Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tomaselli, Franz
Band: 46 (1882), ab Seite: 65. (Quelle)
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Tomaselli, Alban (Historienmaler, geb. zu Strigno in Südtirol im Jahre 1833, gest. zu Florenz am 16. December 1856). Armer Eltern Sohn, zeigte er früh ein ausgesprochenes Talent für die Kunst, so daß, da dieselben außer Stande waren, ein Uebriges für ihn zu thun, mehrere seiner Landsleute und etliche Bürger des benachbarten Trient eine Sammlung veranstalteten, mit deren Erträgniß sie ihn auf die Akademie in Venedig schickten, überdies für etliche Jahre die Auslagen für seinen Unterhalt daselbst bestreitend. An diesem Institute erregte er durch seine Leistungen allgemeines Aufsehen. Leider vertrieb ihn die Revolution des Jahres 1848 aus Venedig, aber schon 1850 kehrte er dahin zurück, um seine Kunststudien fortzusetzen. Da er sich der historischen Composition mit Vorliebe zuwandte, so malte und zeichnete er nicht allein, sondern er las auch mit Eifer und Fleiß Geschichtswerke und machte sich mit den Dichtungen seiner Landsleute bekannt. Insbesondere fesselte ihn Dante, durch dessen Schöpfungen er seine Phantasie vor Allem angeregt fühlte. Diese Studien bildeten seinen Geist und seinen Styl, und er brachte es hinsichtlich des letzteren so weit, daß sein Biograph, der berühmte Kunstforscher Selvatico [Bd. XXXIV, S. 73], nicht ansteht zu schreiben: „era giunto già a tal grado di coltura da scrivere l’italiano in un modo ch’io desidero a qualche socio d’illustri Accademie“. Indessen arbeitete er fleißig im Modellsaale, errang auch alle Preise der zweiten und dreimal die goldene Medaille der ersten Classe, einmal für sein Gemälde „Der h. Sebastian“. In Würdigung seiner Leistungen erhielt er vom Kaiser eine Pension, die ihm das weitere Verbleiben in Venedig ermöglichte, und endlich wurde [66] er auf einstimmigen Beschluß des Rathes der Akademie Sr. Majestät als Pensionär in Rom für die Classe der Malerei in Vorschlag gebracht und als solcher bestätigt. Im October 1856 brach er nach seinem neuen Bestimmungsorte auf, während seines Aufenthaltes in Florenz aber von den Blattern befallen, starb er, ein Opfer derselben, im Alter von erst 23 Jahren. Die wenigen Arbeiten, die uns sein Pinsel hinterließ, lassen seinen Verlust für die Kunst tief beklagen. Von seinen größeren Werken nennen wir: „Eine Madonna, welche dem Christuskind die Passionsblume darreicht“, im Auftrage einer Dame bestellt, welche eben dadurch den mittellosen Künstler unterstützen wollte; – „Die Tochter des römischen Königs Ferdinand beschenkt Tizian, der im Begriffe ist, sie zu malen“, Aquarell, von der Akademie der schönen Künste in Venedig mit dem ersten Figurenzeichnungspreise betheilt und im Jahre 1854 in diesem Institute ausgestellt; – „Philipp IV. von Spanien zeichnet das Kreuz des Ordens von Calatrava auf das Brustbild des Malers Velasquez“, im Auftrage des Cav. Jacopo Treves; – „Eine Empfängniss der h. Jungfrau Maria“, für die Kirche zu Malpaga unweit Zara in Dalmatien; – „Der Erzengel Michael erscheint dem Propheten Daniel“, für die Kirche zu Arsiero im Gebiete von Vicenza. Diesen letzteren Vorwurf hatte er wiederholt ausgeführt, ohne sich damit zufriedengestellt zu finden; zuletzt entwarf er einen Carton, nach welchem er das eigentliche Altarbild von ungewöhnlicher Größe zu malen begann. Da mitten in diese Arbeit seine Ernennung als kaiserlicher Pensionär in Rom fiel, nahm er das Bild mit, um es daselbst zu vollenden, aber der unerbittliche Tod riß dem jugendlichen Künstler vor der Zeit den Pinsel aus der Hand. Nicht wenig zahlreich sind Tomaselli’s Studien und Zeichnungen in Sepia, sowie seine Aquarellen, deren meiste sich in der Akademie der schönen Künste zu Venedig befinden. Nach dem von Rieger-Malý herausgegebenen „Slovník naučný“ [Bd. IX, S. 496] wäre der bereits 1856 verstorbene Künstler 1872 noch am Leben gewesen und hätte 1863 die Kunstausstellung zu Venedig mit seinem Gemälde: „Die Witwe des Dogen Foscari weigert sich, den Abgesandten des Senates den Leichnam ihres Gemals auszuliefern“ beschickt. Daß Tomaselli 1856 in jungen Jahren gestorben ist, darüber besteht kein Zweifel; immerhin aber konnte 1863 sein letztgenanntes Bild aus seinem Nachlasse ausgestellt worden sein.

Gazzetta ufficiale di Venezia (gr. Fol.) 1856, Nr. 290, p. 1165: „Albano Tomaselli“. Necrologo di P. Selvatico. – Dieselbe, Nr. 298: „Ad Albano Tomaselli“. Sonetto del Cav. Andrea Maffei. – Osservatore dalmate (Zara, Fol.) 1856, Nr. 112, im Appendice: „Del pittore Albano Tomasello tirolese“.