« Kapitel A 3 Beschreibung des Oberamts Calw Kapitel A 5 »
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IV. Wohnorte.


1. Orte.
A. Zahl, Gattung und Areal.

Der Oberamtsbezirk zählt im Ganzen 107 Wohnplätze, und zwar 4 Städte, 15 Pfarrdörfer, 22 Dörfer, 15 Weiler, 8 Höfe und 43 einzelne Wohnsitze. Der Flächenraum sämmtlicher Gebäude und Hofstätten beträgt 3874/8 Morgen 2,0 Ruthen.

B. Lage, Größe und Beschaffenheit.

Die Wohnorte liegen theils auf der Hochebene theils in den Thälern und zwar in dem großen und kleinen Enzthale nur einzelne Mühlen und Höfe, in dem Nagoldthale außer kleineren Wohnplätzen die Orte Kohlersthal, Waldeck, Kentheim, Calw, Hirschau, Ernstmühl, Liebenzell, Dennjächt und Unter-Reichenbach. In dem Seitzenthal liegt der Weiler Seitzenthal, im Teinachthal Teinach, Gechingen im Sauthal, Ostelsheim im Ostelsheimer Thal, Simmozheim im Thalacher Thal, und Stammheim im Schönbrunner Thal. Die übrigen Orte liegen entweder ganz auf der Hochebene oder in kleinen Vertiefungen (Thälchen) auf der Hochebene.

Im Allgemeinen haben die Orte eine gesunde und zum Theil sehr angenehme Lage.

Von den Orten mit eigener Gemeindeverfassung ist mit Ausnahme der Oberamtsstadt Stammheim der größte, Ernstmühl der kleinste (s. Tabelle I.). Die Orte sind in dem zum eigentlichen Schwarzwald gehörigen Bezirkstheil, mit Ausnahme der Thalorte, meist sehr weitläufig gebaut, während man in dem östlichen Theil des Bezirks, am Saume des Schwarzwaldes, mehr gedrängt gebaute, ansehnliche Orte findet. Die Ortsstraßen sind in den meisten Ortschaften, besonders in den größeren geschlossenen, reinlich gehalten und mit Kandeln versehen.


2. Gebäude.
A. Anzahl und Gattung.

Nach dem neuesten Kataster zählt das Oberamt:

Haupt- und Wohngebäude 3458
Nebengebäude 2278
5736
| Zu öffentlichen Zwecken dienen 170 Gebäude, worunter 34 Kirchen, 5 Rathhäuser, 25 Schulhäuser, 19 Häuser, welche als Rath- und Schulhäuser zugleich dienen, 9 für Wohngebäude für Staats- und Commundiener, 17 Pfarrhäuser und 3 Spital- und Armenhäuser.

Auf 1 Wohnhaus kommen im Durchschnitt 7,3 Menschen; die meisten in Simmozheim (9,8), die wenigsten in Ernstmühl (4,0), s. Tabelle I.


B. Bauart und Material.
Die Bauart ist mit Ausnahme der Oberamtsstadt im Allgemeinen die ländliche, und zwar im östlichen Theile des Bezirks die des Württemberg’schen Mittellandes, während sich dieselbe in den übrigen Theilen mehr der in den Gebirgsgegenden üblichen Bauart nähert. In rauhen, den Winden sehr ausgesetzten Gegenden sind die Außenwände der Gebäude, wenn nicht gänzlich, doch gewiß auf den Wetterseiten mit Schindeln verkleidet, indem hier ein gewöhnlicher Verputz nicht halten würde; auch an Kirchen und Kirchthürmen ist zuweilen eine derartige Verkleidung mit Schindeln oder Brettern angewendet, was gerade keinen schönen Anblick gewährt. Dagegen nehmen sich Schindelverkleidungen an Wohngebäuden, welche häufig verschiedenartig getüncht sind, recht gut aus und tragen zur Freundlichkeit der Orte Vieles bei. Wegen des Schutzes gegen Wind und Wetter trifft man an vielen Häusern noch ziemlich weit vorstoßende Dächer, die in gedrängt gebauten Orten meist aus Ziegelplatten bestehen, während sie bei einzeln stehenden Gebäuden häufig noch mit Schindeln gedeckt sind; diese Art der Bedachung wird sich, weil sie wärmehaltender, leichter und weniger kostspielig ist, noch lange nicht ganz verdrängen lassen. Die Zimmer (Stuben) sind nicht selten sehr geräumig und sowohl an den Wänden als an den Decken getäfelt; der weit in dieselben ragende Kachelofen, zuweilen mit ansprechenden Reimchen und Bildwerk geziert, wird häufig noch getroffen. Im Allgemeinen ist der ganze Bezirk reich an schönen ansehnlichen Bauernwohnungen, welche die Wohlhabenheit ihrer Bewohner hinreichend bekunden. Die Gebäude sind beinahe durchgängig aus Tannenholz aufgeführt und mit steinernen Unterstöcken versehen, nur an älteren Gebäuden, besonders in dem östlichen Theile des Bezirks, ist zuweilen der Eichenholzbau angewendet, auch kommen einzelne ganz aus Stein erbaute Gebäude vor. Als Baustein benützt man beinahe allgemein den bunten Sandstein, und die in den obern Schichten der bunten Sandsteinformation vorkommenden Platten werden zuweilen zur | Bedachung kleinerer Gebäude, wie zur Errichtung von Schweinställen etc. verwendet. In den östlichsten, dem bunten Sandstein ferner gelegenen Orten wird auch der Muschelkalk als Baustein benützt. Als Gebäude von architektonischem Werth sind zu nennen: die neueren Bad- und Wirthschaftsgebäude zu Teinach, die Nicolauskapelle in Calw, die Reste des Klosters und der Kirche zu Hirschau, die Kirche zu Kentheim, die Burgruinen Liebenzell und Zavelstein.
C. Werth und Eigenthumsverhältniß.

Da der Werth der Gebäude

     a. nach dem Gebäude-Steuerkataster 2.839.160 fl.
     b. nach dem Brandversicherungsanschlag 5.783.225 fl. beträgt,

so beläuft sich der durchschnittliche Werth eines Gebäudes:

      nach dem Anschlag für die Steuer auf 0495 fl.
      nach dem Brandversicherungsanschlag auf 1008 fl. 18 kr.
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