Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 171. (Quelle)
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40. Theodor Potocki (Erzbischof von Gnesen, geb. zu Moskau 1664, gest. zu Warschau 12. November 1738). Ein Sohn Paul P.’s, des gelehrten Castellans von Kamieniec, aus dessen Ehe mit Eleonore Soltykow. Theodor’s Taufpathe war der Czar Alexis Michajlowicz. Als sein Vater von Moskau, wo er lange Zeit als Gefangener gelebt, in sein Vaterland zurückkehrte, erhielt P. in einer Jesuitenschule seine Ausbildung, später besuchte er mehrere ausländische Bildungsanstalten und zuletzt vollendete er bei den Jesuiten in Rom die theologischen Studien und kehrte im Jahre 1683 nach Krakau zurück, wo er die h. Weihen erhielt, Secretär des Königs Johann III., Domherr und Propst von Przemysl wurde und sich bleibend am königlichen Hofe aufhielt, wo er sich großer Beliebtheit erfreute. Im Jahre 1691 wurde er Kanzler der Prinzessin Hedwig, Gemalin des königlichen Prinzen Jacob Sobieski. Nach der Wahl August II. zum Könige von Polen wurde P. durch Empfehlung seines Verwandten, des Kron-Großfeldherrn Felix Kasimir Potocki, eines Lieblings des Königs, im Jahre 1697 zum Bischofe von Chełm erhoben und unter Einem in den Senat und in die kön. Rathskammer berufen. Nachdem August II. dem Throne entsagte und Stanislaus Leszczynski die Krone angenommen, ernannte ihn dieser, um ihn an sich und seine Partei zu fesseln, 1707 zum Bischofe von Krakau, aber P. lehnte diese Gnade ab, wie denn auch der Papst die Bestätigung verweigerte. Im Jahre 1712 wurde nun Theodor Bischof von Ermeland und 1722 Erzbischof von Gnesen, wobei er unter Einem die reiche Abtei Tyniec erhielt. Graf Theodor spielte als Erzbischof von Gnesen, und somit als Primas von Polen eine einflußreiche und wichtige politische Rolle und war als Kirchenfürst und Staatsmann so bedeutend, daß man ihn allgemein nur den „großen Primas“ nannte. Als Ersterer bleibt er auch denkwürdig durch zahlreiche Kirchen- und Schulbauten, durch seinen Humanitätssinn, indem er Söhne armer Leute auf seine Kosten studiren ließ, große Summen für Wohlthätigkeits-Anstalten verwendete, Arme und Waisen unterstützte u. s. w. Einige seiner öffentlich gehaltenen Reden sind in Wysocki’s „Orator Polonus“ abgedruckt und einige seiner Briefe erschienen unter dem Titel: „Kopije listów T. Potockiego do Lipskiego biskupa krakowskiego“, d. i. Abschriften von Briefen Theodor Potocki’s an den Krakauer Bischof Lipski (Krakau 1735, 4°.). [Lętowski (Ludwik), Katalog Biskupów, Prałatów i Kanoników Krakowskich (w Krakowie 1852, w drukarni Uniwersitetu, 8°.) tom. III,oi p. 476–482. – Encyklopedija powszechna, Bd. XXI, S. 427. – 'Zedler’sches Universal-Lexikon (Halle und Leipzig, kl. Fol.) Bd. XXVIII, Sp. 1886–1910.] – Porträt. 1) Unterschrift: Theodor Potocki, Bischof von Gnesen. Kupferstich ohne Angabe des Zeichners und Stechers (4°,). Ganze Figur. – 2) G. P. Busch sc. [allem Anschein hat G. F. Schmidt am Stiche mitgearbeitet] (8°.). –