BLKÖ:Václavíček, Wenzel Wilhelm Ritter von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vackař, Joseph
Band: 49 (1884), ab Seite: 184. (Quelle)
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Václavíček, Wenzel Wilhelm Ritter von (Propst des Prager Domcapitels, geb. zu Choustnik im Taborer Kreise Böhmens am 19. December 1788, gest. zu Prag am 18. September 1862). Das Gymnasium besuchte er zu Iglau, die philosophischen und theologischen Studien hörte er zu Prag, wo er auch die Priesterweihe empfing. Am 19. November 1809 trat er als Caplan zu Plan im Taborer Kreise in die Seelsorge. In dieser Stadt später auch zum Pfarrer berufen, erhielt er 1815 die Dechantei zu Načerod, und 1818 wurde er zum Secretär der Bystritzer Vicarie, 1824 aber zum Vicar für den Umfang des ganzen Kreises ernannt. Ein gewandter Prediger, ein gediegener Pädagog, gründlich gebildet und dabei ein Freund des Volkes, war er ebenso unermüdlich in Erfüllung seiner priesterlichen Obliegenheiten als in der Schule, und als die schweren Kriegsjahre 1813 und 1814 ganz unvorhergesehene Ansprüche an Jedermann, insbesondere aber im Hinblick auf die Tausend und Tausend Verwundeter und Sterbender an den Priesterstand stellten, da leuchtete Václavíček durch Selbstaufopferung in Erfüllung seiner Pflichten Allen als Muster der Nachahmung voran. Im Jahre 1829 wurde er Canonicus und böhmischer Prediger in der Domkirche zu St. Veit aus dem Prager [185] Schloß, indem er gleichzeitig die Würde eines Doctors der Theologie und eines erzbischöflichen Consistorialrathes erhielt. 1829 übertrug man ihm die Redaction des ein Jahr zuvor begründeten Kirchenblattes: „Časopis pro katol. duchovenstva“, d. i. Zeitschrift für die katholische Geistlichkeit, welches vor ihm unter der Leitung Adalbert Prochazka’s [Bd. XXIII, S. 345, Nr. 1] und des Spirituals Mraz erschienen war. Er redigirte den 2., 3. und 4. Band bis 1832, vom 5. Bande ab erschien das Blatt unter Canonicus Pessina [Band XXII, S. 54]. Im Jahre 1831 wurde er Dekan der theologischen Facultät an der Prager Hochschule, 1832 Gubernialrath und Referent in geistlichen Angelegenheiten beim königlich böhmischen Gubernium in Prag, 1840 Vorsitzender des geistlichen Standes im Landesausschusse. Für seine vielseitigen Verdienste um Kirche und Staat verlieh ihm Seine Majestät Kaiser Ferdinand am 9. Mai 1846 das Ritterkreuz des Leopoldordens und erhob ihn den Ordensstatuten gemäß mit Diplom vom 29. October 1847 in den österreichischen Ritterstand. 1848 wurde Václavíček per acclamationem zum Propst des Prager Capitels und noch im nämlichen Jahre zum Erzbischofe in Lemberg ernannt und seine Ernennung vom Papste bestätigt, der ihm auch das Pallium übersandte. Aber völlig unbekannt mit den Verhältnissen der Erzdiöcese, in welche er berufen war, auch überdies mit den nationalen Eigenthümlichkeiten nichts weniger denn vertraut, legte er aus freiem Antriebe das eben erlangte hohe Kirchenamt nieder und behielt die ihm schon früher zutheil gewordene Propstwürde. Bald danach aber wurde er vom Kaiser zum wirklichen geheimen Rathe ernannt. In dieser Stellung starb er im Alter von 74 Jahren. Da Václavíček ein ausgezeichneter čechischer Kanzelredner war, erschienen seine Predigten theilweise im Druck, und zwar unter den Titeln: „Biblická kázaní na všecky neděle slavnosti i svátky celého roku s nekolika řěcmi příležitostnými. Čyry díly“, d. i. Biblische Predigten auf alle Sonn-, Fest- und Feiertage des ganzen Jahres mit einigen Gelegenheitsreden, vier Theile (Prag 1823–18253, gr. 8°.); – „Co jsou cirkevní odpustky? Co účinkují a kterak a jakým způsobem je sobě získati můžeme a máme“, d. i. Was sind kirchliche Ablässe? Was bewirken sie, wie und auf welche Weise müssen wir sie zu erlangen suchen? (Prag 1826, 8°.); – „Sedmero svátostí církve sv. katolické vysvětlených v sedmero postních kázáních spolu s řečí připravující o svátostech vesměs“, d. i. Die sieben Sacramente der h. christkatholischen Kirche, beleuchtet in sieben Fastenpredigten zugleich mit einem einbegleitenden Vortrage über die Sacramente im Allgemeinen (Prag 1830, erzbischöfliche Druckerei, 8°.); – „Sedmero postních kázaní o sedmeru smrtedlných hříších“, d. i. Sieben Fastenpredigten über die sieben Todsünden (Prag 1832, 8°.); – „Troje kázaní držená při slavnosti stoleté památky svatovyhlášení Jana Nepomuckého roku 1829“, d. i. Drei Predigten, gehalten zum Andenken an die Säcularfeier der Heiligsprechung des Johann Nepomuk im Jahre 1829 (Prag 1837, 8°.). Václavíček’s Predigten zeichnen sich nicht nur durch ihren Inhalt, sondern auch durch gediegene Sprache aus. –