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Unterbrüden,

Gemeinde III. Kl. mit 450 Einw., worunter 2 Kath. – Dorf, ev. Filial von Unter-Weissach; die Kath. sind nach Ebersberg eingepfarrt. 5/4 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Wo in das hier südwärts ziehende stille, von vielen Pappeln anmuthig belebte Wiesenthal des Brüdenbaches von Osten her das schmale Thal des Holzbaches hereintritt, liegt ziemlich zerstreut, von Obstbaumgruppen umfaßt, der hübsche gutgehaltene Ort. Weite Aussichten bieten sich in dieser viel und klein gehügelten Gegend keine, aber sie gewährt doch allerseits freundliche, dem Auge wohlthuende Ansichten. Ein von der Gemeinde zur Hälfte angekauftes 1735 erbautes Bauernhaus enthält die Schule und die Wohnung des Schulmeisters. Der Begräbnißplatz im Mutterort dient den Verstorbenen als Ruhestätte. Eine Kelter mit einem Baum besteht.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 19 Zieh- und 3 | Schöpfbrunnen, auch die Markung ist reich an guten Quellen, wovon die bedeutendsten im Röhrach entspringen, dann fließen der Brüdenbach und der in heißen Sommern versiegende Holzbach darüber.

Vicinalstraßen führen von hier nach Mittel- und Oberbrüden, nach Lippoldsweiler und nach Unter-Weissach. Über den Brüdenbach gehen drei steinerne Brücken und zwei hölzerne Stege, über den Holzbach ein steinernes und ein hölzernes Brückchen; die Unterhaltung hat die Gemeinde. Die Einwohner sind fleißige, geordnete und sparsame Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht, dann Obst- und Weinbau bestehen; von den Gewerben wird Linnenspinnerei sowohl für den eigenen Bedarf als auch zum Verkauf stark betrieben, auch werden Besen gebunden und nach Stuttgart abgesetzt. Am zahlreichsten vertreten sind die Maurer, die den Sommer über fast alle in Stuttgart arbeiten.

Eine Gips-, Schrot- und Ölmühle samt Hanfreibe besteht, ferner zwei Schildwirthschaften und ein Kramladen.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren: der reichste Bürger besitzt 55 Morgen Feld und 4 Morgen Wald, der Mittelmann 18 Morgen Feld und 1 Morgen Wald, die ärmere Klasse besteht meist aus Maurern und Taglöhnern mit 1/2 Morgen Acker. Auf angrenzenden Markungen haben hiesige Bürger etwa 40 Morgen Feld und Wald im Besitz.

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl mittelgroße, meist für den Feldbau benützte Markung bildet mit Ausnahme des bewaldeten Eichelbergs ein flachwelliges, theilweise etwas hügeliges Land und hat im allgemeinen einen ziemlich fruchtbaren Boden, der theils aus Diluviallehm, größern Theils aber aus den thonigen, etwas schweren Zersetzungen des untern Keupermergels besteht. In den Thalebenen lagern humusreiche Alluvionen, bei denen an einzelnen Stellen der Thon vorherrscht und daher nasse Strecken und etwas saures Futter zur Folge haben. Auf der Markung gewinnt man Keuperwerkstein, Gips, Lehm und Mergel; im Thal wurde früher Torf mit geringem Erfolg abgebaut.

Das milde Klima begünstigt den Obst- und Weinbau, der indessen zuweilen von Frühlingsfrösten gestört wird. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Brabanterpflugs und der eisernen Egge fleißig betrieben und befindet sich in ganz gutem Zustande.

Von Getreidefrüchten baut man vorherrschend Dinkel, Haber und Sommergerste, dann Winterroggen, Sommer- und Winterweizen. Von Brach- und Handelsgewächsen besonders Kartoffeln, die gut gedeihen, sehr viel Futterkräuter (dreibl. Klee, Luzerne, Esparsette), Angersen, Stoppelrüben, ferner Reps, Flachs, Hanf und Hopfen.

| Nach außen (Backnang) können jährlich 200 Schfl. Dinkel und 50 Schfl. Haber verkauft werden. Auch der Wiesenbau ist ausgedehnt, das Futter übrigens mittelmäßig, zum Theil sauer; die Wiesen, von denen nur 10 Morgen Wässerung haben, sind meistens zweimähdig; Futter wird mehr zugekauft als verkauft.

Der Weinbau ist von 56 Morgen auf 45 zurückgegangen; man pflanzt auf dem Morgen etwa 1900 Stöcke (Silvaner, Drollinger, Weiß- und Rothelblinge, Ungartrauben), die größtentheils bezogen werden. Die geschätzteste Lage ist der Altenberg und der Wein einer der besseren in der Umgegend. Die Preise eines Eimers schwankten in den letzten 10 Jahren zwischen 18 und 82 fl. Der größte Theil des Ertrags geht nach Backnang und in den Welzheimer Wald.

Die Obstzucht ist stark im Zunehmen, das Obst geräth gerne, man pflanzt meist Mostsorten, ferner Zwetschgen, Pflaumen, Pfirsiche und unveredelte Kirschen. In günstigen Jahrgängen kann etwas Obst nach außen verkauft werden.

Die Gemeinde besitzt nur 2 Morgen jungen Forchenwald.

Die Brach- und Stoppelweide wird mit Schafen befahren und verpachtet, was der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von 84 fl. sichert; überdieß trägt die Pferchnutzung 150 fl. ein. Die vorhandenen Allmanden werden als Ackerfeld benützt und um 20 fl. jährlich an unbemittelte Bürger verpachtet.

In sehr gutem Zustande ist die Rindviehzucht, welche sich mit einer tüchtigen, durch einen Simmenthaler Farren veredelten Landrace beschäftigt. Viehmastung findet statt und der Verkauf geht nach Stuttgart, Canstatt, Ludwigsburg und auch ins Badische. Die Viehzucht bildet einen sehr namhaften Erwerbszweig.

Die Schafzucht wird von einem fremden Schäfer betrieben, der von der Ernte bis Ambrosi (4. April) 200 feine Bastarde auf der Markung laufen läßt und im Ort überwintert. Die Wolle geht nach Baden, der Abstoß der Schafe (Hämmel) nach Paris.

In neuerer Zeit findet die Zucht der Schweine (halbenglische Race) in bedeutender Ausdehnung statt und mit aufgemästeten Schweinen wird ein erklecklicher Handel getrieben.

Das Fischrecht in den nur Forellen führenden Gewässern hat der Staat, welcher es um 1 fl. jährlich verpachtet.

In dem auf der Markung gelegenen Staatswald wird eine Stelle „im Klösterle“ genannt, hier soll nach der Sage ein Kloster (vermuthlich ein Waldbruderhaus) gestanden sein.

Auf den Aierlensäcker kommen von Zeit zu Zeit Erdfälle vor.

Unterbrüden war unter den im Jahr 1439 mit der Feste Reichenberg von den Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg an die Gebr. Nothaft verpfändeten Orten; in der Folge gehörte es | zum Theil ins Reichenberger, zum Theil ins Ebersberger Amt (Lagerb. von 1528).

Dem Stifte Backnang, welches in Brüden schon frühe Besitzungen hatte (s. Oberbrüden), gehörten später der große und kleine Frucht-, der Weinzehnte, 2 Lehengüter, Hellerzinsen, Gülten; für den Heuzehenten bezog es ein Bestimmtes in Geld (Lagerb. von 1568/9).


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