Batterie zum Galopp übergehend

Textdaten
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Titel: Batterie zum Galopp übergehend
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aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 627–628
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[625]

Batterie zum Galopp übergehend.
Nach einer Radirung von Hans W. Schmidt.

[627] Batterie zum Galopp übergehend. (Mit Illustration S. 625.) Es sind nur ein paar abgerissene Noten im zweiviertel Takt, die der Trompeter nicht immer in der gewünschten Reinheit seinem Instrumente entlockt, eine Art Leitmotiv für das, was nun kommen soll. Das leichtere Kavallerieroß versteht darunter meistens das Vorspiel zur Attacke und setzt sich ganz von selbst in das verlangte Tempo, wie Mancher, der solch einen ausgedienten Klepper als Zuschauer zum Manöver hinausritt, schon zu seinem Leidwesen erfahren hat. Etwas weniger musikalisch ist das Zugpferd der Artillerie, was man ihm bei seinem schweren Berufe auch nicht übelnehmen kann, zumal wenn man bedenkt, was Alles drum und dran hängt.

[628] Das ist erstens eine schwere Gußstahlkanone, zweitens eine mit Munition gefüllte Protze, deren Räder sich tief in den lockeren Boden einwühlen, und endlich noch als Ballast auf beiden je ein Paar handfester Kanoniere. Genug für sechse, von denen die drei auf der Sattelseite noch überdies ihre Reiter, in diesem Fall „Fahrer“ genannt, zu tragen haben.

Für gewöhnlich bewegt sich denn das schwere Gespann auch im Trab fort, und nur wenn der Gefechtsmoment besondere Eile gebietet, ertönt das Signal „Galopp“. Dann aber ist es Sache der Fahrer, dem mangelnden Musikverständniß ihrer Thiere durch Sporn und Peitsche nachzuhelfen, wie wir denn auch auf unserem Bild diese Hilfsmittel in voller Thätigkeit sehen. Scheint’s nicht, als ob der an der Tête reitende Officier sich sogar seines Säbels als einer Art von Taktstock bedienen wollte? – Wir sehen aber auch an den gereckten Hälsen, den weitgeöffneten Mäulern, Nüstern und Augen, wenn wir Kenner sind, wohl auch an der Stellung der Beine, wie schwer es den armen Thieren wird, sich in die verlangte Gangart zu setzen.

„Drauf!“ heißt’s da, „immer drauf!“ Wer dem Thierschutzvereine angehört, mag wohl entsetzt die Augen schließen, aber es muß sein. Noch ein paar Hiebe, und sie sind im Zug und dann ist auch das Schwerste überstanden.

Es ist eben solch ein Gefechtsmoment, den unser Bild darstellt. Was wir da hinten an Infanterie mit Gewehr bei Fuß stehen sehen, ist als eine Reservetruppe zu betrachten; die Vorhut ist schon am Feind; die Artillerie hat ihn von einem Flügel der Stellung aus bisher wirksam beschossen; nun entzieht sich der Weichende plötzlich ihrem Gesichtsfeld. Um ihn wieder zu erreichen, gilt es nun, wie das Terrain einmal ist, rasch eine andere Position auf dem entgegengesetzten Flügel zu nehmen. Darum: „Aufgeprotzt! Abgebrochen! Galopp!“

Bald wird eine Staubwolke das Bild umhüllen, wir hören dann nur noch das Rasseln der Geschütze, ein Dröhnen und Schnauben und kurz darauf den ersten Schuß aus der neuen Position.