BLKÖ:Warsberg, Alexander Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Warrens, Eduard
Band: 53 (1886), ab Seite: 98. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Alexander Freiherr von Warsberg in Wikidata
GND-Eintrag: 117145165, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Warsberg, Alexander Freiherr|53|98|}}

Warsberg, Alexander Freiherr (Schriftsteller, geb. zu Saarburg bei Trier am 30. März 1836). Der älteste Sohn des preußischen Kammerherrn Freiherrn Joseph Alexander von[WS 1] Warsberg (geb. 27. August 1807) aus dessen Ehe mit Elisabeth Freiin von Wyttenbach. Das Stammschloß der Familie, deren Namen dasselbe noch heute trägt, liegt zwischen Saarlouis und Folquemont an der Eisenbahnlinie nach Thionville. Bald nach der Geburt Alexanders verkaufte der Vater die alten Familienbesitzungen und übersiedelte nach Oesterreich. Nun kaufte er sich in Gratz an, wo Alexander das Gymnasium und die Universität besuchte. Ein Jahr der Universitätszeit studirte derselbe in München. Seine Neigung für die Künste fand in den reichen prächtigen Sammlungen dieser Stadt und dem Verkehre mit den dort lebenden Menschen Anregung und Förderung. Schon die Mutter hatte mit ihrem angeborenen feinen Sinne für alles Edle, Große und Schöne die Eigenschaften ihres Sohnes zeitig erkannt und gefördert. Dieser, von Jugend auf kränklich, fand niemals Gefallen an den Spielen anderer Kinder und zog sich, wenn solche zu ihm kamen, in einen Winkel des Hauses oder Gartens mit einem Buche zurück. Schon in den ersten Jahren der Gymnasialzeit kaufte er ohne Wissen der Eltern und des Erziehers von seinem Taschengelde die deutschen Classiker, Shakespeare’s Werke u. a. und las und excerpirte diese Bücher. Mit besonderer Vorliebe las er die Beilage der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ und beschrieb sie an den Rändern mit Notizen und Bemerkungen voll. Nach Vollendung der Universitätsstudien trat er bei der Statthalterei in Gratz in den kaiserlichen Staatsdienst, befaßte sich aber schon damals mit kleineren schriftstellerischen Arbeiten, die aus den Aufzeichnungen seiner Tagebücher zusammengestellt wurden. 1858 ward er zur Statthalterei in Venedig versetzt, wo er bis zur Abberufung des Statthalters Grafen Bissingen verblieb; 1859 erfolgte seine Zurückversetzung nach Gratz. Hier lernte er 1863 die Familie des Botschafters Freiherrn von Prokesch-Osten [Bd. XXIII, S. 349] kennen, mit welchem er durch dieselbe in nähere Beziehungen trat, die allmälig den wärmsten freundschaftlichen Charakter annahmen. Prokesch zog ihn wiederholt zu sich nach Constantinopel und wählte ihn auch zu seinem Begleiter auf seinen Urlaubsreisen durch Italien, die Schweiz und Frankreich. 1863 wurde Warsberg in das Handelsministerium, 1866 in das Ministerium des Aeußern versetzt. Seit 1864, in welchem Jahre er Constantinopel zum ersten Male besuchte, reiste er bis 1875 beinahe jährlich dahin. Bald nachdem er mit Prokesch in näheren Verkehr getreten, begann er mit der Herausgabe seiner ersten schriftstellerischen Arbeiten, und zwar brachte die „Gratzer Tagespost“ seinen ersten Artikel „Die Macht der Ideen“. Diesem folgten dann in verschiedenen Zeitungen Wiens und in der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ andere Artikel, welche durch [99] die Farbenpracht der Schilderungen, durch den Reichthum der mit positiven Kenntnissen innig verknüpften herrlichen Ideen und den Flug einer glühenden Phantasie bald allgemeines Aufsehen erregten. In den Jahren 1868, 1869 und 1871 bereiste Warsberg Aegypten; 1870 verbrachte er seiner geschwächten Gesundheit wegen mehrere Monate hindurch in Korfu, verlebte in den Jahren 1880, 1883 und 1884 viele Monate in Griechenland, Attika, Thessalien, Epirus, den Peloponnes und die griechischen Inseln bereisend. 1868 besuchte er Syrien und 1881 Lybien. Sein erstes Buch, welches er nach einer Reise nach Constantinopel in die Oeffentlichkeit brachte, führt den Titel: „Ein Sommer im Orient“ (Wien 1869, Gerold’s Sohn, gr. 8°., III und 428 S.); diesem folgten: „Odysseische Landschaften“ 3 Bände (Wien 187., ebd.; Bd. I: VIII und 282 S.; Bd. II: 408 S.; Bd. III: 504 S.), in welchen Warsberg Korfu, Epirus, Ithaka, Kephalonia und Zante schildert, und „Homerische Landschaften. Erster Band. I. Das Reich des Sarpedon. II. Rhodos. III. Im Aegäer-Meer. Mit zahlreichen Abbildungen“ Wien 1884, Karl Gröger, 8°.). Diesen lykischen Bildern will der Verfasser trojanische, thrakische, bithynische und andere Landschaften nachfolgen lassen, wie sie in der Geographie der Ilias genannt erscheinen. Ebenso Kunstenthusiast wie feiner Kenner der Antike, schreibt Warsberg in hinreißender Weise seine Fahrten nieder und verknüpft geistvoll seine im Ganzen nicht stürmischen Erlebnisse mit philosophischen Betrachtungen. Aus seinen Schilderungen bricht die ganze Farbenpracht des Orients in Worten hervor, und wir wissen keinen Autor zu nennen, der die Gabe besitzt, mit Worten so hinreißend zu malen, wie es etwa Rottmann mit Farben gethan oder die beiden Achenbach noch thun.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: von von.