Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zappert, Bruno
Band: 59 (1890), ab Seite: 184. (Quelle)
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Zappert, Georg (Archäolog, geb. zu Altofen in Ungarn am 7. December 1806, gest. in Wien am 23. November 1859). Sohn wohlhabender israelitischer[WS 1] Eltern, erhielt er eine sorgfältige [185] Erziehung und gelehrte Bildung auf dem Gymnasium in Pesth und an der Universität zu Wien. Das begonnene Studium der Medicin gab er nach seinem 1829 erfolgten Uebertritte vom Judenthum zur römisch-katholischen Kirche auf und wandte sich nun jenem der Theologie zu, aber schon im zweiten Jahre verlor er nach schwerer Krankheit das Gehör, und so sah er sich genöthigt, die theologische Laufbahn zu verlassen. Von nun an lebte er in Wien ziemlich abgeschieden von der Welt seinen Lieblingsstudien, der Erforschung der Vergangenheit, insonderheit der mittelalterlichen Zustände. Zu diesem Behufe unterzog er sich den mühevollsten Arbeiten, so unter Anderem zog er für seine „Collectaneen zur Geschichte der Cultur, Literatur und Kunst im Mittelalter“ die ganze große Sammlung der Acta Sanctorum aus und verwerthete, wie es in einem ihm gewidmeten Nachruf heißt, „mit einem oft an Spitzfindigkeit grenzenden Scharfsinne das darin gefundene Material“ zu seinen Zwecken. In seinen Darstellungen der so gewonnenen Resultate verband er mit einer ausgebreiteten Belesenheit die Gabe geistreicher scharf eindringender Auffassung und Combination. Mit Ausnahme zweier selbständig erschienenen Arbeiten veröffentlichte er Alles in Fachblättern. So erschienen von ihm: „Vita B. Petri Acotanti zum ersten Male herausgegeben aus einer Handschrift des XIV. Jahrhunderts“ (Wien 1839, 8°.); – „Gravure en bois du XII siècle“ (Vienne 1837, Fol.); – im Kaltenbaeck’schen „Archiv für Geschichte u. s. w.“: „Ueber einige Glasschildereien im Chorherrenstifte Klosterneuburg“ [1836. S. 57 u. f.]; – „Büchermalereien im Psalterium des h. Leopold und in anderen Handschriften der Bibliothek des Chorherrenstiftes Klosterneuburg“ [1836. S. 265 u. f.]; – „Ueber den 2. Band von Gervinus Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Deutschen“ [in den „Blättern für Literatur“ 1836 S. 405 u. f.]; – in den Brockhaus’schen „Blättern für literarische Unterhaltung“: „Ueber des Dr. C. Hock Gerbert oder Papst Sylvester II.“ [1837, S. 136 u. f.]; – in Pletz „Neuer theologischer Zeitschrift“: „Besprechung über עבנואל‎“ [1839, Bd. II, S. 372 u. f.]; – in den „Oesterreichischen Blättern für Literatur und Kunst“ von Adolf Schmidl: „Ueber die insonderheit in deutschen Choralbüchern vorkommenden Neumen“ [IV, 1847 Nr. 164, S. 651]; – in den „Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften philosophisch-historischer Classe“: „Virgil’s Fortleben im Mittelalter“ [Bd. II); – „Ueber den Ausdruck des geistigen Schmerzes im Mittelalter“ [Bd. V, S. 73–136]); – in den „Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften philosophisch-historischer Classe“: „Ueber Antiquitätenfunde im Mittelalter“ [1850, Novemberheft]; – „Stab und Ruthe im Mittelalter“ [1852, Juliheft]; – „Ueber sogenannte Verbrüderungsbücher und Nekrologien im Mittelalter“ [Bd. X, S. 417–463; Bd. XI, S. 5–42]; – „Ueber das Fragment eines liber dativus“ [Bd. XIII, S. 97–183); –.Ein Brieflein als Amulet“ [Bd. XV S. 551); – „Epiphania, ein Beitrag zur christlichen Kunstarchäologie“ [Band XXI, S. 291–372); – „Wiens ältester Plan“ [Bd. XXI, S. 399–444), ihm war es geglückt, diesen interessanten und wichtigen Fund zu machen; – „Ueber ein für den Jugendunterricht des Kaisers Max I. abgefaßtes lateinisches Gesprächsbüchlein“ [186] [Bd. XXVIII, S. 193 bis 280]. – „Ueber ein althochdeutsches Schlummerlied“ [Bd. XXIX, S. 302 bis 314], worüber sich mit Berliner Forschern eine Fehde entspann, in welcher Franz Pfeiffer für Zappert eintrat; – im „Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen“, herausgegeben von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften: „Büchlein, dem Herzog Albrecht VI. von Oesterreich zugesandt von seinem Caplan“ [Bd. XIX, S. 145]; – „Ueber Badewesen in mittelalterlicher und späterer Zeit“ [Band XXI, S. 5]. Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften erwählte ihn am 28. Juli 1851 zum inländischen correspondirenden Mitgliede. Er starb im besten Mannesalter von erst 53 Jahren, nachdem er seinen Tod drei Tage vorher auf die Minute vorausgesagt. Uebrigens sollen ähnliche Fälle von eingetroffenen Todesahnungen schon bei mehreren Gliedern dieser Familie vorgekommen sein.

Feierliche Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften am 30. Mai 1860 (Wien, Staatsdruckerei, 8°.) S. 89 [In den Acten der kaiserlichen Akademie soll sich Zappert’s Selbstbiographie finden.] – Wiener Zeitung, 1859, Nr. 299. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1867, Nr. 110 [über den Streit, der sich anläßlich der Auffindung des ältesten althochdeutschen Schlummerliedes durch Zappert mit der Berliner Schule erhob.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: israelititischer