Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Reiser, Othmar
Band: 25 (1873), ab Seite: 247. (Quelle)
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Reisich, Joseph (Arzt, geb. zu Hrochowteinitz in Böhmen 10. April 1795, gest. zu Prag 27. November 1865). Besuchte in Elbekosteletz, dann in Prag die Normal- und Gymnasial-, in Königgrätz die Humanitätsclassen und hörte in Prag die philosophischen und medicinischen Studien. Nach Beendigung derselben ging er nach Berlin, wo er durch mehrere Monate an den Kliniken von Behrens, Hufeland, Gräfe und Rust sich fortbildete. Nach seiner Rückkehr erlangte er im Jahre 1823 in Prag die medicinische Doctorwürde, war dann vier Jahre lang Prosector und supplirte durch längere Zeit zuerst Anatomie, dam: Physiologie. Bei Ausbruch der Cholera schickte ihn die Regierung mit noch vier anderen Aerzten nach Wien, um die Seuche kennen zu lernen, und R. begründete, als dieselbe in Prag ausbrach, durch seine ärztliche Thätigkeit seinen Ruf. Bei dem Umschwunge der ärztlichen Wissenschaft, namentlich in praktischer Richtung, in den Dreißiger-Jahren übernahm R. aus freien Stücken, 1838, trotz seiner ausgebreiteten Praxis die Leitung der medicinischen Klinik an der Prager Hochschule und behielt sie durch drei Jahre; im Jahre 1843 wurde er Decan der medicinischen Facultät und 1847 Rector der Hochschule. Als solcher gründete er eine Stiftung für arme Doctorswitwen. Als ihn in der Folge ein schweres physisches Leiden an der Ausübung der Krankenpraxis hinderte, verlegte er sich mit großem Eifer auf die Pomologie, gewann auf Ausstellungen für seine Erzeugnisse zu wiederholten Malen Preise, ließ aus Belgien, Frankreich Bäume, Reiser und pomologische Werke bringen, legte eine Topforangerie von über 400 Stücken an, um schnell Kenntniß der besten Obstsorten zu erlangen, die er dann zu verbreiten suchte. Auch war er mehrere Jahre hindurch Geschäftsleiter des Prager pomologischen und Directionsmitglied des Anpflanzungsvereins. In Würdigung seiner mannigfachen verdienstlichen Wirksamkeit wurde er im Jahre 1865 mit dem Titel eines kais. Rathes ausgezeichnet. Mit den Jahren nahm sein Leiden zu und endlich einen so bösen Charakter an, daß R. in einer Anwandlung von Trübsinn sich die Adern öffnete, was seinen Tod zur Folge hatte. R. war 70 Jahre alt geworden. Reisich erscheint auch mit g, Reisig, geschrieben, was jedoch unrichtig ist.

Bohemia (Prager polit, und Unterhaltungsblatt, 4°.) 1865, Nr. 283, S. 1413; Nr. 284, S. 1425; Nr. 286, S. 1461 [Nekrolog und Bestattung]. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 331. – Wiener Zeitung 1865, Nr. 274, S. 638. – Slovník naučný. Red. Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VII, S. 299.