« Kapitel B 11 Beschreibung des Oberamts Gaildorf Kapitel B 13 »
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Mittel-Fischach.


Gemeinde III. Kl. mit 914 Einw. a. Mittel-Fischach, Pfd. 315 Einw., wor. 1 Kath. b. Engelhofen, W. 245 Einw., wor. 23 Kath. c. Rothhof, H. 2 Einw. d. Unter-Fischach, W. 296 Einw. e. Weiler, W. 56 Einw. – Evang. Pfarrei; die Kath. in Parz. a. u. b. sind nach Bühlerthann eingepfarrt.


Der Bezirk dieser Gemeinde, nördlich an das Oberamt Hall und östlich an das Oberamt Ellwangen grenzend, gehört der untern Hälfte des Fischach-Thales mit seinen beiderseitigen Bergabhängen an. – Das bei dem Einkorn auf der Haller Oberamts-Grenze beginnende Fischachthal, welches nur allmälig einige Breite gewinnt, ist zur rechten Seite von den gegen den Kocher sich hinziehenden Limpurger Bergen, von denen einige Ausläufer in südöstlicher Richtung ausgehen, begrenzt, von welchen der östlichste die Wasserscheide zwischen der Fischach und der Bühler bildet, und bei Bühlerthann gegen die Ellwanger Berge verläuft. Parallel mit demselben gehen einige kürzere Ausläufer, die hügelförmig in das Fischachthal sich verlieren. Die linkseitigen bewaldeten Abhänge dieses Thales gehören hauptsächlich nur zu demjenigen Theile hierher, welcher mit Ober-Sontheim zusammenhängt. Die zuerst in südöstlicher, dann in östlicher Richtung fließende und auf der Grenze des Oberamts Ellwangen in die Bühler sich ergießende Fischach nimmt mehrere, meist unbedeutende Bäche, die ziemlich flache Mulden bilden, in ihren tiefer liegenden Thalgrund auf; namentlich die dem Gemeindebezirk Ober-Fischach angehörigen Benzenbach, Brühlbach, Lustbach, Robach und Rambach, und die unserer Gemeinde angehörigen Bühlbach, Breitenbach, Weilerbach und Schaufelbach, welche sämmtlich rechts einmünden. Von der linken Seite mündet bei Unter-Fischach der Sauerbrunnen ein: ein ehemaliger Gesundbrunnen, der Stahl- und Schwefel-Theile enthalten soll, früher alljährlich gereinigt wurde, seit vielen Jahren aber mit wildem Wasser angefüllt ist. Die Höhen sind bewaldet, die Abhänge angebaut, in der Thalmulde Wiesen. Der Boden ist schwer, im obern Thale von kaum mittlerer, im untern von etwas besserer Ertragsfähigkeit; in der Höhe mehr Keuper, in der Tiefe meist Mergel (Leberkies). Er geht nicht tief und ist schwierig zu bauen. Die Thalgründe sind theilweise sumpfig. Die Luft ist feucht und neblig; die Abende, Nächte und Morgen sind Sommers kühl und Frühlingsfröste nicht selten. Die Erntezeit ist um etwa 14 Tage später als im Kocherthal, und empfindlichere Pflanzen gedeihen nicht. Hagelschlag ist sehr selten; der Einkorn gilt als eine Wetterscheide. An einigen Stellen findet sich Töpfererde. Sämmtliche Orte sind sehr reichlich mit Wasser und zur Genüge mit Brunnen versehen; das in | Mittel-Fischach ist seiner kalkigen Bestandtheile wegen weniger gut. Durch Mittel-Fischach geht die Landstraße von Gaildorf nach Crailsheim, mit der in Mittel-Fischach die durch das obere Fischach-Thal sich ziehende Vicinalstraße nach Geifertshofen sich verbindet. Die Einwohner sind kräftig und gesund, aufgeweckt und lebensfroh, gutartig und friedfertig, wohl thätig und gastfreundlich. In ihrer Lebensweise (ob. S. 36 u. f.) spricht sich ihre nach Verhältniß erfreuliche Wohlhabenheit aus. Die Bevölkerungszunahme ist mäßig, namentlich hat Mittel-Fischach die wenigsten Geburten, s. S. 33. Ganz Arme gibt es wenige. Die Landwirthschaft ist auf mittlerer Stufe; doch haben größere Güterbesitzer zweckmäßige Bauarten angenommen. Der größere Theil der Äcker liegt an Abhängen. Die Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau und Holzhandel, bei den Wohlhabenderen auch in Viehzucht; die Ärmeren verdienen viel durch Holzmachen. Von Gewerben sind nur die gewöhnlichsten Handwerker vorhanden.

Die Markung der ganzen Gemeinde, abgetheilt zwischen den Orten Mittel-Fischach, Engelhofen mit Rothhof, Unter-Fischach und Weiler, umfaßt 54292/8 M., worunter 17056/8 M. Wald und 3831/2 M. Weiden und Öden, so daß 3,5 M. Baufeldes auf den Kopf bleiben. Die Culturverhältnisse kommen mit jenen von Ober-Fischach überein; deßgleichen der Stand der Rindviehzucht. Es wird auch etwas Pferdezucht, deßgleichen Rindviehmastung und Gänsezucht betrieben. Von den Acker-Erzeugnissen kann Brodfrucht nach Außen verkauft werden.

Der Gemeindebezirk gehört dem Forstamte Comburg an. Das Gemeindevermögen genügt mehr als in mehreren anderen Gemeinden; auch haben die ordentlichen Einnahmen der Stiftungspflege bis jüngst den Zwecken entsprochen. Die ganze Gemeinde ist nach Mittel-Fischach schulpflichtig. Die Zehenten gehörten in Rothhof dem Staat; der große Zehenten in Engelhofen der Standesherrschaft Limpurg-Gaildorf; die kleinen Zehenten in Mittel-Fischach und Engelhofen der Pfarrei Mittel-Fischach; die übrigen Zehentrechte der Standesherrschaft Limpurg-Michelbach.

Bis 1806 gehörten Rothhof zur Herrschaft Limpurg-Gaildorf-Wurmbrand, Landamts Gaildorf; ein Theil von Engelhofen zur Herrschaft Limpurg-Sontheim-Gaildorf, Pückler’schen Landamts Gaildorf; der andere Cornburgische Theil kam 1805 an den Fürsten Löwenstein zu Michelbach; die übrigen Orte zur Herrschaft Limpurg-Sontheim-Ober-Sontheim, Amts Ober-Sontheim, ausschließlich eines Antheiles von Unter-Fischach, der 1808 vom Oberamte Vellberg dem Oberamte Gaildorf zugetheilt wurde. Von den einzelnen Orten kommt noch Folgendes zu erwähnen:

| a) Das evang. Pfarrdorf Mittel-Fischach, früher St. Johannsen Vischach, liegt an der Fischach, an der Landstraße von Gaildorf nach Crailsheim, welche hier von der zuvor erwähnten Fischachthal-Straße gekreuzt wird, 2 St. nordöstlich von Gaildorf. Im nördlichen Theile des sehr freundlichen Dörfchens steht die Kirche zu St. Johann dem Täufer; ein sehr altes, geringes und nicht geräumiges Gebäude, über dessen einem Fenster eingehauen: 15 F. H. Z. L. 95 (wahrscheinlich Friedrich Herr zu Limpurg). Von den 3 Glocken sind zwei alt; die mittlere hat in Majuskeln die Umschrift: „Ave Maria gracia plena †“; die kleinere in neugothischen Minuskeln: „hilf uns Got vnd Maria zu aller Stund.“ Die Baulast liegt dem Heiligen ob, der auch das in der Mitte des Dorfes stehende Pfarrhaus zu erhalten hat. Im Schulhaus ist auch das Rathslokal eingerichtet. Das Kirchen-Patronat steht von Ober-Sontheim her der Standesherrschaft Limpurg-Michelbach zu. Der Schulfonds ist 22 fl. 41 kr. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Ortes. Das Fischachthal gehörte größtentheils zu den Stiftungsgütern des 1089 von den Grafen von Comburg gegründeten Klosters Comburg, da wir diese frühe schon hier begütert finden. Mit der „villa Viscaha“, welche sie 1090 dem Kloster schenkten, ist eines der drei Dörfer Fischach gemeint; deßgleichen mit dem „predium suum Viscaha“, das 1095 Heinrich von Mulfingen nebst Bennenhouen demselben Kloster übergibt (W. Urk.-Buch I, 397). In Mittel-Fischach treffen wir nachmals unter Hohenlohescher Lehenshoheit Haller Bürger begütert. Kraft von Enslingen verkauft 1334 ein später vom Heiligen zu Bühlerzell erworbenes Gut; Kraft von Hohenlohe eignet 1369 der Burg-Caplanei zu Bielrieth vier Güter, die mit Bielrieth an die Stadt Hall und 1486 an den dortigen Hospital gelangten; Seiz Egen vermacht 1371 ein Gut zu „Sant-Johanns-Vischach“ an die Catharinenkirche zu Hall. Conrad von Rechberg zu Heuchlingen und seine Hausfrau Ytta stiften 1398 zu einer Seelmesse in die Kirche zu Bühlerzell ein Gut. Nicht lange zuvor erst treten die Schenken von Limpurg auf, die 1376 von Kraft von Sontheim einen Hof, den sie 1398 an die Frühmesse zu Unter-Limpurg stiften, und 1379 von demselben 2 Huben kaufen; sie erwerben 1480 von Götz von Bachenstein ein Gut mit Vogtei und Gericht, und 1481 ein freies Gut; 1541 von der Stadt Hall 5 und 1562 2 Güter; 1563 von Conrad von Vellberg 2 Güter, nachdem er eines vom Lehensverband mit Hohenlohe befreit; 1578 tauschen sie von Ellwangen 2 Güter ein, und kaufen 1593 von den Vellberg’schen Allodial-Erben 1 Hof hier und 1 Hof in Ober-Fischach. Die hiesige Pfarrei kaufte 1482 von einem Bauern ein freies Gut. So kam es, daß Limpurg 1741 alle Hoheit und Obrigkeit besaß über 35 Unterthanen in 30 Wohnhäusern, nämlich 8 Hofbesitzer, 18 | Söldner und 9 Häusler. Acht dieser Güter waren Heiligenpflegen und Frühmessen lehenbar. (Prescher’s Angabe (II, 308), daß noch 1782 Comburg 3 Güter gehörten, muß auf einer Verwechslung mit Unter-Fischach beruhen.)

Die Pfarrei wird bereits 1319 genannt, s. Engelhofen. Das Patronat trat Graf Albrecht von Hohenlohe 1482 gegen die Pfarrei Münster bei Creglingen an Limpurg ab, und kam 1775 an den jetzigen Inhaber.

Den großen Zehenten zu Unter-Fischach und Weiler, 2/3 am alten und 1/3 am Novalzehenten zu Mittel-Fischach, Engelhofen und Ober-Sontheim und 3/4 am kleinen Zehenten zu Ober-Sontheim, Mittel- und Unter-Fischach, und Engelhofen kaufte Limpurg 1599 um 20.500 fl. von der Stadt Hall, welche dieselben zuvor von Hohenlohe, das die Vellberg damit belehnt hatte, erworben. Den hiesigen großen und Noval-Zehenten erwarb die Standesherrschaft 1806 von Limpurg-Sontheim-Gaildorf.

b) Engelhofen, vormals Engelbolds- auch Engelbrechtshofen, 3/8 St. südwestlich von M. (Mittel-Fischach), links der Gaildorf-Crailsheimer Landstraße, am Waldgebirge, an dem Eingang eines romantischen Nebenthälchens. Der ansehnliche Weiler ist von dem südlich herkommenden Stielbach bewässert, welcher, nachdem er im Ort den von Rothhof herkommenden Klingenbach aufgenommen, den Namen Breitenbach annimmt. Er war ein Condominat-Ort. Das Kloster Comburg verkauft 1319 dem Conrad von Vohenstein, sacerdoti, rectori parochialis ecclesie S. Johannis Baptiste in Vischach, zwei Lehengüter in Engelboldshofen. Limpurg kaufte 1380 von Ellwangen die Vogtei über den Weiler. Die Haller Bürger von Morstein verkaufen 1423 der Präsenz zu St. Michael in Hall ein Gut; 1545 treten die Spieß zu Morstein an Limpurg 2 Güter ab, das 1557 von Hans Wolf von Rechberg zu Heuchlingen und seiner Hausfrau, Maria v. Vellberg, 52 M. Wald kauft und 1578 von Ellwangen 2 Güter erwechselt. Christoph Adler zu Lindenau, Bürger zu Hall, besitzt 1592 einen Hof. Ein Gut und eine Sölde mit Vogtei erwechselt 1685 Limpurg von Hohenlohe-Langenburg, ebenso 1740 die Vogtei über ein Gut von Hohenlohe-Kirchberg. Im Jahr 1741 hatte Limpurg in 15 Wohnhäusern 6 Bauern und 12 Söldner und Häusler, Comburg aber 6 Güter und über 3 derselben die Vogtei, worauf 1804 28 Einwohner waren; zwei Lehen gehörten noch dem Heiligen zu Mittel-Fischach.

c) Rothhof, 3/4 St. südostlich von M. an der zuvorgedachten Landstraße; ein kleineres Hofgut.

d) Unter-Fischach, früher auch Grefen-Fischach (das Prescher für einen abgegangenen Ort hält), 3/8 St. südöstlich von M. über dem linken Ufer der Fischach, an der Grenze des Oberamts Ellwangen. Das | Örtchen ist von dem Weilerbach bewässert und hat an der Fischach eine Mahlmühle. Auch dieses hatte zumal einige Herren (Condomini). Das Kloster Comburg kauft 1361 von Hans von Enslingen 2, 1380 von Ellwangen 2 und 1410 von Conrad Münzmeister zu Unterlimpurg 2 Lehen zu „Grefen-Fischach“. S. auch Rappoldshofen. Die Kirche Bühlerzell kauft 1400 von einem Bauern sein freies Gut. Limpurg kauft 1380 von Ellwangen 1 Gut und 1431 von der Brüderschaft zu St. Catharina in Hall 1 Lehen, sowie 1541 von der Stadt Hall 7 und 1562 2 Güter, 1563 von Conrad von Vellberg 5, 1578 von Ellwangen 3 Güter, und 1593 von den Vellberg’schen Allodial-Erben 1 Hof. Als „Ganerben“ des Ortes werden jetzt Limpurg, Comburg, Rechberg zu Heuchlingen und Ellwangen bezeichnet; 1741 als solche nur Limpurg und Comburg. Ersteres hatte in 27 Wohnhäusern 12 Bauern, 13 Söldner und 1 Häusler, worunter die Unterlimpurger Frühmesse 1, die geistliche Verwaltung Ober-Sontheim 3 und die Heiligenpflege Mittel-Fischach 4 Halbbauern und Söldner. Comburg hatte 3 Güter mit Vogtei darüber, worauf 1804 17 Einwohner waren. (Dieser erwähnt Prescher aus dem bei Mittel-Fischach angegebenen Grunde nicht.)

e) Weiler, früher mit dem Beisatze „in der Fischach“, 5/8 St. südlich von M., freundlich an dem Waldgebirge zur Seite des romantischen Weilerbach-Thälchens gelegen. Eberhard Leupolt, Caplan des heil. Kreuzaltars in St. Michael zu Hall, vermacht 1436 an diesen Altar „das Gut genannt Weyler, gelegen in der Vischach“ zu einer Seelmesse. Im Jahr 1509 werden als Grundherren des Ortes die gedachte Caplanei und die Caplanei zu Vellberg, als Obrigkeit aber die Stadt Hall und die Herren von Vellberg bezeichnet. Limpurg erwechselt 1541 von Hall 2 Güter und 1546 von Vellberg 1 Gut. Diese Güter wurden in 2 Höfe vereinigt, die 1741 das ganze Limpurgische Besitzthum bildeten. Nach Prescher (II, 309) hatte der Ort 1785 38 Limpurgische und 19 Comburgische Unterthanenen. Über diesen Comburgischen Besitz ließ sich nichts ermitteln; keinenfalls scheint Vogtei damit verbunden gewesen zu seyn.


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