Beschreibung des Oberamts Brackenheim/Kapitel B 28

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Stockheim,


Gemeinde III. Kl. mit 631 Einw., wor. 24 Ev. a. Stockheim, Pfarrdorf mit Marktrecht, 620 Einw. b. Stocksberg, Schloß und Hof, 11 Einw. - Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Haberschlacht eingepfarrt. 1 Stunde nordwestlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Stockheim hat am südlichen Fuß des Heuchelbergs eine sommerliche, leicht gegen das Wurmbachthälchen geneigte, vor rauhen Winden wohl geschützte Lage. Die ziemlich gedrängt stehenden häufig freundlich getünchten Häuser sind meist klein, wenig Wohlstand verrathend, mit Ausnahme einiger ehemaliger deutschordenscher Gebäude, unter denen sich das frühere deutschmeistersche, 1604 erbaute Amthaus am westlichen Ende des Orts besonders auszeichnet. Die Ortsstraßen sind gekandelt und in gutem Zustande. Das Dorf hatte 3 Thore, das Seethor, das Pfarrthor und das untere Thor; sie wurden Anfangs dieses Jahrh. abgebrochen. Im Ganzen bietet der von Obstgärten umgebene Ort, mit dem imposanten Schloß auf dem Stocksberg im Hintergrunde, eine recht malerische Ansicht.

Die dem h. Ulrich geweihte Kirche liegt im unteren Theil des Orts und ist noch ganz in sehr spätem gothischem Geschmack, im Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut (s. u. S. 437) und ihre Spitzbogenfenster sind mit hübschen Maßwerken geschmückt. Das Schiff hat ein hölzernes Tonnengewölbe, der mit Strebepfeilern besetzte vieleckige Chor, mit der Jahreszahl 1514 an der Südseite, ein hübsches auf Fratzenköpfen oder Schildchen ruhendes Netzgewölbe mit vier Schlußsteinen, auf einem Maria, auf dem andern S. Ulrich, dann zwei Wappen, eines davon das deutschordensche. Auch enthält er ein schönes steinernes Sakramenthäuschen aus der Zeit der Erbauung der Kirche, das ein Wappenschildchen mit dem Zeichen des Steinmetzen trägt.

Über dem Triumphbogen hängt ein sehr edel gehaltenes weit überlebensgroßes Krucifix. Die ebenfalls spätgothische, mit dem Deutschordenskreuz geschmückte Kanzel, aus Einem Stein bestehend, hat an ihrem auch noch gothisch gehaltenen Treppengeländer Zahnschnitt und Eierstab, der Schalldeckel ist im Renaissancestil gefertigt und mit der Jahreszahl 1590 versehen. Zu Seiten des Triumphbogens stehen hübsche Renaissancealtäre mit Ölgemälden; der südliche mit der Jahreszahl 1627. Das Merkwürdigste aber ist der im Chor sich vierzig Fuß hoch erhebende spätgothische, reich mit schönen Schnitzereien und vortrefflichen Gemälden geschmückte Hochaltar, der 1865/66 tüchtig erneuert wurde, und in zartem zierlichem Tabernakelwerk gar luftig sich aufbaut. Im Schreine sieht man rund in Holz geschnitzt die schlanke Gestalt des h. Ulrich zwischen Paulus und Petrus, auf den Flügeln (im Flachrelief) Veit und Sebastian, im Aufbau Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, weiter oben die Krönung Mariä, und ganz oben im abschließenden Baldachine wieder den h. Ulrich. In der Predella stehen die Brustbilder der vier Kirchenväter| mit den Symbolen der vier Evangelisten. Auf den Flügeln ist trefflich gemalt die Verkündigung Mariä und an der Rückseite des Altars Katharina und Dorothea. Der Altar wurde mit Ausnahme der Gemälde im Jahre 1857 durch die Maler K. Fleiner von Gmünd und Fr. Breitenbach aus Mergentheim tüchtig wiederhergestellt. – Außen an der Nordwand des Schiffes steht ein schönes Renaissancegrabmal mit den Symbolen der vier Evangelisten und der Inschrift:

Anno Domini 1563 den 19. Septemb. starb der ehrnhafft Hans Schrpf (?) amptman zum Stocksberck. Dem got gnadt. alle hernach. 1564.

Vor einigen Jahren wurden in dem um die Kirche gehenden Friedhof einige alte Grabplatten aufgedeckt, darunter eine vom Jahr 1537, noch leserlich Corneline, dann eine mit den Worten: Frau Barbara von Neipperg geb. von Jarsdorf …

Der Thurm, dessen erstes mit zwei Kreuzgewölben bedecktes Geschoß zur Sakristei dient, erhebt sich an der Nordseite des Chores und ist im spätesten gothischen Geschmack erbaut, hat viele zierlich gehaltene Maßwerkfensterchen, ein hübsches steinernes Schneckentreppenthürmchen und geht oben sehr rasch vom Viereck ins Achteck über. Auch ist an ihm das Wappen des Deutschordens und die Jahreszahl 1592 angebracht.

Von den zwei Glocken hat die größte die Umschrift: Zue hern (ehrn) der h. susannae bin ich gegossen worden vor Stocoheimb. A fulgure et tempestate libera nos, domine. J. Jullien me fesit (fecit). An der Seite steht: Non nobis, domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam.

Auf der andern Glocke steht:

Anno 1747 goss mich johann Michael Staiger von Mannheim.

Vor dem Allerhöchsten Himmelsthron
Bleibt Sanct Ulrich Stokheims Schutzpatron.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf dem Staate.

Zu erwähnen ist hier noch der große steinerne Bildstock im Renaissancegeschmack, der am östlichen Eingang ins Dorf steht; man sieht Maria knieend und betend vor dem in der Krippe liegenden Christkindlein. Ferner steht nördlich vom Ort auf einem Hügel ein anderer schön gearbeiteter steinerner Bildstock mit einem Krucifix und der Jahreszahl 1470.

Der außerhalb (östlich) des Orts gelegene, mit einem Hag umfriedigte Begräbnißplatz wurde 1819 angelegt.

Das massiv aus Stein erbaute Pfarrhaus liegt im oberen Theil des Orts und befindet sich in gutem baulichen Zustand; seine Unterhaltung liegt dem Staat ob. Etwas weiter unten steht frei und angenehm das ansehnliche, 1604 erbaute dreistockige Rath- und Schulhaus| mit Thürmchen und Glocke auf dem First; ursprünglich das deutschmeistersche Amthaus, wurde es Anfangs dieses Jahrhunderts für seine gegenwärtigen Zwecke eingerichtet und enthält nun, außer den Gelassen für den Gemeinderath, zwei Lehrzimmer und die Wohnungen der an der Schule angestellten zwei Lehrer (ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe). Ein öffentliches Backhaus und eine Kelter mit 5 Bäumen sind vorhanden. Vicinalstraßen nach Brackenheim, Frauenzimmern und Klein-Gartach sichern dem Ort seinen Verkehr mit der Umgegend. Gutes, theilweise gipsführendes Wasser liefern hinreichend 7 Pump- und 3 Schöpfbrunnen; die Markung selbst ist reich an Quellen, von denen sich 8 im Ort selbst befinden. Eine Mineralquelle, die Eisentheile führen soll, besteht am östlichen Ende des Dorfs; in der Nähe kommen die Benennungen „Badstube, Badgasse“ vor, auch bestand daselbst ein rund ausgemauerter, jetzt verschütteter Brunnen, was auf das hier gestandene Badhaus hindeutet. Im Ort ist eine Wette angelegt und außerhalb desselben bestand im sog. Seedamm ein 7 Morgen großer See, der schon 1619 trocken gelegt ward und jetzt als Wiesengrund (zum Schloßgut Stocksberg gehörig) benützt wird. Am Orte fließt der Wurmbach ganz nahe (südlich) vorüber.

Die Einwohner sind im allgemeinen fleißig, höflich und ähneln in Charakter und Mundart einigermaßen den Pfälzern. Spuren von Kretinismus zeigen sich auch hier wie in einigen Nachbarorten; zwei Personen zählen gegenwärtig über 80 Jahre. Die Vermögensumstände gehören zu den geringeren im Bezirk, indem der vermöglichste Bürger 31 Morgen, der Mittelmann 10–15 Morgen und die ärmere Klasse 1/2–3 Morgen Grundeigenthum besitzt, das überdieß zum großen Theil aus Weinbergen besteht, was in Fehljahren sehr nachtheilig auf die ökonomischen Verhältnisse einwirkt. Beinahe jeder Bürger besitzt auf angrenzenden Markungen Güterstücke. Etwa 25 Personen erhalten gegenwärtig Unterstützung von Seiten der Gemeinde. Die Erwerbsquellen der Einwohner bestehen, außer dem vorherrschenden Weinbau, in Feldbau, Viehzucht und Obstbau. Die Gewerbe beschränken sich auf die gewöhnlichen Handwerker, unter denen die Schuhmacher am zahlreichsten vertreten sind; drei Schildwirthschaften und ein Kramladen sind vorhanden.

Die mit Ausnahme der Heuchelberghochebene meist bergige, theilweise hügelige Markung ist klein und überdieß gehört ein namhafter Theil derselben zu dem Schloßgut Stocksberg. Der Boden ist mittelfruchtbar und besteht auf dem Heuchelberg aus den leichtsandigen, düngerbedürftigen, mit Lehm gemengten Zersetzungen des Keuperwerksteins (Schleisboden), an den Abhängen des Heuchelbergs aus den unteren, gipsführenden Keupermergeln, die sich für den Weinbau vortrefflich eignen, und an den hügeligen Ausläufern des Heuchelbergs aus den schweren, thonigen Zersetzungen des Keupermergels und aus| Lehm. Die Thalebene ist stellenweise naß und erzeugt etwas saures Futter. Das Klima ist mild und begünstigt den Weinbau besonders, Frühlingsfröste und kalte Nebel sind nicht häufig und Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten. Ein Werksteinbruch besteht auf dem Heuchelberg, aus dem Bau- und Werksteine nicht allein für den Ort, sondern auch für die Nachbarschaft gewonnen werden; eine Lehmgrube ist vorhanden.

Die Landwirthschaft wird so gut, als es die beschränkte Markung erlaubt, betrieben; man baut die gewöhnlichen Getreidearten und von diesen vorherrschend Dinkel auf den schweren Böden, auf dem Sandboden Roggen und Gerste, außer diesen Kartoffeln, die auf dem Heuchelberg besonders gut gedeihen, Angersen, Zuckerrüben, dreiblättrigen Klee, Luzerne, Hanf und ziemlich viel Reps, für den der Sandboden des Heuchelbergs auch günstig ist. Zur Besserung des Bodens wird außer dem gewöhnlichen Stalldünger und der Jauche noch Kompost und Gips angewendet. Der Brabanterpflug ist allgemein, während andere verbesserte Ackergeräthe nur theilweise, auf dem Gut Stocksberg aber durchaus eingeführt sind. Von den Getreideerzeugnissen können etwa 1/3 der Einwohner verkaufen und zwar im Ganzen 200 Scheffel Dinkel, 50 Scheffel Gerste und 60 Scheffel Haber, dagegen müssen die übrigen 2/3 derselben Brotfrüchte von außen beziehen. Die Wiesen erzeugen mittelmäßiges theilweise saures Futter, das im Ort verbraucht wird. Der ausgedehnte Weinbau wird in der allgemein üblichen Weise an Pfählen getrieben und beschäftigt sich vorzugsweise mit Drollingern, Elblingen, Silvanern, weißen Rißlingen, Limpurgern und Burgundern; der Wein ist sehr gut und gilt als der beste im Zabergäu. Man pflanzt 2400 Stöcke auf den Morgen und bezieht sie den Winter über; der höchste Ertrag eines Morgens beträgt 6 Eimer und die Preise eines Eimers bewegten sich in den letzten 10 Jahren von 30 fl. (1860) bis 82 fl. (1865), besonders edle und gepflegte Sorten lieferten noch höhere Preise. Die besten Lagen sind der Spitzenberg, die Schied, die Halde und der Altenberg. Der Verkauf des Weins geht in alle Gegenden des Landes. Die Obstzucht wird verhältnismäßig gut betrieben; man pflanzt Luiken, Reinetten, Goldparmäne, Knollenäpfel, Knaus-, Palmisch-, Brat- und Pomeranzenbirnen, von Steinobst Zwetschgen und ziemlich viel Kirschen. Das Obst wird mit seltenen Ausnahmen im Ort verbraucht.

Die Gemeinde besitzt 52 Morgen Wald, der jährlich 1000 bis 1200 St. Wellen erträgt; das Holz wird verkauft und der Erlös, der sich in neuerer Zeit durch die Erzielung von Gerberrinde gesteigert hat, sichert der Gemeindekasse eine Rente von 7–800 fl. Außer dieser Einnahme bezieht die Gemeinde aus Obst von Bäumen, die sie auf Allmanden pflanzen ließ, in günstigen Jahren etwa 60 fl.| Die Weide, auch die Brach- und Stoppelweide, hat die Gutsherrschaft, deren Pächter 250 St. feine Bastardschafe auf derselben laufen läßt.

Die Rindviehzucht wird so gut, als es die beschränkten Verhältnisse erlauben, betrieben; man züchtet einen Neckarschlag und eine Kreuzung von Neckarschlag und Simmenthalerrace; zwei Farren von gekreuzter Neckar- und Simmenthalerrace sind aufgestellt. Der Handel mit Vieh ist ganz unbeträchtlich.

Der Ort hat das Recht, alljährlich im Monat Juni einen Krämer- und Viehmarkt und im November einen Krämermarkt abzuhalten; sie sind jedoch von keiner Bedeutung.

Außer dem Vermögen der Stiftungspflege besteht noch eine besondere Stiftung, welche die Hospitalverwaltung Gundelsheim im jährlichen Betrag von 170–180 fl. zu leisten hat; sie wird zur Unterstützung der Ortsarmen verwendet.

Die über den Heuchelberg führende ehem. Römerstraße läuft eine namhafte Strecke an der nordwestlichen Markungsgrenze hin; ein weiterer Römerweg lief von der römischen Niederlassung 1/4 Stunde unterhalb Frauenzimmern auf den Heuchelberg und geht dort in die römische Heuchelbergstraße ein; sie bildet auf eine größere Strecke die südwestliche Grenze der Markung Stockheim.

Im Jahr 1821 wurde das Seethor abgebrochen und die Straße abgehoben, bei dieser Veranlassung wurde auch ein am westlichen Ende des Dorfs gelegener Hügel, auf dem ein Kreuz stand, abgetragen; in demselben fand man nebst einer Menge von Hufeisen der kleinsten bis zur größten Art gegen 40, unter zusammengestellten Hohlziegeln sorgfältig eingelegte, aus Eisen roh geschmiedete Figuren, die Menschen, Hunde, Ochsen, Füchse, Eidechsen u. s. w. vorstellten und nach ihrem ganzen Charakter einer sehr frühen Zeit, jedenfalls einer weit früheren Zeit, als das auf dem Hügel gestandene Kreuz, angehörten. Der Ort soll früher größer gewesen sein und sich namentlich über die südlich vom Ort gelegenen Krautgärten, die noch die untere und obere Steggasse heißen, erstreckt haben. Unweit des Dorfs an der Straße nach Brackenheim werden die Äcker „bei der Unholdensaul“ genannt.

Zu der Gemeinde gehört:

Stocksberg, Schloß und Hof, 1/8 Stunde nordwestlich von Stockheim gelegen.

Das Schloß Stocksberg liegt auf einem vom Heuchelberg gegen Südosten hinaustretenden schmalen Vorberg und hat seinen Zugang an der Nordwestecke des ausgedehnten Schloßkomplexes, denn hier an der ebenen Westseite erheben sich bedeutende Vorwerke: eine hohe mit großem Rundbogenfries gesäumte und malerisch mit runden Thürmchen besetzte Mauer, die theilweise noch ganz erhalten und mit zahlreichen Schießscharten versehen ist. Der Zugang, zu dem man| über den jetzt eingefüllten ersten Graben gelangt, besteht aus zwei, von derben Bossenquadern umfaßten Rundbogenportalen, das rechte kleiner und für die Fußgänger. – Durch das Thor eingetreten, sehen wir gegen Süden in langer Reihe steinerne mit Staffelgiebeln belebte Ökonomiegebäude sich hinziehen, und dann führt uns der Weg ostwärts auf hoher dreibogiger Steinbrücke über den sehr tiefen und weiten, z. Th. aus dem Felsen gebrochenen zweiten (Haupt) Graben, der mit Hollundersträuchen, Waldreben und Obstbäumen bewachsen ist, und durch das innere mit dem Neipperg’schen Wappen gezierte Thor nach der eigentlichen Burg, die nunmehr aus einem schlichten dreistockigen im rechten Winkel gebauten Renaissanceschlosse besteht. Der eine Flügel ist gegen Süden, gegen das Thal hinab, der andere gegen Westen gerichtet und an letzterem steigt an seinem Westende, als das einzige Überbleibsel der ursprünglichen Burg, der alte an den Ecken von starken Buckelquadern gefaßte und mit schönen Zinnen bekrönte viereckige Bergfried 102 F. hoch empor, oben von einem Rundbogenfriese und mit Ansätzen zu vier Erkerthürmchen gegliedert. Das Schloß selbst wurde im 16. Jahrhundert erbaut, hat ausgeschwungene, mit Kugeln belegte Giebel und geradgestürzte Sprossenfenster. Über dem Eingang des westlichen Flügels sieht man die Jahreszahl 1522, über dem des südlichen 1574, und das auch sonst angebrachte Wappen des Deutschordens. Am Südende dieses Flügels erhielt sich noch die alte hübsch bemalte flachgedeckte Schloßkapelle, mit einigen Fensterchen im geschweiften Spitzbogen und von steinerner Sprosse getheilt, – also im spätesten gothischen Geschmack. Unter der Kapelle blickt man durch ein Gitter in die vom Grafen Alfred von Neipperg eingerichtete tonnengewölbte Gruft. Rings um das Schloß läuft, im verschobenen Quadrat, der sehr tiefe Graben, und dahinter samt dem Zwinger die innere Ringmauer. In ähnlicher Form läuft die äußere theilweise zertrümmerte und mit Resten von Thürmen besetzte Ringmauer umher, und schließt sich im Westen an die schon beschriebenen Vorwerke an. Dagegen steht noch, leidlich erhalten und ganz von Weinreben und Epheu überwuchert, an der Nordostecke der inneren Ringmauer der alte runde Hexenthurm und an der Nordwestecke springt vor dem Bergfried ein großes Halbrondel vor; in der Ostseite der Mauer findet sich ein alter gothischer Schlußstein mit schönem Christuskopfe. Mauern und Gräben sind von Reben umrankt und durch reiche Gartenanlagen verschönert, und so bildet die ganze Burg, von den verschiedensten Seiten gesehen, höchst malerische Ansichten; dazu noch der herrliche Blick in die Ferne: an die Löwensteiner Berge, die Alb, den Stromberg, und hinein in das üppig grünende Zabergäu mit allen seinen Dörfern, Städten und Burgen, wo schöne Obstbäume die Landstraßen, Pappeln und Weiden die hold sich schlängelnden| Bäche lieblich umkränzen; – und gegen Osten, ganz in der Nähe, ragt die Burg Neipperg ehrwürdig herauf.

Der Name des Ortes, welcher früher Stochheim, Stocheim (um 950, 1150) geschrieben wurde, sowie des Schlosses Stocksberg, dessen alte Formen Stoggesberg, Stokesberg, Stokersberc (1220, 1223), Stockersberg, Stockesberc (1253, 1257), Stokkesberg (1296) sind, ist abzuleiten von dem althochdeutschen Stoch (truncus), wobei an die stehen gebliebenen Wurzelstöcke gefällter Bäume zu denken ist. Das erste Mal genannt wird der Ort ums J. 950, als das Bisthum Worms Güter und Rechte allhier wie an einigen benachbarten Orten dem Grafen Burkhard auf Lebenszeit verlieh (Wirt. Urkb. 1, 212).

Sowohl nach dem Dorfe als nach dem Schlosse schrieben sich adelige Familien. Der letzteren gehörten an: Ulrich von Stocksberg, Kanoniker zu Speier und Zeuge Bischof Konrads III. von Speier in den J. 1220 und 1223 (Remling Urkb. 1, 158. 160. 166); Walther („nobilis de St., liber, de St.“) Zeuge Gotfrieds von Neuffen den 6. Febr. 1253 und Alberts von Erligheim den 1. März 1257 (St.-A.), derselbe und sein Bruder Richer Bürgen Konrads von Magenheim den 15. Jun. 1279, der erstere auch Zeuge desselben den 27. Mai 1280 (Remling 355; Liber oblig. Spir. 2, 85); Rucker („nobilis de St.“) Bürge für Rudolf von Neuffen und Ulrich von Magenheim den 16. Mai 1296 (St.-A.) und Zeuge Burkhards IV. von Hohenberg und seiner Schwiegertochter Maria von Magenheim den 14. Jul. 1307 (Mone 4, 193).

Zur Familie Stockheim gehörten: der im Kl.-reichenbacher Schenkungsbuche aus der Mitte des 12. Jahrhunderts genannte Ernesto von St. (Wirt. Urkb. 2, 397); Walpret von St. um 1150 (Cod. Hirs. 49a); Rugger von St., welcher im J. 1231 das Patronatrecht der Kirche zu Gemmrigheim, ein Lehen von der gräflich vaihingischen Familie, dem Stift Backnang übergab (St.-A.); dominus de Stochein 1290 (Mone 4, 190). Klunzinger (4, 19) bezieht noch eine Reihe von Herrn von Stockheim bis zum J. 1650 hierher, allein es möchte bei den meisten derselben zweifelhaft sein, ob sie unserer Familie angehören, oder nicht vielmehr dem alten Geschlechte dieses Namens aus dem Rheingau oder sonstigen gleichnamigen Familien; manche, wie die seit dem 17. Jahrhundert zu Schwieberdingen ansässigen Stockheim gehören jedenfalls nicht hierher.

Im Anfang des 14. Jahrhunderts kam der Deutsche Orden, ohne daß die Erwerbsart bekannt wäre, in den Besitz Stockheims und Stocksbergs[1]. Auf alle Rechte an das Schloß Stocksberg mit Zugehörungen verzichtete gegenüber dem Orden den 6. Dec. 1307 Graf| Eberhard der Erlauchte von Württemberg, indem er zugleich versprach, des Ordens Hintersassen weder zu beleidigen noch irgendwie zu beschädigen (St.-A.). Das Schloß wurde der Sitz einer eigenen Kommende: das Haus Stocksberg verkauft den 4. Nov. 1339 3 Fuder Weins Stocksberger Messes um 800 Pfd. Hllr. an die Kommende Aichach-Blumenthal und besitzt im J. 1379 einen Erblehenhof zu Frauenzimmern; in den J. 1376 und 1379 erscheint Sigfried von Venningen, der spätere Deutschmeister, als „Kommenthur zu Hornegg und Stocksberg“. Demzufolge war schon am Ende des 14. Jahrhunderts diese, nicht bedeutende, Kommende mit der Kommende Horneck vereinigt. Seit dem 15. Jahrhundert kommt das Schloß als der Sitz eines Ordens-Amtmanns vor und bildete in der Folge das Amt Stoxberg, zu dem der einzige Flecken Stockheim und Erblehengüter, Gülten u. s. w. in der Umgegend gehörten, ein Unteramt des Neckaroberamtes.

Verschiedenen sonstigen Besitz am Orte erwarb der Orden mit der Zeit von dessen adeligen Inhabern, so den 13. Aug. 1348 von Ulrich von Magenheim dessen Leute zu Stockheim und die Vogtei über ihre Wiesen und Äcker, wie auch das Holz, der Kessel genannt, zu Haberschlacht, im Tausch gegen Güter zu Frauenzimmern; den 23. Mai 1370 von Burkhard Sturmfeder, seiner Gattin Anna von Gundelfingen und seinem Bruder Fritz Weingülten zu Stockheim und Stocksberg um 550 fl.; den 13. Dec. 1376 von Kunz von Sachsenheim eine Gült von 671/2 Eimer Weins, welche ihm das Haus jährlich reichen mußte, um 200 fl.; den 2. Jan. 1428 von den Gebrüdern Albrecht und Hans Göler von Ravensburg Theile am Frucht- und Weinzehenten zu Stockheim und Stocksberg um 500 fl.; den 12. März 1432 von Martin Göler von R., Chorherrn zu Speier, pfandweise Zehentantheile zu Stockheim; den 23. Mai 1433 von dem Edelknecht Martin Göler von R. wieder Zehentantheile allda gegen Darleihung von 200 fl.; den 29. Mai 1444 von Martin Göler von R. und seiner Frau Anna von Hirsberg ihre Antheile am großen Wein- und Fruchtzehenten, Weingärten, Kelter, Kelterhaus, Kelterrechte, Hofstätten, Äcker, Zinshühner, Erb- und Kelterwein und alle ihre liegende Habe in Stockheim um 1700 fl.; 1446 Güter auf Stocksberg von den Herren von Thalheim.

Nach dem Lagerbuche des Ordens von 1610 war der Bestand des Amtes folgender: Es gehörte dahin vor Allem das Schloß samt allem Begriff, Ein- und Zugehörungen, Baum-, Gras- und Krautgarten, ungefähr 180 M. Ackers, 11/2 M. Weinbergen, ungefähr 25 M. Wiesen, 2 kleinen Fischweihern, einem Steinbruch, einem Stück Holz und Wald, Kelter, Kelterhaus, Kelterrecht und -Gerechtigkeit. Ferner das Dorf Stockheim mit 75 Häusern, Rauch- und Herdstätten, samt dazu gehörigen Scheuern, Stadeln, Ställen, Hofraithen,| Gärten und Fischweihern. Es stand dem Deutschmeister zu mit aller hoher und niederer Obrigkeit, Gebot und Verbot, Frohndiensten, Steuer, Schatzung und allen anderen Beschwernissen, Rechten und Gerechtigkeiten, Freiheiten und Eingehörungen. Der Deutschmeister oder an seiner Statt jedweder anwesender Kommenthur zu Horneck hatte Schultheißen, Gericht und Rath, auch Bürger auf- und anzunehmen und zu entsetzen. Der genannte Kommenthur hielt das Ruggericht und hatte statt des Deutschmeisters Gebot und Verbot im Flecken, in dessen Abwesenheit hatte letzteres der Amtmann zu Stocksberg oder der Schultheiß. An Zehenten hatte der Orden die Hälfte des großen Fruchtzehnten, von der anderen Hälfte 2/3 das Kloster Rechentshofen, beziehungsweise die geistliche Verwaltung Brackenheim, 1/3 die Frühmeßpfründe zu Niederhofen, vom Weinzehenten der Orden 7/8, die genannte Frühmesse 1/8, den kleinen Zehenten bezog der Pfarrer. Die große Jagd auf Stocksberger und Stockheimer Markung stand nach dem Vertrag von 1598 Württemberg zu, die kleine diesem und dem Orden gemeinschaftlich, wenn jedoch der Deutschmeister in Person auf Stocksberg residirte, durfte württembergischer Seite solange die Jagd nicht ausgeübt werden.

Der Orden besaß hier noch mehrere Hofgüter, welche als Erblehen hinausgegeben waren, und verschiedene Gefälle. Außerdem aber gehörten noch in dieses Amt: in einem gewissen versteinten Bezirk der Frucht- und Weinzehente, jährliche Hellerzinse und Hofgülten zu Klein-Gartach, Hofgüter zu Botenheim, Hausen, Klein-Gartach, sowie Gefälle an Hühnern, Gänsen, Hellern, Landachtfrüchten u. s. w. zu Brackenheim, Botenheim, Dürrenzimmern, Frauenzimmern, Haberschlacht, Hausen, Leonbronn, Michelbach, Niederhofen, Ochsenberg, Pfaffenhofen, Schwaigern, Weiler, Zaberfeld.

Aus der Geschichte des Ortes und des Schlosses während der Ordensherrschaft verdienen folgende Einzelheiten bemerkt zu werden. Der Orden hatte manche nachbarliche Streitigkeiten mit Württemberg: den 12. Aug. 1438 verglichen sich beide unter Vermittlung des Ludwig von Lanse, Kommenthurs der Ballei Elsaß und Burgund, wegen verschiedener Irrungen in Betreff Stocksbergs und mehrerer Güter und Gülten des Ordens in benachbarten Orten, Brackenheim, Botenheim, Hausen, Klein-Gartach, Zimmern u. s. w., so insbesondere auch dahin, daß das Schloß mit seinem Begriff und das Dorf Stockheim mit seiner Markung, Leuten und Gütern von Steuern, Schatzung, Diensten und allem anderen Württemberg gegenüber frei sein solle, ausgenommen 6 Malter Haber jährlich, welche die von Stockheim der Herrschaft Württemberg zahlen sollten. Eine ganze Reihe von Streitigkeiten ähnlicher Art wurde den 25. März/4. April 1598 verglichen. – Im J. 1448 war das Haus Stocksberg im Verein des St. Georgenschildes. – Die Zerstörung des Schlosses im| Bauernkrieg ist schon oben (VII. 3) dargestellt worden; die Deutschmeister Walther von Cronberg (1526–1543) und Heinrich von Bobenhausen (1572–1588) bemühten sich um die Wiederherstellung desselben. – Am Weihnachtsabend 1631 wurde das Schloß durch schwedische Soldaten von des Generals Gustav Horn Truppen und württembergische Bauern geplündert. Als K. Gustav Adolph von Schweden nach der am 16. Dec. 1632 erfolgten Besetzung Mergentheims durch den genannten Horn die dortige Regierung mit ihren Zugehörungen und Unterthanen diesem Heerführer als ein Lehen der Krone Schweden schenkte, war auch Stocksberg hierunter begriffen[2], allein nach der Nördlinger Schlacht vom J. 1634 gingen diese Besitzungen wieder verloren. Den 4.–11. Juni 1693 waren hier Franzosen, von Eppingen hergerückt, hausten arg und plünderten im Schloß; im Oktober des Jahrs waren bayrische Truppen des Generals Serini hier im Lager. Im J. 1799 besetzte General Ney von Eppingen her das Schloß, pflanzte zwei Kanonen auf, verjagte die Österreicher nach einem kleinen Scharmüzel auf dem Heuchelberg und legte eine Abtheilung Infanterie in das Schloß (Klunzinger 4, 17).

In Folge der Rheinbundsakte vom 12. Juli 1806 nahm Württemberg von dem Orte Besitz und ließ sich hier am 21. Okt. 1806 huldigen. Von da an war das Schloß mit seinen Zugehörungen Staatsdomäne und Wohnsitz des Försters vom Revier Klein-Gartach. Den 24. Febr. 1832 verkaufte es der Staat mit den dazu gehörigen Gebäuden und Gütern um 36.700 fl. an die Wittwe des Hofsattlers Fröhlich, welche hier viele Verbesserungen anbrachte; von ihren Söhnen kam es den 23. Jan. 1843 um 77.000 fl. an den Grafen Alfred von Neipperg, und wurde durch königl. Entschließung vom 8. März 1843 die Vereinigung dieser Domäne mit den der K. Deklaration vom 19. Mai 1827 unterliegenden adeligen Besitzungen dieses Hauses bewilligt (Reg.-Bl. S. 232).

Als Siegel des „Gerichts und Dorfs Stockheim“ erscheint in älterer Zeit die Vorderseite eines Schlosses mit Zinnen (Breitenbach); heutzutage ist das Wappen des Orts eine Winzerhippe.

Was die kirchlichen Verhältnisse betrifft, so war die hier am Ende des 13. Jahrhunderts bestehende Kapelle schon damals länger als Menschengedenken ein Filial der Kirche zu Güglingen; den 23. Febr. 1296 erklärten Rudolf von Neuffen und seine Gattin Elisabeth von Stralenberg, daß sie mit der Schenkung des Patronatrechts der Kirche zu Güglingen zugleich auch die Kapelle in Stockheim mit Zehenten und Zugehörungen an das Kloster des h. Grabes zu| Speier geschenkt haben (6. Ber. über den Alterth.-Verein im Zabergäu S. 19). Die hiesigen Güter dieses Klosters versprach Graf Konrad von Flügelau den 14. Okt. 1303 zu schirmen (vrgl. S. 262). In die Kapelle stiftete den 25. Nov. 1360 Pfarrer Speto von Güglingen eine, – am 4. Dec. d. J. vom Bischof Dietrich von Worms bestätigte – Frühmesse. Bedeutendere Bauten an dieser Kapelle müssen in den J. 1513 und 1514 stattgefunden haben, da es bei Pfaff, die Künstlerfamilie Böblinger, S. 11 heißt: „im März 1513 erbat sich die Gemeinde Stockheim am Heuchelberg den Dionysius Böblinger (aus der bekannten Baumeisterfamilie) vom Eßlinger Rath zu einem Kirchenbau, den er auch wirklich in diesem und dem folgenden Jahre ausführte.“ Auf Bitte des Klosters und der Gemeinde, welche den 12. Nov. 1535 dem neuen Pfarrer unter Anderem das Einkommen obiger Pfründe und den kleinen Zehenten im Orte zuwiesen, „dieweil dem tretenden Ochsen sein Maul nach göttlichem Gesetz nicht aufgebunden werden, sondern der dem Altar dient, von dem Altar auch leben soll,“ vollzog der Administrator des Bisthums Worms den 18. Sept. 1536 die Trennung der Kapelle von der Mutterkirche und Erhebung derselben zu einer eigenen Pfarrkirche, über welche das Patronat dem Kloster zustehen sollte, und bei welcher die Bauten für Kirche, Chor und Thurm, Kirchenutensilien und Kirchenzierden von des Heiligen Nutzen durch die Heiligenpflege bestritten werden sollten. Der Deutschmeister Walther von Cronberg gab den 12. Nov. 1535 hiezu seine Einwilligung. Allein den 30. März 1541 verkauften Prior und Konvent des Klosters alle ihre Nutzungen, Rechte und Gerechtigkeiten, Zu-, und Eingehörungen im Dorf und Mark Stockheim mit dem Kirchensatze der Pfarrei um 600 fl. Hauptguts und 30 fl. jährlichen Zinses an den Deutschen Orden, welcher in der Folge das Besetzungsrecht hier ausübte, während dem Bisthum Worms das Visitationsrecht verblieb. Nach der Aufhebung des Deutschen Ordens übte Württemberg zunächst das Patronatrecht aus, allein im Anschluß an die kgl. Verordnung vom 21. Dec. 1857 wurde die hiesige Pfarrei zu einer Pfründe bischöflicher Kollatur erklärt (Reg.-Bl. v. 1858 S. 28). Sie umfaßt außer Stockheim die Katholiken aus manchen Orten des Oberamtes Brackenheim, sowie einigen des Oberamtes Maulbronn.

Den 18. Mai 1495 stifteten der Deutschmeister Andreas von Grumbach und Schultheiß, Richter und Gemeinde zu Stockheim eine St. Marienaltarspfründe dahier, welche der Bischof Johannes von Worms den 22. d. M. bestätigte. Im J. 1592 wurde jedoch mit obrigkeitlicher Erlaubniß der Kirchthurm mit über 1300 fl. und im J. 1604 das Schulhaus mit über 350 fl. aus ihrem Fonds erbaut, und der Rest zur Pfarrers- und Schulmeistersbesoldung, sowie zur Unterhaltung des Schulhauses verwendet.

| Außer dem Kloster zum h. Grab in Speier hatte in älterer Zeit noch das Kloster Frauenzimmern-Kirchbach hier einigen Besitz: den 6. Dec. 1443 vertauschte es 15 M. Wiesen hier an den Grafen Ludwig von Württemberg (Mone 4, 205), und im J. 1454 hatte es einen zehentfreien, die Markung von Stockheim und Frauenzimmern berührenden Widdumacker (S.-A.).
  1. Vrgl. Zeitschrift des hist. Vereins für das württ. Franken 5, 356 ff.
  2. Daher kommt im J. 1634 ein evangelischer Pfarrer zu Stockheim vor (Klunzinger 4, 23).
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