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Heutensbach,

Gemeinde III. Kl. mit 322 Einw. , wor. 1 Kath. Dorf, Filial von Unter-Weissach; die Katholiken sind nach Ebersberg eingepfarrt. 5/4 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Im flachen, nordwärts ziehenden Rohrbachthälchen liegt das weitzerstreute Dörfchen mit seinen zuweilen stattlichen Bauernhäusern, die von üppigen Obstbaumgärten umschattet werden. Das 1841 erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Das Rathhaus ist gemiethet.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 4 Schöpf- und 14 Ziehbrunnen; auch die Markung ist reich an guten Quellen, die bedeutendsten sind der im Wald Rohr entspringende Rohrbrunnen und der am Ort entspringende Waschbrunnen, dessen Wasser der Gesundheit besonders zuträglich ist. Dann fließen über die Markung der Rohrbach und der sog. Fleischbrunnen, der im Gemeindewald entspringt und bei trockener Witterung versiegt.

Eine Vicinalstraße nach Allmersbach ist angelegt und die Vicinalstraße von Allmersbach nach Rudersberg berührt die Markung.

Eine steinerne und eine hölzerne Brücke und ein steinerner Steg gehen über den Rohrbach, sie sind von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Einwohner finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht, Obst- und Weinbau; von den Handwerkern arbeiten die Maurer nach außen. Winterszeit werden hier auch Besen gebunden und nach Winnenden abgesetzt. Eine Schildwirthschaft und ein Kramladen bestehen. Die Vermögensverhältnisse sind, mit Ausnahme einiger Bürger, sehr mittelmäßig; der begütertste besitzt 36, der Mittelmann 15, die ärmere Klasse 1/2 Morgen Grundeigenthum. Auf Allmersbacher und Cottenweiler Markung liegen einige hiesigen Bürgern gehörende Grundstücke.

Die kleine Markung ist, so weit sie für den Feldbau benützt wird, ziemlich eben und nur von einigen unbedeutenden Thälchen durchfurcht; der nördliche bergige Theil derselben dient dem Waldbau | Der Boden besteht meist aus einem mittelfruchtbaren etwas hitzigen Lehm. Zwei Steinbrüche sind in dem Stubensandstein angelegt. In den 1830ger Jahren wurde in dem Gemeindewald Benzklinge ein Versuch auf Steinkohlen, jedoch ohne Erfolg gemacht.

Das Klima ist etwas rauh und Frühlingsfröste schaden zuweilen, dagegen kommt Hagelschlag selten vor. Die Landwirthschaft steht gegen andere Orte zurück und von verbesserten Ackergeräthen hat nur der Suppinger Pflug Eingang gefunden. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Getreidefrüchte, viel Kartoffeln, dann Flachs, Hanf, Reps, dreiblättriger Klee und Angersen. Es wird von den Getreidefrüchten verkauft, aber auch Brotfrucht zugekauft.

Der Wiesenbau ist von mittelmäßiger Ausdehnung und liefert kein gutes Erzeugniß; zwei Drittheile der Wiesen sind zweimähdig, ein Drittheil ist einmähdig.

Der Weinbau ist nicht bedeutend, man pflanzt zumeist Silvaner, 1600 St. auf dem Morgen, die den Winter über bezogen werden. Das Erzeugniß gehört zu den mindern, die besten Lagen sind Kelterweinberg und Sommerig. Der Preis eines Eimers schwankte in den letzten 12 Jahren zwischen 15 und 70 fl.

Die Obstzucht ist im Zunehmen und erlaubt in günstigen Jahrgängen einen Verkauf nach außen von einigen 100 Sri.; man pflanzt besonders Luiken, Palmischbirnen und Zwetschgen.

Die Gemeinde besitzt 80 Morgen meistens Laubwald, die jährlich 16 Klafter und 400 St. Wellen abwerfen; der Erlös fließt in die Gemeindekasse.

Die Stoppelweide ist gut und wird um jährlich 50 fl. verpachtet, dann trägt die Pferchnutzung der Gemeinde noch 40 fl. ein. Ein Theil der Allmanden wird an Bürger um 20 fl. jährlich verliehen.

Die Rindviehzucht (Landrace) ist nicht bedeutend; man benützt die Farren in Allmersbach, wofür die Gemeinde eine Entschädigung von 36 fl. jährlich entrichtet. Auch die Viehmastung ist nicht stark; Mangel an Futter hemmt eine größere Ausdehnung der Viehzucht.

Von der Ernte bis Neujahr läßt ein fremder Schäfer 120 bis 130 Schafe auf der Markung laufen.

Stiftungen sind keine vorhanden.

Den 11. April 1245 bestätigte Pabst Innocenz IV. dem Stift Backnang Besitzungen allhier, dasselbe erwarb ferner i. J. 1403 durch Vermächtniß das sog. Hinterfaigenlehen (St.-A.) und besaß in der Folge auch den großen und kleinen Frucht- und gewisse Weinzehenten, aus einigen Wiesen gewisse Schochen Heu für den Heuzehnten, für den Obstzehenten ein Gewisses in Geld, einige erbliche Lehengüter, Hellerzinsen (Lagerb. v. 1568/9).

Der Ort selbst wurde im J. 1439 von Württemberg mit der | Feste Reichenberg an die Nothaft verpfändet, war wohl schon früher eine Zubehörde derselben und gehörte später in das Reichenberger Amt (Lagerb. v. 1528).


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