Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stransky, Johann
Band: 39 (1879), ab Seite: 252. (Quelle)
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3. Paul Stransky (geb. zu Zapa, einem armseligen Dorfe bei Altbunzlau, im Jahre 1583, gest. zu Thorn im J. 1657[WS 1]). Ein berühmter, aber parteiischer Geschichtschreiber Böhmens, der durch seinen Haß gegen die katholische Kirche, die Deutschen und das Haus Habsburg sich der besonderen Bevorzugung seitens einer Partei in Böhmen erfreut, welche, ihres Vaterlandes Interessen verkennend, in der Verneinung jedes Ausgleichsversuchs ihre unerreichbaren Ziele zu fördern vermeint. Stransky widmete sich zu Prag der Rechtswissenschaft, promovirte 1607 daselbst zum Doctor der Weltweisheit und ging darauf nach Leitmeritz, wo er Stadtschreiber, dann Rathsherr und zugleich Curator der königlichen Einkünfte wurde. Zur Secte der mährischen Brüder sich bekennend, war er den Katholiken feindlich gesinnt und gab seinem Hasse gegen dieselben, sobald sich ihm Gelegenheit dazu darbot, Ausdruck, griff aber dadurch auch störend in sein eigenes Geschick. Als nämlich im Jahre 1617 zwei Katholiken das Bürgerrecht in Leitmeritz verlangten, wurde ihnen dasselbe verweigert. Die [253] Abgewiesenen beschwerten sich über diesen Gewaltact bei der Regierung in Prag, welche ohne weitere Umstände zwei Rathsherren von Leitmeritz nebst ihrem Notarius Stransky verhaften und so lange im Gefängnisse sitzen ließ, bis sie den beiden Katholiken das Bürgerrecht ertheilten. Nach der Schlacht am weißen Berge beschloß Kaiser Ferdinand II. allem Glaubenszwiespalt in Böhmen ein Ende und die katholische Kirche zur allein berechtigten zu machen. Als Stransky das Ansinnen, den katholischen Glauben zu bekennen, zurückwies und auch sonst seine entschiedene Opposition gegen die Kirche kundgab, wurde sein Haus von Soldaten geplündert, seine Frau mißhandelt, und es wäre gewiß auch ihm Schlimmes widerfahren, wenn er sich nicht rechtzeitig versteckt hätte. Trotzdem blieb er nach diesem Vorfalle einige Jahre noch unbehelligt in Leitmeritz. Im Jahre 1627 aber wurde ihm kategorisch die Alternative gestellt, entweder den katholischen Glauben anzunehmen oder sein Vaterland zu verlassen. Stransky wählte das Letztere, begab sich zunächst nach Pirna im benachbarten Sachsen, dann nach einigen anderen Städten daselbst, so auch nach Meißen, bis er endlich zu Thorn in Preußen eine kleine Landwirthschaft pachtete, auf welcher er sich kümmerlich vom Feldbau ernährte. Nachdem aber der Ruf seiner Gelehrsamkeit auch in seinen neuen Aufenthaltsort gedrungen, wurde ihm 1647 am dortigen Gymnasium ein Lehramt übertragen, welches er bis an seinen Tod versah. Durch zwei Werke hat sich das Andenken seines Namens bis auf die Gegenwart erhalten. Das eine „De Majestate Bojema“ ist Manuscript geblieben, dagegen das zweite „De Republica Bojema“ mehrere Male gedruckt worden. Die erste Ausgabe davon, welche 18 Capitel zählt, erschien in der berühmten Elzivir’schen[WS 2] Officin zu Leiden im J. 1634 (16°.); die zweite, neun Jahre später veröffentlichte (ebd. 1643) hat Stransky selbst noch verbessert und in 20 Capitel eingetheilt; die dritte Auflage kam mit einem Vorwort von Friedrich Rothscholz[WS 3] zu Amsterdam im Jahre 1713 in 12°. heraus; die vierte aber besorgte Schminke[WS 4], der sie dann dem im Jahre 1719 erschienenen „Commentarius Goldasti de Regno Bohemiae“ (Fol.) anhing. Ganz abgesehen von jenem im Eingange dieser Zeilen entwickelten parteiischen Standpuncte seines dreifachen Hasses gegen den Glauben, die deutsche Nation und seinen angestammten Fürsten, lassen sich seine Verdienste als Historiker nicht wohl unterschätzen. Seine Schreibart ist mustergiltig, die Darstellung der Begebenheiten kurz, bündig und wo ihn seine Parteilichkeit nicht mißleitet, auch richtig, und aus einer objectiven Bearbeitung seines Werkes würde eine ganz brauchbare Geschichte seines Vaterlandes sich gestalten lassen. [(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.). XII. Jahrg. (1821), S. 122. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 214. – Pelzel (Martin), Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrten und Künstler (Prag 1775, Heoba, 8°.) Bd. II, S. 53. – Tomek (Wenz. Wladiwoy), Geschichte der Prager Universität (Prag 1849, Haase Söhne, 8°.), S. 191. – Effigies virorum eruditorum atque artificum Bohemiae et Moraviae una cum brevi vitae operumque ipsorum enarratione (Pragae 1775, W. Gerll, 8°.) pag. 48 . – Světozor (Prager illustr. Zeitschrift, kl. Fol.), II. Jahrg. (1868), Nr. 43–48: M. Pavel Stránsky ze Zapske Stranky Vzdělal Ph. C. J. K. Hraše, d i. Paul Stransky. Dargestellt von Ph. C. J. K. Hraše. – Porträte. 1) Unterschrift: Paulus Stranski. J. Balzer sc. Pragae (8°.). – 2) Unterschrift: Pavel Stránsky. Kreslil J. Scheiwl. Holzschnitt im Světozor,1868, Nr. 43].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1647.
  2. Elsevier (Wikipedia).
  3. Roth-Scholtz, Friedrich. (ADB).
  4. Schmincke, Johann Hermann. (ADB).