Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 59 (1890), ab Seite: 53. (Quelle)
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Ybl, Nicolaus (Architect, geb. zu Stuhlweißenburg in Ungarn 6. April 1814, nach Vincenti bereits 1809). Nachdem er in seiner Vaterstadt seine ersten Studien beendet hatte, begab er sich nach Wien, wo er 1825–1832 die Akademie der bildenden Künste besuchte und sich dem Baufach widmete. Später setzte er seine Kunststudien in München fort, und von da in seine Heimat Ungarn zurückgekehrt, machte er sich bald durch seine Arbeiten bekannt. Eine Capelle zu Irsan im Renaissancestyl, die protestantische Kirche zu Kecskemét und die Kirche zu Fóth bei Pesth im Auftrage des Grafen Károlyi im romanischen Styl waren seine ersten Werke. Das letztgenannte, zu welchem er den Plan entwarf und dessen Ausführung er auch besorgte, zählt zu den schönsten kirchlichen Neubauten in Ungarn. Noch sind zu erwähnen, mit Uebergehung der zahlreichen von ihm theils entworfenen, theils auch gebauten Villen und Häuser in Pesth, das eigenthümliche Kazinczy-Denkmal, das in streng classischer Bau weise die einstige Wohnung des großen ungarischen Dichters wie ein Gehäuse umschließt, die Pläne zu dem Prachtbau des Burgbazars in Ofen, jene zur Curia in Pesth, in deren Räumen die Septemviral- und die königliche Tafel, das Wechsel- und Appellationsgericht und noch andere Aemter Platz finden, und in den letzten Jahren die noch im Bau begriffene Basilica in der Leopoldstadt, eine der großartigsten Kirchenbauten unserer Zeit. Die Pläne in Aquarell und Federzeichnungen des Restaurationsentwurfes dieser Kirche nebst den Plänen für das Hauptzollamt in Pesth waren in der historischen Kunstausstellung, welche anläßlich der Eröffnung der neuen Akademie der bildenden Künste in Wien 1877 statthatte, zu sehen. Ybl ist von dem Rathe der Akademie der bildenden Künste in Wien im Jahre 1866 zum wirklichen akademischen Mitgliede erwählt und von Seiner Majestät bestätigt worden, ist auch Mitglied des hauptstädtischen Ausschusses von Budapesth aus der Classe der 1200 Höchstbesteuerten. Schon im Februar 1866 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens; in der Folge das des Leopoldordens, worauf er mit Diplom ddo. 13. Jänner 1883 in den österreichischen Ritterstand erhoben wurde. Seit 30. Jänner 1851 ist er mit Ida Lafite (geb. 10. Jänner 1821) vermält, und stammt aus dieser Ehe ein Sohn Felix (geb. zu Budapesth am 14. Jänner 1861).

Allgemeine Zeitung (München, Cotta, 4°.) 13. August 1887, Nr. 223. Beilage: „Sommertage in Budapesth“. Von v. V.(incenti). – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagsblätter, 26. März 1865, Nr. 13: „Ybl Miklós“. – Magyarország és a nagy világ, d. i. Ungarn und die große [54] Welt (Pesth, gr. 4°.) 1868, Nr. 3 – Sárkady (István). Hajnal. Arczképpekkel és életrajzokkal diszített Album, d. i. Die Heimat. Bilder- und Biographien- Album (Wien 1867, Sommer, 4°.) S. 135.
Porträts. 1) Lithographie von J. Marastoni, 1865, in obigem „Magyarország és a nagy világ“ – 2) Von ebendemselben 1866 in Sárkady’s „Hajnal“. – 3) Holzschnitt von S. Pollak in obigem „Vasárnapi ujság“.
Wappen. In Roth ein blaubewehrter goldener Löwe, mit der rechten Vorderpranke eine silberne Säule korinthischer Ordnung über der rechten Schulter tragend, von einem blauen Stern in goldener rechter Vierung begleitet. Auf dem Schilde ruhen zwei gekrönte Turnierhelme. Aus der Krone des rechten wächst ein bewehrter rother Löwe mit goldenem mit Pfauenfedern besteckten Kamme in der linken Vorderpranke einen blauen Stern tragend. Die Krone des anderen Helmes trägt einen rothen Stadtthurm mit blauen Fenstern, blauem Thor, blauem Spitzdach und mit drei sichtbaren Erkerthürmchen ebenfalls blau bedacht und alle mit goldenen Wetterfähnlein besteckt. Helmdecken. Die des rechten Helmes sind roth mit Gold, die des linken blau mit Silber belegt.