« Kapitel B 18 Beschreibung des Oberamts Biberach Kapitel B 20 »
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19. Gemeinde Hürbel,
bestehend aus 8 Parzellen mit 494 Einwohnern.
1) Hürbel – auch Hyrbel, Hirbel – ein grundh. kathol. Pfarrdorf mit 266 Einwohnern, 41/8 Stunden östlich von Biberach, C. A. und F. A. Ochsenhausen. Grundherr| ist der Graf Reuttner von Weyl, der zu Achstetten seinen Sitz hat. Den Groß- und Kleinzehenten bezieht der Staat. Das Patronat alternirt zwischen der Krone und dem Grundherrn. Hürbel mit Zugehör ist ein Rittergut, das ehemals dem Canton Donau einverleibt war. Zu dem Gut gehören außer Hürbel die Orte Allmethofen, Freyberg, Sommerhaus, Simmisweiler, Zillishausen und Hochdorf, O. A. Wiblingen. Im eigenthümlichen Besitze der Gutsherrschaft sind: das Schloß zu Hürbel mit mehrern andern Gebäuden, ein Maiereigut daselbst mit 127/8 M. Gärten, 1836/8 M. Äcker, 541/4 M. Wiesen, 15/8 M. Weiher und 759 M. Waldungen; ferner der Hof Sommerhaus mit Feld und Wald, sodann noch 917 M. Wald auf den Markungen von Freyberg, Simmisweiler und Zillishausen und 252 M. nebst 9 M. Güter zu Hochdorf; ferner 1 Mahl- und Sägemühle zu Hürbel und 1 Mahl- und Sägemühle mit Bannrecht, so wie eine Ziegelhütte zu Zillishausen. Sodann besitzt die Gutsherrschaft die Grund- und Lehenrechte über sämmtliche Güter, die mit Ausnahme von drei einzigen durchaus falllehenbar sind, das Patronatrecht abwechselnd früher mit Ochsenhausen, jetzt mit der Krone, die hohe und niedere Jagd, die Fischenz in der Rottum und in den Weihern, das Schafweiderecht auf sämmtlichen Markungen, und den Groß- und Kleinzehenten zu Hochdorf. Die eigenen Güter sind mit wenigen Ausnahmen verpachtet, ebenso auch die Gewerbe mit Ausnahme der Brauerei. Hürbel liegt an der frequenten Vicinalstraße von Ochsenhausen nach Laupheim an und auf einem südlichen Bergabhang. Es hat ein freundliches Aussehen, ein gutsherrliches Schloß, gut gebaute Häuser und ist Sitz eines gutsherrlichen Rentamts. Das Schloß ist ein geräumiges stattliches Gebäude mit 4 Thürmen versehen und auf einer Seite von einem herrlichen Lindenpark begrenzt. Es wurde 1521 erbaut und 1726 erneuert. Bei demselben steht die Pfarrkirche, ehemal. Schloßkapelle von sehr alterthümlichem Aussehen. Ein Schulhaus wurde 1829 von der Gemeinde gebaut. Die Baulast der Kirche hat der Staat, die des Pfarrhauses die Pfarrstelle.| In die Kirche sind außer Hürbel noch eingepfarrt: Allmetshofen, Mittelweiler und Zillishausen. Außerhalb des Orts steht auch noch eine Kapelle zur Privat-Andacht. Der Nahrungsstand der Einwohner ist gut. Auffallend ist das starke Verhältniß der unehelichen Kinder zu den ehelichen, vielleicht das stärkste im ganzen Königreiche, s. o. S. 24. In dem Orte befinden sich eine Schildwirthschaft und eine gutsherrliche Brauerei, die oben erwähnten Mahl- und Sägemühle nebst einer Ölmühle stehen 1/4 Stunde vom Ort an der Rottum, und bilden eine abgesonderte Parzelle; die Gemeinde-Körperschaft besitzt 1710 M. Waldungen, woran aber nur die Real-Gemeinde-Berechtigten Theil haben. Bei dem Schulfonds befindet sich eine grundherrliche Stiftung von 1389 fl. Die jetzige Pfarrei ist ganz neu. Indeß hatte Hürbel schon in ältern Zeiten eine eigene Pfarrei, denn schon 1396 überließen die von Freyberg dem Kloster Ochsenhausen die Kirche in Hürbel, das Patronatrecht, die Zehenten, das Widdumgut und ein anderes Gut unter der Bedingung, daß das Kloster die Pfarrei in Hürbel durch einen eigenen Conventualen besorgen lasse. Bald aber war das dem Kloster zu lästig; 1407 erklärte Abt Nicolaus, die Einkünfte seyen zu gering, und ließ Hürbel der Pfarrei Reinstetten wieder als Filial einverleiben. Vergeblich beschwerten sich die Gutsherren über diese Maßregel, kaum konnten sie nach Jahrhunderte langen Streitigkeiten 1613 ein bischöfliches Decret auswirken, daß an Sonn- und Feiertagen Gottesdienst in Hürbel gehalten werden solle, wenn aber der Pfarrer von Reinstetten ein Hinderniß entgegen habe, so sollen die von Hürbel nach Reinstetten gehen. Und so blieb es denn auch bis auf die neuesten Zeiten, und in Hürbel befand sich nur eine Schloßcaplanei, welche 1711 von Roman v. Freyberg gestiftet worden. Im Jahre 1810 wurde von dem katholischen Kirchenrath die Errichtung einer eigenen Pfarrstelle ausgesprochen, wegen der vielfachen Schwierigkeiten zwischen den Betheiligten kam dieselbe jedoch erst 1826 zu Stande. Das Pfarreinkommen wurde theils aus dem Einkommen des| vormaligen Hülfspriesters in Reinstetten, theils aus dem der vormaligen Schloßcaplanei in Hürbel gebildet. Zur Pfarrwohnung überließ der Gutsherr das Caplaneihaus zu Hürbel sammt Garten; der Staat übernahm einen jährlichen Beitrag von 70 fl. zu den Cultkosten aus den Zehentgefällen, und die Baulast der Kirche, die Pfarrstelle die des Pfarrhauses; das Patronatrecht wurde zwischen der Krone und der Grundherrschaft getheilt. In den ältesten Zeiten hatte Hürbel seine eigenen Edle, die sich von dem Ort nannten; ein Pilgrim de Hürvel kommt in Urkunden von 1127, 1128, 1137 vor. So weit übrigens die Nachrichten von Hürbel sonst gehen, findet man die Familie Freyberg im Besitze; in der Nähe des Orts befand sich auch, wie wir unten sehen werden, ein Schloß, Freyberg genannt, und es scheint, daß, wie auch eine alte Haus-Chronik berichtet die ältere Geschichte des Geschlechts mit dessen Besitzungen im Rottumthale in genauer Verbindung stehe.[1] Die Güter an der Rottum blieben im Besitz der v. Freyberg, bis Friedrich der jüngere v. Freyberg-Eisenberg seine Tochter Anna mit Eberhard v. Stein zum Rechtenstein und Emerkingen, welcher 1419 lebte, vermählte, und seinem Tochtermann das Gut Hürbel überließ. Im Jahre 1520 nach dem Tode Bernhards v. Stein zu Emerkingen theilten sich dessen zwei Söhne, Bernhard und Heinrich, in seine Güter, Heinrich v. Stein erhielt Hürbel, Zillishausen, Simmisweiler, Almethofen und Hochdorf (O. A. Wiblingen), somit den ganzen Bestand der jetzigen Herrschaft Hürbel. Im Theilungs-Instrument heißt es: „der Tail an der Rottumb nit allein kain Edelmannssiz, sondern och gar kein Behausung für | ain Edelmann hat, und darzu in Wälder und ainer Wildnus lieget.“ Die alte Burg Freyberg war nämlich schon verfallen; Heinrich v. Freyberg baute daher 1521 das Schloß in Hürbel (wo jedoch schon in ältern Zeiten eines gestanden zu haben scheint). Er vermählte sich 1514 mit Ursula v. Frondsberg, und hinterließ eine Tochter Anna v. Stein. Mit Wernher Völker v. Freyberg-Eisenberg 1534 vermählt, brachte diese Tochter ihrem Gemahl und ihren beiden Söhnen Wernher-Hector und Heinrich Völker v. Freyberg die Herrschaft Hürbel zu, und es befand sich so die letztere wieder in Freybergischem Besitze. Johann Hector v. Freyberg tauschte noch 2 Höfe zu Hürbel, 1 Hof zu Mittelweiler und 1 zu Simmisweiler, welche das Kloster Ochsenhausen besaß, ein, und Anton v. Freyberg kaufte am 19. März 1776 von Kirchberg Forst und Jagd, d. h. die forsteiliche Obrigkeit und die hohe und niedere Jagdbarkeit, nicht nur im Umfange der Herrschaft, sondern auch in dem größten Theil des Kloster Heggbachischen Bezirks für 26.000 fl. zu der Herrschaft. Im Jahre 1816 verkaufte der letzte Freyberg dieser Linie, Joseph Freiherr v. Freyberg-Eisenberg, die Herrschaft Hürbel an die gräfliche Reuttner v. Weyl’sche Familie zu Achstetten, und jetzt ist Hürbel seit dem 8. Mai 1828 durch Familien-Übereinkunft Eigenthum des Grafen Carl Victor Reuttner v. Weyl zu Achstetten. Im Jahre 1805 war die Herrschaft unter badische und theilweise baierische, 1806 unter würtembergische Landeshoheit gekommen.

2) Allmethofen, kathol. Weiler mit 23 Einwohnern, 1/4 Stunde von Hürbel und Filial davon. Die Cultur-, Zehent- und Lehen-Verhältnisse sind wie bei Hürbel.

3) Freyberg, kathol. Weiler mit 21 Einwohnern, 1/4 Stunde von Hürbel, Fil. von Reinstetten. Die Zehent- und Lehen-Verhältnisse wie in Hürbel. Auf dem Hügel, worauf jetzt der Weiler steht, stand ehemals das Schloß Freyberg, an dem nordöstlichen Abhange gegen das Rottumthal sieht man noch die Spuren von Gräben und Wällen.

4) Hürbelmühlen, eine Mahlmühle, Säge- und Ölmühle, 1/4 Stunde von Hürbel an der Rottum, s. Hürbel.

5) Mittelweiler (auch Mannsfeld genannt), katholischer| Weiler mit 10 Einwohnern, Fil. von Hürbel. Den Großzehenten bezieht der Staat, den Kleinzehenten die Pfarrei Schönebürg; im Übrigen wie oben.

6) Simmisweiler, kathol. Weiler mit 44 Einwohnern, Fil. von Schönebürg, O. A. Wiblingen, im Übrigen wie Hürbel.

7) Sommerhausen oder Sommerhaus, ein grundherrliches Maiereigut, s. o., Fil. von Reinstetten. Hawin v. Hochberg schenkt 1128 dem Kloster Ochsenhausen einen Hof in Zimotechinhaus.

8) Zillishausen, kathol. Weiler mit einer hübschen Kapelle und 130 Einwohnern, 3/8 Stunden von Hürbel, wovon es Filial ist. Von 2 Höfen und einem Söldgut steht der Zehente der Pfarrei Sulmingen zu, im Übrigen wie oben. Im Jahre 1334 verkauft das Kloster Wiblingen an Ochsenhausen ein Gut in Zillishausen, das 1634 durch Tausch an die Herrschaft Hürbel kam, s. o.


  1. Nach dieser Chronik hätte ein Thamann v. Freyberg ein Schloß Freyberg 2 Meilen von Chur besessen. Dieser Thamann, der im 10. und 11. Jahrhundert gelebt haben mußte, wäre in einer Fehde mit den von Sax auf Hohen-Sax umgekommen, und seine Wittwe, Anna v. Brandis, hätte sich mit ihren zwei Söhnen nach Schwaben begeben, und in der Gegend, das Rottumthal gennannt, niedergelassen. – Sehr schätzbare und ausführliche genealogische Verzeichnisse von dem alten, vielverzweigten Geschlechte der von Freyberg, wovon bei einer andern Gelegenheit Gebrauch gemacht werden wird, verdankt der Herausgeber der Gefälligkeit des K. Archiv-Directors in München, Herrn Staatsrath von Freyberg.