BLKÖ:Palković, Georg (1769–1850)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 226. (Quelle)
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Palković, oder Palkovics, Georg (Sprach- und Geschichtsforscher und slovakischer Schriftsteller, geb. zu Řima Banya in der Gömörer Gespanschaft Ungarns 27. September 1769, gest. zu Preßburg 13. Juni 1850). Die unteren Schulen und das Gymnasium besuchte er in seinem Vaterlande, letzteres in Oedenburg. Im Alter von 23 Jahren ging er nach Deutschland und hörte die Collegien an der [227] Jenenser Hochschule. Nach Ungarn zurückgekehrt, widmete er sich dem Erziehungsgeschäfte und war einige Zeit als Lehrer an der reformirten Schule zu Losoncz und dann im Hause des Barons Gabriel Pronay, später in jenem des Fürsten Porcia bei dessen Sohne Otto als Erzieher thätig. Da erhielt er im Jahre 1804 von der böhmisch-slavisch-literarischen Gesellschaft, an deren Spitze damals der Superintendent Martin Hamaliar [Bd. VII, S. 259] stand, eine Berufung auf den Lehrstuhl der slavischen Sprache und Literatur in Preßburg, welche P. auch annahm und seitdem am evangelischen Gymnasium daselbst diese Gegenstände vortrug. Auf diesem Posten wirkte P. bis zum Jahre 1837, in welchem Jahre Ljudevit Stur sein Nachfolger auf demselben wurde. Während dieser Zeit wirkte er unablässig für die Förderung und Entfaltung der slavischen Sprache und Literatur unter seinen Landsleuten in Ungarn. Bei der Richtung, welche die slavische Sprachforschung in Böhmen nahm, wo man bezüglich der Sprachreinigung auf die Zeiten Veleslavin’s zurückkehrte, dessen Periode für die goldene Aera der čechischen Sprache gilt, gerieth P., der die Ansichten der čechischen Sprachforscher nicht immer theilte, in literarische Händel, welche er vornehmlich mit Hnevkovsky [Bd. IX, S. 67] und Joh. Nejedly [Bd. XX, S. 165] und in ziemlich erbitterter Weise führte. Ueberdieß war P. als Schriftsteller nach verschiedenen Richtungen, in Schriften für das Volk, als Sprach- und Geschichtsforscher und Uebersetzer ungemein thätig. Seine im Drucke erschienenen Werke sind in chronologischer Folge: „Dva buchy a tři šuchy. Slovenská komedie k zasmání se pro pána a sedláka“ (Preßburg 1800; zweite verb. Aufl. 1810, 8°.); – „Můza ze slovenských hor“, d. i. Muße der slovenischen Berge (Waitzen 1801, 8°.), eine Sammlung Dichtungen, darin auch eine Uebersetzung des ersten Gesanges der Ilias; – „Poučení o očkování a t. d.“, d. i. Belehrung über das Impfen u. s. w. (Preßburg 1802, 8°.); – „Známost vlastí uherské“, d. i. Kunde des ungarischen Staates (Preßburg 1804, 8°.), wovon jedoch nur der erste die Geographie enthaltende Theil erschienen ist; – „Biblia sacra, to jest Bibli svatá aneb všecka svatá Písma starého i nového zákona a t. d.“, d. i. Die heil. Schrift, oder alle heiligen Bücher des alten und neuen Testamentes (1808, 8°.); – „Výtah z artikulův sněmovních to jest z práv a zřízení zemských království, Uherského a. t. d.“, d. i. Auszug aus den Landtagsartikeln, d. i. der Rechte und Landesverfassung des Königreichs Ungarn seit Anbeginn des 19. Jahrhunderts (Preßburg 1808); – „Wýtah z artikulů sněmovních r. 1808“, d. i. Auszug aus den Landtagsartikeln des Jahres 1808 (ebd. 1808, 8°.); – „Katechismus křestanský evangelický Augsburského vyznání“, d. i. Evangelisch-christlicher Katechismus des Augsburgischen Bekenntnisses (Preßburg 1813); – „Smlouva pokoje a přátelství mezi J. M. cis. rakouským a králem francouzským v Paříží“, d. i. Friedens- und Freundschaftstractat zwischen Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich und dem Könige von Frankreich (1814, 8°.); – „Obrana vydavatele Týdenníka proti útržce dávního soka jeho K. Moravského“, d. i. Abwehr des Herausgebers des Wochenblattes gegen die Lästerungen seines Angreifers u. s. w. (1818, 8°.) [nach dem „Slovník naučný“ heißt es: Moravského, nach Doucha’s [228] „Knihopisný slovník“: Moraveckého], es ist dieß eine polemische Schrift, veranlaßt durch die oberwähnten Streitigkeiten über die čechische Orthographie und Grammatik; – „Böh misch-deutsch-lateinisches Wörterbuch mit Beifügung der den Slovaken und Mährern eigenen Ausdrücke und Redensarten“, 2 Theile (Erster Theil Prag 1820, zweiter Theil Preßburg 1821, 8°.), eine der verdienstlichsten Arbeiten, die man Palković verdankt, welcher man aber čechischer Seits seine Unduldsamkeit gegen jede Neuerung zum Vorwurfe macht; – „Abkunft der Magyaren“ (Preßburg 1827, 8°.), diese von Palković anonym herausgegebene Schrift verwickelte ihn in eine Polemik mit Dankovsky [Bd. III, S. 159], in Folge welcher er noch die Schrift: „Erwiderung auf die „Paar Worte über die Schrift: Abkunft der Magyaren“ (1827) herausgab; – Hlas o potřebě jednoty spisovního jazyka“, d. i. Stimme über die Nothwendigkeit einer einheitlichen Schrift. Herausgegeben von der „Matice česka“ im Jahre 1846. Außerdem übersetzte P. Hufeland’s berühmte Makrobiotik oder Kunst, das menschliche Leben zu verlängern, unter dem Titel: „Kunšt prodloužení života lidského“ (Waitzen 1800, 8°.), gab heraus des Georg Palacký „Knížečka k vzdélavatedlnemu čítání, obzvláště pro školní mládež“, d. i. Büchlein über ein correcteres Lesen, besonders für die Schuljugend (Preßburg 1812), begann im Jahre 1802 die Herausgabe des „Kalendář větší a zvláštnějsí, nový i starý“, welchen vermehrten, wesentlich verbesserten Kalender er bis zum Jahre 1836 fortsetzte; redigirte vom Jahre 1812 bis 1818 die Zeitschrift „Tydenník“, ein Blatt für landwirthschaftliche, erdbeschreibende und literarische Interessen, begründete im Jahre 1832 die periodische Schrift: „Tatranka, spis pokračující rozličneho obsahu pro učené přeučené i neučené“, d. i. Tatranka, eine Zeitschrift verschiedenen Inhalts für Gelehrte, Nichtgelehrte u. s. w. welche mit dem 4. Hefte des 3. Theiles im Jahre 1847 schloß und an welcher periodischen Schrift seit 1840 L. Stur und Hurban fleißig mitarbeiteten. Im gesellschaftlichen Leben, schreibt einer seiner Biographen, war Palković etwas wunderlich; eine seiner Eigenthümlichkeiten war eine übertriebene Sparsamkeit, wozu er gar keinen Grund hatte, da er in guten Vermögensverhältnissen sich befand und in Preßburg sein eigenes Haus besaß. In dieser Eigenheit ging er so weit, daß er alle Lebensbedürfnisse selbst einkaufte. Im Jahre 1850, bereits ein achtzigjähriger Greis, kaufte er einen Zuber Kalk, um sein Haus auszuweißen; während er ihn selbst nach Hause trug, fiel er damit, brach sich das Schlüsselbein, und dieser Unfall wurde auch die Ursache seines Todes. Sein humaner Sinn sprach sich in seinen letztwilligen Verfügungen deutlich aus; so legirte er für die Lehrkanzel der čechisch-slavischen Lehrkanzel in Preßburg 2000 fl., dem Alumneum 1200 fl., kleinere Summen dem Unterstützungsverein für die Witwen der Professoren, der Kleinkinder-Bewahranstalt und dem evangelischen Krankenhause in Preßburg. Zum Schlusse sei noch bemerkt, daß er mehrere Jahre als Deputirter der kön. Freistadt Karpfen im ungarischen Landtage fungirte.

Haan (A. Ludov.), Jena hungarica sive Memoria Hungarorum a tribus proximis saeculis academiae Jenensi adscriptorum (Gyulae 1858, Leop. Réthy, 8°.) p. 105. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 145. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, [229] d. i. Conversations-Lexikon u. s. w. (Prag, Kober, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 51, Nr. 2. – Annalen der Literatur und Kunst in den österreichischen Staaten (Wien, J. V. Degen, 4°.) III. Jahrgang (1804), 1. Band, Intelligenzblatt Nr. 14. Sp. 140. – Jungmann (Josef), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, Řiwnáč, 4°.) Zweite, von W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 606. –