BLKÖ:Starhemberg, Conrad Balthasar Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 37 (1878), ab Seite: 166. (Quelle)
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8. Conrad Balthasar Graf (geb. 1612, gest. 3. April 1687). Von dem Zweigs Paul Jacobs. Ein Sohn desselben aus der zweiten Ehe mit Dorothea von Thannhausen. Trat, nachdem er die sogenannte Cavaliertour gemacht, in Kriegsdienste Ferdinands II. In diesen zeichnete er sich zuerst bei Regensburg aus. Bei der Belagerung dieser Stadt erstieg Conrad Balthasar bei dem Generalsturm, der am 6. Juli 1634 stattfand, der Erste die Schanze. In der Schlacht bei Nördlingen wurde er verwundet. Im Jahre 1635 trat er als Oberstlieutenant aus den Kriegsdiensten. 1649 wurde er Verordneter des Herrenstandes in Oesterreich ob der Enns, bald darauf Regierungsrath, im Jahre 1656 Vice-Statthalter bei der niederösterreichischen Regierung. Kaiser Ferdinand III. ernannte ihn überdieß zum Vice-Obersthofmeister seiner Gemalin Maria Eleonora und sein Nachfolger Kaiser Leopold I. zum Oberststallmeister der Kaiserin Witwe. Im Jahre 1663 zum wirklichen Statthalter und geheimen Rathe ernannt, wurde er noch Director des k. k. geheimen Deputirten-Rathes. Auch wurde ihm der Grafentitel erneuert, dessen sich die Familie seit Annahme des Namens Starhemberg im 13. Jahrhunderte nicht bedient hatte. Mit seinen Verdiensten um Staat und Krone gehen seine Maßnahmen um den Glanz und die Hebung seines Geschlechtes Hand in Hand. Die ob vieler Kriegskosten verpfändete Herrschaft Schönpichl löste er wieder aus, kaufte die Grafschaft Waxenberg (1639), die Herrschaften und Güter Neidharting (1651), Freienstein (1657), Eferding (1666), Karlsbach und Waasen (1668), Freydegg, Schönegg und Weißenberg (1678), Krumnußbaum (1682), Agstein (1685), Gut Auhof und Herrschaft Wimspach (1658), Eschlberg, Lichtenhag, Untracht, Thürnstein, Zeilern, Höbattendorf und Neusiedl, ein Freihaus in Linz (1657), ein Freihaus auf dem Minoritenplatz in Wien und einen großen Häusercomplex zu Anfang der Vorstadt Wieden, welchen er in [167] eins vereinigte und Conradswörth nannte. Es ist dieß das heutige „Starhemberg’sche Freihaus“. Die noch heut geltende Ansicht, als sei dieses Haus in Würdigung der Verdienste Rüdigers von Starhemberg um die Vertheidigung Wiens gegen die Türken im Jahre 1683 von allen bürgerlichen Abgaben frei gemacht worden, ist dahin zu berichtigen, daß schon lange vor 1683 dieses Haus ein Freihaus, d. h. von allen Lasten befreit gewesen, wie aus zwei Freibriefen des Kaisers Ferdinand III. vom Jahre 1642 und vom 12. Juni 1643 erhellet. Von seinen zahlreichen frommen und Messenstiftungen – denn im Gegensatze zu seinem Vater und seiner Mutter, welche beide lutherisch gewesen, war Conrad Balthasar zum Katholicismus zurückgekehrt – seien erwähnt die im Jahre 1660 im Wiedener Freihause erbaute Rosalienkirche mit den dazu gehörigen Messen und das im Jahre 1672 von ihm gestiftete und später von Franz Ottokar Grafen Starhemberg noch reicher dotirte Servitenkloster zu Schönpichl. Unter Jenen, welche bei der in Wien ausgebrochenen Seuche (1684) sich besonders hervorgethan, wird neben Georg Grafen Hoyos und Fürsten Schwarzenberg auch Conrad Balthasar Graf Starhemberg rühmlichst genannt. Auf allen von ihm erworbenen Häusern und Schlössern ließ er auf seinem Wappen die Worte „Benedictio domini“ beifügen. Mit Diplom vom 4. August 1667 erhielt er die Landmannschaft des Königreichs Böhmen und im Jahre 1681 auf dem Landtage zu Oedenburg verlieh ihm der Kaiser den Orden des goldenen Vließes. Graf Conrad Balthasar war zweimal vermält; das erste Mal im Jahre 1635 mit Anna Elisabeth von Zinzendorf, verwitweten Freiin von Zelking (gest. 28. September 1659), welche ihm zwei Söhne, darunter den berühmten Vertheidiger Wiens Heinrich Ernst Rüdiger, gemeiniglich Ernst Rüdiger genannt, gebar, und zum zweiten Male am 8. Februar 1660 mit Katharina Franziska Gräfin Cavriani, welche ihm vier Söhne schenkte. Graf Conrad Balthasar starb im Alter von 75 Jahren und liegt in der Familiengruft zu Eferding bestattet. Ein Denkstein aus rothem Marmor in der dortigen Stadtpfarrkirche neben dem Hochaltar gibt in einer umfassenden Inschrift ausführliche Nachrichten über den Verewigten. – [Porträt. F. van de Steen sc. (kl. Fol.)] –