Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schmidt
Band: 30 (1875), ab Seite: 206. (Quelle)
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Schmidl, Michael (Buchhändler, geb. zu Weitersfeld in Niederösterreich 20. August 1779, gest. zu Wien 16. März 1832). Nachdem er in Wien die philosophischen und rechtswissenschaftlichen Studien beendet, wendete er sich dem Buchhandel zu und betrieb ebensowohl ein Sortiments-, als Antiquargeschäft. S. war als Bibliograph, wie als Schriftsteller, vornehmlich als ersterer, sehr geschätzt. Besonders bewandert war er in der belletristischen Literatur der deutschen und in dieser vornehmlich im Gebiete der altdeutschen Poesie. Im Jahre 1819 begann er die Herausgabe eines „Literarischen Anzeigers“, den er bis zum Jahre 1822 fortsetzte. Der letzte Jahrgang ist von Franz Gräffer gearbeitet. Dieser „Anzeiger“ enthält mehrere bemerkenswerthe Arbeiten aus Schmidl’s Feder, so eine „Literatur der deutschen Taschenbücher“; – „Linien zu Schriftsteller-Bildnissen“; – „Die Hundertjährigen“ u. s. w. Im Jahrgange 1822 befindet sich seine Biographie und Charakteristik Abraham’s von Sancta Clara, in welcher zum ersten Male die vollständige Uebersicht der Schriften dieses berühmten Humoristen mitgetheilt ist. Der berühmte Bibliograph Ebert hat in seinem „Bibliographischen Lexikon“ diesen Artikel Schmidl’s in den Schlagworten Abraham und Clara, unter welch letzteres derselbe gar nicht gehört, leider nicht mit sonderlichem Glücke benützt, welche Ueberzeugung man aus einer Vergleichung der Schmidl’schen Original-Arbeit und der Ebert’schen Benützung leicht gewinnen kann. Schmidl war in gelehrten Kreisen eine sehr gesuchte Persönlichkeit und stand mit ausgezeichneten Männern, es seien nur beispielsweise die Brüder Grimm, Brentano, Kuffner genannt, im freundschaftlichen Verkehre. In früheren Jahren arbeitete und sammelte er fleißig und ist er der Verfasser einer anonym unter dem Titel: „Lebenskunst zur Beförderung des Lebensgenusses, der Welt- und Menschenkunde. Nach den vorzüglichsten Schriftstellern“, in 4 Bänden mit Vignetten (Wien 1817, Mayer u. Comp. [Gräffer u. S.], gr. 8°.) herausgegebenen Anthologie, deren Verfasser in Kayser’s „Bücher-Lexikon“, Bd. III, S. 501, irrig Michael Schmidt genannt ist. Er hat Manches in Handschrift hinterlassen und nach seinem Tode hieß es, seine zerstreuten und ungedruckten Schriften würden zugleich mit seiner Biographie herausgegeben werden, was aber nicht geschah. Nach seinem Ableben führte seine Witwe das Geschäft einige Jahre unter ihrer Firma fort. Später, im Jahre 1836, ging es an ihren Neffen Ignaz Klang über, der das Antiquariat noch zur Stunde fortbetreibt.

Frankl (Ludwig Aug. Dr.). Sonntagsblätter (Wien, 8°.) II. Jahrg. (1843), S. 621.