BLKÖ:Kovachich, Martin Georg

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Kovacs
Band: 13 (1865), ab Seite: 64. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Martin Georg Kovachich in der Wikipedia
Martin Georg Kovachich in Wikidata
GND-Eintrag: 104165456, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Kovachich, Martin Georg|13|64|}}

Kovachich, Martin Georg (Geschichtsforscher, geb. im Preßburger Comitate Ungarns im Jahre 1743, gest. am 1. December 1821). Einer [65] wohlhabenden Familie entstammend, erhielt er eine sorgfältige Erziehung und schlug selbst in besonderer Vorliebe für wissenschaftliche Studien bald die historische Richtung ein. Er trat in die Dienste seines Landes; die Muße seines Berufes widmete er mit Aufopferung nicht unbedeutender materieller Mittel zur Herausgabe von historischen Quellenwerken, wozu er in seinen reichen, mühevoll zusammengebrachten Sammlungen das werthvollste Materiale besaß. Im Jahre 1794 begleitete er den Grafen Joseph Teleki auf den Landtag in Siebenbürgen. Im Jahre 1810 wurde er aber von dem Erzherzog-Palatin und der Reichstagsdeputation in banderialibus auf eine diplomatisch-literarische Reise durch ganz Ungarn geschickt. Er trat dieselbe mit seinem Sohne Joseph Nikolaus am 10. Juni 1810 an und beendete sie am 10. December 1815. Er hatte auf diese Art, wie Rumy berichtet, beinahe sechs Jahre, wo die Theuerung den höchsten Grad erreichte, in öffentlichen Landesangelegenheiten ausgeschickt, immer auf eigene Kosten die Reisen gemacht und weder Vergütung erhalten, noch Aussicht auf Belohnung. Noch mehr: in den vierzig und mehr Jahren, welche er in Staatsdiensten zugebracht, hatte er große Kosten für bedeutende literarische Unternehmungen bestritten, über zwanzig Bände seiner eigenen Werke auf eigene Kosten drucken lassen und die Auflagen meist verschenkt, und der Bibliothek des National-Museums in Pesth über 300 Foliobände seiner Handschriften und Sammlungen hinterlassen. Wie schon bemerkt, ist die Zahl der von K. herausgegebenen Werke – über ihren Werth vergleiche in den Quellen einen Ausspruch Johannes von Müller’s – groß und hier folgen sie in chronologischer Reihe: „Kurze praktische Anweisung, verschiedene Luftballone zu verfertigen“ (Ofen 1784, 8°.), durch die ersten Aufsteigungen der Montgolfier veranlaßt; – „Dissertatio de Religione, ut ea Reipublicae curae esse debet“ (s. I. et a., 8°.), im Anhange befinden sich die Bemerkungen der ungarischen Bischöfe zu dem unter dem Titel: „Erläuterter Katechismus zum Gebrauche der deutschen[WS 1] Schulen“, herausgegebenen und in den Volksschulen Ungarns einzuführenden Katechismus; – „Entwurf zu einer Sammlung kleiner Schriften vermischten, grösstentheils das Königreich Ungarn und dessen Nebenländer betreffenden Inhaltes ...“ (Ofen 1787, 8°.), enthält den Plan eines 18 Jahre später erschienenen Werkes, wovon nur der 1. Band herausgekommen ist; – „Solemnia inauguralia Seren. ac Potentiss. Principum utriusque sexus, qui ex stirpe Habspurgo-Austriaca sacra Corona in Reges Hungarorum Reginasque redimiti sunt, industria Synchronorum scriptorum adumbrata“ (Pestini 1790, Fol.); – „Vestigia Comitiorum apud Hungaros ab exordio Regum eorum in Pannonia usque ad hodiernum diem celebratorum; insertis Decretis Comitialibus, partim anecdotis, partim sparsim hactenus editis, quae in Corpore Juris Hung. vel penitus desiderantur, vel textu von integro referuntur“ (Budae 1790, 8°.); – „Supplementum ad Vestigia Comitiorum etc.“, Tom. I–III (Budae 1798–1801, 8°.); – Institutum Diplomatico-Historicum I. Regni Hung. Regnorumque ac Provinciarum sacrae illius Coronae Juribus obnoxiarum“ (Pestini 1791, 8°.); – „Institutio Grammatophylacii publici pro Instituto Diplomatico-Historico Regni Hung. Accedunt Quaesita Diplomatico-Historico-Juridica“ (Pestini 1792, 8°.); – [66] „Scriptores rerum hungaricarum Minores hactenus inediti, sinchroni aut proxime coaevi, quos e Codd. autographis, partim etiam apographis inter se rite collatis desumtos et collectos ex Grammatophylacio Széchéniano Instituti Diplomatico-Historici edidit“, Tomi duo (Budae 1798, 8°.); den ausführlichen Inhalt dieses für Ungarns Geschichte wichtigen Werkes gibt die: „Bibliotheca hungarica Francisci comitis Széchényi, Tom. 1, p. 622– 625, an; – „Formulae solennes Styli in Cancellaria Curiaque Regum, Foris minoribus ac Locis credibilibus authenticisque Regni Hungariae olim usitati, quas in subsidium Diplomiticae ac veteris Jurisprudentiae Hungaricae potissimum practicae Ante-Verböczianae e coaevis Codicibus Manuscriptis collectas edidit“ (Pestini 1799, 4°.); – „Codex authenticus Juris Tavernicalis statutarii communis ....“ (Budae 1803, 8°.); – „Nuncium ad Excelsos Regni Hungariae Proceres et universos Patriae Cives de Collectionibus et Elucubrationibus literariis, quibus sinceram rerum Hungaricorum notitiam e suo instituto Diplomatico-Juridico-Historico in lucem promere conatur“ (Budae 1804, 8°.); – „Sammlung kleiner noch ungedruckter Stücke, in welchen gleichzeitige Schriftsteller einzelne Abschnitte der ungarischen Geschichte abgezeichnet haben“, 1. Band (Ofen 1805, 8°.); – „Indices reales historici in Decreta Comitialia Serenissimorum ac Potentissimorum Regum Hungariae nova industria conscripti. Tomus Ius. Index realis geographico topographicus“ (Budae 1806, 8°.). Auch verfaßte K. den „Elenchus chronologicus actorum partim originalium authenticorum, partim antographorum, partim apographorum ex Archivio Verantiano Draganichiano“, welches Archiv, als Dalmatien im Jahre 1797 von den französischen Waffen bedroht ward, nach Wien und von dort später nach Pesth gebracht wurde, wo es zur Stunde noch im National-Museum aufbewahrt wird. Ein würdiger Nachfolger auf dem von ihm betretenen Pfade war sein Sohn Joseph Nikolaus, dessen Lebensskizze schon S. 63 mitgetheilt wurde.

(Hormayr’s) Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, 4°.) Jahrgang 1810, S. 147: Briefe Johannes von Müller’s an Friedrich Nicolai, welche Nachrichten über Kovachich, zugleich aber folgendes Urtheil Müller’s über ihn enthalten: „Vor mehreren Jahren lernte ich K. zu Wien kennen. Einen eisernen Fleiß, eine gesündere Kritik und größere Loyalität in der Mittheilung habe ich nirgendwo gefunden, und wie sehr wäre zu wünschen, daß seine reichen Sammlungen, welche über alle Reiche und Länder Pannoniens, Daciens, Illyricums, Mösiens und über so viele große und merkwürdige Menschen neues Licht verbreiten, herauskommen könnten“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: deuschen.