thal selbst, nämlich das Bölle unter dem Berg, der Roßbühl und der Bühl bei Brucken, und die Sulzburg bei Unter-Lenningen.


3. Thäler.

Die wichtigsten Thäler des Bezirkes sind das Lenninger- oder Lauter-Thal und das Neidlinger- oder Lindach-Thal; von untergeordneterer Bedeutung ist das Bissinger Thal. Von diesen drei Thälern ist bereits oben vorläufig die Rede gewesen; hinsichtlich des Bissinger Thales bedarf es keiner weiteren Bemerkungen; dagegen verdienen das Lenninger- und das Neidlinger-Thal, welche beide die schönsten Partien des Bezirkes bilden, noch eine nähere Betrachtung.

Das Lenninger Thal nimmt den südwestlichsten Theil des Oberamtsbezirkes ein und dehnt sich, wie schon bemerkt, bei Gutenberg beginnend und bei Owen in die Kirchheimer Thalebene ausmündend, über eine Strecke von ungefähr drei Stunden in der Hauptrichtung von Südost gegen Nordwest aus. Bewässert ist es von der vielfach gewundenen Lauter, die von beiden Seiten zahlreiche – wenn auch meistentheils nicht bedeutende – Zuflüsse erhält. Die tief in das Gebirg eingeschnittene Schlucht, mit welcher das Thal eine kurze Strecke östlich von Gutenberg beginnt und mit welcher sich gleich bei | diesem Dorfe eine zweite, zwischen Krebsstein und Schopfloch eingeschnittene, Schlucht vereinigt, streicht, zu einem Thal erweitert, in der Richtung von Ost nach West hin und nimmt sofort, diese Richtung eine kleine halbe Stunde verfolgend, drei ähnliche, jedoch mehr in die Länge gezogene, Thalschluchten auf. Die erste dieser drei Schluchten wird mit dem Namen Donnthal (Thunthal, Dunthal) belegt; sie streicht von Südost nach Nordwest. Die zweite und kürzeste, welche von Süd nach Nord streicht, führt keinen besondern Namen. Die dritte endlich verläuft von Südwest nach Nordost und heißt das Schlattstaller Thal. Bis zu dem Eintritte dieses letztern pflegt man den obern Theil des Lenninger Thales wohl auch das Gutenberger Thal zu nennen. Von der genannten Stelle an abwärts streicht nun das Lenninger Thal in der oben bezeichneten Hauptrichtung. Weiterhin machen sich an der nordöstlichen Thalwand zu den Seiten des weit in das Thal hereintretenden Wielandsteins zwei Thalschluchten bemerkbar, während von der entgegengesetzten Seite des Thales einige kleine Seitenthälchen einmünden, nämlich das Hirschthal, das Schmalthal und das Kellenthal. Die Thalsohle ist meistentheils sehr schmal, da und dort entfernen sich jedoch die Thalwandungen weiter von einander, am meisten bei Unter-Lenningen, wo auf der ausgebreiteten Thalsohle der Hügel der Sulzburg sich erhebt. Am meisten verengt sich das Thal oberhalb Ober-Lenningen. Die Thalsohle ist, wie auch häufig die untersten Stufen der Wandungen des Thales, mit Wiesen bedeckt, auf denen ein fast ununterbrochener Wald von Obstbäumen sich ausbreitet. Die größtentheils schroff abfallenden Thalwandungen sind gewöhnlich mit Buchenwäldern bekleidet, aus denen da und dort, besonders an den höhern Partien, kolossale Felsenmassen nackt heraustreten. Bis Unter-Lenningen finden sich auch an den tiefern Gehängen Rebenpflanzungen. Das Lenninger Thal ist eine derjenigen Partien der Alp, die ihrer landschaftlichen Reize wegen am bekanntesten und am häufigsten | besucht sind. Vorzüglich zur Zeit der Kirschenblüthe, wo der Thalgrund und der Fuß der Gebirgsabhänge ein wahres Blüthenmeer darstellen, wird von nah und fern zu diesem Thale gewallfahrtet, obwohl es im Sommer ohne Zweifel den Beschauer noch in höherem Maße befriedigt. Einen guten Überblick über das schöne Alpthal gewährt die Sulzburg bei Unter-Lenningen. Auf den felsigen Gipfeln der Thalwandungen ragen hin und wieder die Trümmer alter Schlösser und Burgställe hervor, so die Ruinen der Teck, der Diepoldsburg (des Rauberschlosses), des Wielandsteins, und im Donnthal die von Sperberseck. Bei Gutenberg erblickt man fast senkrecht über sich das auf der Höhe der Alp liegende Dorf Schopfloch, nicht weit davon am obern Theile des Alpabhangs den Weiler Krebsstein, eine sehr malerische Partie. Nicht weniger reich an Naturschönheiten, wiewohl minder bekannt, ist das im Südosten des Bezirks liegende Neidlinger Thal. Es beginnt etwa 1/2 Stunde südlich von dem Dorfe Neidlingen mit einer wilden Bergschlucht, welche den Namen die Pfanne führt. Hier entspringt am Abhange der Alp die Lindach (unter dem Namen Pfannenbach) und bildet, über pittoreske Felsen herabstürzend, einen zwar nicht wasserreichen, doch recht hübschen Wasserfall. Eine Viertelstunde weiter nördlich tritt die Schlucht mit einer andern von Westen herkommenden, welche die Röhrach bewässert, zusammen. Bei Neidlingen, wo das Thal noch immer ziemlich beengt ist, mündet sich in dasselbe von Osten ein Seitenthälchen aus, das zwischen dem Erkenberg und dem Reissenstein liegt und der Lindach einen Bach zuführt. Unterhalb Neidlingen erweitert sich das Thal, nimmt das zwischen Ochsenwang und Randeck beginnende Seitenthälchen auf, in welchem der Weilerbach verläuft und das Dorf Hepsisau liegt, und zieht noch 1 Stunde in nördlicher Richtung hin, während die bis Neidlingen schroffen Thalwandungen sich allmählich senken und unter sanfteren Winkeln in die Thalsohle übergehen. Bei Weilheim, wo die westliche | Begrenzung sich noch einmal zu dem stattlichen Limberg erhebt, mündet sich sodann das Neidlinger Thal, nachdem sich mit ihm ein von der Gegend des Herzogenauer Hofes sich herunterziehendes Seitenthal vereinigt hat, in die Kirchheimer Thalebene aus. Auch in diesem Thal ist die Tiefe mit zahlreichen Obstbäumen bedeckt, sind die Gehänge in seinen untern Partien theilweise mit Reben bepflanzt. Besondere Zierden desselben aber sind, außer dem schon erwähnten Wasserfalle: die Felsenmasse des Heimensteins, die kühn in die Wolken ragenden Trümmer des Reissensteins und die schönen Kuppeln des Erkenbergs und des Limbergs.

Schon aus dieser Schilderung der Hauptthäler des Bezirks ist zu entnehmen, wie reich an Schluchten derselbe ist. Den bis hieher gelegentlich aufgeführten reihen sich noch manche andere an, die alle einzeln aufzuzählen nicht der Mühe lohnen würde. Jedoch verdient eine dieser Gebirgsschluchten eine besondere Erwähnung, nämlich die sogenannte Teufelsklinge (das Teufelsloch), in welcher der nach ihr benannte Teufelsklingenbach entspringt. Sie liegt ganz in der Nähe von Eckwälden, und ist ihres Reichthums an schönen Versteinerungen wegen beachtenswerth.


4. Ebenen.
Eine Ebene im strengern Sinne des Wortes kann, wie schon bemerkt wurde, die oben besprochene Thalebene, welche zwischen dem Abhange der Alp und dem die nördlichen Theile des Bezirks durchstreichenden Höhenzug sich ausbreitet, nicht genannt werden; höchstens könnte die nächste Umgebung der Oberamtsstadt dafür gelten, obwohl es auch hier an einem Wechsel von merklichen Vertiefungen und Erhebungen des Bodens keineswegs fehlt. Dagegen hat der in den Oberamtsbezirk fallende Theil des Alpplateaus, welcher zwischen Schopfloch und Ochsenwang sich ausbreitet und einen Flächenraum von etwa 11/2 Quadratstunden einnimmt, allerdings Anspruch auf diese Bezeichnung. Diese Partie des Bezirks ist theils mit Wald bewachsen, theils wird | sie zum Wiesen- und Getreidebau verwendet; die Mitte derselben aber bildet ein etwa 80 Morgen großer Torfgrund.


5. Erdfälle und Höhlen.

Erdfälle sind in dem Oberamtsbezirke von Kirchheim keine seltene Erscheinung. Meistentheils stellen sie sich als trichterartige Versenkungen des Bodens dar, theilweise haben sie aber auch eine längliche Form. Sie finden sich besonders in der Nähe des Torfmoors bei Schopfloch und Ochsenwang, und gegen Hepsisau hin. Eine durch sehr zahlreiche Erdfälle ausgezeichnete Stelle in dieser Gegend nennt das Volk die versunkene Stadt, ein Name, der übrigens keineswegs durch historische Überlieferungen begründet ist (s. unten). Eines merkwürdigen Erdfalles, welcher im Mai 1737 zwischen der Stadt Kirchheim und dem Dorf Öthlingen sich bildete, erwähnt Sattler (in s. topograph. Geschichte des Herzogthums Württemberg. Stuttg. 1784. S. 387). Es sank auf dem sogenannten Laienberg eine Stelle von nicht unbeträchtlichem Umfange bis zu einer Tiefe von 30 Fuß ein, so daß von den darauf gepflanzten Weinstöcken keine Spur mehr zu sehen war, während zu gleicher Zeit auf den am Fuße jenes Hügels gelegenen Wiesen, welche den Namen Vorlaien (Vorlehen) führen, ein Stück Feldes von 60 Schritten Länge und 30 Schritten Breite sammt den darauf stehenden Bäumen zu einem kleinen Hügel von 18 Fuß Höhe emporgehoben wurde. Den Grund dieses Erdfalles sucht Sattler in einem Erdbeben, für welche Annahme der Umstand spricht, daß in dem genannten Monat des Jahrs 1737 wirklich an verschiedenen Orten Württembergs und Badens Erderschütterungen verspürt wurden, die namentlich in Karlsruhe die Schornsteine einwarfen und das Rastatter Schloß in seinem Gemäuer beschädigten (s. Steinhofers neue wirttenbergische Chronik u. s. w. Th. I. Tübingen 1744. S. 929).

Auch Höhlen finden sich in ziemlicher Anzahl in dem | zur Alp gehörigen Theile des Bezirks. Die bedeutendste unter denselben ist

1) das Sibyllenloch auf dem westlichen Abhange des Teckberges, 2291 P. F. über der Meeresfläche (nach barometrischer Bestimmung), nur ungefähr 90 Fuß tiefer als die Spitze des Berges. Seinen Namen hat es von der Volkssage, welcher zufolge eine Hexe darin gehaust haben soll. Der Eingang ist 24 Fuß breit und 12 bis 15 Fuß hoch; er befindet sich an einem steilen Abhange des Berges und ist daher schwer zugänglich. So weit man hineingehen kann, ist die Höhle schön gewölbt; allein schon nach einer mäßigen Tiefe verengt sie sich so, daß man nur auf dem Bauche kriechend weiter dringen kann. In frühern Zeiten konnte man viel leichter in die Tiefe eindringen; abgesehen von der Vorhöhle war der Eingang in die weitern Räume so geräumig, daß man mit einem Karren hätte hineinfahren können; „die thörichten Schatzgräber aber“, sagt der um die vaterländische Naturgeschichte vielfach verdiente Rösler in einer nachgelassenen Handschrift (Versuch einer Naturgeschichte des Herzogthums Württemberg, nach den Gegenden der in demselben vorkommenden Flüsse) vom Jahre 1769, „machen das Loch durch ihren Ausschutt von Tag zu Tag enger.“ Nach demselben erstreckt sich die Höhle in engen und höckerigen Gängen und Klüften weit hinein und ist an manchen Stellen mit Tropfsteinen bekleidet. Früher soll eine Verbindung zwischen der Höhle und der Burg Teck bestanden haben. Auch läßt sie das Volk sich in dem Gebirge bis Owen oder gar bis Gutenberg hinziehen. Wie alle höher gelegenen Höhlen der Alp, ist auch das Sibyllenloch, wenigstens so weit man es gegenwärtig kennt, nicht bewässert. In der Nähe dieser Höhle findet sich noch eine andere Felsengrotte:

2) das Verena-Beutlinsloch genannt, nur wenige Schritte von dem sogenannten gelben Felsen. Es besteht aus einem engen schiefen Gange, der in ein kellerartiges Gewölbe in die Tiefe führt. Ihren Ruf in der Umgegend | verdankt diese Höhle wohl nur der sich an sie knüpfenden Volkssage, der zufolge in alten Zeiten ein Weib, Namens Verena Beutlin, welche mit einem verheiratheten Bewohner eines benachbarten Dorfs ehebrecherischen Umgang hatte, Jahre lang in diesem Loche verborgen lebte, bis man endlich durch die Streifereien der heranwachsenden Nachkommenschaft der Sache auf die Spur kam.

3) Weniger bekannt und schwer zugänglich, aber sowohl wegen ihrer zahlreichen Tropfsteingebilde als wegen ihrer Tiefe bemerkenswerth, ist die Höhle, welche sich in dem Sperberseckberg (im Donnthal) bei Gutenberg findet. Sie erstreckt sich ungefähr 200 Schritte in den Berg hinein und theilt sich in mehrere Kammern. Das Volk nennt sie das Mondmilchloch.

4) Unter dem Namen Heppenloch erwähnt Rösler in dem oben erwähnten Manuscript einer unweit Gutenberg im Tiefenthal, am Schopflocher Ackerfeld befindlichen Höhle, in welche man aufrecht hineingehen könne und die hernach weiter werde und verschiedene Nebenlöcher habe.

5) Die Schlattstaller Höhle findet sich in dem Schlattstaller Thale. Sie besitzt, wie die meisten in den tiefern Schichten der Alp befindlichen Höhlen, fließendes Wasser, und zwar ergießt sich aus ihr eine der Quellen der Lauter. Sie liegt nach einer barometrischen Bestimmung 1561 P. F. über der Meeresfläche. Früher war es eine bloße Felsenspalte, aus welcher das klare Wasser der Lauter hervorquoll, das man, wenn man das Ohr an den Felsen legte, in weiter Ferne in den Eingeweiden des Berges rauschen und gähren hörte. Erst in neuerer Zeit wurde die Höhle in der Hoffnung, edle Metalle hier zu entdecken, geöffnet und in einen häßlich gähnenden Schacht verwandelt. Bemerkenswerth ist übrigens das Vorkommen von Schwefelkies in derselben.

6) Sodann öffnet sich am südlichen Abhange des Heimensteins eine Höhle oder vielmehr ein Felsendurchbruch, der in seinem Innern enge, lichtlos, übrigens wohlgeformt | ist. Er durchschneidet, ungefähr 60 Schritte lang sich hinziehend, in südöstlicher Richtung den Heimenstein und bildet hierauf in einer schroff abschüssigen Felsenwand eine Gegenöffnung, von welcher aus eine entzückende Aussicht in das Neidlinger Thal sich darbietet. Die Höhe dieses Felsendurchbruchs wird theils durch von der Decke herunterragende, theils durch bunt auf dem Boden hingeworfene Steinmassen an manchen Stellen so verengt, daß man nur gebückt hindurchkriechen kann, während sie an andern Stellen eine Höhe von 15 bis 20 Fuß hat.


6. Gewässer.
a. Brunnenquellen.

Der Bezirk besitzt einen ziemlichen Reichthum an – theilweise sehr ergiebigen – Quellen, welche ein, seines Kalkgehaltes ungeachtet, recht gutes klares Trinkwasser liefern und die zahlreichen, ihn durchfurchenden Bäche speisen. Auch auf der Höhe der Alp fehlt es nicht an Quellen; so entspringt namentlich in einer Entfernung von ungefähr 200 Schritten vom Schopflocher Torfmoor eine gute Quelle, die auch bei anhaltend trockener Witterung nicht versiegt. Ebenso ist auch ein auf der Höhe des Limberges befindlicher, nie versiegender Brunnen (der Kindleinsbrunnen genannt) erwähnenswerth. Indessen sind doch die Bewohner des vorhin bezeichneten Theiles des Bezirks theilweise zu Zeiten in die Nothwendigkeit versetzt, sich des in Cisternen und sogenannten Hühlen sich sammelnden Wassers bedienen zu müssen, wie dieß auf dem Plateau der Alp überhaupt nicht selten der Fall ist (vgl. Beschreibung des Oberamts Münsingen von Memminger. Stuttg. u. Tüb. J. G. Cotta'sche Buchhandlung 1825. S. 39).


b. Mineralquellen.
Auch Mineralquellen gehen dem Bezirke nicht ab; die innerhalb seiner Grenzen entspringenden gehören zu den Schwefelwassern, welche dem ganzen nordwestlichen Abhange der Alp entlang, aus der Liasformation entspringend, eine | fast ununterbrochene Reihe bilden. Zu dem diesseitigen Bezirke gehören von diesen Quellen

1) Die Schwefelquelle bei Owen (ungefähr eine Viertelstunde von diesem Städtchen entfernt), welche neben Schwefelwasserstoffgas kohlensaures Eisenoxydul enthalten soll. Indessen fehlt es an neuern zuverlässigen Untersuchungen über dieses Wasser, da die Quelle gegenwärtig verschüttet und vor dem Zuflusse von wildem Wasser nicht gesichert ist. Es befanden sich in früherer Zeit bei der Quelle Badeinrichtungen (Sau- oder Säubad), von welchen Bauhin (Historia novi et admirabilis fontis balneique Bollensis etc. Montisbelgardi 1598) berichtet, welche aber im dreißigjährigen Krieg eingingen und seither nicht wieder hergestellt wurden. (Siehe auch unten.) Von Schriften, welche über die in Rede stehende Mineralquelle erschienen sind, sind anzuführen: G. B. Renz, Vena Teccia oder kurze, auch eigentliche Beschreibung des mineralischen Wassers am Tecker Berg, nahendt bei Owen herfürspringend, ins Gemein das Saw Bad genannt u. s. w. Tübingen 1630. 8. und Fr. B. Osiander, praes. Th. C. C. Storr, dissertatio inaug. medica de fonte medicato Owensi. Tubingae 1779. 4.

2) Ein zweites Schwefelwasser von größerer Bedeutung entspringt 1/2 Stunde südwestlich von der Stadt Kirchheim, unweit der sogenannten Hahnweide, einer mit einer herrlichen Obstbaumanlage gezierten Anhöhe, welche eine ausgezeichnete Ansicht einer weiten Strecke der Alp gewährt. Die Quelle wurde erst vor wenigen Jahren entdeckt; und zwar führte zu dieser Entdeckung die Wahrnehmung eines dort weidenden Schäfers, daß seine Schafe sich vorzugsweise nach einer sumpfigen Stelle hindrängten, um daselbst mit Mühe Wasser aufzulecken, während sie es aus einem dicht daneben fließenden Bache leicht und sattsam hätten bekommen können. Eine auf diese Beobachtung hin bewerkstelligte Wegräumung des aufgelagerten Sumpfbodens ließ bald Liasschiefer entdecken, durch dessen Spalten das Wasser | hervorsickerte, das sich bei weiterer Nachgrabung durch seinen penetranten Geruch als ein Schwefelwasser zu erkennen gab. Im Jahre 1839 wurde die Quelle ordentlich gefaßt und mit einem Pumpwerke versehen. Seither wird dieses Wasser in einer in Kirchheim errichteten Badeanstalt zu Bädern verwendet, und hat sich, sowohl in dieser Form als auch innerlich gebraucht, als recht heilsam bewährt (s. unten). Das Wasser kommt krystallhell aus der Quelle, trübt sich aber bald an der Luft und bekommt eine bläuliche Färbung. Es hat den eigenthümlichen Geruch nach Schwefelwasserstoffgas, eben solchen, jedoch keineswegs unangenehmen, Geschmack und eine Temperatur von 10° R. bei 18° Lufttemperatur. Über die Ergiebigkeit der Quelle fehlt es an näheren Untersuchungen. Das Wasser enthält neben einem nicht unbedeutenden Gehalt an Schwefelwasserstoffgas auch kohlensaures Gas und nur etwa vier und einen halben Gran fixe Bestandtheile auf ein Civilpfund; es sind schwefelsaure, salzsaure und kohlensaure Salze. Vgl. C. Gaupp, Dr. med., medizinische Topographie der Stadt Kirchheim u. T. Würzburg 1839. S. 11 ff.

3) Ein weiterer Schwefelbrunnen, der jedoch kaum benützt wird, findet sich zwischen Zell und Ohmden. Das Wasser ist bis jetzt noch nicht näher untersucht. Es scheint dieß dieselbe Quelle zu seyn, deren Bauhin (a. a. O. S. 15) unter dem Namen Rappenzagel erwähnt, mit der Bemerkung, daß sich die Landleute des Wassers zur Heilung der Krätze bedienen.

Nach Rösler (a. a. O.) befand sich um die Mitte des vorigen Jahrhunderts bei Ober-Lenningen im sogenannten Tobel ein Sauerbrunnen, der jedoch zur Zeit, als er schrieb, schon verfallen war.

Der Sinnerinbrunnen in Nabern, dessen Bauhin (a. a. O. S. 229) gedenkt, und dem er eine besondere Wirksamkeit gegen die Ruhr zuschreibt, scheint nach dem, was er selbst davon sagt, doch wohl kaum als ein Mineralwasser angesehen werden zu können, vielmehr nur ein durch | mechanisch beigemengte lehmige Theile verunreinigtes Wasser geliefert zu haben.


c. Flüßchen und Bäche.

Von den fließenden Gewässern des Bezirkes können höchstens die Lauter und die Lindach auf die Bezeichnung als Flüßchen Anspruch machen; doch führen auch sie bei anhaltend trockener Witterung nur wenig Wasser, und das Bett der Lindach trocknet zuweilen fast ganz ein. In noch höherem Grade gilt Letzteres von der Mehrzahl der vielen kleinern Bäche, welche den Bezirk durchziehen, während diese Gewässer dagegen durch starke Regengüsse oder rasches Schmelzen des Schnees oft ungemein schnell zu einer nicht unbedeutenden Wassermasse anschwellen und, ihre Ufer verlassend, mehr oder weniger verheerende Überschwemmungen verursachen. Sämmtliche fließende Gewässer des Bezirkes bilden, unmittelbar oder mittelbar, Zuflüsse des Neckars; die bemerkenswertheren unter denselben sind folgende:

1) Der Tiefenbach entspringt aus mehrern Quellen, deren eine den Buddendobelbach bildet, auf der Markung von Owen, etwa eine starke halbe Stunde südwestlich von diesem Städtchen. Er zieht sich, in nordwestlicher Richtung fließend, auf einer ziemlichen Strecke auf der Grenze des Oberamtsbezirkes hin, nimmt noch innerhalb desselben ein ihm von Norden von der Dettinger Markung zukommendes Bächlein auf und tritt unmittelbar darauf in den Oberamtsbezirk Nürtingen ein, wo er seinen Lauf in nordwestlicher Richtung fortsetzt und bei Nürtingen den Neckar erreicht. Sein Lauf beträgt im Ganzen gegen 21/2 Stunden, wovon auf den Kirchheimer Bezirk etwa 1 Stunde kommt.

2) Der Thalbach entspringt in dem südwestlichsten Theile der Markung von Kirchheim, 1 Stunde südwestlich von der Stadt, an der Grenze des Oberamtsbezirks. Er fließt zuerst eine starke Viertelstunde in nordöstlicher Richtung, wendet sich dann gegen Nordwest, nimmt weiterhin ein kleines aus der Gegend von Reudern (Oberamts Nürtingen) | herkommendes Bächlein auf und verläßt bald darauf den Oberamtsbezirk. Außerhalb desselben setzt er seinen Lauf in der eben erwähnten Richtung im Nürtinger Bezirk fort und fällt, nachdem er durch Ober-Boihingen geflossen, in den Neckar. Sein Lauf beträgt im Ganzen 11/2 Stunden, von welchen etwa die Hälfte dem Kirchheimer Bezirk zufällt. 3) Das Flüßchen Lauter (zum Unterschied von andern gleichnamigen Flüssen die Lenninger Lauter genannt) ist das bedeutendste fließende Gewässer des Bezirks; sie bildet den gemeinschaftlichen Sammelpunkt des Abflusses der Quellen fast des gesammten Bezirkes (mit alleiniger Ausnahme eines Theiles der Markungen von Kirchheim, Dettingen und Owen, der kleinen im Osten des Turn- und Aichel-Berges gelegenen Partie und der nördlich von der Oberamtsstadt sich ausbreitenden Markungen von Notzingen und Roßwälden). Die Lauter entspringt oberhalb Gutenberg am Schlusse des Lenninger- oder genauer des Gutenberger-Thales mit mehrern Quellen aus der Thalsohle; diese Quellen sind so ergiebig, daß der durch sie gebildete Bach alsbald verschiedene Mühlen zu treiben im Stande ist. Ehemals füllten sie sogleich einen Forellensee, der jedoch schon seit langer Zeit trocken gelegt ist. In diesem obersten Theile ihres Laufes führt die Lauter von dem Dorf Gutenberg, durch welches sie fließt, den Namen Gutenberger Lauter, und erhält ein paar unbedeutende Zuflüsse rechts aus der zwischen Schopfloch und Krebsstein in den Abhang der Alp eingeschnittenen Schlucht und links aus dem Donnthal. Sie fließt von Osten nach Westen, bis sie sich, 1/2 Stunde unterhalb ihres Ursprungs, mit der Schlattstaller Lauter (auch schwarze Lauter genannt) vereinigt. Letztere entspringt 1/4 Stunde oberhalb dieser Vereinigung im Schlattstaller Thal aus der oben beschriebenen Schlattstaller Höhle und aus Quellen, die vor derselben aus der Thalsohle sich ergießen. Kurz vor der Vereinigung fließt sie durch das Dorf Schlattstall. Das durch den Zusammenfluß der Gutenberger und Schlattstaller Lauter gebildete Flüßchen schlägt | nun die Richtung von Südost nach Nordwest ein, fließt durch die Ortschaften des Lenninger Thales: Ober- und Unter-Lenningen, Brucken und Owen, und sodann, gegen Norden gewendet, durch Dettingen und Kirchheim. Unterhalb der Oberamtsstadt, wo ihr die Lindach zufließt, nimmt die Lauter eine westliche Richtung an, fließt an dem Dorf Öthlingen vorbei, erreicht eine kurze Strecke darauf die Oberamtsgrenze und setzt ihren Lauf im Oberamt Eßlingen fort, in welchem sie unterhalb Wendlingen, Köngen gegenüber, den Neckar erreicht. Von ihrem Ursprunge bei Gutenberg an bis zum Einfluß in den Neckar durchläuft sie im Ganzen eine Strecke von etwa 5 Stunden, wovon 41/2 Stunden auf den diesseitigen Bezirk kommen. Sie führt – besonders während ihres Laufes im Lenninger Thal – ein krystallhelles, auf kiesigem Grunde rasch dahinfließendes, Wasser, treibt zahlreiche Mühl- und andere Werke, dient ihrem ganzen Laufe entlang zur Bewässerung der Wiesen und ist stark mit Forellen bevölkert. Bei Ober-Lenningen ist neuerlich ein kleiner Forellensee angelegt worden, durch den die Lauter fließt. Die Lauter hat einen starken Fall, der von ihrem Ursprunge bei Gutenberg bis Kirchheim – eine Strecke von 4 Stunden – auf 680 P. F. sich beläuft. Besonders im Lenninger Thale macht ihr Bett vielfache Wendungen, auch theilt sie sich öfters in mehrere Arme, die sich nach einem kürzern oder längern Laufe wieder vereinigen. Eine solche Theilung findet namentlich zwischen Unter-Lenningen und Brucken statt; der sich bildende kleinere Arm, dessen Niveau sich über dem des Hauptarmes hält, führt den Namen: die kleine Lauter und vereinigt sich erst in Owen wieder mit dem Hauptarm.

Die Zuflüsse unterhalb der Vereinigung der Gutenberger und Schlattstaller Lauter sind folgende:

Von der linken Seite:

a) Der Weidenbach, auf der Markung von Ober-Lenningen entspringend und nach einem viertelstündigen Laufe bei diesem Dorfe ausmündend.

| b) Einige weitere unbedeutende Bächlein, welche auf den Markungen von Owen und Dettingen entspringen und gleichfalls nach ganz kurzem Laufe mit der Lauter sich vereinigen, worunter der Eichholzgraben.

c) Der Kegelsbach (auch Kächelens- und Geckeler-Bach genannt), welcher auf der Markung von Dettingen, ungefähr 1/2 Stunde westlich von diesem Dorfe, mit mehreren Quellen entspringt, etwa 3/4 Stunden in der Richtung gegen Nordost fließend der Lauter zwischen Dettingen und Kirchheim ziemlich nahe kommt, dann aber eine nordwestliche Richtung einschlägt und bei Öthlingen in die Lauter ausmündet. Sein Lauf beträgt im Ganzen etwa 13/4 Stunden.

Von der rechten Seite:

a) Der Dobelbach (Tobelbach) entspringt in der östlich von Ober-Lenningen gelegenen Gebirgsschlucht und mündet bei diesem Dorf in die Lauter.

b) Der Weppach kommt vom Sattelbogen her und fließt bei Brucken in die Lauter.

c) Ein paar kleine Bächlein, die auf der Markung von Owen der Lauter zufließen, worunter der Schulbach.

d) Die Lindach, welche bei Kirchheim mit der Lauter sich vereinigt, ist der wichtigste Zufluß derselben und wird nachher besonders aufgeführt werden.

e) Der Wagenhaldenbach, welcher auf der Markung von Kirchheim, etwa 3/4 Stunden nordöstlich von der Stadt, entspringt und nahe unterhalb derselben in die Lauter fließt. Eine kurze Strecke unterhalb seines Ursprungs vereinigt sich mit diesem Bache der in der Nähe des Schafhofes entspringende Westerbach.

4) Das Flüßchen Lindach (auch die Jesinger Lauter genannt), wie schon bemerkt, gleichfalls ein Zufluß der (Lenninger) Lauter, entspringt am Schlusse des Neidlinger Thales, in der sogenannten Pfanne, daher sie auch zunächst den Namen Pfannenbach erhält. Dieser Pfannenbach bildet den schon erwähnten Wasserfall des Neidlinger Thales und vereinigt sich gleich beim Austritt aus der Pfanne mit der aus einer ähnlichen Gebirgsschlucht entspringenden Röhrach. Die durch den Zusammenfluß dieser beiden Bäche gebildete Lindach verfolgt, durch das Neidlinger Thal sich hinziehend, bis zum Städtchen Weilheim eine vorherrschend nördliche Richtung, wendet sich von da gegen Nordwesten, | fließt durch das Dorf Jesingen und fällt in Kirchheim in die Lauter. Ihr Lauf beträgt etwa 4 Stunden und fällt ganz innerhalb der Grenzen des Oberamtsbezirks. Sie ist reich an Fischen. Ihr Wasser wird fleißig zur Wässerung der Wiesen benützt. Sie hat einen ziemlich starken Fall, und die vielen in seinem Bette liegenden Steinmassen verleihen dem Flüßchen das Ansehen eines wilden Waldbaches. Die Lindach erhält während ihres Laufes eine ziemliche Anzahl von Zuflüssen; und zwar fließen ihr zu:
Von der linken Seite:

a) Der Weilerbach (Zipfelbach), welcher in der Gegend zwischen Ochsenwang und Randeck am Abhange der Alp entspringt, durch Hepsisau fließt und nach einem einstündigen gegen Norden gerichteten Lauf in der Gegend des Limbergs die Lindach erreicht.

b) Der Federbach (in der Nähe seines Ursprungs der Teufelsbach genannt) entspringt in der Gegend von Hinterburg und ergießt sich nach einstündigem nördlichen Lauf unterhalb Weilheim in die Lindach.

c) Der Windbach bildet sich durch die Vereinigung von zwei in der Gegend zwischen Hinterburg und Bissingen entspringenden Bächlein (Ehnisbach und Sairbach). Sie vereinigen sich mit einander am Fuße des Egelsbergs. Der Windbach fließt von da in nordwestlicher Richtung dem sogleich zu erwähnenden Giesnaubache zu und vereinigt sich mit demselben kurze Zeit nach seinem Eintritt auf die Markung von Kirchheim. Der vielfach gekrümmte Lauf des Windbachs von den beiden Ursprüngen an bis zur Ausmündung in den Giesnaubach beträgt etwas über 11/2 Stunden.

6) Der Giesnaubach (in der Nähe seines Ursprungs auch Küenbach genannt) entspringt im Bissinger Thal am Fuße des Raubers, fließt in nördlicher Richtung durch die Dörfer Bissingen und Nabern, nimmt dann auf der Markung von Kirchheim den sogleich zu erwähnenden Jauchernbach auf und ergießt sich unmittelbar darauf, nur etwa 1/4 Stunde von Kirchheim, in die Lindach. Er durchläuft mit vielfachen Krümmungen eine Strecke von 21/2 Stunden.

e) Der Jauchernbach entspringt aus verschiedenen Quellen zu den Füßen der Teck und läuft in nördlicher Richtung, ziemlich parallel mit der Lauter und ihr ziemlich nahe, gegen 11/2 Stunden, bis er sich, wie so eben angegeben worden, mit dem Giesnaubache vereinigt.

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Von der rechten Seite:

a) Bei Neidlingen fließt in die Lindach ein Bach, welcher in dem östlich von diesem Dorfe sich hinziehenden Seitenthale mit mehreren Quellen entspringt.

b) Der Winterhaldenbach entspringt in der Gegend von Pfundhardt und fließt in vorherrschend westlicher Richtung durch eine Thalschlucht hinunter in das Neidlinger Thal, wo er sich nach einem Laufe von 1/2 Stunde bis 3/4 Stunden, dem Limberg gegenüber, mit der Lindach vereinigt.

c) Der Häringer Bach entspringt nahe beim Häringer Hof und fließt nach einem einstündigen Lauf in Weilheim in die Lindach. Ebendaselbst fließt ihr auch

d) Ein aus der Gegend von Herzogenau herkommender Bach zu.

e) Der Zeller Bach (Trübebach, Krippenbach) entspringt mit mehreren Quellen in der Nähe von Zell, fließt an Ohmden vorüber in vorherrschend westlicher Richtung bis auf die Markung von Kirchheim, und fällt hier unterhalb Jesingen und nur eine ganz kleine Strecke vor dem Eintritte des Giesnaubaches in die Lindach. Sein vielfach gewundener Lauf beträgt gegen 21/2 Stunden. Er führt den Abfluß sämmtlicher zwischen Weilheim, Zell und Jesingen entspringenden Quellen der Lindach zu. Von den Nebenbächen desselben sind insbesondere nahmhaft zu machen der Aichelberger Bach und der Trinkbach.

5) Der Bodenbach (Steinbach) entspringt nahe bei Wellingen, fließt durch Notzingen, und verläßt bald darauf, schon 3/4 Stunden von seinem Ursprung, den Kirchheimer Bezirk. Er setzt sodann seinen Lauf im Oberamt Eßlingen fort und erreicht bei Pfauhausen den Neckar.

Zunächst in die Fils und mittelst dieser in den Neckar fallen folgende Bäche:

6) Der Teufelsklingenbach (Eckwälder Bach, Deutlesbach, Hühnerbach) entspringt in der oben erwähnten Teufelsklinge, fließt in nördlicher Richtung an der Grenze des Oberamts hin, an Eckwälden vorbei, nimmt bald darauf einen kleinen in der Nähe von Eckwälden entspringenden Bach auf, wendet sich sodann gegen Pliensbach und verläßt eine kurze Strecke unterhalb dieses Ortes das Oberamt. Seinen weiteren Lauf setzt er unter verschiedenen Namen (Pliensbach, Albershäuser Bach, | Schelmenbach) durch das Oberamt Göppingen fort, wo er bei Uihingen in die Fils fällt. Sein Lauf von seinem Ursprung bis dahin, wo er bei Pliensbach die Grenzen des Kirchheimer Bezirks überschreitet, beträgt ungefähr 5/4 Stunden.

7) Bei Sulpach entspringt ein kleiner Bach, der schon nach einem viertelstündigen Laufe bei Ebersbach (Oberamts Göppingen) in die Fils fällt.

8) Der bei Weiler entspringende kleine Bach hat einen etwa 1/2 Stunde betragenden Lauf und fällt, eine kurze Strecke unterhalb seines Austrittes aus dem Kirchheimer Bezirk, im Oberamte Göppingen zwischen Ebersbach und Reichenbach in die Fils.

9) Der aus der Gegend von Schlierbach (Oberamts Göppingen) herkommende Schlierbach (auch Thalbach, Köhlerbach genannt) durchschneidet zwischen Roßwälden und Wellingen den Kirchheimer Bezirk, dem er nur auf einer Strecke von ungefähr 1/2 Stunde angehört. Bald nach seinem Austritt aus diesem Bezirke nimmt er den kleinen bei Roßwälden entspringenden Dammbach auf, fließt dann an Hochdorf vorbei und mündet unterhalb dieses Ortes in die Fils.


d. Stehende Gewässer.
Seen finden sich keine in dem Bezirk. In frühern Zeiten war derselbe mit einer ziemlichen Anzahl von Weihern versehen, die zusammen einen Flächenraum von 100 Morgen einnahmen. Vier solche Weiher befanden sich in der Nähe der Oberamtsstadt, einer bei Aichelberg, drei bei Nabern, einer bei Bissingen, je zwei bei Gutenberg und bei Schlattstall und einer bei Neidlingen. Die größten unter diesen Weihern waren die bei Nabern, deren einer gegen 37 Morgen einnahm; die bei Kirchheim gelegenen Weiher hatten zusammen einen Flächenraum von etwa 211/2 Morgen. Diese sämmtlichen Weiher sind nun theils ganz trocken gelegt und in fruchtbares Land verwandelt, theils wenigstens sehr reduzirt. Der bedeutendste Weiher ist gegenwärtig der | von Bissingen, welcher in älteren Urkunden unter dem Namen Küener See vorkommt. Er hat dermalen einen Flächenraum von 15/8 Morgen.


e. Flächenraum sämmtlicher Gewässer.

Der Flächenraum sämmtlicher Gewässer des Bezirks beträgt nach der im Jahr 1826 geschehenen Aufnahme 2483/8 Morgen.


7. Abdachung und Höhe.

Der Bezirk dacht sich in der Richtung von Südost nach Nordwest ab; dieß ist die Richtung, in welcher die fließenden Gewässer vorherrschend den Niederungen zufließen.

Hinsichtlich der Erhebung über die Meeresfläche zerfällt der Bezirk in vier Hauptpartien, nämlich in die der Alp angehörigen Partien nebst den Vorsprüngen und Vorbergen dieses Gebirges, in das vor ihr sich ausbreitende und vergleichungsweise mehr ebene Land, in die beiden in die Alp eingeschnittenen Thäler von Lenningen und Neidlingen, endlich in den die nördlichen Theile des Bezirkes durchstreichenden Höhenzug.

Die dem Alpplateau angehörige Partie hat im Mittel eine Höhe von etwa 2380 P. F., das tiefere Land eine Höhe zwischen 1300 und 850 P. F. Was das Lenninger Thal betrifft, so erhebt es sich bei seinem obern Ende in Gutenberg etwa 1700 P. F. über die Meeresfläche und senkt sich bis zu seiner Ausmündung bei Owen bis auf 1200 P. F. Analoge Verhältnisse bietet das Neidlinger Thal dar. Die Erhebung des die nördlichen Theile des Bezirkes durchstreichenden Höhenzugs dürfte im Mittel auf etwa 1000–1050 P. F. anzuschlagen seyn.

In Betreff des Kirchheimer Bezirkes besitzt man eine größere Anzahl von Höhenbestimmungen, als von irgend einem andern Bezirke des Landes. Die bis jetzt genauer bestimmten Höhenpunkte sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt: |
Würt. Fuß Pariser Fuß
über dem Mittel-Meere.
Aichelberg, Erdfläche nördl. am Häuschen, K. 1962      1730,4
Betzenjörglesfels, südwestl. von Unter-Lenningen, obere Erdfläche, W. 2343 2066
Bissingen, Erdfläche an der Kirche, K. 1448 1277
Bölle unter der Teck, östlich von Owen, Erdfläche am Signalstein, W. 1914 1688
Brand, Anhöhe westlich von Bissingen, Erdfläche am Signalstein, W. 2099,6 1851,7
Breitenstein, Br. 2875 2536
Brucken, Erdfläche am Rathhaus, W. 1430 1261
Brucken, Dachtraufe des Rathhaustürmchens, W. 1465 1292
Brucker Fels, Vorsprung der Alp, südwestlich von Brucken, Erdfl. am Signalstein, W. 2539 2240
Bühl, Anhöhe südöstlich von Brucken, Erdfläche am Signalstein, W. 1986 1751
Burgstall, Anhöhe nordwestlich von Owen, Erdfläche am Signalstein, W. 1499 1322
Dettingen, Erdfläche an der Kirche, K. 1223 1078
Egelsberg, bei Nabern, K. 1489 1313
Engelhof, westliche Erdfläche, W. 2619 2310
Gelber Fels, Erdfläche am Signalstein, W. 2688 2371
Hohenbohl (Beiberg), nordöstlich von Owen, Erdfläche am Signalstein, W. 2103 1855
Holzmaden, Erdfläche an der Kirche, K. 1206 1063
Jesingen, Kirchthurmsdachtraufe, K. 1219 1075
Kirchheim, Erdfläche am Rathhaus, K. 1076   949
Kirchheim, Erdfl. am Kirchthurmseingang, K. 1085   957
Kirchheim, Kirchthurmsdachtraufe, K. 1188 1047
Klein-Beiberg, nördlich vom Hohenbohl, Erdfläche am Signalstein, W. 1695 1495
Lämmlesfels, Vorsprung der Alp, östlich von Unter-Lenningen
     unfern des Engelhofes, W.
2531 2232
Limberg, Bergspitze, K. 2084 1838
Mittagsfels, Vorsprung der Alp an östlicher Wand des Lenninger
     Thales, zwischen Ober- und Unterlenningen,
     Erdfläche am Signalstein, W.
2439 2151
Nabern, Erdfläche an der Kirche, K. 1285 1133
Ober-Lenningen, Giebelspitze des Thurms, W. 1667 1470
Ober-Lenningen, Dachtraufe desselben, W. 1634 1441
Öthlingen, Erdfläche an der Kirche, K. 1002   883
Owen, Erdfläche am Hirsch, W. 1356 1196
Owen, Erdfläche am Kirchthurm, W. 1366 1205
Owen, Dachtraufe der Kuppel des Kirchthurms, W. 1462 1289
Owen, Kirchthurmknopf, W. 1502 1324
Owen, Erdfläche am Eingange des Rathhauses, W. 1398 1233
|
Owen, Niveau der Lauter, beim Einfluß des Schulbachs (eines
unbedeutenden der Lauter von Osten her zufließenden Bächleins), W.
1341 1183
Owen, Niveau der Lauter, ob dem Wehr, W. 1336 1178
Owen, Niveau der Lauter, beim Einfluß des Eichholzgrabens (eines
     Baches, der 1/8 Stunde unterhalb Owen von Westen her
     in die Lauter fällt), W.
1296 1143
Owen, Niveau der kleinen Lauter, unter der Brücke beim alten Amthaus, W. 1348 1189
Rauberhof, östl. Giebelspitze des Wohnhaus., W. 2763 2437
Rauberhof, westliche Erdfläche, W. 2735 2412
Rauberschlößchen, Ruine, höchste Spitze der nördlichen Mauer, W. 2600 2293
Schelmenwasen, Anhöhe westlich von Owen, Erdfläche am Signalstein, W. 1560 1376
Schopfloch, Kirchthurmknopf, W. 2721 2400
Sibyllenloch, , S. reduzirt 2598 2291[2]
Sulzburg, Erdfl. am Signalst. auf der Ruine, W. 1718 1515
Teck, Erdfläche am Signalstein, K. 2696 2378
Teck, höchste Mauerspitze, K. 2722 2400
Teck, neuerbauter Thurm, oberer Rand, W. 2716 2396
Teck, nordwestl. Mauerecke, höchste Spitze, W. 2697 2378
Unterfeld (Feld auf dem rechten Lauterufer, 1/4 Stunde unterhalb Owen), W. 1321 1165
Unter-Lenningen, Erdfläche am südlichen Kircheneingang, W. 1498 1321
Unter-Lenningen, Dachtraufe des Kirchthurms, W. 1564 1379
Unter-Lenningen, Kirchthurmknopf, W. 1592 1404
Weilheim, Niveau der Lindach unter der Brücke, K. 1318 1163
Weilheim, Erdfläche an der Kirche, K. 1339 1181
Weilheim, Kirchthurmknopf, K. 1498 1321
Wielandstein, höchste Felsenspitze, W. 2335 2059
Zell, Erdfläche an der Kirche, K. 1334 1176

Anm. Sämmtliche voranstehende Höhenbestimmungen sind, mit einer einzigen Ausnahme, trigonometrische; die mit Br. bezeichneten rühren von dem Trigonometer Brigel, die mit K. bezeichneten von dem Trigonometer Kohler, und die mit W. bezeichneten von dem Geometer Wall her. Die mit S. bezeichnete Höhenbestimmung ist eine barometrische vom verstorbenen Prof. Schübler; sie ist jedoch um 13 Par. Fuß herabgesetzt, weil die Meereshöhe von Tübingen, wo die korrespondirenden Barometerbeobachtungen angestellt wurden, durch trigonometrische Messungen um so viel sich gegen die ihm von Schübler nach barometrischen Messungen gegebene Höhe verminderte. – Eine ziemliche Anzahl früherer das Oberamt Kirchheim betreffender barometrischer Höhenbestimmungen, welche jedoch weniger zuverläßig sind, findet sich zusammengestellt in Memminger’s würt. Jahrb. u. s. w., Jahrg. 1832. S. 276 ff.


| Der höchste Punkt im Bezirk ist der Breitenstein, welcher nach Brigels trigonometrischer Bestimmung 2536 P. F. über die Meeresfläche sich erhebt. Als der niedrigste Punkt ist wohl das Niveau der Lauter bei ihrem Austritt aus dem Bezirke zu betrachten; seine Höhe beläuft sich auf etwa 850 P. F.

Eine Hauptwasserscheide zieht nicht durch den Bezirk; er gehört, wie schon bemerkt wurde, nach allen seinen Theilen dem Rheingebiet, zunächst dem Neckargebiet, an.


8. Naturschönheiten.
Unstreitig gehört der Oberamtsbezirk Kirchheim zu den reizendsten Gegenden des Landes. Durch den Abhang der Alp und deren vielfache Vorsprünge und Einschnitte, durch die vor diesem Gebirge gleich Vorposten zerstreuten Berge und Hügel ist der Landschaft eine reiche Mannichfaltigkeit verliehen, deren Reize noch durch die Verschiedenartigkeit der Vegetation, durch den Wechsel frischer Wiesen, fruchtbarer Getreidefelder, kräftiger Laubholzwälder und lieblicher Rebgelände wesentlich erhöht wird. Unter den einzelnen Partien des Bezirks zeichnen sich vor Allem das Lenninger- und das Neidlinger-Thal aus, von denen insbesondere das erstere seiner Schönheit wegen allgemein bekannt ist. Außerdem ist auch die Gegend von Zell, Ohmden und Holzmaden besonders hervorzuheben. Bloß der kleine Theil des Bezirkes, welcher zum Plateau der schwäbischen Alp gehört, entbehrt so ziemlich aller landschaftlichen Reize; um so größere Genüsse aber bieten sich dem Freunde der Natur dar, wenn er an den Rand jenes Plateaus tritt, oder auf den Vorsprüngen des Gebirgs sich umsieht, wo meistentheils die herrlichsten Aussichten vor seinem Blicke sich entfallen. Eine ausgezeichnete Aussicht gewährt vorzüglich die Teck; man übersieht von ihr aus einen großen Theil des nordwestlichen Abhanges der Alp, an welchem namentlich die Gruppe des Hohenstaufens, des Rechbergs und des Stuifens sehr malerisch hervortritt, zugleich die Berge um Eßlingen, Schorndorf, | Welzheim und Backnang, während zu den Füßen des Beschauers das liebliche Lenninger Thal sich ausbreitet. Kaum minder anziehend ist die Fernsicht auf dem Aichelberg, wo man bei siebenzig Ortschaften überblickt und das Auge bis zum Schwarzwalde, selbst bis zum Odenwalde, dringt. Auch der Wielandstein, der Brucker Fels, der Breitenstein, der Heimenstein, der Limberg, die Sulzburg u. m. a. sind Punkte, die ihrer Aussicht wegen genannt zu werden verdienen. Eine genauere Schilderung der Naturschönheiten des Bezirkes findet sich in dem verdienstlichen Werke Gustav Schwabs: die Neckarseite der schwäbischen Alp u. s. w. Stuttgart 1823.


9. Boden.
Der Boden ist in den meisten Theilen des Bezirks ein kalkhaltiger Thonboden, welcher in den niedriger gelegenen Gegenden reichlich Humus enthält. Die Güte des Bodens steigt mit der größern Entfernung vom Gebirge. In der Nähe des letztern geht die Ackerkrume häufig nicht über einige Fuß in die Tiefe, wo sodann Gerölle, Thonmergel, Lehm- und Schieferlager folgen. Auf dem Plateau der Alp ist der Boden meist nur ganz leicht aufgetragen, mehr oder weniger steinig, und an manchen Stellen steht die felsige Unterlage desselben zu Tage. Besondere Erwähnung verdient das auf diesem Plateau sich ausbreitende Torfmoor, das einen Flächenraum von beiläufig 80 Morgen einnimmt. Dieses Torflager suchten schon vor langer Zeit der Landbaumeister Schickard und um die Mitte des vorigen Jahrhunderts der Leibarzt Dr. Gesner nutzbar zu machen. In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts lenkte der Kaufmann Glöckler in Kirchheim von Neuem die Aufmerksamkeit auf dasselbe und begann es auszubeuten; allein es war kein Gedeihen in dem Betriebe der Grube, so daß das Stechen des Torfes wieder eine Unterbrechung erlitt. Erst seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts (1797), wo der Torfmoor in den Besitz des Kirchenraths überging, wird regelmäßig Torf gestochen. Es ist ein etwas leichter Moostorf, | der übrigens das Angenehme hat, daß er leicht anzuzünden ist und wenig Geruch verbreitet. In den mittleren Schichten ist er am besten. Wo das Lager am mächtigsten ist, hat es eine Tiefe von 12 bis 14 Fuß. Es lassen sich an dem Torfe die zu seiner Bildung beitragenden Pflanzen, da sie nur wenig umgewandelt sind, noch erkennen. Den überwiegenden Bestandtheil bildet das gewöhnliche Sumpfmoos (Eriophorum palustre). Dieses, so wie die meisten übrigen den Torfmooren eigenen Pflanzen, vegetirt oben noch fort, während schon der untere Theil durch das Gewicht der obern Schichten zusammengepreßt und verändert ist. Außer diesem Moos liefern Bestandtheile des Torfes: die gewöhnliche Heide, die Birke, die Erle, das Sumpfgras (Eriophorum polystachium), die Andromeda polifolia, die Drosera rotundifolia, die Salix incubacea und andere Weidenarten, der Wachholderstrauch, das Vaccinium Oxycoccos und uliginosum u. s. w. Unter dem Torflager breitet sich, seine Existenz bedingend, ein mächtiges Thonlager aus. Gegenwärtig werden jährlich in der dem Staate zugehörigen Torfgrube 1 bis 11/2 Millionen Stücke Torf (14 Zoll lang, 6 breit und 3 dick) gestochen; und in den dreiunddreißig Jahren von 1807 bis 1840 sind im Ganzen gestochen worden 30.216.600 Stücke. Außerdem liefert eine Privattorfgrube bei Ochsenwang jährlich noch 6 bis 800.000 St. Das Nähere s. unten.


10. Klimatische Verhältnisse.
Hinsichtlich der klimatischen Verhältnisse findet eine große Verschiedenheit zwischen den verschiedenen Partien des Bezirkes statt. Das rauheste Klima besitzen die Alporte, das mildeste die Umgebung der Oberamtsstadt. Als die mittlere Temperatur des Bezirkes dürften sich 6° bis 6,5° R. betrachten lassen; die der Oberamtsstadt beträgt nach mehrjährigen Beobachtungen etwas über 7°, und die der würtembergischen Alp, welche auch für die dem Kirchheimer Bezirke angehörige Partie nahezu gelten dürfte, hat Schübler zu | 5,42° berechnet.[3] Die höchsten Weinberge des Bezirks (am Abhange der Teck) erreichen eine Höhe von 1600 P. F. (Im nördlichsten Theile des Landes erhebt sich der Weinbau nur bis zu einer Höhe von 1080 P. F., im südlichsten Theile aber bis gegen 1750 P. F.) Der Winter dauert am kürzesten in und um Kirchheim, am längsten auf der Alp. Schübler berechnete die Dauer des Winters auf der Alp auf 106 Tage, in Stuttgart auf 84 Tage. Strenge Winter sollen übrigens nach den im Kirchheimer Bezirk gemachten Beobachtungen auf der Hochebene gelinder seyn, als in den Thälern am Fuße der Alp, und hier wiederum gelinder als in der Kirchheimer Thalebene; dieß dürfte indessen nur in sofern Gültigkeit haben, als öfters die Temperatur an einzelnen Tagen in der Tiefe auf einen niedrigern Stand herunter kommt, als auf der Hochebene, ohne daß deßhalb die mittlere Temperatur des Winters hier geringer wäre als dort[4]. Die täglichen Schwankungen der Temperatur sind, wie sich dieß auch aus Schüblers Untersuchungen ergiebt, im Frühjahr und Herbst auf dem Alpplateau größer, im Sommer aber kleiner als in der Tiefe. In Kirchheim beträgt die tägliche Veränderung der Temperatur im Mittel 6°, hin und wieder aber, namentlich im Frühling und gegen den Herbst hin, mag solche auf 14 bis 15° R. sich belaufen. In ersterer Jahrszeit bringen nicht selten Fröste der Vegetation Schaden, besonders den Weinreben und Obstbäumen. Die Luft ist in den tiefern Partien des Bezirkes vorherrschend trocken und meistentheils bewegt, weßhalb die Schwüle des heißen Sommers im Vergleiche zu andern Orten, wo die Luft mehr stagnirt, sehr gemildert erscheint. Starke Luftströmungen von Ost und Südost durchstreichen häufig die Thalebene und nehmen, wie auch die Westwinde, oft einen sehr verheerenden Charakter an. Der Anfang wie der Schluß des Winters ist meistentheils von Stürmen aus Südwest | begleitet. Der Winter bringt in der Regel sowohl auf der Alp als in der Tiefe ziemlich viel Schnee; dort fällt zwar häufiger Regen und Schnee als hier, ohne daß jedoch in der Totalquantität der wässerigen Niederschläge aus der Atmosphäre ein bedeutender Unterschied stattfände. Kommt hiernach auch das dem nordwestlichen Abhange der Alp zunächst gelegene tiefere Land hinsichtlich der Regenverhältnisse mit der Hochebene des Gebirges überein, so ist doch zu bemerken, daß zwischen der Alp und etwas entlegenern tiefern Gegenden in dieser Beziehung eine nicht unbedeutende Differenz stattfindet. Nach Schübler wenigstens beträgt die jährliche Regenmenge auf der schwäbischen Alp 35,5 P. Zolle, in Stuttgart aber nur 23,9 P. Zoll.[5] Gewitter mit Hagel sind in dem Kirchheimer Bezirk nicht gewöhnlich und nehmen in der Regel einen schnellen Verlauf. Am meisten leiden durch Hagelschlag die Alporte. Die Ernte tritt in den tiefer gelegenen Theilen des Bezirks gewöhnlich um etwa acht Tage später ein als im Unterland, dagegen um vierzehn Tage, wohl auch drei Wochen früher, als auf der Hochebene der Alp.


11. Gebirgsarten, Versteinerungen und Mineralien.

Die Hauptgebirgsarten des Bezirkes sind der Jurakalk und die Liasformation.

Der Jurakalk konstituirt die Gebirgsmasse der Alp; er ist meist weißlich grau, doch kommt er auch in dunkleren Färbungen vor. Er verwittert leicht, wozu seine starke Zerklüftung und eine bedeutendere Beimengung von Thon viel beitragen. Dieser Umstand veranlaßte in dem Bezirke von Kirchheim verschiedene Bergstürze, wie sie sich namentlich an den oberhalb Weilheim in der Richtung gegen Gruibingen hin befindlichen Abhängen der Alp zeigen, deren Oberflächen | in beständiger Verwitterung begriffen sind. Der Jurakalk wird im Bezirke sowohl zum Hoch- als zum Straßen-Bau verwendet, theilweise auch zum Kalkbrennen (s. unten). Bemerkenswerth sind die im Jurakalk vorkommenden mächtigen Massen von Marmor aller Farben; man trifft ihn namentlich auf den Markungen von Aichelberg, Bissingen und Ochsenwang; indessen wird nur wenig Gebrauch davon gemacht, obwohl er sich zu Fußgestellen von Bildhauerarbeiten, zu Tischplatten u. dgl. sehr gut eignet und eine schöne Politur annimmt.

Die Formation des Eisenrogensteins (Inferior Oolithe), die sich dem ganzen nordwestlichen Abhange der Alp entlang gleich einem Saume hinzieht, tritt auch im Kirchheimer Bezirk an manchen Stellen zu Tage.

Der den größten Theil des Bezirkes einnehmenden Liasformation gehören nicht allein das Lenninger und das Neidlinger Thal und die vor der Alp sich ausbreitende Thalebene, sondern auch der den Norden des Bezirkes durchstreichende Höhenzug an. Sie tritt sowohl in der Form des Liaskalks und Liassandsteins, als auch in der Form des Liasschiefers im Bezirke auf. Der Liassandstein wird namentlich in Eckwälden, Neidlingen, Weilheim und Weiler gebrochen, der Liaskalk in Öthlingen und Wellingen. In Holzmaden, Ohmden, Zell und Pliensbach sind bedeutende Steinbrüche im Liasschiefer angelegt. Man nennt diese Platten Fleinsplatten. In frühern Zeiten bediente man sich des fraglichen Schiefers zur Dachbedeckung; wenigstens bemerkt Bauhin (a. a. O. S. 15) von Zell: Domos tegit lapis scissilis (cujus fodinae ad balneum – Boll – venienti mihi observatae), varias limacum figuras et ex iis aliquas nitella cupri fulgentes pyritenque exhibens. (Über die gegenwärtige Verwendung dieses Schiefers s. unten.) Jene Schiefergruben sind zugleich reiche Fundgruben von Versteinerungen. Erwähnung mag es hier verdienen, daß nach einer mündlichen Überlieferung einst auf dem Felde von Pliensbach ein lang andauernder Erdbrand (in dem Liasschiefer) stattgehabt haben soll; ohne Zweifel ist dieß | derselbe Erdbrand, welcher einer geschriebenen Chronik zufolge in der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts in der Umgegend von Boll mehrere Jahre anhielt[6] und von dem das an manchen Stellen offenbar durch die Einwirkung großer Hitze veränderte Gestein noch heute Zeugniß gibt.

Nur auf einer sehr kleinen Strecke des Bezirkes, in dem Thälchen des Schlierbachs, tritt die Keuperformation zu Tage. Als weitere untergeordnete Gebirgsbildungen sind noch zu erwähnen der Kalktuff und der Basalttuff.

Der Kalktuff findet sich besonders im obern Theile des Lenninger Thales; er erfüllt an verschiedenen Stellen die Thalsohle und die Schluchten des Gebirges in weiter Ausdehnung und großer Mächtigkeit. Er gibt, obgleich beim Brechen weich, da er an der Luft bald erhärtet, doch einen guten Baustein ab, und die Bewohner von Ober- und Unter-Lenningen verdanken ihm einen nicht unbedeutenden Erwerbszweig. Im Ganzen können jährlich in ungefähr zwanzig Gruben 10 bis 15.000 Quader von 1 Kubikfuß im Durchschnitt gebrochen werden. Auch in Neidlingen findet sich ein Tuffsteinbruch.

Was das vulkanische Gebilde des Basalttuffs anlangt, so tritt dasselbe an verschiedenen Stellen des Bezirks zu Tage. Namentlich findet sich am mittlern Abhange der Gutenberger Steige im Jurakalk eine sehr mächtige Ablagerung eines dichten schwarzen Basaltkonglomerats, über welche die Straße auf einer Strecke von beinahe hundert Fuß Länge hinzieht; der benachbarte Jurakalk zeichnet sich an mehreren Stellen durch hochrothe Färbung aus. Nur 1/4 Stunde von dieser Kalktuffablagerung entfernt stehen aus dem Jurakalke mehrere Felsen von grauen Basaltkonglomeraten hervor, welche als Bau- und Werk-Steine benützt werden. In der Tiefe des Gutenberger Thales, nahe beim Dorf, erheben sich an der Landstraße, einige hundert Schritt von der vorigen Stelle, westlich am Abhang steile | Felsen von einem ähnlichen harten, grauen Basaltkonglomerat bis 124 P. F. über die Landstraße. Sodann finden sich an der Raubersteige unweit Brucken in dem kesselförmigen Ende des Thälchens, aus welchem der Rauberbrunnen entspringt, in einer Ausdehnung von 4 bis 500 Fuß sehr mächtige Ablagerungen eines schwärzlich braunen und grauen Basalttuffs. Eben so stoßt man an der Hepsisauer Steige im Jurakalk auf ein sehr vestes Basaltkonglomerat. Auch am Limberg, Egelsberg, Aichelberg und an verschiedenen andern Punkten finden sich dergleichen vulkanische Gebilde.

Kiesgruben (Ablagerungen von Kalkgerölle) finden sich fast in allen tiefer gelegenen Theilen des Bezirkes zerstreut. Auch Lehmgruben sind manche vorhanden, namentlich bei Kirchheim, Owen, Ober-Lenningen, Bissingen und Weilheim.

Was die Torfgruben betrifft, so ist auf das schon oben Mitgetheilte zu verweisen.

Von den im Obigen aufgeführten Gebirgsarten enthalten der Jurakalk, die Liasformation und der Kalktuff einen großen Reichthum an Versteinerungen. In dem Kalktuff von Ober-Lenningen finden sich neben einer beträchtlichen Menge von Heliciten und Limnäen besonders viele Pflanzenreste, namentlich Blätterabdrücke. Die vielen Versteinerungen, die im Jurakalk und im Lias vorkommen, alle hier aufzuzählen, würde zu weit führen; es mag genügen, auf die merkwürdigern Vorkommnisse in der letztern Formation aufmerksam zu machen. Wie schon bemerkt, finden sich vorzüglich in den Schiefergruben von Holzmaden, Ohmden und Zell reiche Schätze von Versteinerungen, welche die dortigen Steinbrecher sehr zu ihrem Vortheil auszubeuten verstehen. Von Fischen sind hervorzuheben: Lepidotes Gigas und frondosus, Tetragonolepis heteroderma und pholidotus, Ptycholepis bollensis, Semionotus leptocephalus; von Reptilien: Ichthyosaurus communis, platyodon und tenuirostris, Macrospondylus bollensis, von Mollusken: Ammonites serpentinus, elegans, amaltheus und Birchii, Belemnites tripartitus und paxillosus, Nucula inflata, | Posidonia Bronnii, Pecten aequivalvis und papyraceus; von Radiarien: Pentacrinites Priareus und subangularis.

Was die im Kirchheimer Bezirke vorkommenden Mineralien betrifft, so sind nahmhaft zu machen: Olivin (in dem Basalt an der Hepsisauer und Rauber Steige als Körner eingesprengt), Augit (ebendaselbst, übrigens selten), Feuerstein (in Kugeln, bei Schopfloch und Ochsenwang), Kreide (im Jurakalk bei Schopfloch), Kalkspath (in Drusen krystallisirt, an manchen Stellen der Alp), der schon oben erwähnte Marmor in den verschiedensten Varietäten (außer den bereits genannten Fundorten auch bei Ober-Lenningen, an der Teck, bei Hepsisau und Kirchheim vorkommend), Pechkohle (bei Holzmaden), Schwefelkies (bei Zell, Holzmaden, Kirchheim, beim Lauterursprung), Bohnerz (auf dem Alpplateau).


Pflanzen- und Thier-Reich.
Die Flora der tieferen Theile des Bezirkes hat kaum etwas Ausgezeichnetes, sie kommt vielmehr im Wesentlichen ziemlich mit der des württembergischen Unterlandes überein. Was sie Eigenthümliches hat, verdankt sie dem Hereinragen des Alpgebirges in den Bereich des Bezirkes und dem auf der Höhe des diesseitigen Alpgebietes sich vorfindenden Torfmoor. Von anderwärts selteneren Pflanzen, welche auf letzterem oder in seiner Nähe sich finden, sind zu nennen: Eriophorum vaginatum, Thysselinum palustre, Drosera rotundifolia, Vaccinium uliginosum (Sumpfbeeren), Vacc. Vitis idaea (Preisselbeeren) und Vaccinium Oxycoccos (Moosbeeren), Andromeda polifolia, Comarum palustre, Herminium Monorchis, Carex dioica, paradoxa und filiformis, Salix repens; von sonstigen auf den Höhen der Alp, meistentheils auf der Teck und dem Rauber, vorkommenden Pflanzen: Iris sambucina, Lithospermum purpureocoeruleum, Gentiana lutea, Pulmonaria angustifolia, Cotoneaster vulgaris (Steinapfel), Rosa spinosissima, Thalictrum flavum und aquilegifolium, Digitalis lutea, Orobanche minor, Lunaria rediviva, Alyssum montanum, Coronilla montana, | Tussilago alba, Orchis pyramidalis, Nigritella globosa und Taxus baccata (Eibenbaum). Als seltenere Erscheinungen in den Thälern der Alp verdienen Erwähnung die Orobanche coerulea (bei Gutenberg) und die Dentaria bulbifera (bei Neidlingen). Endlich mag auch das Vorkommen des Scirpus maritimus (Meerbinse) und der Hemerocallis flava (in Schüblers und Martens Flora von Württemberg nicht aufgeführt) bei Kirchheim Bemerkung verdienen. Unter den kryptogamischen Gewächsen, welche im Bezirke vorkommen, sind hervorzuheben: Polytrichum gracile und juniperifolium, Sphagnum obtusifolium, Funaria hygrometrica und Dicranum purpureum, die sämmtlich auf dem Schopflocher Torfmoor gefunden werden; an sonstigen Orten begegnet man noch dem Asplenium ruta muraria (Mauerraute), Aspidium Filix mas (das offizinelle – männliche – Farrnkraut) und der Morchella esculenta (die Morchel).[7]

Von Arzneipflanzen finden sich zwar, wie schon aus dem Obigen erhellt, verschiedene in dem Kirchheimer Bezirke, doch keines in solcher Menge, daß auch nur der örtliche Bedarf dadurch gedeckt würde.

Die gegen fünfzehn Hunderttheile des Flächenraumes des Bezirkes einnehmenden Waldungen bestehen durchaus aus Laubholz, und zwar vorzugsweise Buchen (Fagus sylvatica) und Birken (Betula alba und pubescens), sodann Hagebuchen (Carpinus Betulus), Eichen (Quercus Robur), Haselsträuchern (Corylus Avellana), Erlen (Alnus glutinosa), Eschen (Fraxinus excelsior), Linden (Tilia grandifolia und parvifolia), Ahornbäumen (Acer platanoides), Masholder (Acer campestre) und Ulmen (Ulmis campestris). In dem Kirchheimer Stadtwald finden sich auch zahme Kastanien (Castanea vesca), wollen aber nicht recht gedeihen.

Bemerkungen über die Fauna des Bezirkes müssen hier unterbleiben, da es an genaueren Forschungen über diesen Punkt fehlt, durch welche übrigens wohl schwerlich besondere Eigenthümlichkeiten erhoben werden dürften.




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  1. Zu unterscheiden von dem sogenannten breiten Stein, einem mächtigen in der unten zu erwähnenden Teufelsklinge sich findenden Felsblock.
  2. Die abweichende Angabe in v. Memmingers Beschr. v. Württemb. 3te Aufl. S. 835 beruht auf einem Irrthum.
  3. Untersuchungen über die Temperaturverhältnisse der schwäbischen Alp. Inauguraldissertation von W. Fr. Kern, unter dem Präsid. von Schübler. Tübingen. 1831.
  4. Vergl. Schübler a. a. O. S. 16.
  5. Untersuchungen über die Regenverhältnisse der schwäbischen Alp und des Schwarzwaldes. Inauguraldissertation von A. Hartmann, unter dem Präsid. von Schübler. Tübingen, 1832.
  6. Vergl. württ. Jahrb. Jahrg. 1840. S. 225. (Pliensbach ist nur eine kleine halbe Stunde vom Bade Boll entfernt.)
  7. Über das Vorkommen des Waus s. unten bei Bissingen.