BLKÖ:Willroider, Ludwig

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 56 (1888), ab Seite: 199. (Quelle)
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Willroider, Ludwig (Landschaftsmaler, geb. zu Villach in Kärnthen 1845). Der jüngere Bruder Josephs [siehe den Vorigen] und dessen Schüler. Gleich diesem erlernte auch er anfänglich die Tischlerei, und noch jetzt steht im Atelier des Künstlers die Hobelbank, an welcher er in Mußestunden nach Herzenslust arbeitet, wie er überhaupt ein technisches Genie ist, Uhren baut u. s. w. Nachdem er der Tischlerei als Beruf Valet gesagt hatte, machte er in den Jahren 1864 und 1865 Studienreisen in den malerischen österreichischen und bayrischen Bergen und dehnte diese bis Venedig aus. Darauf ließ er sich in München nieder, wo er seit 1873 künstlerisch thätig ist und fleißig die Ausstellungen des dortigen Kunstvereines beschickt. 1872 besuchte er auch die Niederlande. 1883 erwählte ihn die Münchener Akademie der Künste zum Ehrenmitglieds auch wurde er in diesem Jahre zum königlichen Professor ernannt. Von seinen Arbeiten sind aus den Münchener Ausstellungen bekannt im Jahre 1873: „Verlassener Steinbruch in Kärnthen“, mit welchem Bilde sich bereits die Aufmerksamkeit des Publicums auf den Künstler richtete, dessen Eigenart schon damals zur Geltung kam; – „Motiv aus Oberkärnthen“; – „Holländische Landschaft bei Dortrecht“; – „Vor dem Regen“; 1882: „Nach dem Regen“: 1883: „Waldbrand“, welches großartig angelegte und ungemein trefflich ausgeführte Bild nach Zeitungsnachrichten für 10.000 Mark verkauft wurde; – „Abenddämmerung am Waldsaum“; – „Die oberen Isaranlagen mit dem Ausblick auf das Maximilianeum“; 1885: „Isarlandschaft“; – „Landschaft mit aufgehendem Monde“; 1886: „Die Sintfluth“, 51/2 Meter lang, 31/2 Meter hoch, ein Bild, welches bei Laien und Künstlern seiner gewaltigen Conception, wie tief durchdachten Ausführung wegen allgemeine Bewunderung erregte; treffend bemerkte ein Kritiker darüber, „daß es durch seine Einfachheit fürchterlich wirkt; – „Riviera di Ponente“, das der Künstler auf die Ausstellung in Antwerpen brachte; 1887: „Herbstmorgen“; – „Sommermorgen“; – „Regenstimmung“; – „Eichen an der Landstrasse“. Wie ich aus den Mittheilungen eines Freundes und Kenners erfahre, ist der Künstler eben mit einem Gegenstück zu dem vorerwähnten Bilde „Die Sintfluth“ beschäftigt. Willroider zählt zu den bedeutenderen Landschaftsmalern der Gegenwart, in seinen Bildern herrscht Stimmung und zeigt sich ein unendlich feiner Natursinn; das Motiv, welches er gemeiniglich der Natur entnimmt, versteht er wie Wenige zu idealisiren, und so hat er, während er eine Studie der Natur darstellte, uns ein echtes tiefempfundenes Stimmungsbild hingezaubert. Nicht unrichtig bemerkt ein Kunstkenner, [200] daß Willroider’s Bilder an Ruysdael’s Landschaften mahnen. In letzteren Jahren hat unser Maler sein künstlerisches Können in einigen Bildern von größeren Dimensionen bekundet. Nun, gewiß steckt nicht die Bedeutung eines Bildes in der Zahl der Quadratmeter, welche mit Farbe bemalt sind. Aber wer es versteht, auf einer großen Fläche mit seinen Farbenmassen in solcher Weise zu wirken, wie es bei Willroider mit seinem „Waldbrand“ und seiner „Sintfluth“ der Fall ist, der führt als Meister nicht gewöhnlicher Art seinen Pinsel, der malt nicht, wie es eben die Mode will, nach einer gewissen Schablone, der malt, wie es ihm eben sein Genius eingibt, und wenn dieser dazu nicht gering und engherzig, sondern groß und gewaltig, malt er auch eben groß und gewaltig. Und dies trifft bei Willroider zu. Der Künstler versteht es auch, mit seltenem Geschick die Radirnadel zu handhaben, und hat sich durch die Wiederbelebung der Radirkunst in München ein besonderes Verdienst erworben.

Müller (Hermann Alex. Dr.). Biographisches Künstler-Lexikon der Gegenwart. Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesammtgebiete der bildenden Künste aller Länder, mit Angabe ihrer Werke (Leipzig 1882, Bibliogr. Institut, br. 8°.) S. 560. – ( Lützow). Kunstblatt, Bd. XIX (1884), S 159; Bd. XXI (1886), S. 62. – Pecht (Friedr.). Kunst für Alle. Heft 13. – Ebenda. 1886, S. 200: „Aus Willroider’s Skizzenbuch“. – Handschriftliche Mittheilungen des in Münchener Kunstsachen so bewanderten Dr. H. Holland. – Oesterreichische Kunst-Chronik. Herausgegeben von Dr. Heinrich Kábdebo (Wien 1879, 4°.) 1878, Nr. 1, S. 8; Nr. 11, S. 169; 1879, S. 28; 1880 (IV. Bd.) S. 21 und 23. – Augsburger Abendzeitung, 10. März 1886, Nr. 69: „Willroider’s Sintfluth.“