Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Misliweczek, Joseph
Band: 18 (1868), ab Seite: 361. (Quelle)
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Mislin, Abbé (Weltpriester). Zeitgenoß. Die öffentliche Aufmerksamkeit wendete sich diesem Priester erst in neuester Zeit zu, als französische Journale berichteten, Abbé Mislin sei von Ihrer kais. Hoheit der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Sophie ausersehen worden, die sterbliche Hülle Ihres Sohnes Erzherzog Ferdinand Max, weiland Kaisers Maximilian, nachdem dieselbe von dem Präsidenten Juarez in Mexiko an den mit ihrer Uebernahme betrauten Admiral Tegetthoff ausgefolgt worden, nach Europa zu geleiten. Abbé Mislin bekleidete am Hofe der Erzherzogin die Stelle eines Lehrers Ihrer Söhne. Ueber die Art und Weise, wie der Abbé, der früher an der Spitze des Collegiums von Porrentruy, einer berühmten, im Schweizer Canton Bern gelegenen Lehranstalt, gestanden, nach Oesterreich kam, wo er seit mehreren Jahrzehnden lebt, wird folgende nicht ganz faßliche Legende berichtet. Als die Juli-Revolution in Frankreich (1830) ausbrach, fluthete ihre Bewegung mehr und mehr auch in die benachbarte Schweiz hinüber, und die Marseillaise wurde in der Anstalt von Porrentruy, welche damals Abbé Mislin dirigirte, eine stehende Melodie. Selbstverständlich brachte das unaufhörliche Spielen der Revolutionshymne unter den Zöglingen eine solche Aufregung hervor, daß Abbé Mislin sich genöthigt sah, die weiteren Aufführungen der Hymne zu verbieten. Vierundzwanzig Stunden später hatte der Abbé seine Entlassung. Um jene Zeit befand sich Graf Bombelles als österreichischer Gesandter in Bern. Der seines Dienstes entlassene M. fand in dem Hause des Grafen eine Zufluchtsstätte. Durch den Grafen gelangte Abbé M. bald an den Hof und wurde in kurzer Zeit einer der Lehrer der Söhne Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Franz Karl. Er dürfte wohl auch der Verfasser des größeren Werkes: „Die heiligen Stätten. Eine Pilgerreise nach Jerusalem“, in 4 Theilen, welches, als von [362] einem J. Mislin verfaßt, einen Bestandtheil des Sammelwerkes: „Bibliothek für die reifere christliche Jugend“ (Regensburg 1852) bildet, und wovon später eine neue Ausgabe in 3 Bänden (Wien 1860, Gerold’s Söhne, 8°., mit K. K.) erschienen ist, und des in Prachtausstattung erschienenen „Livre d’heures“ (Wien 1867, Reiß, 8°., mit 24 Chromolith.) sein.

Neue freie Presse (Wiener polit. Journal) 1867, Nr. 1059. – Porträt. Facsimile des Namenszuges Mislin. Kriehuber (lith.) 1853. Gedruckt bei Höfelich’s Witwe, (Halb-Folio).