Friedrich Gerstäcker: Nebraska. I. In der Prärie.

Weit, wie der endlose Ozean breitete sich die Steppe aus; kein Baum. kein Strauch unterbrach die furchtbare Monotonie der Landschaft, und glühend brannte dabei die Sonne auf das verdorrte gelbe Gras und die mit scharfen langen Stacheln bedeckten Kaktuspflanzen nieder. Ueber den dürren, trostlosen Boden aber zitterte ein flackernder Schein, den leise bewegten Wellen der See nicht unähnlich und das darüber hinschweifende Auge blendend.

Nur drei lebende Wesen werden in dieser Einöde sichtbar – ein Reiter, sein todtmüdes Pferd und ein einzelner dunkelbrauner Aasgeier. der hoch in der Luft den unter ihm hinziehenden Wanderer umkreiste, als ob er nur auf den Augenblick warte. wo er erschöpft und gebrochen zusammensinken und ihm zur Beute dienen solle. War es doch schon der dritte Tag, daß er ihm so folgte, und das scharfsinnige Thier mochte wittern, daß ein Menschenkind solche Entbehrungen nicht viel länger mehr im Stande sei zu ertragen.

Er hatte nicht so ganz Unrecht. Der Reiter unter ihm schien wie sein Thier der über ihn hereinbrechenden Ermattung zu erliegen, und nur manchmal noch raffte er sich mit Aufbieten aller Kräfte empor, und warf spähend und ängstlich forschend den Blick umher, – aber nicht lange. Was sich dem Auge bot, schien nicht geeignet, ihm Trost zu geben - kein Baum. kein Strauch verrieth das heiß ersehnte Wasser, und wenn sich auch hie und da eine Antilope oder ein kleiner Trupp von Büffeln am Horizont zeigte, was half es ihm? Ihm fehlte die Kraft sie zu verfolgen, und sein armes Roß vermochte kaum noch ihn im Schritt weiter zu schleppen; wie hätte er je daran denken können, eine Heerde Büffel zu hetzen.

Es war ein noch junger Mann, von kaum mehr als fünfundzwanzig Jahren, und in die gewöhnliche Tracht der westlichen Jäger, in ein ledernes, ausgefranstes Jagdhemd und ebensolche Leggins und Mokassins gekleidet – aber bleich


geklaut von Karl May: I. In der Todessteppe

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Weit, wie der unermeßliche, endlose Ozean, breitete sich die Wüste aus; glühend brannte die Sonne hernieder und über dem heißen Sande zitterte ein flackernder Schein, das darüber hinschweifende Auge schmerzend und blendend. Fünf lebende Wesen waren in der trostlosen Einöde sichtbar: ein Reiter, sein Pferd und drei Aasgeier, welche hoch in der Luft den beiden Ersteren folgten, als ob sie nur des Augenblicks warteten, an welchem Beide vor Erschöpfung zusammensinken und ihnen zur willkommenen Beute werden sollten. Es war doch schon der zweite Tag, daß sie dem Reiter folgten, und die scharfsinnigen Thiere mochten wittern, daß ein Menschenkind die Entbehrungen eines solchen Rittes nicht länger zu ertragen im Stande sei.

Der Wanderer war ein noch junger Mann von vielleicht sechsundzwanzig Jahren. Er trug die gewöhnliche Tracht der Prairiejäger, ein ledernes, ausgefranstes Jagdhemd, ebensolche Leggins und Mokkassins und auf dem Kopfe einen Filzhut, dessen Farbe und Gestalt errathen ließen, daß sein Besitzer schon seit geraumer Zeit nicht mit der Civilisation in Berührung gekommen sei. Seine bleichen, erschöpften Züge, ...